Rheinsberg: Im Windschatten der Castortransporte III Grüne Liga Ostdeutschlands:Trittin verstößt gegen Bundesnaturschutzgesetz / Termin der Rheinsberger Castor-Transporte von ihm persönlich festgeleg / “grobe Fehler begangen“ / Schutz seltener Adler nicht respektiert

Nach neuesten Recherchen steht fest: Die Verantwortung für die Anfang Mai geplanten naturschutzfeindlichen Castor-Transporte aus dem stillgelegten DDR-Atomkraftwerk Rheinsberg liegt ganz allein bei Bundesumweltminister Jürgen Trittin. Wie das Brandenburger Innenministerium in Potsdam auf Anfrage mitteilte, sei der Termin von ihm festgelegt worden, die Transporte seien Bundesangelegenheit.

Norbert Wilke, brandenburgischer Geschäftsführer der Grünen Liga, des größten ostdeutschen Umweltschutzverbandes, gegenüber dieser Website: “Das Bundesumweltministerium verstößt damit gegen das Bundesnaturschutzgesetz – und das recht eindeutig, ebenso die zuständigen Potsdamer Ministerien“. Paul Sömmer, Greifvogelexperte der Brandenburger Naturschutzstation Woblitz, betonte, daß die Existenz von immerhin vier Fischadlerhorsten auf Hochspannungsmasten in unmittelbarer Nähe des Atomkraftwerkes seit Jahren bekannt sei. Gerade in der Brutzeit müßten die 500-Meter-Horstschutzzonen laut Gesetz besonders strikt respektiert werden.

Die Entfernung zu den Gleisen, auf denen die Castorbehälter abtransportiert werden sollten, betrage nur an die dreißig, vierzig Meter. Gerade vom Bundesumweltministerium hätten die Artenschutzaspekte besonders eingehend geprüft werden müssen. „Es scheint, daß die Genehmigung und die Festlegung des Termins unter Umgehung all dieser Faktoren erfolgten.“

Derzeit würden am Atomkraftwerk bereits Stacheldrahtverhaue angelegt, Sperren errichtet. Dies deutet darauf hin, daß mit Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten, Polizei und Bundesgrenzschutz direkt an den Adlerhorsten gerechnet wird. Sömmer forderte deshalb noch einmal ausdrücklich ebenso wie Wilke, daß der Transporttermin unbedingt verlegt werden muß.

Der Grüne-Liga-Geschäftsführer: “Durch die von Demonstranten und den Sicherheitskräften erzeugte Unruhe dürften die Adler ihre Brut aufgeben – das wäre katastrophal für den Artenschutz der Region in diesem Jahr, erreichte Erfolge würden zunichtegemacht.“

Das Brandenburger Umweltministerium erklärte auf Anfrage, daß trotz der Naturschützerproteste bis auf weiteres nicht vorgesehen sei, den Termin zu verschieben. Es stellte klar, daß der Bund Eigentümer des DDR-Atomkraftwerkes sei. Die zum Rückbau gegründete Firma gehöre hundertprozentig dem Bundesfinanzministerium.

Der gesamte Abriß bis 2010 koste den Steuerzahler 6, 3 Milliarden Mark. Daraus sei zu ersehen, mit welchen immensen Kosten beim Rückbau der westdeutschen Atomkraftwerke zu rechnen sei. Das Ministerium gab zu verstehen, die Frage der Horstschutzzonen für Rote-Liste-Arten wie Fischadler und Wanderfalken am Atomkraftwerk Rheinsberg bisher nicht ausreichend beachtet zu haben. Deshalb müßten nun sofort die bereits vor Ort eingesetzten Polizeikräfte über ökologisch sensible Standorte informiert werden. „Wenn unter einem Adlerhorst Wasserwerferschlachten toben sollten oder sonstwie Lärm entsteht, wäre das natürlich für diese Tiere gefährlich.“

Wie das Landesumweltamt mitteilte, habe eine leichte Zunahme der „Ableitungen radioaktiver Stoffe mit der Fortluft“ mit dem Beginn der Demontagearbeiten im Jahre 1997 eingesetzt. Die radiologische Überwachung sorge jedoch beim Überschreiten der Grenzwerte für einen automatischen Ableitungsstopp. Das Umweltministerium erklärte indessen dazu, es gebe keine Hinweise, daß es bei dem Rückbau zu Überschreitungen von Grenzwerten gekommen sei. kh

Quelle: http://wilfriedheck.tripod.com (29.3.01).