Vogeltotschlag

Windkraftanlage tötet Seeadler
Wolgaster Jagdpächter gab Greifvogel zur Untersuchung ab
Wolgast (OZ) Der Windpark vor den Toren der Stadt hat offensichtlich ein erstes und leider prominentes Opfer gefordert. Ein ausgewachsener Seeadler muss am Sonnabend bei starkem Wind zwischen die Rotoren eines Windrades gekommen sein und verendete dann an den Folgen.
Der Wolgaster Jagdpächter Torsten Keller war während eines Kontrollganges in seinem Jagdrevier auf sich streitende Krähen und Kolkraben unter einem Windrad aufmerksam geworden. Die führten ihn schließlich zu dem traurigen Fund. Der Adler hatte eine Schlagwunde in Brusthöhe. Keller informierte die Polizei, brachte den Vogel zum Förster und sprach mit dem Staatlichen Amt für Umwelt und Natur (StAUN). Später wurde der Greif eingefroren, um danach von Mitarbeitern des StAUN abgeholt und zur Untersuchung nach Berlin gebracht zu werden. Nach der Analyse bekommt Herr Keller den als größten deutschen Greifvogel geltenden Seeadler zurück. Er will ihn präparieren lassen.
Mit diesem Vorfall wurde zugleich die Theorie widerlegt, dass Windparks für Vögel ungefährlich sind.
ST. BR. Ostsee-Zeitung vom 2. Februar 2002

Drei Bussarde in drei Monaten
Ein vereidigter (landwirtschaftl.) Sachverständige fand zwischen September und Dezember 2001 in seinem in den "Seewiesen" auf der Gemarkung Stetten gelegenen Acker, dem zwei Windrotoranlagen benachbart sind, drei erschlagene Greifvögel. Bei dem ersten Fund handelte es sich um einen jungen Turmfalken, der zweite war der Beschreibung nach ein Bussard. Bei dem dritten und hier dokumentierten Fund traf es erneut einen Bussard. Die toten Tiere wurden stets im gleichen Bereich - 150 bis 250 m in süd-süd-östlicher Richtung von den Anlagen entfernt - gefunden. In allen drei Fällen fehlte der Kopf der verunglückten Vögel. (11.01.02)

Sowohl Mäusebussarde als auch Turmfalken können in dem aus 16 Anlagen bestehenden Windindustriepark häufig beobachtet werden. Offenbar kommen die Tiere nicht so gut - wie bisher angenommen - mit den Rotoranlagen zurecht. Vermutlich stellen Luftwirbel in der weiteren Umgebung der Anlagen ein bisher unterschätzes Gefährdungspotential dar. - Um eine Vorstellung von den Turbulenzen und deren Intensität zu erhalten, mit denen Vögel im Bereich von Windrotoren konfrontiert werden, sei Punkt 4.3.2 des Winderlasses NRW angeführt. Luftwirbel im Bereich von Windturbinen werden von den Anlagen bzw. deren Rotoren verursacht. Sie sind von solcher Intensität, daß die Standsicherheit benachbarter Anlagen bei zu geringen Abständen beeinträchtigt wird. Der Winderlass bezieht sich auf die als Richtlinie angenommenen Vorgaben des Deutschen Bautechnischen Institutes. Bei Abständen von weniger als 5 Rotordurchmessern in Hauptwindrichtung sind Auswirkungen auf die Standsicherheit der Anlage zu erwarten, da in Abhängigkeit von den örtlichen Verhältnissen (Topografie, Nabenhöhe, Windgeschwindigkeit) die Turbulenzintensität des Windes größer werden kann, als in der Richtlinie vorgegeben. Bei einem Rotordurchmesser von 70 m beträgt der einzuhaltende Mindestabstand 210 m in Nebenwindrichtung und 350 m in Hauptwindrichtung.
Hinsichtlich des Vogelschutzes ist die Frage zu klären, in welcher Weise die von Windrotoren hervorgerufenen Turbulenzen den Flug verschiedener Vogelarten beeinträchtigen, und ob die Vögel - bedingt durch Luftwirbel - einer erhöhten Gefahr des Verünglückens an Windrotoren ausgesetzt sind.

"Verschiedenen Untersuchungen nach ist das Gefährdungspotential durch den sog. Vogelschlag insbesondere für Greifvögel und andere Großvögel erheblich, unter diesen vor allem solche, die wie die Weihen häufig Thermikwinde (z. B. beim Beutetransport) ausnutzen. - Bei Gibraltar verunglückten z. B. Gänsegeier an Windenergieanlagen nach Beobachtungen von Ornithologen beim Thermiksegeln." (Übermittelt v. H. Illner) In den USA verunglückten eine große Zahl von Golden Eagle durch Windrotoren ...


Nordkurier, Dienstag, 30. April 2002,  15 Uhr 57 Minuten. 
Operation rettet verletzten Adler - Bei aufwändigem Eingriff arbeiten Veterinär- und Humanmediziner Hand in Hand 
Von unserem Redaktionsmitglied Petra Konermann
Waren/Röbel. Mit einer aufwändigen Operation wurde jetzt im Warener Müritz-Museum einem verletzten Seeadler geholfen. Hand in Hand arbeiteten bei der Rettungsaktion Adlerbeauftragter, Ornithologen, Veterinärmediziner und Humanmediziner zusammen. Die gute Nachricht zuerst: "Harald", wie der verletzte Greifvogel getauft wurde, befindet sich auf dem Wege der Besserung und bewohnt jetzt eine Pflegestation des Naturhistorischen Landesmuseums.
Dabei sah es anfangs gar nicht so gut aus für "Harald": Dem Seeadler wurde eine Windkraftanlage bei Anklam zum Verhängnis. Bei strahlendem Sonnenschein flog er in die Rotorblätter und verletzte sich. "Das gibt uns noch Rätsel auf. Denn eigentlich haben Seeadler gute Augen und übersehen normalerweise so ein großes Hindernis nicht", gibt Frank Seemann vom Müritz-Museum zu Bedenken.
Ornithologen setzen hier mit ihren Forschungen an, denn innerhalb von nur vier Wochen ist bei Wolgast ein zweiter Seeadler in sich bewegende Rotorblätter geraten. Für ihn kam jede Hilfe zu spät. Er starb. "Vielleicht verwirrt die Schlagschattenbildung die Vögel. Das ist aber wirklich nur eine Vermutung. Es muss weiter geforscht werden", stellt Frank Seemann klar.
Frank Liebig, Tierarzt aus Röbel, nahm sich des verletzten Tieres an. Erfahrungen hat der Veterinärmediziner mit Greifvögeln bereits ausreichend sammeln können. Denn er betreut auch die Tiere der Falknerei in Wredenhagen.
Greifvögel als Hobby
"Das ist mittlerweile auch mein Hobby geworden", meint Frank Liebig. Bei der Operation von "Harald" zog er einen anderen Fachmann hinzu: Dr. Döhler, Chefchirurg der Plauer Klinik, erklärte sich bereit, den Adler mit zu operieren. "Wir haben den verletzten Flügel mit zwei Nägeln wieder zusammengefügt. Das war schon eine komplizierte Operation. Die Elle war einmal gebrochen, die Speiche wies einen doppelten Trümmerbruch auf", erläutert Frank Liebig. Beide Fachmänner benutzten für die Operation Material, das normalerweise in der Kinder-Chirurgie Anwendung findet. "Spezielles Material ist nötig, um die Flugfähigkeit des Tieres zu erhalten", erläutert Frank Liebig.
Ziel ist Auswilderung
Im Keller des Museums bekam der etwa fünf Jahre alte "Harald" sein Krankenlager und wurde hier auch mit Nahrung und Medizin versorgt. Dabei musste Frank Seemann vorsichtig zu Werke gehen, denn es handelt sich nach wie vor um einen Wildvogel, der zur Verteidigung seinen Schnabel und seine Krallen einsetzen kann. "Das soll auch so bleiben. Wir wollen ihn gar nicht an den Menschen gewöhnen. Unser Ziel ist eine Auswilderung, nachdem der Vogel vollständig genesen ist", unterstreicht Frank Seemann. Froh ist der Präparator und Ornithologe über die Unterstützung, die er von Stadt, Landkreis und Land bekommt, um die aufwändige Operation zu bezahlen.  
Gleichzeitig hält der Warener es auch für die Pflicht von Naturschützern, sich für verletzte Seeadler zu engagieren. "Sie sind das Wappenbild des Nationalparkes, das Sinnbild des Naturschutzes schlechthin. Mit ihnen wird Werbung gemacht. Um sie zu sehen, reisen Touristen an. Da ist es selbstverständlich, dass man sich für seine Rettung einsetzt", ist seine Meinung. Um 1900 war d   er Seeadler in unserer Region fast ausgestorben. Es gab damals lediglich zwei Brutpaare. Heute gehört die Müritzregion zu dem Gebiet in Europa, das mit 148 Brutrevierpaaren die meisten Seeadler aufweist. Wissenschaftlich begleitet Daher geht das Interesse an"Harald" auch über die Kreisgrenzen hinaus. So begleitet das Institut für Wirbeltierforschung Berlin die Operation und die Heilungsphase wissenschaftlich. "Die Erfahrungen, die wir hier sammeln, sollen publiziert werden", berichtet Frank Seemann. Davon können dann andere Auffangstationen profitieren, die sich um verletzte Artgenossen "Haralds" kümmern.

Operierter Adler "Harald" wurde eingeschläfert
Waren - Seeader "Harald", der sich nach dem Zusammenstoß mit einem Windrad schon fast erholt hatte, ist tot. Das fünfjährige Tier musste am Wochenende eingeschläfert werden, sagte Adler-Betreuer Frank Seemann, der das Tier im Warener Müritz-Museum gepflegt hatte, "Harald" hatte sich bei dem Zusammenstoß mit dem Windrad bei Anklam den Flügel gebrochen. Die Wunde war nach der Operation bereits gut verheilte doch der Adler hatte sich an der Stelle aus unerklärlichen Gründen selbst schwer verletzt. "Das Tier machte schon erste Flugversuche", sagte Seermann. Das betroffene Gelenk war aber nicht mehr heilbar. - 07.05.02, DIE WELT

Wildtierexperte Kruckenberg im Sender Freies Berlin
[...] Wie das Fachblatt der nordamerikanischen Windkraftbranche, Windpower Monthly, in seiner Juliausgabe 00 berichtet, liegt die Todesrate bei den Steinadlern am kalifornischen Altamont-Pass bei nunmehr rund fünzig pro Jahr, aber auch etwa ebensoviele Eulen und noch mehr Habichte kommen in den Windkraftanlagen um. “Kalifornien ist bei uns gefeiert als Vorzeigegebiet für die Windenergienutzung in Amerika - da gibt es ganz erhebliche Probleme mit dem Steinadler in dessen bedeutendstem Brutgebiet. Dort sind in der Zeit von 1995 bis 1998 fünfundachtzig Steinadler verunglückt – aber insgesamt hat man 680 Fälle von Vogelschlag, also Vogelunglücken an Windanlagen festgestellt. Ein Biologe, der dort eine Untersuchung anstellte, hat Steinadler mit Radiosendern versehen, von diesen 179 besenderten Steinadlern überlebten nur achtzig.“
Ein Blick nach Spanien. Über Gibraltar ziehen auch sehr viele deutsche Großvögel , darunter Störche und Adler, nach Afrika. Seit man bei Gibraltar Windkraftwerke errichtete, häufen sich tödliche Kollisionen.
Kruckenberg:“Gemäß einer Untersuchung haben die Geier riesengroße Probleme mit diesen Windanlagen, weil sie auf passende Winde warten müssen, um nach Afrika zu fliegen – und bei entsprechend ungünstigen Winden in den Windanlagen verunglücken. Es ist aber anzunehmen, daß es auch für unsere Störche gilt – die dort ebenfalls entlangmüssen – und für alle Vögel, die diese Thermik ausnützen.“
Der Studie zufolge wurden bereits im Jahr 1995 dreiundvierzig tote Gänsegeier und vierzig weitere große bis mittelgroße Greifvögel gefunden. Die Dunkelziffer ist hoch, da man nicht alle Tiere entdeckt, viele zudem verletzt noch weiterfliegen, dann erst verenden. Die Gänsegeier übrigens waren ausgerottet, wurden in Südfrankreich mit Millionenaufwand wieder angesiedelt, stehen theoretisch unter besonderem Schutz.
Stimmt denn die Behauptung des Bundesverbandes Windenergie dann wenigstens für Deutschland?
"Keineswegs – selbst die besonders gefährdeten Schwarzstörche werden tot unter den Metalltürmen gefunden."
Kruckenberg: “Mir selber sind bekannt Wildgänse, Nonnengänse, Höckerschwäne, die wir selber unter Windanlagen gefunden haben. Es gibt hier offensichtlich schon häufiger diese Vogelunglücke – aber in Deutschland schaut man da nicht so gerne nach. In Deutschland ist man nicht so begeistert dabei, solche Technikfolgeuntersuchungen zu machen.“
Dabei ist Vogelschlag aus Sicht der Umweltexperten nicht einmal das Hauptproblem. Die riesigen Rotoren der Windanlagen machen Lärm, bewegen sich heftig – vorhersehbar streßt, vertreibt, verscheucht das Tiere, wie die allseits so beliebten Kraniche. Biologe Kruckenberg studierte das Verhalten der Wildgänse – diese meiden Windkraftwerke stets großräumig, so daß ihnen allein in Niedersachsen enorme Äsungsflächen verlorengingen, ganze Rastgebiete komplett aufgegeben wurden.
Kruckenberg: “Es gibt ähnliche Untersuchungen über Goldregenpfeifer und Großbrachvögel, die genau diesen Vertreibungseffekt belegen, das heißt, unsere wirklich wichtigen Vogelrastgebiete werden stark entwertet, wenn man dort Windenergieanlagen aufbaut. Diese ständige Bewegung in einer vollkommen unnatürlichen Höhe löst da eben einfach Fluchtreflexe aus. Als man bei uns an der Nordseeküste mit den Windanlagen angefangen hat, war den meisten Leuten das Problem gar nicht bewußt. Es kam eben erst, als man feststellte – oh, jetzt sind die Vögel ja nicht mehr da.“ - Wildtierexperte Kruckenberg: „In Norddeutschland wird der Windkraftanlagenbau mit Brutalität und Korruption vorangetrieben.“


taz: Flieh, Fledermaus, flieh
Forscher konnten inzwischen nachweisen, dass die Rotoren Fledermäuse auch in Mengen töten können. Immerhin erreichen die Blätter an ihrer Spitze Geschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometer. Und wenn in kühleren Nächten die Reibungswärme massenhaft Insekten anzieht, können Fledermäuse offenbar nicht widerstehen, ihnen zu folgen. Dabei geraten die fliegenden Säuger in heftige Turbulenzen und können von den Rotoren regelrecht zerschreddert werden. Das Verwaltungsgericht Dresden hat unlängst den Bau von zwei Anlagen im Landkreis Bautzen untersagt. Grund: erhebliche Kollisionsopfer beim Großem Mausohr und dem Großem Abendsegler.


Uhu-Totfund
"Von Mitarbeitern der Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen e. V. (EGE) tot aufgefundener Uhu in der Nähe des Windparks "Auf der Warth" in Heimbach-Vlatten, Gemarkung Hergarten (Kreis Düren, Nordrhein-Westfalen).
Die Entfernung zwischen Uhu und Windenergieanlagen beträgt ca. 1.300m. Die rechte Handschwinge weist im Bereich des Handgelenkes mehrere Frakturen sowie zahlreiche Hämatome auf. Dass der Uhu an den Windenergieanlagen verunglückt ist, liegt nahe, konnte aber nicht zuverlässig geklärt werden. Daher hat die EGE von einer Meldung des Fundes an das Zentralregister der Staatlichen Vogelschutzwarte des Landes Brandenburg für Tierverluste an Windenergieanlagen abgesehen." Europäischen Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (Egeeulen@aol.com). 09.10.2004

Den Vögeln zuliebe: Windräder gestoppt


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