Presseschau

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Ostfriesen-Zeitung, 19.12.2002 (S. 11)

Erste Windparks vor der Pleite
Gründe: Falsche Prognosen und steigende Versicherungsprämien


Nach Erkenntnissen der Unternehmensberatung DPW aus Leer sind die Methoden für Windprognosen erst jetzt ausgereift.

sr Leer. Mit einer Pleitewelle bei Windparks rechnet die Leeraner Dr.-Popkes-Wolters-Gruppe (DPW) im nächsten Jahr. Gründe dafür seien falsche Windprognosen und steigende Versicherungsprämien. Ostfriesische Windparks seien wegen der guten Windverhältnisse in der Regel nicht betroffen, sagte Jens-Peter Wolters in einem Gespräch mit der OZ. Wolters ist Vorstandsmitglied des Unternehmens, das jährlich rund 15 Windparkprojekte in ganz Deutschland plant und begleitet.

Viele Windparkbetreiber in Deutschland kommen Ende dieses Jahres in Schwierigkeiten, weil der Wind im Jahr 2002 insgesamt nur unterdurchschnittlich stark blies. Da es schon in den Jahren davor, vor allem 2001, mehrere schlechte Windernten gab, kommen die Projekte in Finanznot, die knapp kalkuliert wurden. Die Betreiber werden schlicht zahlungsunfähig, können in schlechten Jahren mit den Einnahmen nicht mehr die Kreditkosten decken. Das kann bedeuten, dass nichtrentable Windparks wieder abgebaut werden.

Offenbar reicht es bei der Vermessung möglicher Windpark-Standorte nicht, einfach einen Mast mit einer Messanlage ein paar Monate lang aufzustellen. "Sogar die verschiedenen Bodenarten und Gelände können später eine Rolle spielen", sagt Wolters, der als Vorstandsmitglied des Anleger-Beirats im Bundesverband Windenergie einen Überblick über die deutsche Windpark-Szene hat.

Manchmal sind einige Dinge einfach vergessen worden. "In einem Fall wurde nicht bedacht, dass ein Wald in der Nähe des Windparks wächst", erzählt Wolters. Auch die spätere Anordnung der Windenergieanlagen kann Einfluss auf die Windernte haben: Die Anlagen können sich sozusagen den
Wind gegenseitig wegnehmen und die Prognose über den Haufen werfen. In einigen Fällen habe es auch nichts genützt, dass mehrere Windprognosen eingeholt worden sind.

Die falschen Prognosen sind der Hauptgrund für trudelnde Windpark-Projekte. Aber auch unerwartete technische Probleme bei einigen Herstellern und steigende Versicherungsprämien lassen Windpark-Gesellschaften die Kosten über den Kopf wachsen. "Von Gelddruckmaschinen kann da wirklich nicht mehr die Rede sein", meint Wolters.

Die Unternehmensberater von DPW empfehlen daher "wegen der vielen Unsicherheiten" bei den Windpark-Kalkulationen eine "konservative Finanzierung" mit einem Sicherheitsabschlag in Höhe von sieben bis zehn Prozent. Die Betreiber der ostfriesischen Windparks haben das in der Regel getan. Außerdem waren die Windprognosen für Gelände auf dem platten Land in der Vergangenheit zuverlässiger als im hügeligen oder bergigen Binnenland, wo der Wind schwerer vorauszusagen ist.

Braunschweiger Zeitung, 11.10.02
Der Ton in der Koalition wird schärfer
.... Clement will Trittin nur das kleine Referat "Markteinführung erneuerbare Energien" abgeben. Immerhin: Das Referat verwaltet mehr als 250 Millionen Euro im Jahr für die Förderung von Solaranlagen, von Windkraft und Biomasse - ein Herzstück grüner Politik also, weshalb auch einige Grüne dies intern für eine akzeptable Kompromisslinie halten.

TAZ, 11.10.02
50 Milliarden für Strom
.... Verband der Verbundunternehmen und Regionalen Energieversorger in Deutschland e. V. (VKE): Die erneuerbaren Energien fördern? "Wir sagen: Dem Grunde nach ja, aber das muss effizient und wettberwerbsorientiert geschehen und die Folgekosten berücksichtigen." Der starke Ausbau der Windkraft etwa mache einen erheblichen Netzausbau notwendig.

Die Presse /AT, 11.10.02
Grünstrom: Heftiger Streit um Milliarden-Subvention entbrannt
.... Weltbank-Erhebungen: Der Expertise zufolge ist es "nicht zielführend, mehr als zehn Euro dafür auszugeben, eine Tonne CO2 einzusparen. In Österreich würde die Einsparung einer Tonne Kohlendioxid durch die Biomasse bei den geforderten Förder-Tarifen aber auf bis zu 200 Euro, bei Windkraft auf rund 100 Euro kommen. Andere EU-Staaten haben längst erkannt, daß es effizientere Wege gibt, den CO2-Ausstoß zu senken, als mit großflächigen Subventionen nationale Betreiber zu versorgen. So geben etwa die Niederlande einen Großteil ihrer Mittel zur Verbesserung des Klimas im Ausland aus. Etwa für die Umrüstung von osteuropäischen Kohlekraft- in Gaskraftwerken. Auf diese Weise können CO2-Emissionen mit demselben Mitteleinsatz um bis zu 20 Mal stärker reduziert werden, als etwa mit der Förderung nationaler Windräder."

HAZ, 08.10.02
Der Schienbeintreter
Vielen gilt er als unbequemer Querkopf. Doch wenn es um Naturschutz geht, bleibt Manfred Knake hartnäckig. Der Grundschullehrer aus Holtgast bei Esens in Ostfriesland legt sich mit Behörden und Unternehmern an, ist aber auch bei Umweltschützern nicht besonders beliebt. "Mit Naturschutz macht man sich keine Freunde", sagt der 56-Jährige. "Da tritt man immer irgendjemand vors Schienbein."

Von seinem kleinen Bauernhaus ist der in Bremen geborene Wahl-Ostfriese gleich draußen in der Natur. "Früher konnte man hier Brachvögel und Gänse an ihren Rastplätzen beobachten", erinnert sich Knake. Heute bleiben die Tiere weg. Schuld sind in den Augen Knakes die Windräder, die sich überall an der Küste drehen. Nur wenige Kilometer vor seiner Haustür stehen 50 Anlagen. "Wenn im Winter 300 Nonnengänse völlig erschöpft hier eintrudeln und dann irritiert ausweichen, macht mich das einfach wütend", sagt Knake.

Vor 30 Jahren habe er auch noch an den Segen der Windkraft geglaubt. Doch die Begeisterung kippte, als die Landschaft immer mehr "verspargelt" wurde. Den Umweltverbänden, die er in den 70-er Jahren mit aufgebaut hat, hat er längst den Rücken gekehrt. Ihn ärgert, dass Umweltschützer die Nutzung der Windkraft als klimafreundliche Alternative anpreisen. "Dabei kann Windenergie nur einige Prozente des Strombedarfs decken." Kein einziges Kraftwerk werde deswegen abgeschaltet.

In der Landesregierung hört man diese Kritik an der Boom-Branche nicht gern. "Schon wieder der Knake", stöhnen Politiker, wenn der "Wattenrat Ostfriesland", Knakes regionale Naturschutzgruppe, aufmuckt. Wie kürzlich, als Ministerpräsident Gabriel stolz den größten Windpark Europas in Emden eröffnete. "Der ist in einem international anerkannten Vogelschutzgebiet gebaut.", protestierte der Wattenrat.

"Die halten sich für die letzten aufrechten Naturschützer", heißt es sogar bei den Grünen abfällig. "Es kümmert sich ja sonst keiner mit dem nötigen Biss um den Schutz des Wattenmeeres", hält Knake dagegen, der nach fünfjähriger Mitgliedschaft den Nationalparkbeirat verließ. Die Pläne des Landes, das Wattenmeer als Weltnaturerbe bei der Unesco anzumelden, sind für ihn nur ein Tourismus-Werbegag. Seine Frau hat Verständnis dafür, dass Knake viel Zeit für den Naturschutz opfert. Sie hat ihn bei einer Aktion gegen Windanlagen kennen gelernt. MARGIT KAUTENBURGER -
http://www.haz.de

Wormser Zeitung, 02.10.2002 (gedruckte Ausgabe)
Nach der Bundestagswahl wurden Überlegungen bekannt, einige Steuern zu erhöhen. Dabei ging es auch um eine Anhebung der Tabaksteuer. Ein Leser macht weitere Vorschläge.
Danken möchte ich den, Politikern
Man darf Ulla Schmidt zu ihrem mutigen Vorschlag beglückwünschen, die Tabaksteuer um fünf Cent pro Zigarette zugunsten der gesetzlichen Krankenkasse zu erhöhen. Es ist, höchste Zeit, die Solidargemeinschaft mit selbstverschuldeten Krankheitsrisiken zu belasten. Und die Raucherei ist für den nicht rauchenden Teil der Gesellschaft nicht nur ekelhaft, sondem eben auch teuer.
Konsequenterweise sollte man darin aber auch andere, selbstverschuldete Risiken angemessen besteuern. Zum Beispiel: Sportgeräte - es ist absolut nicht einzusehen, warum die Versichertengemeinschaft für gebrochene Beine von Fußballspielern, Ski-Fahrern oder Fallschirmspringern aufkommen soll. Eine entsprechende Sondersteuer auf Fußbälle, Eintrittskarten Liftkarten, Fallschirme usw. wäre mehr als angebracht. Als gewaltiges Gesundheitsrisiko hat sich auch der Lebensmittel-Missbrauch erwiesen. Mehr als die Hälfte der Bundesbürger leidet an selbstverschuldeter Fettleibigkeit mit gewaltigen Gesundheitsrisiken und Folgekosten. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer von zwei Prozentpunkten auf Lebensmittel zugunsten der Krankenkassen ist nicht zu hoch. Man könnte ja Lebensmittel, die nachgewiesener Maßen mangels Kalorien keinen Beitrag zur Fettleibigkeit leisten (wie etwa Salatgurken oder Mineralwasser) von dieser Steuer ausnehmen.
Medikamenten-Missbrauch ist ebenfalls zu einem wichtigen Gesundheitsrisiko geworden. Eine Spezialsteuer auf Medikamente würde die Krankenkassen zwar zunächst belasten, diese Belastung würde de aber durch die zweckgebundene Steuer mehr als ausgeglichen. Und man bedenke die Arbeitsplätze, die durch diesen neuen Geldkreislauf geschaffen werden.
Danken möchte ich den Politikern dafür, dass sie den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Blumen nicht zur allgemeinen Diskussion gestellt haben. Denn, wenn wir bzw. die Kassen, schon für die Medikamente den vollen Mehrwertsteuersatz bezahlen müssen, so gibt es doch die Blumen auf das Grab ermäßigt. Und das sollte auch weiterhin so bleiben. Dr. Herbert Kern Worms


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