"Zum Schaden von Fauna und Flora"

ALSENZ: Stellungnahme von Verbänden zum "Windparkfest"
"Am Sonntag, 20. Mai, führte die Windfirma Juwi in skandalöser Weise vor, was von ihrer vorgeblichen ökologischen Gesinnung zu halten ist." Das teilen die Kreisgruppen des Naturschutzbundes, Pollichia, Jagdverband und Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie in einer Stellungnahme zu unserem Artikel "In schwindelnder Höhe die Landschaft erleben" vom 22. Mai über das Windparkfest bei Alsenz mit.
Mitten in der Brut- und Setzzeit seien zum Schaden von Fauna und Flora mit "Freibier und Würstchen" viele Menschen mit ihren Fahrzeugen in die Gemarkung auf den Spannagel gelockt worden, was zu einer Störung und Beunruhigung nicht nur an Ort und Stelle, sondern in dem ganzen umliegenden Areal geführt habe, so die Verbände. Im Mai, wenn viele Wildtiere Junge führen, sei es unverantwortlich, Menschenmengen mit ihren Fahrzeugen in die freie Natur zu dirigieren.
Gerade in dieser Jahreszeit brauche die Natur Ruhe. Und: "Das Gelände ist wegen seiner Bedeutung als Biotop für seltene Großvögel Teil eines Schutzgebietes der EU (Special Protected Area - SPA). Der Windpark dort kam ausschließlich auf Grund eines Fehlers im Genehmigungsverfahren zustande und muss nach Ablauf der Betriebszeit zurückgebaut werden. Allein diese Situation verbietet es, an dem Ort einen Volksfestrummel zu veranstalten und einen ausgesprochenen Umweltskandal zu verursachen."
Im übrigen sei es bezeichnend, dass man meint, die Bevölkerung von den "Energiesystemen der Zukunft" auf dem Spannagel mit "Freibier" überzeugen zu müssen. Nur so und nicht auf Grund von Effizienz glaube man sich die Subventionen aus Steuergeldern und höheren Stromgebühren sichern zu können, mit denen solche Aktionen finanziert würden, um den Schaden für Landschaft und Natur noch zu potenzieren, "der dort ohnehin schon von diesen nutzlosen Industriebauten ausgeht", die Verbände weiter.
"Der im RHEINPFALZ-Bericht vom 22. Mai wiedergegebene Versuch, mit Zahlen und Nutzen die Spannagel-Windräder zu belegen, ist absurd, die Angaben sind laienhaft falsch und irreführend: Bei den angegebenen 5100 Kilowatt Nennleistung und einer auf Grund der Windverhältnisse in Rheinland-Pfalz durchschnittlichen Auslastung von 16 Prozent, erzeugen die Anlagen 7,1 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich. Das entspricht dem Verbrauch von 1182 Personen (durchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch 6050 Kilowattstunden laut Vereinigung deutscher Elektrizitätswerke). Der Beitrag zur Verminderung der Treibhausgase ist 0,0000425 Prozent bei einer theoretischen Gesamteinsparung von 0,5 Prozent an CO2 durch alle Windräder in Deutschland. An Atommüll werden 0,0085 Kubikmeter eingespart von (laut BUND) 220 Kubikmetern insgesamt." Die Zahlen seien gering und vernachlässigbar. "Da wegen der Unzuverlässigkeit des Windstroms die Stromkraftwerke ständig weiterlaufen müssen, ist die ökologische Bedeutung von Windrädern weniger als Null. "Bei der Überkapazität an Kraftwerken in Europa" sei solch eine Ersatz-Technologie ohnehin überflüssig. Treffend sei die Feststellung des Bund-Landesverbandes Niedersachsen: "Windkraftanlagen sind Industrieanlagen, die das Erscheinungsbild einer Landschaft verändern und ganzen Regionen den Charakter einer Industrielandschaft geben." (red)

RON - RHEINPFALZ ONLINE, Dienstag, 29. Mai , 03:45 Uhr

Naturschutzbund Gesellschaft für Pollichia Landesjagdverband
Kreisgruppe Donnersberg Naturschutz undOrnithologie Kreisgruppe Donnersberg Rheinland-Pfalz e. V.
  in Rheinland-Pfalz   Kreisgruppe Donnersbergkreis

An die
Redaktion der "Rheinpfalz"
Luitpoldstraße 20
67 806 Rockenhausen

Stellungnahme zu dem sogenannten Windparkfest am 20.05.01 auf dem Spannagel bei Kalkofen und dem "Rheinpfalz"-Bericht "In schwindelnder Höhe die Landschaft Spannagel erleben" vom 22.05.01.

 Sehr geehrte Damen und Herren,

die unterzeichneten nach § 29 Bundesnatutschutzgesetz anerkannten Landespflegeverbände bitten um ungekürzten Abdruck ihrer folgenden Stellungnahme zu dem o. g.  Vorfall sowie zu dem ausführlichen und mit Bild versehenen "Rheinpfalz"-Bericht dazu:

Am Sonntag, dem 20.05.2001, führte die Windfirma JuWi in skandalöser Weise vor, was von ihrer vorgeblichen ökologischen Gesinnung zu halten ist. Mitten in der Brut- und Setzzeit lockte sie zum Schaden von Fauna und Flora mit "Freibier und Würstchen" viele Menschen mit ihren Fahrzeugen in die freie Gemarkung auf den Spannagel bei Kalkofen, was zu einer Störung und Beunruhigung nicht nur an Ort und Stelle, sondern in dem ganzen umliegenden Areal führte. Im Mai, wenn viele Wildtiere Junge führen, ist es unverantwortlich, Menschenmengen mit ihren Fahrzeugen in die freie Natur zu dirigieren. Gerade in dieser Jahreszeit braucht die Natur Ruhe. Das Gelände ist wegen seiner Bedeutung als Biotop für seltene Großvögel Teil eines Schutzgebietes der EU (Special Protected Area [SPA]). Der Windpark dort kam ausschließlich aufgrund eines Fehlers im Genehmigungsverfahren zustande und muß nach Ablauf der Betriebszeit zurückgebaut worden. Allein diese Situation verbietet es, an dem Ort einen Volksfestrummel zu veranstalten und einen ausgesprochenen Umweltskandal zu verursachen.

Im übrigen ist es bezeichnend, daß man meint die Bevölkerung von den "Energiesystemen der Zukunft" auf dem Spannagel mit "Freibier" überzeugen zu müssen. Nur so und nicht aufgrund von Effizienz glaubt man sich die Subventionen aus Steuergeldern und höheren Stromgebühren sichern zu können, mit denen solche Aktionen finanziert werden, um dem Schaden für Landschaft und Natur noch zu potenzieren, der dort ohnehin schon von diesen nutzlosen Industriebauten ausgeht.

Der in der "Rheinpfalz"-Bericht vom 22.05. wiedergegebene Versuch, mit Zahlen den Nutzen der Spannagel-Windräder zu belegen, ist absurd, die Angaben sind falsch und irreführend: Bei den angegebenen 5100 Kilowatt Nennleistung und einer aufgrund der Windverhältnisse in Rheinland-Pfalz durchschnittlichen Auslastung von 16 Prozent erzeugen die Anlagen 7,1 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich. Das entspricht dem Verbrauch von 1182 Personen (durchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch 6050 Kilowattstunden laut Vereinigung deutscher Elektrizitätswerke [VDEW]), Der Beitrag zur Verminderung der Treibhausgase ist 0,0000425 Prozent bei einer theoretischen Gesamteinsparung von 0,5 Prozent an CO2 durch alle Windräder in Deutschland. An Atommüll sind es 0.0085 von (laut BUND) 220 Kubikmetern insgesamt.

Die Zahlen sind bis zur Lächerlichkeit gering und vernachlässigbar. Da wegen der Unzuverlässigkeit des Windstroms die Stromkraftwerke ständig weiterlaufen müssen, ist die ökologische Bedeutung von Windrädern weniger als null! Bei der Überkapazität an Kraftwerken in Europa ist solch eine "Ersatz"-Technologie, wie sie zuvor nur in der Wahnsinnszeit des Dritten Reiches propagiert wurde, ohnehin überflüssig. Treffend ist die Feststellung des BUND, Landesverband Niedersachsen: "Windkraftanlagen sind Industrieanlagen, die das Erscheinungsbild einer Landschaft verändern und ganzen Regionen den Charakter einer Industrielandschaft geben."

In schwindelnder Höhe die Landschaft erleben

Alsenz/Oberndorf: Windpark präsentiert sich der Öffentlichkeit - Lange Warteliste zur Besteigung der Windräder

Viele hundert Menschen nutzten die Gelegenheit, sich am vergangenen Sonntag vor Ort über die Windkraftanlagen der Firma JUWI zwischen Alsenz Kalkofen und Oberhausen zu informieren (wir berichteten gestern kurz auf der Seite "Südwest"). Dabei bot das Windparkfest nicht nur "trockene" Fakten, sondern alternative Energiegewinnung zum Anfassen mit einem umfangreichen Rahmenprogramm, das für jede Generation und jeden Geschmack etwas zu bieten hatte.

Besonders die für die Besucher geöffnete Anlage der Firma Enercon mit einer Nabenhöhe von 69 Metern und ihrem Rotordurchmesser von rund 60 Metern, die bestiegen werden konnte, lockte viele Neugierige an. Auch wenn sich einige wenige von der langen Warteliste abschrecken ließen, scheuten sich viele nicht vor dem Aufstieg über die senkrecht stehende Leiter im Inneren des Turmes. Natürlich stand geschultes Personal bereit, um alle Fragen ausgiebig zu beantworten und die Aufsteigwilligen mittels Haken zu sichern

Fast während der gesamten Zeit war das Festzelt bis auf den letzten Platz gefüllt, denn selbstverständlich wurde auch an das auch im das leibliche Wohl gedacht. Karl-Ludwig Burkhard spielte als Alleinunterhalter auf und der Gesangverein Alsenz trug mit Liedbeiträgen zur Geselligkeit bei. Die Kinder konnten sich an einem Malprogramm beteiligen oder sich einfach im Stroh vergnügen, während ihre Eltern sich mit Infobroschüren versorgten, die auch wertvolle Informationen zur privaten Nutzung von Solarenergie beinhalteten.

Unterhalb der Windräder führten Mitglieder des Interessenkreises Kunstdrachen aus Waldalgesheim in luftiger Höhe eine Drachenshow vor.

Seit 1999 betreibt die Firma JUWI Windenergie GmbH den Windpark mit fünf Anlagen, die zusammen eine Leistung von 5100 Kilowatt erbringen können. In einem Jahr werden nach Angaben der Betreiber rund 8,3 Kilowatt Strom erzeugt, was dem durschnittlichen Verbrauch von 5200 Personen entspricht. Nach Firmenangaben wird die Luft dadurch um zirka

8500 Tonnen Kohlendioxid, 23 Tonnen Stickoxide, 72 50 Kohlenmonoxid und 57 Tonnen Schwefeldioxid entlastet. Im Vergleich zu einem Atomkraftwerk würden 25 Kilogramm Atommüll gespart. Durch technische Verbesserungen konnten mittlerweile auch die anfänglichen Geräuschemissionen abgestellt werden.

Neben der Nutzung von Windenergie oberhalb von Alsenz oder  auf dem Schneebergerhof setzen die Firmeninhaber  Fred Jung und Matthias Willenbacher  verstärkt auf Solartechnik, wie die Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach des Nordpfalz-Gymnasiums in Kirchheimbolanden oder der Gutenbergschule  in Göllheim zeigen. Aber  auch komplette Paketangebote zur Energiegewinnung für private Nutzer wurden am Sonntag präsentiert.

Vom frühen Morgen bis in die späten Abendstunden herrschte ein reges Kommen und Gehen rund um die Anlagen, die mittlerweile zum Landschaftsbild gehören. (mhz) 

RHEINPFALZ, 22.05.2001, gedruckte Ausgabe (mit Bild)