neuere Artikel


Braunschweiger Zeitung, 12.12.03
Flügelkampf beim Thema Windenergie
Nach dem Fraktionsausschluss: CDU-Ratsherr wehrt sich gegen den Vorwurf, Gemeinde- und Privatinteressen verquickt zu haben
Von Stephan Hespos
WINNIGSTEDT. Die Zeit brauchte er, um sich zu sammeln. Wochen nach seinem Ausschluss aus der Winnigstedter CDU-Gemeinderatsfraktion bezieht Andreas Twelckmeyer nun Stellung zu dem erhobenen Vorwurf, er habe Privatinteressen über das Wohl der Gemeinde gestellt. Im Gespräch mit unserer Zeitung versicherte der 45-jährige Landwirt: "Ich bin mir keiner Schuld bewusst." Zugleich übte er heftige Kritik an Bürgermeister Hans-Erick Bewig (CDU).
Im Kern geht es bei der Auseinandersetzung um das geplante Aufstellen von Windkraftanlagen. Die Natur-Energie GmbH war Anfang des Jahres an die Kommune herangetreten, um im Vorranggebiet zwischen Winnigstedt und Gevensleben fünf rund 150Meter hohe Windräder aufstellen zu dürfen. Nach einem entsprechenden Ratsbeschluss suchten die Eigentümer der dortigen Grundstücke Kontakt zu einem Anwalt, der ihre Interessen vertreten sollte. Den Planungen zufolge waren auf dem Areal von Andreas Twelckmeyer zwei Anlagen vorgesehen.
Schwierige Verhandlungen
Die Vertragsverhandlungen gestalteten sich aber offenbar schwieriger als erwartet. Nach Auskunft von Rechtsanwalt Dr.Friedrich Dehne knirschte es vor allem an einer Sache: Wer zahlt einen eventuellen Rückbau? Die Befürchtung: Sollte das Unternehmen einmal pleite gehen, müssten die Grundstückseigentümer die Anlagen auf eigene Kosten abbauen lassen.
Nach offenbar zähen Verhandlungen wurde dann doch noch eine Einigung erzielt, die eine teilweise Sicherheit gewährte. Dann jedoch passierte laut Twelckmeyer Erstaunliches: "Die Natur-Energie erarbeitete kurzerhand einen neuen Plan und schloss zwei Verträge ab – mit Bürgermeister Bewig und einer Ratsherrin." Ergebnis: Nunmehr werden im nächsten Jahr zwar fünf Anlagen gebaut. Auf der mit 60Hektar größten Fläche in dem Gebiet, auf Twelckmeyers Grund und Boden, aber nur noch eine.
Wie es zu diesem Kurswechsel kommen konnte, darüber gehen die Meinungen auseinander. Bürgermeister Bewig wirft Twelckmeyer vor, den Investor mit seinen "überzogenen Forderungen" fast verprellt zu haben. In dieser Situation sei er, Bewig, in die Bresche gesprungen, um das Vorhaben nicht zu gefährden. Schließlich besitze er in dem fraglichen Gebiet ein Grundstück. Ferner soll Twelckmeyer versucht haben, einen anderen Investor für das Projekt zu interessieren. Bewig: "Die Planungshoheit hat die Gemeinde und nicht ein Privatmann."
"Alles Quatsch", schimpft unterdessen Andreas Twelckmeyer. Seiner Ansicht nach wollte sich vielmehr der Bürgermeister ein Stück vom lukrativen Kuchen abschneiden. Das weist Bewig strikt zurück: "Die zuerst ausgeguckten Eigentümer hätten den Vertrag doch abschließen können. Dann wären keine weiteren Gespräche erforderlich gewesen."
Die rechtlichen Bedenken bei den Verhandlungen hätten laut Twelckmeyer aber auf jeden Fall geklärt werden müssen. "Ich bekomme jetzt nur eine Anlage. Wo bitte habe ich versucht, mich zu bereichern?"
"Treten Sie zurück"
Schockiert war Twelckmeyer auch über die Art und Weise, wie mit ihm umgegangen worden sei. In mehreren Telefonaten habe Bewig ihn unter Druck setzen wollen. In einem Schreiben der CDU-Fraktion an Twelckmeyer heißt es auffordernd: "Treten Sie zurück und ersparen Sie sich, Ihrer Familie und uns, dass der Öffentlichkeit weitere Details offenbart werden."
Darüber hinaus wirft ihm die Fraktion einen Verstoß gegen "Sitte und Anstand" vor: So soll Twelckmeyer in einem Gespräch mit dem SPD-Unterbezirksvorsitzenden und Schöppenstedter Bürgermeister, Karl-Heinz Mühe, versucht haben, beim Thema Windenergie Einfluss auf die Winnigstedter SPD-Fraktion zu nehmen.
Andreas Twelckmeyer bestreitet das. "Ich kann doch sprechen, mit wem ich will", entgegnet er der CDU-Fraktion, "das ist doch nicht strafbar". Die Sorge, er würde nach seinem Ausschluss aus deren Mitte die Mehrheitsverhältnisse im Winnigstedter Gemeinderat kippen wollen, seien unberechtigt: "So lange man mich nicht aus der Partei schmeißt, bleibe ich in der CDU."

Grafschafter Nachrichten Leserbriefe, 08.12.03
Unzulässig wegen "Befangenheit"
Betrifft: Windenergie
In einer landschaftlich reizvollen Gegend soll nach dem Willen des Gölenkamper Gemeinderates der größte Windpark der Grafschaft Bentheim entstehen. Dabei sind nach einer Umfrage fast 40 Prozent der Gemeindemitglieder gegen solche Mammutanlagen. Bei nur einzelnen Befürwortern stellt der Gemeinderat trotzdem den Antrag für eine Erweiterung des bereits bestehenden Windparks. Woher kommt diese Diskrepanz ?
Schon bei der Errichtung des jetzt bestehenden Windparks gab es juristische Probleme, aber was sich zurzeit unter den Ratsmitgliedern abspielt, kann man nur als "Gölenkamper Klüngel" bezeichnen. Dazu muss man wissen, dass drei von neun Ratsmitgliedern in Gölenkamp direkt von einer Verpachtung ihrer Grundstücke für die neuen "Windtürme" profitieren. Deutlicher kann eine Verquickung zwischen Amt und persönlichem Interesse nicht sein. Mit Hilfe des Mandats "in die eigene Tasche" wirtschaften? Das kann nicht sein.
So hat in einem vergleichbaren Fall auch das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz in Koblenz entschieden. "Urteil über Gemeinderat-Abstimmungen: An einer Entscheidung des Gemeinderates dürfen keine Ratsmitglieder teilnehmen, deren Beschlüsse ihrem eigenen Vorteil dienen, denn es sei nicht auszuschließen, dass der Betreffende ,befangen’ sei." (Az.: 8 B 11491/ 03.OVG)
Der Gölenkamper Gemeinderat hat einen Antrag auf Erweiterung des bestehenden Windparks gestellt. Dieser Antrag ist aufgrund der "Befangenheit" einiger Ratsmitglieder unzulässig und muss zurückgenommen werden. - Axel Schüring Gölenkamp 43 Uelsen

taz
Warum der Umweltminister von Brandenburg (SPD) ein WKA-Gegner ist
Nein. Denn Windkraft ist nicht gleich Klimaschutz. Zudem ist das Verfahren gar nicht so Kosten-Nutzen-effektiv, wie seine Befürworter gern vermitteln.
Beim Thema Windkraft drehen sich nicht nur Rotoren, sondern auch Meinungen. Auch ich habe früher die Nutzung der Windkraft eher positiv gesehen. Wenn ich mich jetzt als Kritiker von Windkraftanlagen oute, ist das auch eine gezielte Provokation. Bei bundesweit 13.000 Windkraftanlagen - davon 1.200 Windräder allein in Brandenburg - darf niemand die Augen davor verschließen, dass es an der Zeit ist, über Kosten, Nutzen und Alternativen nachzudenken.
Immer wieder lese ich schwärmerische Berichte von den vorzüglichen Umweltwirkungen der Windkraftnutzung. Hierzu ist zunächst einmal anzumerken, dass Windkraft an sich keine einzige Tonne Kohlendioxid substituiert. Vielmehr werden bei der Herstellung und Errichtung von Anlagen Unmengen an Klimagasen produziert. Bekanntlich ist in Europa genug Strom vorhanden. Kein Kohlekraftwerk wird schließen müssen, auch wenn der letzte Horizont durch Rotorblätter verwirbelt wird. In Deutschland, dem Land mit den meisten Windrädern der Welt, gehört die Windkraftbranche zu den großen Eisen- und Stahl-Verbrauchern. Bis ein Windrad so viel verwertbare Energie erzeugt hat, wie zu seiner eigenen Herstellung aufgewandt wurde, vergehen bis zu 20 Jahre.
Damit bin ich beim Thema Arbeitsplätze, welches die Windkraftbefürworter - offenbar weil Umweltargumente allein nicht als tragfähig empfunden werden - gern in den Mittelpunkt ihrer Argumentationen rücken. Wenn durch Windkrafträder oder Anlagenbauer Arbeitsplätze geschaffen werden, dann begrüße ich dies rückhaltlos.
Wie immer in der Wirtschaft ist aber auch hier eine Kosten-Nutzen-Rechnung anzustellen. Aus der Vorstellung des Energieberichts 2002 der Bundesregierung geht hervor, dass jeder Arbeitsplatz in der Windkraftbranche mit 150.000 Euro subventioniert wird. Ist dies Wertschöpfung in einer Region für eine Region? Ich kann nur vermuten, wie viele Windkraftanlagen im Eigentum geschlossener Beteiligungsfonds abschreibungswilliger Zahnwälte sind. In den allermeisten Fällen bleiben den Gemeinden nur die Pachteinnahmen für das Land, das sie den Betreibern von Windkraftanlagen zur Verfügung stellen. Alles andere: Pustekuchen (um im Bild zu bleiben).
Dass sich die Windkraft derzeit nicht rechnet, belegt letztlich das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mit seiner Einspeisungsverpflichtung in die Stromnetze. Zwar mag die propagierte monatliche Mehrbelastung mit einem Euro pro Familie auf den ersten Blick gering erscheinen; aber leider ist dies nur die halbe Miete. Denn um eben diese Netze überhaupt für die Aufnahme der Windkraft fit zu machen, müssen die regionalen Stromversorger Millionen investitieren, um die Schwankungen der Einspeisung ausgleichen zu können. Windkraftanlagen arbeiten nämlich diskontinuierlich: An durchschnittlich nur 77 Tagen im Jahr erzeugen sie Strom, während sie die restlichen 288 Tage stillstehen. Die erwähnten Investitionskosten werden auf die Stromkunden der jeweiligen Einzugsgebiete umgelegt. Diese Kosten können allerdings erheblich sein und die Strompreise insgesamt in die Höhe treiben.
Der Tourismuswirtschaft verdirbt die Verspargelung der Landschaft das Geschäft, wie Umfragen eindeutig belegen. Im Gegensatz zu Strommasten sind die bis zu 130 Meter hohen Windräder irritierende, bewegliche Landmarken. Bei Nacht und trüber Sicht sind ihre blinkenden Positionslichter ein Horror für Anwohner und Autofahrer. Dass gerade Umweltschützer, die doch sonst um jeden Meter Bach kämpfen, sich über die negativen Wirkungen von Windkraftfeldern auf die Aviofauna hinwegsetzen, will ebenfalls nicht in meinen Kopf. Gegen Windkraft zu sein, heißt noch lange nicht, gegen erneuerbare Energien zu Felde zu ziehen. Im Gegenteil sehe ich in diesem Bereich große Chancen für die Umwelt und für die Wirtschaft. Die Windkraft soll einen Platz, aber nicht den Platz im Energiemix bekommen. Wo Windhöffigkeit und Umgebung es zulassen, wird es auch langfristig Windkraftanlagen geben können.
Für Brandenburg etwa favorisiere ich die konfliktärmeren Möglichkeiten bei der Nutzung von Solartechnik und Biomasse - übrigens auch mit Blick auf den regionalen Arbeitsmarkt.
Die exklusive steuerliche Förderung der Windkraft hat die Entwicklung anderer erneuerbarer Energieträger gewiss nicht vorangetrieben - möglicherweise sogar blockiert. Nachdem die Stromnetze einmal für die Windkraftbetreiber ausgebaut sind, wird kaum ein Stromanbieter noch einmal Geld für die Biomasse oder den Solarstrom ausgeben wollen.
WOLFGANG BIRTHLER, 56, ist Minister für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg

Berliner Zeitung, 09.08.03
Hitze: Stromausfälle drohen
... Bei anhaltender Hitze drohen in Deutschland schon bald Stromausfälle. Sprecher der großen Energiekonzerne wollten am Freitag auf Anfrage der Berliner Zeitung regional begrenzte, vorübergehende Stromabschaltungen nicht mehr ausschließen, sollte infolge der Hitzewelle die Nachfrage nur geringfügig weiter steigen. Für diesen Fall seien bereits binnen weniger Tage akute Lieferengpässe zu befürchten. Offiziell bemühen sich die Konzerne allerdings noch, das Risiko regionaler Stromausfälle herunterzuspielen.

FTD, 09.08.03
http://www.ftd.de/ub/di/1059812051801.html?nv=hptn
.... Wegen der gestiegenen Wassertemperatur in den Flüssen verringerten drei der vier deutschen Atomkraftwerksbetreiber in den vergangenen Tagen die Leistungen ihrer Kraftwerke um bis zu 50 Prozent. Aber weder Eon, noch Vattenfall Europe und EnBW sehen dadurch Probleme bei der Stromversorgung entstehen. .... Auch der Verband der Elektrizitätswirtschaft (VdEW) sieht derzeit keinen Versorgungsengpass für die Industrie und die rund 44 Millionen privaten Haushalte in Deutschland. In den Ferienmonaten sei der Verbrauch üblicherweise niedriger als im Winter. Aber selbst für einen noch nicht erkennbaren höheren Stromverbrauch gebe es genügend Reserven, sagte eine Sprecherin.

Hannoversche Allgemeine
Atomkraftwerke schalten zum Schutz der Flüsse auf Sparbetrieb
.... Die geringeren Strommengen aus den Atomkraftwerken wie auch die Ausfälle aus der Windenergie würden durch höhere Erzeugung in anderen Kraftwerken kompensiert, hieß es. ...

Die Berliner Zeitung weiter:
Windkraft ist fast Totalausfall
Wegen der Trockenheit stark zurückgegangen ist europaweit zudem die Stromerzeugung aus Laufwasser-Kraftwerken. Nahezu als Totalausfall erweisen sich in Deutschland derzeit die Windkraftanlagen, die normalerweise mit einer Gesamtkapazität von 13 000 Megawatt zur Stromerzeugung beitragen sollen. In der ungewohnt stabilen Hochdrucksituation weht derzeit kaum ein Lüftchen, sodass die Rotoren der Windräder größtenteils stillstehen. In der Eon-Hauptschaltzentrale in Hannover etwa, in der die Stromeinspeisungen von Windkraftanlagen mit einer installierten Leistung von 6 000 Megawatt registriert werden, sackte das Windstromaufkommen in diesen Tagen auf ein Tausendstel der sonst gemessenen Werte ab.
Verstärkt wird der Stromengpass in Deutschland noch dadurch, dass das nahezu ausschließlich auf die Nutzung der Kernkraft festgelegte Nachbarland Frankreich seine Stromlieferungen nach Deutschland eingestellt hat. Stattdessen importieren die Franzosen jetzt in großen Mengen Strom aus Deutschland. Vor diesem Hintergrund haben die deutschen Stromerzeuger alle ihre noch zur Verfügung stehenden Kraftwerksreserven angeworfen. Weitere Leistungssteigerungen seien nicht drin, hieß es. RWE und Eon bestätigten, dass ihre vorhandenen Stromerzeugungsmöglichkeiten nun zu hundert Prozent ausgereizt seien. Das gelte in gleicher Weise auch für die anderen europäischen Stromunternehmen.


Hamburger Abendblatt, 09.08.03
Hitze lässt Strompreise steigen
Düsseldorf - Die anhaltende Hitzewelle treibt durch Leistungsminderungen bei den Atomkraftwerken die Strompreise nach oben, stellt aber nach Ansicht von Experten keine Gefahr für die Stromversorgung in Deutschland dar.
Drei der vier deutschen Atomkraftwerksbetreiber haben in den vergangenen Tagen auf Grund der gestiegenen Wassertemperatur in den Flüssen die Leistung ihrer Kraftwerke um bis zu 50 Prozent zurückgenommen. Aber die geringeren Strommengen aus den Atomkraftwerken wie auch die Ausfälle aus der Windenergie würden durch höhere Erzeugung in anderen Kraftwerken kompensiert, hieß es dazu bei den Stromkonzernen E.ON, Vattenfall Europe und EnBW. An der Leipziger Strombörse ...

Neues Deutschland, 08.08.03
Grüner Strom unter Spannung
Begehrlichkeiten und Widerstände begleiten die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes
Von Julia Wolf
Bundesumweltminister Jürgen Trittin füllt derzeit die Töpfe zur Förderung des Stroms aus erneuerbaren Energien neu auf. Noch in der Sommerpause will der Minister seinen bislang streng gehüteten Entwurf zur Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zur Diskussion vorlegen. Zwischen Januar und Juli 2004, heißt es in der grünen Bundestagfraktion, soll die Novelle in Kraft treten.
Das Papier aus dem Hause Trittin wird mit Spannung erwartet. Zum einen erhofft sich die junge, mittelständisch geprägte Branche auch künftig weit reichende Fördermechanismen und -gelder. Zum anderen will die energieintensive Industrie die vor Monatsfrist erstrittene Härtefallregelung nachbessern, um noch mehr Aluminium-, Kupfer- und Stahlschmelzen von den »Lasten« zu befreien, die die Umlagefinanzierung der EEG-Förderung durch alle Stromkunden mit sich bringt. Auch große Energieversorger wie e.on und EnBW wollen künftig stärker vom EEG profitieren und drängen auf entsprechende Vergütungen für Strom aus Offshore-Windparks und Wasserkraftanlagen mit mehr als 5 Megawatt (MW).
Ebenso groß wie die Begehrlichkeiten sind die Widerstände gegen die Förderung. Obwohl die Einspeisevergütung für den Öko-Strom im Haushalt von Bundesfinanzminister Hans Eichel überhaupt nicht auftaucht, wird sie quer durch Parteien und Interessengruppen als »Subvention« für Wind, Sonne und Biomasse diffamiert. Ein Blick in den Duden würde allerdings genügen, um zu erkennen, dass Subvention als »zweckgebundene Unterstützung aus öffentlichen Mitteln« und »Staatszuschuss« definiert und damit für das EEG nicht relevant ist. Die Windenergie habe inzwischen Subventionsausmaße wie die Steinkohle erreicht, verkündete dennoch kürzlich Volker Kauder, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion. Auch die CDU-Vorsitzende Angela Merkel sprach sich für eine »Kürzung der Subventionen bei der Windenergie« aus. Selbst die SPD-Bundestagfraktion zeigt sich gespalten. Der Ausbau der Windkraft im Binnenland sei bei erheblicher Akzeptanzverschlechterung energiepolitisch vergleichsweise wenig ertragreich und führe inzwischen zu erheblichen Konflikten innerhalb der Partei, ist in einem parteiinternen Diskussionspapier zur Novelle des EEG nachzulesen. Und Rolf Hempelmann, energiepolitischer Sprecher der SPD, sagt, dass es ohne Subventionen keinen Ausbau der grünen Energien gegeben hätte.
Will Jürgen Trittin sein grünes Vorzeigeprojekt über die desolate Haushaltslage, die Ignoranz und den Vorwurf der Subventionierung hinwegretten, muss er nun einerseits die Leidenschaft und andererseits teilweise berechtigte Vorwürfe der Überförderung aus der für den kommenden Herbst geplanten EEG-Diskussion nehmen. Beispiel Windkraft. Um Anreize für Bau und Betrieb effizienter Windräder zu setzen, müsste die Einspeisevergütung besonders »guter« Standorte künftig nicht nur symbolisch gesenkt werden. Insgesamt, so empfehlen Energie-Experten der SPD-Fraktion, sollte die Vergütung für Windstrom im Binnenland überhaupt nicht mehr steigen. Über den Ausbau von Offshore-Windparks besteht dagegen Konsens.
Einer Fraktionsempfehlung zufolge soll dazu die Anfangsvergütung bis 2010 erhöht oder eine eigene Offshore-Vergütung eingeführt und die Degression gleichzeitig ausgesetzt werden. Informationen aus dem Bundesministerium für Umwelt (BMU) zufolge ist die Einspeisevergütung von Strom aus Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen nach wie vor umstritten. Tendenziell werde eine solche Förderung in die EEG-Novelle einfließen. Allerdings sollen detaillierte Kriterien für Lage und Qualität der förderfähigen Flächen festgeschrieben werden. Im übrigen, ist im parteiinternen Papier zu lesen, sollte der natürlichen Lenkungswirkung auf gute Standorte nicht durch eine höhere Vergütung für schlechte Standorte entgegen gewirkt werden. »Photovoltaik unter Tage werden wir nicht fördern«, meint Hempelmann ironisch.
Beim Strom aus Biomasse aus, heißt es im BMU, könnten Betreiber insbesondere kleinerer Anlagen mit einer deutlich besseren Vergütung für den Einsatz nachwachsender Rohstoffe und »Stoffe landwirtschaftlichen Ursprungs« rechnen. Für große Wasserkraftanlagen soll sich dem Vernehmen nach ein Kompromiss abzeichnen, der an einen Vorschlag Baden-Württembergs angelehnt ist. Danach wird unter Berücksichtigung ökologischer Komponenten nur die durch die Modernisierung von Wasserkraftanlagen zusätzlich erzeugte Menge an Strom vergütet.

Unmut über Subventionslast
Diese zusätzlichen Maßnahmen der Energieversorger kosten die Stromkunden in diesem Jahr rund 450 Millionen Euro - zusätzlich zu der Einspeisevergütung für die Windkraftbetreiber in Höhe von zwei Milliarden. Außerdem subventioniert der Staat Zinsen für Förderdarlehen. Das kostet rund 150 Millionen. Insgesamt summiert sich dadurch die Windkraft-Förderung auf 2,6 Milliarden Euro. Bei rund 50.000 Jobs in der Windbranche heißt das: Jeder Arbeitsplatz wird mit etwa 52.000 Euro jährlich subventioniert. - ZDF Sendung Heute vom 5.08.03, WINDPARKS GERATEN IN DIE KRITIK Ökologisch sinnvoll, aber teuer

Gerichte in Deutschland und in den Niederlanden erkennen erstmals Schadenersatzforderung auf WERTMINDERUNG DER GRUNDSTÜCKE. durch Lärm an. Stand: 6. August 2003
Das Landgericht Bonn, Telefon Nr. 0228 7020, hat mit Urteil vom 29. 7. 2003, Aktenzeichen LG Bonn 10 O 505/99, erstmals eine Schadenersatzforderung wegen Fluglärm von insgesamt 136 287 Mark für WERTMINDERUNG DES GRUNDSTÜCKS sowie für Lärmschutzmaßnahmen dem Grunde nach, noch nicht der Höhe nach, anerkannt. Es ist ein Ausgleich gemäß § 906 Bürgerliches Gesetzbuch.

Rhein-Sieg-Anzeiger, 05.08.03
"Urteil mit Pilotcharakter"
Beim Ortstermin erlebten die Richter schier unerträglichen Krach Zum ersten Mal erkennt ein Gericht eine Schadenersatzforderung wegen Fluglärm an.
VON ALEXANDRA KLAUS
Bonn/Lohmar - Es war kein Betriebsausflug, zu dem sich die Richter der der 10. Zivilkammer des Landgerichts von Bonn aus aufmachten: Am 20. November vergangenen Jahres und dann nochmals am 22. Januar diesen Jahres weilte die Kammer in den späten Abendstunden in einem Lohmarer Wohnhaus aus dem 19. Jahrhundert - um sich persönlich einen Eindruck von der Fluglärmbelastung der Bewohner zu machen. Diese hatten im November 1999 Klage gegen die Flughafengesellschaft des Köln/Bonner Flughafens eingereicht und forderten insgesamt 136 287 Mark für Wertminderung ihres Grundstücks sowie für Lärmschutzmaßnahmen.

Nachdem die drei Richter, ein Sachverständiger sowie die beiden Verteidiger am ersten Abend von 21.55 bis 23.08 Uhr vier Überflüge und am zweiten Termin von 22 bis 23.46 Uhr sogar 22 Überflüge live miterlebt hatten, zeigte sich die Kammer beeindruckt: "Die Lärmbelästigung auf dem Außengelände wurde als schier unerträglich wahrgenommen, und selbst innen bei gekippten Fenstern noch als laut und störend", gab der Sprecher des Landgerichts, Daniel Radke, auf Anfrage des "Rhein-Sieg-Anzeiger" die Reaktionen wieder. Dabei sei zu berücksichtigen gewesen, dass die "Inaugenscheinnahme", wie der Lauschtermin im Amtsdeutsch genannt wird, in wachem Zustand und bei gespannter Aufmerksamkeit stattgefunden habe. Die Kammer könne sich sehr gut vorstellen, dass der Lärm in entspanntem, schläfrigem oder schlafenden Zustand als viel störender empfunden werde.

Das 3292 Quadratmeter große Grundstück liegt in Lohmar in einer Höhe von 176 Metern über Normalnull und in einer so genannten Höhenrückenlage. Der Kern des Wohnhauses wurde Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet, spätere Um- und Ausbauten ändern nichts an der Tatsache, dass das Gebäude wesentlich älter ist als der Flughafen, der seit 3. Januar 1959 betrieben wird. Wegen der Hanglage ist die Überflughöhe um 100 bis 150 Meter niedriger als in geographisch ähnlichen, aber flacheren Wohnlagen.

In der ländlichen, ansonsten ruhigen Gegend in einem gewachsenen Wohngebiet mache sich der Fluglärm besonders stark bemerkbar, hatten die Kläger ausgeführt. Das Gericht erkannte an, dass es zur Beurteilung von Wesentlichkeit von Lärm auch auf das subjektive Empfinden eines Menschen ankomme. Berücksichtigt wurden von dem Sachverständigen daher nicht der Mittelwert des Fluglärms, sondern auch die Spitzenpegel. Hatte die Verteidigung angeregt, nur bei geschlossenen Fenstern den Lärmpegel zu messen, schmetterten die Richter dies ab: In einem Wohnhaus sei es nicht zumutbar, bei ständig geschlossenen Fenstern zu leben.
Als "Urteil mit Pilotcharakter" bezeichnete der Bonner Anwalt der Kläger, Kurt Harzem, die Entscheidung. Wird von Juristen allgemein erwartet, dass gegen das Urteil Berufung beim Oberlandesgericht Köln eingelegt wird, wollte sich der Pressesprecher der Flughafengesellschaft, Walter Römer, dazu gestern nicht äußern: "Wir kennen die Urteilsbegründung noch nicht", sagte er dem "Rhein-Sieg-Anzeiger". Erst nach dem Studium der Urteilsbegründung könne eine Entscheidung getroffen werden. Römer bestätigte aber, dass es das erste Mal ist, dass ein Gericht den Anspruch auf Schadenersatz anerkannt hat. - Von Alexandra Klaus, erschienen im Rhein-Sieg-Anzeiger

Wertminderung eines Grundstücks wegen Windpark
Der Gerichtshof Leeuwarden, das Gericht der Provinz Friesland, Spezialkammer für Steuersachen, hat entschieden, dass der Marktwert der Wohnung des Antragstellers um 30% (dreißig Prozent) gesunken ist, weil in der Nähe der Windpark Delfzijl geplant, noch nicht gebaut, ist. Dadurch entsteht eine Wertminderung von 40.000,-- Euro.
Die Begründung ist Lärmüberschreitung im Hause des 2,5 Kilometer vom geplanten Windpark entfernt wohnenden Antragstellers. Der Marktwert seines Wohnhauses wurde von der Gemeinde geschätzt als Grundlage für die Besteuerung Das Gericht beruft sich auf den Bericht der Universität Groningen, "Hoge molens vangen veel wind II", eine Zusammenfassung von Untersuchungen bei Vlagtwedde an die Deutsch - Niederlandischen Grenze. - Verkündet am 15. Mai 2003 vom Gerichtshof Leeuwarden. Aktenzeichen: BK74/02

Main-Rheiner, 21.02.2003
Neue Eiszeit nur Frage der Zeit
jeo. - Auch wenn die kommenden Winter deutlich milder ausfallen - die nächste Eiszeit kommt bestimmt. Was der Klimatologe Prof. Domrös für die nächsten 200 Jahre prognostizierte, das Ansteigen der Jahresmitteltemperatur bis zu 5,8 Grad Celsius, bereitet seinem Kollegen, dem Sedimentologen Prof. Frank Sirocko vom Uni-Institut für Geowissenschaften, kein Kopfzerbrechen. Denn Geologen, und die Sedimentologie ist die Sparte der Geologie, die sich mit erdgeschichtlichen Ablagerungen beschäftigt, sind es gewohnt im Gegensatz zu Klimatologen in Jahrtausenden zu denken.
In einem Rhythmus, der noch völlig unverstandem ist, tritt nach jeder Warmphase eine 100000-jährige Kältephase auf, in der zuerst die Sommer um durchschnittlich fünf Grad, die Winter um 15 Grad kälter ausfallen, bevor es dann noch eisiger wird.
Das ergaben 150 Meter tiefe Kernbohrungen in ausgetrockneten Maarseen der Eifel. Zugrunde gelegt wird, dass den Baumringen ähnlich, jedes Jahr 1 Millimeter Sediment abgelagert wird - Pollen, Planktonreste, Löß, vulkanische Asche - dessen Analyse die Rekonstruktion des vergangenen Klimas ermöglicht. So spricht das Vorhandensein von Buchen-Pollen für einen Sommer mit Temperaturen über 15 Grad Celsius, Stechpalmen-Pollen sind Zeugen einer frostfreien Periode.
Diese Warmphasen haben eine Dauer von 10000 bis 15000 Jahren. Vor etwa 120000 Jahren gab es in der Eifel die letzte Warmzeit mit Mischwald-Vegetation, die 15000 Jahre später komplett zusammenbrach. Gräserpollen zeugen von einer Landschaft ähnlich der Tundra. Heute leben wir am Ende einer 11500 Jahre alten Warmzeit, die in 2000 bis 3000 Jahren von einer neuen Eiszeit abgelöst werden wird.

FAZ, 11.02.03
Bleibt die „Klimakatastrophe" in diesem Jahrhundert doch aus? Forscher der University of Virginia in Charlottesville haben neue, nach Abfassung des dritten IPCC-Berichtes gewonnene Erkenntnisse in ihre Klimamodelle eingebaut und gefunden, daß die vom IPCC prognostizierte Erwärmung von 1,4 bis 5,8 Grad bis zum Jahr 2100 zu hoch gegriffen sei. In „Climate Research" (Bd. 23, S. l) schreiben sie, die Erwärmung falle moderater - um höchstens 1,1 bis 2,8 Grad - aus, wenn man die Wirkung der Aerosole, die korrigierte Klimasensitivität und die neuen Ergebnisse zum globalen Kohlenstoffkreislauf einkalkuliere.

Für den Ausbau der Kernkraft will sich offenbar die britische Wissenschaftsakademie stark machen. Wie die „BBC" gestern berichtete, kann das Ziel einer drastischen Verringerung von .Treibhausgasen nach Ansicht der Royal Society nur durch das Ende des derzeitigen Moratoriums zum Bau von Kemkraftanlagen erreicht werden. Die Stellungnahme der Akademie ist Teil eines neuen Weißbuchs zur britischen Energiepolitik.

DER SPIEGEL 48/2002

WINDKRAFT
Ruhe vor dem Sturm

Die allgemeine Schlechtwetterlage an den Börsen hat auch die Windkraftaktien in die Flaute getrieben. Für beherzte Anleger bietet sich jedoch ein langfristig chancenreiches Investment. Denn die Windenergiefirmen notieren derzeit unter ihrem Buchwert - obwohl ihre Aussichten gar nicht so schlecht sind. Der Bundesverband Windenergie hat gerade ein Rekordjahr angekündigt, bis 2010 soll die Leistung der Anlagen verdoppelt werden. Zudem gibt es staatliche Anreize für die umweltfreundlichen Energieproduzenten. So können Betreiber von Windkraftanlagen ihren Strom fünf Jahre lang zum Festpreis von neun Cent pro Kilowattstunde verkaufen. Allerdings ist Deutschland, meteorologisch gesehen, kein "Windland" - im Gegensatz zu England, den USA oder Australien. Besonders lukrativ sind deshalb Firmen, die im Ausland aktiv sind - wie beispielsweise die Cuxhavener Plambeck AG, die Norderstedter Nordex AG und der Weltmarktführer der Branche, die dänische Vestas.

Main-Rheiner, 04.02.03
Sind die Windräder sicher?
MAINZ (ddp) - Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Rheinland-Pfalz hält Sorgen über mangelnde Sicherheit von Windkraftanlagen für unbegründet. Die baurechtlichen Bestimmungen des Landes zur Errichtung von Windrädern seien ausreichend, sagte BUND-Landesgeschäftsführer Erwin Manz in Mainz. So werde vor der Erteilung von Baugenehmigungen unter anderem die Statik der Anlagen eingehend geprüft. Hingegen bemängelte der umweltpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Alexander Licht, dass in der Frage Sicherheit bei Windrädern im Landesrecht noch "einige Fragen offen" seien. Hintergrund ist ein Unfall Mitte Dezember im pfälzischen Kriegsfeld im Donnersbergkreis. Dort war ein 100 Meter hohes Windrad kurz vor der Inbetriebnahme umgestürzt. Menschen wurden bei dem Vorfall nicht verletzt, es entstand aber ein Sachschaden in Höhe von rund zwei Millionen Euro. Die FDP-Landtagsfraktion hat deshalb schärfere Kontrollen gefordert. - Ob die Stellungnahme der nette BUND-Mann von Mainz, der hochgelahrte Dr. Ewald (juwi-wind), formuliert hat?

Fränkischer Tag (Bamberg), 3.1.2003 (Druckausgabe)

Gefahren sind viel größer
Neue Erkenntnisse zur Vereisung von Windanlagen

OBERNGRUB. Beim Betrieb von Windkraft-Anlagen kann es durch Eiswurf von den Rotoren aus zu wesentlich größeren Gefährdungen kommen als bisher angenommen. Darauf weist die Vorsitzende der Bürgerinitiative "Gegenwind", Edeltraud Hölzlein aus Oberngrub, hin.

Aufgetreten und von Anwohnern akribisch aufgezeichnet worden waren die Probleme im Bereich der Windkraft-Anlagen bei Münsingen-Böttingen und Münsingen-Auingen (Landkreis Reutlingen) während der Frostperiode Anfang Dezember. Mehr als 100 Meter weit wurden brotlaibgroße Eisbrocken, die sich an den Rotoren gebildet hatten, in die freie Flur geschleudert.

Weil dadurch Gefährdungen für Gesundheit und Leben von Passanten nicht auszuschließen waren, korrigierte das Landratsamt Reutlingen die erteilte Betriebsgenehmigung. Wegen, so heißt es im Schreiben des Bauamtes, "großer, unkontrolliert umherfliegender Eisstücke" wurde der Betreiber aufgefordert, "die Windkraftanlagen zum Schutz der sich dort gegebenenfalls aufhaltenden Menschen (die Eisbrocken gingen u.a. auf einem Wanderparkplatz und bei einer Schuppenanlage nieder) bei Temperaturen um und unter dem Gefrierpunkt bis auf Weiteres abzuschalten und erst wieder in eisfreiem Zustand in Betrieb zu nehmen". Darüberhinaus forderte das Landratsamt den Betreiber auf, darzulegen, wie es zu diesem Eiswurf kam und wie er in Zukunft an diesem Standort mit erhöhter Vereisungsgefahr eine Gefährdung durch Eiswurf auszuschließen gedenkt. Im Hinblick auf das offensichtliche Gefährdungspotenzial wurde er überdies zur Vorlage einer gutachterlichen Stellungnahme aufgefordert.

Die Sprecherin der BI "Gegenwind", Edeltraud Hölzlein, sieht davon auch das Genehmigungsverfahren für den geplanten Windpark bei Oberngrub betroffen. Offensichtlich ließen sich die Behörden hier von unzutreffenden Betreiber-Angaben dazu verleiten, Genehmigungen auszusprechen. Im Falle Oberngrub betrage der Abstand bis zur Straße etwa 75 Meter, in ähnlicher Nähe führten eine Mountain-Bike-Tour sowie im Winter eine Langlauf-Loipe vorbei.

Berücksichtige man die neuen Erkenntnisse aus dem Schwäbischen, so Frau Hölzlein weiter, müssten Windanlagen in der Fränkischen Schweiz während der kalten Jahreszeit für eine erhebliche Zeit außer Betrieb gesetzt werden. Hinzu komme eine erhebliche Blitz-Gefahr im Sommer, so daß man wohl an der Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen in relativ dicht besiedelten Gegenden zweifeln müsse.

Laut einer Expertise der Firma Fuhrländer wird, so Edeltraud Hölzlein weiter, in "vertraulichen" Betriebshandbüchern der verschiedenen Hersteller von Windkraft-Anlagen ausdrücklich auf die Notwendigkeit eines Sicherheitsabstandes von 500 Metern hingewiesen für folgende Fälle: Havarie (Absturz von Maschinenteilen bzw. Umkippen der gesamten Anlage) sowie Eiswurf, Brand und Blitzeinschlag.

Werden Risiken bewusst verschwiegen?
Von Planern und Betreibern würden diese internen Sicherheitsvorschriften bisher weitgehend verschwiegen: die Genehmigungsbehörden erteilten folglich die Bau- und Betriebserlaubnis nicht selten in Unkenntnis der Gefahren. So kämen Landwirte, Spaziergänger, Wanderer, Sportler und Verkehrsteilnehmer ahnungslos in Lebensgefahr. Die Firma Fuhrländer sieht sich dazu im Besitz beweiskräftiger Unterlagen.

Insolvenz im Frankenwald
Dass für die Betreiber solcher Anlagen nicht alles nach Plan laufe, zeige auch das Beispiel des Windparks "Hirschfeld" bei Steinbach am Wald im Frankenwald. Dort kam es im Herbst vergangenen Jahres sogar zu einer Insolvenz der Anlage, die nicht kostendeckend arbeitete. Jetzt stehe man vor der Frage, wie eine Demontage zu finanzieren sei. Die hinterlegten Gelder reichten dafür offenbar bei weitem nicht aus. - hwp

Ostfriesen-Zeitung, 19.12.2002 (S. 11)

Erste Windparks vor der Pleite
Gründe: Falsche Prognosen und steigende Versicherungsprämien


Nach Erkenntnissen der Unternehmensberatung DPW aus Leer sind die Methoden für Windprognosen erst jetzt ausgereift.

sr Leer. Mit einer Pleitewelle bei Windparks rechnet die Leeraner Dr.-Popkes-Wolters-Gruppe (DPW) im nächsten Jahr. Gründe dafür seien falsche Windprognosen und steigende Versicherungsprämien. Ostfriesische Windparks seien wegen der guten Windverhältnisse in der Regel nicht betroffen, sagte Jens-Peter Wolters in einem Gespräch mit der OZ. Wolters ist Vorstandsmitglied des Unternehmens, das jährlich rund 15 Windparkprojekte in ganz Deutschland plant und begleitet.

Viele Windparkbetreiber in Deutschland kommen Ende dieses Jahres in Schwierigkeiten, weil der Wind im Jahr 2002 insgesamt nur unterdurchschnittlich stark blies. Da es schon in den Jahren davor, vor allem 2001, mehrere schlechte Windernten gab, kommen die Projekte in Finanznot, die knapp kalkuliert wurden. Die Betreiber werden schlicht zahlungsunfähig, können in schlechten Jahren mit den Einnahmen nicht mehr die Kreditkosten decken. Das kann bedeuten, dass nichtrentable Windparks wieder abgebaut werden.

Offenbar reicht es bei der Vermessung möglicher Windpark-Standorte nicht, einfach einen Mast mit einer Messanlage ein paar Monate lang aufzustellen. "Sogar die verschiedenen Bodenarten und Gelände können später eine Rolle spielen", sagt Wolters, der als Vorstandsmitglied des Anleger-Beirats im Bundesverband Windenergie einen Überblick über die deutsche Windpark-Szene hat.

Manchmal sind einige Dinge einfach vergessen worden. "In einem Fall wurde nicht bedacht, dass ein Wald in der Nähe des Windparks wächst", erzählt Wolters. Auch die spätere Anordnung der Windenergieanlagen kann Einfluss auf die Windernte haben: Die Anlagen können sich sozusagen den
Wind gegenseitig wegnehmen und die Prognose über den Haufen werfen. In einigen Fällen habe es auch nichts genützt, dass mehrere Windprognosen eingeholt worden sind.

Die falschen Prognosen sind der Hauptgrund für trudelnde Windpark-Projekte. Aber auch unerwartete technische Probleme bei einigen Herstellern und steigende Versicherungsprämien lassen Windpark-Gesellschaften die Kosten über den Kopf wachsen. "Von Gelddruckmaschinen kann da wirklich nicht mehr die Rede sein", meint Wolters.

Die Unternehmensberater von DPW empfehlen daher "wegen der vielen Unsicherheiten" bei den Windpark-Kalkulationen eine "konservative Finanzierung" mit einem Sicherheitsabschlag in Höhe von sieben bis zehn Prozent. Die Betreiber der ostfriesischen Windparks haben das in der Regel getan. Außerdem waren die Windprognosen für Gelände auf dem platten Land in der Vergangenheit zuverlässiger als im hügeligen oder bergigen Binnenland, wo der Wind schwerer vorauszusagen ist.

finanzen.net
Windkraft - Angst vor der großen Flaute (EurAmS)
Die Branche steht vor großen Problemen: Das Vertrauen ist weg, und für weiteres Wachstum fehlt das Geld. Wo ein Investment überhaupt noch sinnvoll ist
von Joachim Spiering, Euro am Sonntag 50/02
Sie waren Anlegers Liebling: Wegen ihrer Versprechen auf saubere Energie und stattliche Wachstumsraten standen Windkraft-Werte lange Zeit ganz oben in der Börsianer-Gunst. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Nach Jahren des Wachstums geht die Angst vor der großen Flaute um. Kein Wunder, denn reihenweise wurden die Erwartungen nicht erfüllt. Egal ob es sich um die Windpark-Projektierer Umweltkontor, Energiekontor, P&T oder den Anlagenbauer Nordex handelt - alle verfehlten die Prognosen.
Doch der Vertrauensverlust hat noch andere Ursachen: So übernahm Umweltkontor die New Mine Energy, eine Beteiligungsgesellschaft im Bereich alternative Energien - bezahlt mit eigenen Aktien im Wert von derzeit 22 Millionen Euro. Fahler Beigeschmack: Die Gesellschaft gehörte zuvor vollständig den Familien zweier Umweltkontor-Vorstände. Jetzt klagen Kleinaktionäre.
P&T wiederum ist gescheitert. Der Projektierer, der sich auf den Bau von Windparks im Ausland spezialisiert hatte, gab zu, dass sein Geschäftsmodell nicht funktioniert. Und viele Windpark-Fonds (siehe Kasten) haben die versprochenen Renditen nicht gebracht.
Der immense Vertrauensverlust kommt zudem in einer Phase, in der vor allem für Windpark-Projektierer neue Schwierigkeiten schon in Sicht sind: In Deutschland wurde fast jeder geeignete Standort bereits zugebaut, Wachstum ist deshalb nur durch Expansion ins Ausland und mit dem Bau von Offshore-Anlagen auf dem Meer zu schaffen.
Der Haken dabei: Die Projektierer haben nicht genügend Kapital, um die immens teuren Windparks auf dem Meer zu errichten. Energiekontor plant beispielsweise 50 Kilometer vor der Insel Borkum einen Park mit 378 Windmühlen. Geschätztes Investitionsvolumen: 4,3 Milliarden Euro. Das heißt: Die Firmen brauchen Partner, die ihnen finanziell zur Seite stehen. "Es besteht ein wahnsinniger Konsolidierungsbedarf, und es werden nur wenige überleben", meint denn auch Philip Bonhoeffer, Analyst bei Merck Finck. Zumal bei Offshore-Parks noch viele Probleme zu lösen sind. Damit sie nämlich eine attraktive Rendite abwerfen, braucht es Windräder mit einer Leistung von vier bis fünf Megawatt. Doch solch leistungsstarke Anlagen sind bislang noch gar nicht auf dem Markt. Zudem können die Netze auf dem Land, in die der Offshore-Strom eingespeist werden soll, die zusätzliche Energie gar nicht aufnehmen. Das heißt: Es müssen neue Überlandnetze mit neuen Strommasten gebaut werden - da ist der Protest der betroffenen Bevölkerung schon programmiert.
Ein Zusammenschluss der überwiegend am Neuen Markt notierten Unternehmen wäre allerdings wenig sinnvoll. "Das bringt nichts", urteilt Nils Machemehl, Analyst bei M. M. Warburg. Viel größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass große Energieversorger sich das ein oder andere Unternehmen einverleiben. E.ON etwa gehört das Stromnetz an der Nordseeküste. "Warum sollte sich E.ON nicht gleich an Firmen beteiligen, die dem Konzern in ein paar Jahren den Strom vom Meer liefern?", fragt Machemehl.
Übernahmespekulationen gibt es auch bei den Anlagenbauern. So denkt Siemens inzwischen offiziell über einen Einstieg in den Windturbinen-Markt nach. Das Investmenthaus Dresdner Kleinwort Wasserstein hat bereits ein geeignetes Übernahmeobjekt ausgemacht: die Hamburger Nordex. Billig wäre das Unternehmen jedenfalls: Bei einem Umsatz von 445 Millionen Euro in dem Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2001/02 liegt der Börsenwert nur bei gut 150 Millionen Euro.
Doch abgesehen von Übernahmespekulationen gibt es immer noch Unternehmen, die aus rein fundamentaler Sicht gut dastehen. Unter den Projektierern ist Plambeck Neue Energien erste Wahl. Vorteil: Plambeck hat auf dem Land noch eine umfangreiche Projekt-Pipeline, "die für die kommenden Jahre stabile Erträge sichert", so Analyst Machemehl. Sein Kursziel: 15,90 Euro. Zudem favorisiert er Repower, ebenfalls ein Windpark-Projektierer, der aber die dafür notwendigen Windmühlen auch selbst baut. Erst Ende November haben die Hamburger ihre Prognosen für 2002 angehoben: Das Ziel, beim Umsatz um 50 Prozent auf 330 Millionen Euro zu wachsen, werde klar übertroffen. Eine ähnliche Steigerungsrate erwartet Repower auch beim Jahresüberschuss. 2001 lag dieser bei 8,9 Millionen Euro.

Giessener Zeitung (und andere Z.), 17.12.02
Forscher entwickeln verbesserte Wind-Vorhersage für Rotoren
Die Aufnahme zeigt einen Techniker auf der Gondel eines Enercon-Windrades in 67 Metern Höhe inmitten des Windparks Wybelsumer Polder in Emden. Mit verbesserter Vorhersagetechnik von windstillen Phasen wollen Forscher den Griff zur Energiereserve planbar machen. (Archivbild)
Osnabrück (dpa) - Mit verbesserter Vorhersagetechnik von windstillen Phasen wollen Forscher der Flaute im Rotorenpark entgegen wirken und den Griff zur Energiereserve planbar machen. Wie die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU/Osnabrück) am Montag mitteilte, fördert sie ein entsprechendes Projekt der schleswig-holsteinischen Firma GEO Gesellschaft für Energie und Ökologie (Enge-Sande) sowie des GKSS Forschungszentrums (Geesthacht) mit 300 000 Euro über einen Zeitraum von zwei Jahren.

Derzeit drehen sich laut DBU bundesweit 12 800 Windenergieanlagen mit 11 000 Megawatt Leistung. Das entspreche 20 Prozent Steigerung im Vergleich zu Ende 2001. In Schleswig-Holstein werde inzwischen ein Viertel des Strombedarfs aus der natürlichen Energiequelle gedeckt.

In einem mit Windenergie gespeisten Versorgungsnetz muss es auf Grund der natürlichen Schwankungen immer kurzfristig abrufbare Reserven geben, zumeist aus herkömmlichen Kraftwerken. «Um im Fall einer sinkenden Ertragsleistung der Windanlagen spontan auf diese konventionellen Energiequellen zurückgreifen zu können, müssen solche Schwankungen genauer vorhersagbar werden», erläuterte Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Bundesumweltstiftung. Bisherige Prognosesysteme arbeiteten jedoch nur unzureichend zuverlässig.

«Die in ertragsschwachen Tagen notwendige Unterstützung durch herkömmliche Kraftwerke bedarf einer Vorlaufzeit. Wenn Vorhersagen nicht stimmen, und die Kraftwerke viel zu früh angefahren werden, bedeutet dies einen großen Energieaufwand und somit hohe Kosten», sagte Brickwedde


ältere Artikel