>netzpraxis<
ist eine Fachzeitschrift des VDEW. Nach anfänglichem
großem Interesse der Redaktion und der Zusage, diese
wichtigen Beobachtungen gleich in der nächsten Ausgabe
zu veröffentlichen, ist nichts geschehen: Keine
Veröffentlichung und auch keine Angaben zur
Nichtveröffentlichung, trotz mehrmaliger Nachfrage. VWEW
Energieverlag GmbH
Redaktion >>np<<, Herrn Dipl.-Ing. Günter
Fenchel
Rebstöcker Straße 59
60326 Frankfurt am Main
Unerklärliche
Stromversorgungs-Ausfälle
Sehr geehrter Herr Fenchel,
Anfang Oktober 2002 und im Februar diesen Jahres sind bei
zwei meiner Kunden Störungen in der Stromversorgung
aufgetreten, wie ich in meiner bald 50jährigen
Berufspraxis noch nicht beobachtet habe. Ich denke,
dieses Schadensbild müßte auch andernorts aufgetreten
sein. Um dieses festzustellen, bitte ich um
Veröffentlichung der Schilderung dieser beiden
Störfälle im Magazin "Netzpraxis", in der
Rubrik "Fachthema". Ich sende den Text
zusätzlich per E-mail an Ihre Adresse:
guenter.fenchel@t-online.de. Die beiden Schaltbilder kann
ich Ihnen nur anliegend mit der Post zusenden.
Vorspann
Der Verfasser berichtet über zwei derzeit noch
ungeklärte Versorgungsausfälle durch das Ansprechen der
Hauptsicherungen in Kundenanlagen. Fehler in den
Kundenanlagen konnten nicht festgestellt werden. Auch
nicht in den Versorgungsnetzen. Es ist anzunehmen, daß
ähnliche Vorfälle auch andernorts aufgetreten sind. Der
Verfasser ist für diesbezügliche Hinweise dankbar,
natürlich auch für Hinweise, die zur Ursachenklärung
beitragen können.
Beschreibung der Störfälle
Die ungewöhnlichen Versorgungsausfälle wurden durch
Ansprechen der Hauptsicherungen (Panzersicherungen)
ausgelöst. Dabei konnten weder in den Kundenanlagen noch
im Versorgungsnetz Fehler festgestellt werden. Beide
Kundenanlagen werden vom Verfasser seit vielen Jahren
komplett betreut. Wesentliche Anlagenteile wurden von ihm
installiert. Abnahmeprotokolle wurden bei der
Erstinstallation und den Wiederholungsprüfungen
erstellt. Die wesentlichen Daten wurden mit den
Ergebnissen der Messungen nach den Wiederinbetriebnahmen
verglichen. Abweichungen wurden keine festgestellt.
Kundenanlage A
Eine Wanderer-Raststätte wird über eine im Eigentum des
Kunden befindliche Gittermaststation aus einem 20 kV-Netz
versorgt (errichtet 1962). Die Meßeinrichtung des EVU,
Direktmessung für den Wirk- und Blindstromverbrauch,
befindet sich in der Maststation. Die
Niederspannungshauptleitung erstreckt sich über ca. 600
m von der Gittermaststation, zunächst als Freileitung,
am Ende ca. 80 m Kabel, bis in das Raststättengebäude.
Die drei Hauptsicherungen vor der Meßeinrichtung haben
einen Nennstrom von 80 A träg (Schraubsicherungen G lV 1
¼"), die drei Anlagenhauptsicherungen danach, in
der Maststation, 63 A (NH00). Zum Zeitpunkt des
Störfalles, am 08.10.2002, kurz nach 13:00 Uhr, war die
Wetterlage durch Sonnenschein und kräftig auffrischenden
Wind gekennzeichnet. Die Fehlersuche brachte kurz vor
14:00 Uhr folgendes Ergebnis: Die Hauptsicherungen der
Phasen L2 und L3 waren durchgebrannt. Die Hauptsicherung
der Phase L1 war in Ordnung. Ein auffälliges Ereignis,
das dem Störfall zuzuordenen wäre, wurde nicht
beobachtet. Die Messung der Strombelastung unmittelbar
nach der Wiederinbetriebsetzung (Vollastbetrieb zu diesem
Zeipunkt) - es wurden einfach nur die beiden
Hauptsicherungen L2 und L3 ersetzt - zeigte eine maximale
Stromaufnahme von 25 A in der Phase L1, 40 A in der Phase
L2 und 30 A in der Phase L3. Es konnten keine Fehler in
der Kundenanlage festgestellt werden.
Bild 1
zeigt das Schaltbild der Versorgungssituation der
Kundenanlage A.
Kundenanlage B:
Ein Einfamilienhaus mit normaler Elektroinstallation und
mit Elektro-Wärmespeicherheizung sowie
Warmwasserversorgung durch zwei Kleinspeicher á 2 kW und
einem Durchlauferhitzer mit einer Leistung von 9/18 kW,
wird von einem Niederspannungs-Kabelnetz versorgt. Das
Haus ist Teil einer üblichen Doppelhaus-Bebauung in
diesem Stadtteil und steht mitten in einem Straßenzug
(in den Nachbarhäusern wurden keine Störungen in der
Stromversorgung bobachtet). Die drei Hauptsicherungen vor
dem Zweitarif-Wirkverbrauchzähler haben einen Nennstrom
von 63 A (NH1), die Anlagen-Hauptsicherungen danach haben
einen Nennstrom von 50 A träg (E33). In dieser Anlage
kam es in der Nacht vom 23. zum 24.02.2003 zu einem
Störfall mit einem gleichen Schadensbild wie bei der
Kundenanlage A. Die Hauptsicherungen der Phasen L1 und L2
waren um ca. 6:30 Uhr durchgebrannt, ca. 8,5 Stunden nach
der Ladefreigabe für die Wärmespeicherheizung um 22:00
Uhr, wie man aus der Differenz der Laufzeitanzeige des
Aufladesteuergerätes zur aktuellen Tageszeit errechnen
konnte. Auch hier waren weder Fehler in der Kundenanlage,
noch im Versorgungs-Kabelnetz feststellbar. Alle
Sicherungen nach dem Zähler waren in Ordnung. Die
aktuellen Meßwerte der Wärmespeicher-Heizgeräte
(symmetrische Last, max. 29,5 A) stimmen mit den
Inbetriebnahmedaten von vor sieben Jahren überein.
Bild 2 zeigt das Schaltbild der Versorgungssituation der
Kundenanlage B.
Beide Störfälle sind umgehend dem zuständigen EVU
ausführlich mitgeteilt worden. Eine Erklärung seitens
des EVU steht bis heute aus. Die Kostenübernahme der
Reparaturarbeiten durch das EVU wurde abgelehnt. Beide
Kunden sind in hohem Maße verunsichert. Für die
Wanderer-Raststätte, mit mehreren hundert Gästen an
Sonnentagen wie dem 8. Oktober 2002, sind solche
Stromausfälle enorm geschäftsschädigend.
Der Verfasser bittet um Mitteilung, ob gleichartige
Störfälle auch andernorts beobachtet wurden und um
Hinweise die zur Aufklärung der Ursachen dieser
ungewöhnlichen Störfälle beitragen können.
Theodor O. Blum, Elektromeister, Küssaberg
E-mail: theodor.o.blum@t-online.de
Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
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