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01.07. - 27.07.02
Ostfriesen-Zeitung 27.07.2002 (S. 9)
Wulff: Wir bauen Windenergie aus
CDU-Landeschef zur Kritik aus eigenen Reihen
sr Leer. CDU-Landeschef Christian Wulff hat gestern bei einem Besuch der Ostfriesen-Zeitung in Leer die Debatte um die zukünftige Förderung der Windenergie in seiner Partei für beendet erklärt. "Wir werden am Ausbau der regenerativen Energien festhalten", sagte Wulff. Er zeigte sich verärgert darüber, "dass aus der CDU heraus der Eindruck erweckt wird, wir seien nicht Förderer der Windenergie."
Die Windenergie sichere Einkommen im ländlichen Raum und sei für Niedersachsen ein "gewaltiger Wirtschaftsfaktor." Sicher gebe es in gewissen Regionen eine Sättigung, auch müsse man die Effizienz der Windenergieanlagen steigern und die Kosten im Auge behalten. Aber Wulff ist sicher, "dass sich die Offshore-Windenergie durchsetzt." Niedersachsen habe dabei durch die Verbreitung der Windenergie und den Auricher Hersteller Enercon einen "Standortvorteil, den wir uns nicht kaputtmachen lassen dürfen."
Die Aussage zur Förderung erneuerbarer Energien sei im CDU-Wahlprogramm, an dem er als stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender mitgearbeitet habe, eindeutig formuliert. Die Kritik der CDU-Bundespolitiker Matthias Wissmann und Kurt-Dieter Grill bezeichnete Wulff als "Einzelmeinungen". Sie hatten in Interviews von den Grenzen der Windenergie gesprochen und ein Einfrieren oder gar eine Verringerung der Förderung gefordert.

OZ-Kommentar: CDU und Windenergie - Aufklärung
Von Heiner Schröder
Ein Wahlkampf-Schnitzer. Während alle Parteien in Niedersachsen auf eine goldene Zukunft mit der Offshore-Windenergie setzen, reden CDU-Bundespolitiker von den Grenzen der Windenergie. CDU-Landeschef Christian Wulff beeilte sich, die Windenergie-Kritik aus den eigenen Reihen im Keim zu ersticken (Bericht Seite 9).
Hinter der Kritik steckt mehr als nur Unwissenheit. Denn den großen Nutzen zieht der Norden aus der Windenergie, die Wasserkraft bald von der Spitze er erneuerbaren Energiequellen schubst.
Ob das Thema mit Wulffs klaren Worten durch ist, bleibt abzuwarten. Die staatliche Förderung der Windenergie bezahlen alle Deutschen mit einem höheren Strompreis. Bei Geld wirken ökologische Argumente selten.
Wulff wird seine Parteifreunde darüber aufklären müssen, dass Windenergie eine achstumsbranche mit jetzt schon 30.000 Beschäftigten ist. Das wirkt meistens. Ostfriesen-Zeitung 27.07.2002 (S. 10) D2

Anzeiger für Harlingerland 26.07.2002 (S. 8)
Jüttner: Industrie nicht stark belastet - "Emissionsrechtehandel kein Problem"
lni Hannover. Der geplante Handel mit Emissionsrechten für Treibhausgase wird nach Ansicht von Niedersachsens Umweltminister Wolfgang Jüttner (SPD) die deutsche Industrie nicht zusätzlich belasten. "Teile der Wirtschaft polemisieren aus nicht sehr sachgerechten Gründen dagegen", sagte er am Donnerstag in Hannover. Ihr Ansinnen, dieses neue Klimaschutz-Instrument zu Fall zu bringen,sei "vergebliche Liebesmüh". In Niedersachsen werden nach Jüttners Angaben rund 360 Industrieanlagen betroffen sein.
Das Handelssystem für Klimakiller wie Kohlendioxid (C02) oder Methan soll in der EU von 2005 an eingeführt werden. Die Mitglieder sollen ihren Unternehmen dann Emissionsrechte für sechs Luftschadstoffe zuteilen, also feste Ausstoßmengen genehmigen. Die Unternehmen dürfen mit den zugeteilten Emissionsrechten an einer Börse handeln. So können sie genehmigte Ausstoßmengen, die sie nicht benötigen, weil ihre Emissionen niedriger liegen, verkaufen. Wer dagegen einen höheren Schadstoffausstoß als zugelassen hat, muss sich Emissionsrechte zukaufen. 2012 sollen EU-weit neue Rechte vergeben werden. Dann soll das Volumen geringer als jetzt ausfallen, um die Gesamtemissionsmenge zu verringern.

Ostfriesen-Zeitung 26.07.2002 (S. 7)
Enercon baut Riesen-Windrad in Magdeburg auf
Mitte August beginnen die Arbeiten am ersten Prototyp der seetauglichen Anlage E-112 / Es dauert drei Wochen
sr Aurich/Magdeburg. Der Countdown für die geplanten Offshore-Parks in der Nordsee läuft: Europas größter Hersteller von Windenergieanlagen, Enercon aus Aurich, baut Mitte August den ersten Prototyp der offshore-tauglichen 4,5 Megawatt-Anlage E-112 in Magdeburg auf. Drei Wochen dauern die Arbeiten. Dann geht der Prototyp in Betrieb, teilte das Unternehmen gestern mit.
An den Aufbau schließen sich umfangreiche Tests an, die nach Angaben Enercons rund ein Jahr dauern. Die Erfahrungen daraus fließen in der Bau eines zweiten Prototyps ein, der Mitte 2003 vor Wilhelmshaven in die Jade gestellt werden soll. Das Hannoveraner Unternehmen Winkra hat jetzt die Erlaubnis von der Bezirksregierung bekommen, die Baugenehmigung zu beantragen.
Aus dem Betrieb dieses zweiten Prototyps entstehen neue Windenergieanlagen des Typs E-112. Zwei davon sollen in Emden getestet werden. Und zwar nahe der Stelle im Wybelsumer Polder, an der nach vorläufigen Planungen die schweren und großen Teile für die Windenergieanlagen des Windparks Borkum-West gefertigt werden sollen. Der Emder Hafen will, wie berichtet, Basis für den Bau der Offshore-Windparks werden. Wenn alles klappt, kann sich Enercon den Start der Serienfertigung im Jahr 2005 vorstellen. Der Bau des Windparks Borkum-West mit zwölf Anlagen in der Pilotphase würde sich dann leicht verschieben. Eine E-112 liefert Strom für 15.000 Menschen. Die Entwicklung der Anlage wurde vom Bundeswirtschaftsministerium und vom Forschungszentrum Jülich gefördert.

Anzeiger für Harlingerland 24.07.2002 (S. 4), Leserbrief zum Artikel "Fischer- und Tourismusort durch Offshore-Windparks gefährdet" im "Harlinger" vom 18. Juli.
Ein schlechter Krimi
Hoffentlich wachen die Neuharlingersieler oder besser die ganzen Ostfriesen jetzt endlich auf und lassen sich nicht noch einmal von den "Windmüllern" auf den Arm nehmen wie bei der "Verspargelung" der gesamten Küste. Wo sollen die Touristen noch den weiten Blick genießen - an der Küste geht es nicht mehr, von den Inseln zur Küste geht es auch nicht mehr, bald ist auch der Blick von den Inseln übers Meer verbaut. Was sind schon die hochsubventionierten (nach Aussagen von Wirtschaftminister Müller dreimal so hoch wie im Steinkohlebergbau) Arbeitsplätze in der Windindustrie gegen die vielen Arbeitsplätze im Tourismus und in der Fischerei.
Das "Niedersächsische Aktionsprogramm zur Planung von Windenergiestandorten im Offshore-Bereich" liest sich wie ein schlechter Krimi. Ostfriesen und Friesen wehrt Euch! - Gerd Janßen, Conneforde

Jeversches Wochenblatt 24.07.2002 (S. 4) Leserbrief
Industrie statt Naturerbe
Betr: "Windpark Nordergründe kommt gut voran" vom 17. Juli, Seite 5
Es ist verblüffend, wie perfekt die Untersuchungsergebnisse für den Windenergie-Standort "Nordergründe" mit den Erwartungen der Betreiber übereinstimmen. Passend zum Bautermin wurde in kürzester Zeit ein Untersuchungsergebnis vorgelegt, das sich völlig mit den Wünschen der Betreiber deckt, obwohl die ökologischen Parameter nur in einer Langzeitstudie zu ermitteln wären. Die Frage drängt sich auf, ob es überhaupt seriös sein kann, 170 m hohe Windturbinen in der ausschließlich horizontal gegliederten Wattlandschaft, welche die Drehscheibe des ostatlantischen Vogelzugs ist, im Eilverfahren für unbedenklich zu erklären. Der Mix aus Energiewende-Suggestion und hohen Gewinnen hat zu einer unheiligen Allianz zwischen Windindustrie, Betreibern und der Landesregierung geführt. Berechtigte Zweifel am ökologischen und wirtschaftlichen Sinn der Windenergie werden unter den Teppich gekehrt, obwohl alle wissen (müssten), dass der Glaube an "das Gute der Windenergie" eine windige Sache ist. Wie viel Natur und Landschaft diesem windigen Glauben geopfert wird, bestimmen die Windmüller. Geht es mit rechten Dingen zu, wenn sie dabei durch die Landesregierung unterstützt werden, obwohl die potenziellen Standorte in einem Gebiet liegen, das durch EU-Recht geschützt ist und das laut trilateralen Umweltministerbeschlüssen mehr Schutz nötig hat als bisher?
Statt "Weltnaturerbe" wird mal wieder nur ein neuer Industriestandort herauskommen. Mit grünlichem Anstrich versteht sich, denn der Glaube an die "Umweltfreundlichkeit" der Windrotoren ist offenbar auch nicht durch Fakten zu erschüttern. Ob überall, wo Ökologie drauf steht, auch Ökologie "drin ist", fragt keiner mehr. - Rainer Schopf, Memmert. Der Autor ist seit fast 30 Jahren Vogelwart auf der sonst unbewohnten Insel Memmert bei Juist.

Ostfriesen-Zeitung, 23.07.2002 (S. 9)
"Wattenmeer wartet auf seine Krönung"
Umweltminister Wolfgang Jüttner (SPD) zur Anerkennung als Weltnaturerbe - Land startet Werbekampagne
Von Heinz-Josef Laing, Redaktion Hannover
Hannover. Das Wattenmeer in einer Reihe mit dem Grand Canyon oder dem Great Barrier Reef: Niedersachsens Umweltminister Wolfgang Jüttner sieht viele touristische Vorteile.
Frage: Jenseits von Wangerooge soll in Sichtweite der Insel ein Windpark entstehen. Wie vertragen sich solche Planungen mit Ihrem Ziel, den Nationalpark Wattenmeer zum Weltnaturerbe zu erheben?
Jüttner: Die Planungen für Offshore-Windparks werden von uns selbstverständlich so gestaltet, dass sie nicht im Widerspruch dazu stehen. Die Anforderungen an ein Weltnaturerbe sind im Detail geregelt - welche Qualität die jeweiligen Flächen haben müssen, wie diese Qualität auf Dauer gesichert wird und wie ein Managementplan im Einzelnen aussieht.
Frage: Was regelt der Managementplan?
Jüttner: 1997 haben die Niederlande, Deutschland und Dänemark einen solchen Plan festgelegt. Darin ist genau geregelt, wie der trilaterale Wattenmeerraum als Großschutzgebiet in den nächsten Jahren behandelt, entwickelt und geschützt wird.
Frage: Welche Einschränkungen sind für die touristische Nutzung zu erwarten?
Jüttner: Keine. Mit den vorhandenen Schutzgebietsbestimmungen haben wir bereits die rechtlichen Voraussetzungen für die Anerkennung als Weltnaturerbe erfüllt. Es sind sogar Nutzungsentwicklungen möglich, wenn sie mit dem Geist des Weltnaturerbes in Einklang stehen.
Frage: Sehen Sie Vorteile für den Tourismus?
Jüttner: Aber ja, man darf die Werbewirksamkeit einer Anerkennung als Weltnaturerbe nicht unterschätzen. Einzigartige Naturlandschaften wie der Grand Canyon in den USA, die Pyramiden oder das Great Barrier Reef vor Australien kennt eigentlich jeder. In diese Reihe aufgenommen zu werden, ist unter Marketinggesichtspunkten die Krönung.
Frage: Widerstand gegen eine Heraufstufung der Schutzfunktion des Nationalparks gibt es vor allen Dingen auf den Inseln. Mit welchen Argumenten wollen Sie die Menschen überzeugen?
Jüttner: Es wird keine Heraufstufung geben, das sind unberechtigte Sorgen. Mit unserem Nationalparkgesetz haben wir die rechtlichen Bewirtschaftungsbestimmungen abschließend geregelt. Und die Voraussetzungen zur Anerkennung als Weltnaturerbe sind mit den heute geltenden Schutzbestimmungen schon hinreichend abgebildet. Es gibt keine Einschränkungen sondern die Chance, neben der Fossilienfundstätte Messel bei Darmstadt als zweites deutsches und als eines der wenigen europäischen Projekte Weltnaturerbe zu werden. Das Wattenmeer steht dann in der Reihe weltweit herausragender Naturprojekte, ohne dass weitere Auflagen damit verbunden sind.
Frage: Die Unesco lehnt eine Anerkennung ab, wenn die Bewohner der Region das Konzept nicht mittragen. Sie haben vor Monaten eine Image- und Werbekampagne bei der Küstenbevölkerung angekündigt. Was haben Sie erreicht?
Jüttner: Wir wollen den Diskussionsprozess in der Region in diesem Jahr abschließen und starten dort in diesen Tagen eine große Plakataktion. Die Kommunen werde ich zudem noch einmal schriftlich um Unterstützung bitten. In ersten Reaktionen haben sich schon die Landkreise Friesland und Cuxhaven abschließend positiv geäußert. Auch von den Inseln gibt es positive Signale. Ich hoffe, dass es gelingt, restliche Bedenken zu zerstreuen. Das Ergebnis werden wir dann am 28. Oktober in Wilhelmshaven zusammenfassen.
Frage: Wann rechnen Sie mit der Anerkennung?
Jüttner: In den Niederlanden ist der Diskussionsprozess so weit gediehen wie in Deutschland. Dänemark wartet diese Entwicklung noch ab. Hamburg hat schon zugestimmt. Alle 35 Bewohner von Neuwerk sind dafür. Die Anmeldung bei Unesco soll 2003 erfolgen, 2004 könnte das Wattenmeer dann als Weltnaturerbe anerkannt sein.

taz, 23.07.02
Nicht der Fleißigste unter den Politikern - Nun hat das Stoibersche Schattenkabinett auch einen Landwirtschaftsminister: Ein aus der Art geschlagener Friese
"Die CDU-Landtagsfraktion freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem zukünftigen Landwirtschaftsminister Peter-Harry Carstensen." Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) beruft das Nordlicht Carstensen in sein Kompetenzteam. ....
Dass Castensen ein ausgewiesener Fachmann ist, bestreitet ernsthaft niemand. Der Diplomagraringenieur und einstige Lehrer an der Landwirtschaftsschule Bredstedt sitzt seit 1983 im Bundestag und leitet seit acht Jahren den Agrarausschuss. Als solcher profilierte er sich als Gegner der Künastschen Agrarwende - nicht weil Bio schlecht, sondern weil es zu teuer sei. Carstensen errechnete, dass die Künastsche Zielvorgabe - 20 Prozent Ökolandbau bis 2010 - nur durch fünf Millarden Euro Steuersubventionen zu erreichen ist.
Dieses "unfinanzierbare Subventionsloch" (Carstensen) bestätigte indirekt die Fachebenen des Bundesverbraucherministeriums. ... Carstensen hat angekündigt, Künast mit der Frage "Woher soll das Geld kommen?" durchs Dorf treiben zu wollen.
Carstensen stammt von der Insel Nordstrand, einem Landstrich also, der nicht unbedingt als Nährboden für Fröhlichkeit, Lebensfreude und Offenheit gilt. ... Der 55-Jährige räumt schon mal ein, nicht eben der Fleißigste unter den Politikern zu sein.
Carstensen betreibt als Windkraftfan einerseits auf Nordstrand Windmühlen. Andererseits weist ihn die Burschenschaft "Landsmannschaft Troglodytia Kiel" als Mitglied aus. Einerseits ist Carsensen Vorstandsmitglied des Forums Natur. Andererseits ist er Träger des Hamburger Preises für Jagdpolitik. Einerseits ist Carstensen Präsident der Deutschen Gesellschaft für Agrar- und Umweltpolitik. Andererseits Aufsichtsrat der Nordfleisch AG. ... Mit über 90 Prozent der Stimmen wurde Carstensen Anfang Juni zum neuen Landeschef gewählt. Als solcher konnter er allerdings - und das lässt die Freunde der Agrarwende hoffen - bislang keinerlei Akzente setzen. taz vom 23.7.2002, Seite 11

DEU028 4 wi 242 DEU /AFP-GN73, 23.07.02
Union will Ausbau erneuerbarer Energien kürzen
Einschnitte werden vor allem bei Wind und Solaranlagen
Hamburg, 23. Juli (AFP) - Die CDU will im Falle eines Wahlsiegs den von Rot-Grün geplanten Ausbau erneuerbarer Energien zusammenstreichen. "Wir werden gezwungen sein, die Förderung erneuerbarer Energien Zug um Zug umzustellen", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Matthias Wissmann, der "Financial Times Deutschland" (Dienstagausgabe). "Die Stromkunden können sich die Fortsetzung der bisherigen Politik nicht leisten."
Während die rot-grüne Regierung beabsichtigt, den Anteil der erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren zu verdoppeln, kündigt Wissmann an, die Förderung etwa auf heutigem Niveau festzuschreiben: "Ich behaupte, wir können mit 2,5 bis drei Milliarden Euro im Jahr einen wesentlich besseren Nutzwert erreichen, wenn wir stärker auf ökonomische Effizienz setzen."
Die Fortsetzung des Ausbaus von Wind- und Sonnenenergie nach dem Konzept der amtierenden Bundesregierung erfordere im Jahr 2010 etwa 13 Milliarden Euro, betonte Wissmann. Dies gehe aus einer Studie von Deutsche Bank Research hervor. "Das heißt, die derzeitige Energiepolitik kann auf Dauer so nicht fortgesetzt werden." Sie mache die Vorteile der Liberalisierung der Energiemärkte zunichte.
"Wir müssen aufpassen, dass keine Dauersubventionen entstehen und dass die Effizienz verbessert wird", forderte Wissmann: "Wir wollen stärker auf Techniken setzen, die an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit stehen, zum Beispiel Biomasse." Damit würden der Zeitung zufolge unter den angekündigten Kürzungen würden vor allem die Betreiber von Photovoltaik-Anlagen und Windenergieanlagen leiden, die Strom noch deutlich über Marktpreisen produzieren. Vor allem die Förderung von Windenergieanlagen an windschwachen Binnenlandstandorten wolle die Union einschränken. - mt/nau - AFP - 230843 JUL 02

netzeitung 23.07.02
Union will Förderung von Windenergie und Solaranlagen einschränken
Die Regierung will den Anteil der erneuerbaren Energien verdoppeln. Die Union kündigt dagegen an, deren Förderung nach der Wahl einzuschränken. Sie störe die Liberalisierung der Energiemärkte.
Die Union will im Falle eines Wahlsiegs die Förderungen für erneuerbare Energien einschränken. Der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Matthias Wissmann, kündigte in der «Financial Times Deutschland» an, vor allem bei Windenergie und Solaranlagen solle
gespart werden. Wissmann begründete die Ankündigung mit der seiner Ansicht nach zweifelhaften Wirkung der Subventionen. Die Fortsetzung des Ausbaus von Wind- und Sonnenenergie nach dem Regierungskonzept erfordere im Jahr 2010 etwa 13 Milliarden Euro, betonte Wissmann. «Das heißt, die derzeitige Energiepolitik kann auf Dauer so nicht fortgesetzt werden.» Sie mache die Vorteile der Liberalisierung der Energiemärkte zunichte.
Die Stromkunden könnten sich die bisherige Politik nicht leisten, warnte Wissmann. Deshalb werde die CDU bei einem Unions-Wahlsieg die Förderung etwa auf heutigem Niveau festzuschreiben: «Ich behaupte, wir können mit 2,5 bis drei Milliarden Euro im Jahr einen wesentlich besseren Nutzwert
erreichen, wenn wir stärker auf ökonomische Effizienz setzen.» Die Union werde die Förderung erneuerbarer Energien «Zug um Zug umzustellen».
Unter den Kürzungen würden vor allem die Betreiber von Photovoltaik-Anlagen und Windenergieanlagen leiden, da sie Strom derzeit noch deutlich über dem Marktpreis produzieren. Wissmann sagte dazu, «wir wollen stärker auf Techniken setzen, die an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit stehen, zum Beispiel Biomasse.» (nz)

taz, 22.07.02
Grüner in der Grauzone
Auch Cem Özdemir hat Geld vom Rüstungslobbyisten Hunzinger erhalten. Und Thierse wundert sich, warum Rudolf Scharping seine Hunzinger-Honorare nicht ordnungsgemäß deklariert hat
BERLIN taz Cem Özdemir ist zerknirscht: "Das war sicherlich ein Fehler, dass ich nicht zu einer ganz normalen Bank gegangen bin", sagte der innenpolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion gestern zur taz.
Özdemir hat 1999 einen Kredit von 80.000 Mark zu 5,5 Prozent Zinsen vom PR-Berater und Rüstungslobbyisten Moritz Hunzinger bekommen. Üblich wäre ein Zinssatz von rund 9 Prozent gewesen. Seine Schulden stottere er seither in Raten ab, wolle den restlichen Ausstand nun aber sofort begleichen. Gegenleistungen habe er keine erbracht, erklärte Özdemir.
Und so wie der mittlerweile entlassene Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) hat auch Özdemir ein Honorar für die Teilnahme an Hunzinger-Veranstaltungen bekommen: Für 2.000 Euro saß Özdemir bei Microsoft auf einem Podium. Am Wochenende wurde erstmals bekannt, dass die Firma Hunzingers auch Beziehungen zu Mitgliedern der grünen Bundestagsfraktion pflegte. Diese wurden vor allem von Hunzingers Vertreter in Berlin, Johannes Altincioglu, vermittelt. Hunzinger handelt mit Kontakten zwischen Wirtschaft und Politikern und berät sie in Sachen Medien und Public Relations.
Scharping verlor vergangene Woche sein Amt, nachdem bekannt wurde, dass er von Hunzinger 140.000 Mark bekommen hatte. Gestern verlangte Bundestagspräsident Wolfgang Thierse von Scharping eine Erklärung, warum er diese Zahlungen dem Bundestag nicht als "Sondereinkünfte" gemeldet habe. Dies hätte er laut Geschäftsordnung des Bundestags tun müssen. Thierse forderte "den Abgeordneten Scharping" auf, sich bis zum 14. August schriftlich zu äußern.
Seine grünen Fraktionskollegen nahmen Özdemir gestern in Schutz. "Das war nicht geschickt, aber es verstößt gegen keine Regel", sagte der Rechtspolitiker Volker Beck zur taz: Özdemir habe "das Richtige gemacht", indem er für Aufklärung gesorgt habe. Für den Wahlkampf sei Özdemirs Verhalten unwichtig, sagte Beck: "Wenn es nicht diese Parallele zwischen Scharping und Özdemir gäbe, würde sich niemand dafür interessieren."
Auch Hans-Christian Ströbele, als unnachsichtiger Ankläger "politischer Korruption" im Spendenuntersuchungsausschuss bekannt, sagte zur taz: "Es kommt darauf an, warum und wofür Herr Özdemir das Geld von Herrn Hunziger genommen hat." Das werde man Donnerstag auf einer Fraktionssitzung klären. Hunzinger sei in der Tat eine "zwielichte Lobbying-Figur". Ein Schaden entstehe den Grünen "hoffentlich nicht": "Die Grünen bleiben die Antikorruptionspartei, die sie bislang waren. Dafür stehe ich zum Beispiel."
Die Opposition beschränkte sich gestern auf ironische Nachfragen. Wolfgang Bosbach, Innenpolitiker der Union, erklärte gegenüber der taz: "Ich verstehe erstens nicht, warum man sich von einem PR-Berater Geld leiht. Und zweitens interessiert mich, warum Herr Özdemir einen Zinssatz von 5,5 Prozent für ,marktüblich' hält." Da Herr Hunzinger aber "keine Persona non grata" sei, hätten die Grünen keinen Imageschaden zu befürchten. "Beziehungen mit Herrn Hunzinger sind schließlich nicht vorwerfbar." ULRIKE WINKELMANN, taz Nr. 6806 vom 22.7.2002

Leserbriefe in der FAZ vom 22.07.02 (Druckausgabe)
Griff in die Tasche des Strom-Kunden
Leser Rainer Heinsohns Zuschrift „12.000 Windräder und 280.000 Strommasten" (F.A.Z. vom 13. Juli) zeigt einmal mehr, wie leicht man grüner Demagogie aufsitzen kann. Die 12.000 Windräder können selbst bei starkem Wind nicht einmal fünf Prozent des Energiebedarfs erzeugen, während die 280.000 Strommasten für die Verteilung der gesamten Energieerzeugung - also 100 Prozent - da sind. Von den Masten würde aber auch dann kein einziger entbehrlich, wenn 100 Prozent des Energiebedarfs mit den dann erforderlichen mehr als 240.000 Windrädern erzeugt würden, da der erzeugte Strom ja nach wie vor verteilt werden müßte. Die Subvention bei Kohle beträgt drei Cent je Kilowattstunde (gezahlt vom Steuerzahler), bei Windenergie etwa sechs Cent je Kilowattstunde (gezahlt von allen Stromkunden mit der Stromrechnung), bei Sonnenenergie sogar 49 Cent je Kilowattstunde. Nach EU-Recht gilt nur ein staatlicher Zuschuß als „Subvention", also nur der für die Kohle. Der „Verpackungskünstler" Jürgen Trittin greift deshalb mit Hilfe des Erneuerbare-Energien-Gesetzes dem Stromkunden über den Lieferanten direkt in die Tasche und umgeht somit trickreich den möglichen EU-Vorwurf einer unerlaubten Subvention - und nur das hat die EU-Kommission bestätigt. Es handelt sich also um zwar dem Bürger abgezwungene, aber dennoch nicht staatliche Zuschüsse und somit nicht um Subventionen nach EU-Recht. Und genau auf diesen Verpackungstrick ist Leser Heinsohn hereingefallen.
Die Behauptung, die Windkraft sei bereits heute in der Lage, konventionelle Kraftwerke zu ersetzen, wäre nur dann richtig, wenn Windstille auszuschließen wäre. Selbst wenn die Windkraftkapazität den Gesamtbedarf decken könnte, müßten alle Kraftwerke im „Stand-by-Betrieb" weiterlaufen, um bei großräumiger Windstille die Energieversorgung sicherzustellen. Sonst kommt eben nicht immer Strom aus der Steckdose. - Dr.-Ing. Horst Bechthold, Erftstadt

Betonierte Ungetüme
Die Zuschriften auf Ihre Leitglosse „Verpackungskünstler" (F.A.Z. vom 3. Juli) beschäftigen sich bisher nur damit, was der Landschaft mit den Windrädern an der Oberfläche angetan wird. Welche Schäden werden jedoch im Untergrund angerichtet? Wie tief reichen jeweils die Fundamente dieser Ungetüme in der bis dato unberührten beziehungsweise nur landwirtschaftlich genutzten Fläche? Wie viele Kubikmeter Beton sind erforderlich? Wie wirken sich die Fundamente auf das Grundwasser aus? Sonstige Auswirkungen? Wie viele Strommasten mußten für die Einspeisung und den Transport der Windenergie zusätzlich errichtet werden? Kann man davon ausgehen, daß Bundesminister Jürgen Trittin bei seiner Angabe der auf dem Sektor Windenergie geschaffenen 130.000 Arbeitsplätze die Arbeiter der Zementindustrie und die Fahrer der Betontransport-Unternehmen mitgezählt hat? - Detlef Schlichting, Wentorf

F.A.Z. WEEKLY. Friday, July 19, 2002 [Übers. v. R. Ruffini]
(Published by the Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH Publishing Group)
BUNDES-ANREIZE IN STURMSTÄRKE LASSEN STROM-GEBÜHREN STEIGEN
Windkraft-Subventionen treten an die Stelle nicht verfassungsmäßiger Kohle-Steuern
Von J. Skye Clifford
Frankfurt. Zwei von nur vier Aktienemissionen bisher in diesem Jahr, nach 16 im letzten Jahr und 152 in 2000, betreffen Gesellschaften, die Ausrüstungen für Solar- und Windstromgewinnung herstellen.
Windkraft ist zweifellos eine reiche und weithin ungenutzte Energiequelle, aber sie verblaßt neben der Kraft von Subventionen der Regierung, die Milliarden in vergleichsweise teure alternative Energieformen bläst, seit die Koalition von Sozialdemokraten und Umwelt-Grünen 1998 im Bund an die Macht kam.
Diese noch junge Industrie beansprucht, 35.000 Arbeitsplätze geschaffen zu haben. Wirtschaftsminister Müller sagte, es gebe etwa 4.500 Stellen in der Produktion von Windkraftanlagen, und jede werde mit 150.000 Euro ($ 151.000) pro Jahr subventioniert. Georg Menzen von der Geschäftstelle für erneuerbare Energien, einer Unterabteilung von Müllers Ministerium, sagt, der Windenergiesektor habe 2001 weitere 950 Mill. Euro in Form von Preisgarantien erhalten, was die Gesamtsubventionen auf einen Betrag von 1, 6 Mrd. bringe.
Trotzdem sprießen Windfarmen wie die Pilze aus dem Boden. Deutschland hat jetzt mehr als 11.500 installierte Windturbinen, die schon 3,5 Prozent des Energiebedarfs des Landes decken. Deutschland ist in der Herstellung von Windkraftausrüstungen auch zur Nummer eins in der Welt aufgerückt; Repower und Solar-Fabrik, die zwei erfolgreichen Wind-Neuemissionen in einem ansonsten nachgebenden Aktienmarkt, gehören zu diesem Wirtschaftsbereich.
Erneuerbare Energie sind teuer. Aber das ist der Preis, den Deutschland zu zahlen bereit ist für das Auslaufen der Atomkraft und die Reduktion der Verbrennnung von fossilen Brennstoffen. Die populärste und erfolgreichste aller erneuerbaren Energiequellen in Deutschland ist bisher der Wind. Die installierte Leistung von Windmühlen ist in Deutschland auf 8.754 Megawatt gestiegen von 108 Megawatt vor zehn Jahren. 2001 wurden 2.079 Windmühlen errichtet mit einer installierten Leistung von 2, 7 Megawatt, 60 Prozent mehr als im vorangehenden Jahr.
Jedoch könnten Probleme mit dem Verfassungsgericht den Wind aus den Segeln der Windindustrie nehmen, wie sie das im Falle der subventionierten Kohle-Industrie getan haben. Bis 1995 tropfernährte die Regierung den Kohlebergbau mit den Einnahmen aus einer Steuer auf elektrischen Strom von 7,5 Prozent, aber Deutschlands Verfassungsgerichtshof entschied, daß die
Subventionen illegal waren. Um zu verhindern, daß die Subventionen für Windenergie das gleiche Schicksal erleiden, hat die Regierung vage Versprechungen gemacht, die Preisgarantien für Betreiber bestehender Windparks im Jahre 2006 zu reduzieren.
Mit der Öffnung des Strommarktes 1998 hätte der Wettbewerb sich verschärfen und den Preis, den die Verbraucher für Energie zahlen, verringern sollen. Deutschlands Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aus dem Jahre 2000 setzt jedoch eine Mischung von Anreizen ein, wie zum Beispiel einen Gebührenplan, der den Erzeugern von erneuerbaren Energien bis zu 90 Prozent des Wiederkaufspreises für elektrischen Strom garantiert. Für Windenergie beläuft sich der auf 9,1 Euro Cents für die Kilowatt-Stunde. Zum Vergleich: Die Herstellung konventionell erzeugter Energie kostet nur 1,5 – 2,5 Cent die Kilowatt-Stunde. Das EEG verpflichtet außerdem die Netzwerk-Betreiber, die Kosten für die Stromleitungen zu tragen, die benötigt werden, um den Windstrom in das Netz einzuleiten. Die Verbraucher von Elektrizität bezahlen den Unterschied in Form höherer Gebühren.
Für Windfarmen, die 2002 den Betrieb aufnehmen, werden sich die Garantien bis zum Ende ihres fünften Betriebsjahres auf 6,1 Cent verringern. Beginnend in 2006, werden die Subventionen für viele Standorte, die in den letzten Jahren den Betrieb aufnahmen, fallen, und Subventionen für neue Windmühlen werden Jahr für Jahr geringer werden. Wenn die oppositionellen Christdemokraten die Bundestagswahlen im September gewinnen, würden die Windgeneratoren keine subventionierten Gebührensätze mehr erhalten. Die CDU will, daß Windgeneratoren-Anlagen im Preis mit anderen Quellen konkurrieren. Aber die Arbeitsplätze in der Wind-Industrie kommen von den Subventionen, die am Ende die Stromverbraucher und Steuerzahler bezahlen. Die Technologie, die für effektive und wirtschaftliche Offshore-Windfarmen gebraucht wird, ist erst in der Entwicklung. Und Gesell-schaften müßten Zulassungen und Lizenzen erwerben, um vor der Küste bauen zu dürfen, was Jahre dauern könnte. Schließlich könnten Offshore-Farmen verschiedene Probleme lösen. Sie würden auch Bewohner und Umweltgruppen nicht so sehr verärgern, die den Anblick und den Lärm der Windturbinen an Land als ein ungeheueres Ärgernis ansehen.

Ostfriesen-Zeitung 18.07.2002 (S. 11) Redaktion@ostfriesen-zeitung.de
"Wirtschaft ist nicht nur Tourismus"
Windparks in der Zwölf-Seemeilen-Zone: SPD-Küstenmann Peters setzt sich von den Insel- und Küstengemeinden ab. Wird der Windpark verwirklicht, nimmt das Land vielen Bürgern die Lebensgrundlage, meint die Gemeinde Neuharlingersiel.
sr Neuharlingersiel. Im Streit um die geplanten Offshore-Windparks in der Zwölf-Seemeilen-Zone vor der ostfriesischen Küste haben sich zwei Lager gebildet: Küstenorte, Inseln und Umweltverbände lehnen die von den Stränden aus sichtbaren Windparks ab, die Landes-SPD sieht dagegen eine große Entwicklungschance für die Wirtschaft. "Grundsätzlich bin ich ein Befürworter der Offshore-Technologie, auch in der Zwölf-Seemeilen-Zone", sagte gestern der SPD-Landtagsabgeordnete Günter Peters aus Wiesede.
>Er setzt sich damit von Gemeinden wie Langeoog oder Neuharlingersiel ab. In einer Pressemitteilung verwies die Gemeinde Neuharlingersiel darauf, dass vielen Bürgern des Tourismusorts die Lebensgrundlage entzogen werde, wenn die Windparks rund zehn Kilometer vor Langeoog verwirklicht würden.
Die Neuharlingersieler argumentieren in erster Linie mit den Nachteilen für die Fischerei, die durch die Windparks ihre wichtigsten Fanggründe verliere und langfristig eingestellt werden müsse. "Ohne Kutterhafen würde Neuharlingersiel starke Einbrüche im Tourismusgeschäft erleiden", heißt es in der Pressemitteilung. Unterm Strich würden durch die Windparks mehr Arbeitsplätze vernichtet als geschaffen.
Das bezweifelt Peters. "Wirtschaft ist nicht nur Tourismus, sondern alles." Namentlich nennt er den Windenergieanlagen-Hersteller Enercon in Aurich und den Emder Hafen. Die Bedenken der Insel- und Küstenorte seien ernst zu nehmen. "Im Verfahren wird doch geklärt, ob Fischerei und Tourismus wirklich mit schweren Nachteilen zu rechnen haben." Es sei auch die Frage, wer in erster Linie an den Windparks verdiene. Man müsse unter Umständen überlegen, wie die Betroffenen von den Windparks profitieren könnten. Im Übrigen, so Peters, habe es bei den Windenergieanlagen an Land anfangs ähnliche Diskussionen gegeben. Die damals geäußerten Befürchtungen hätten sich größtenteils nicht bewahrheitet.

"Führende Position nicht aufgeben"
Tourismuspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion verweist auf Chancen
durch Windparks auf See.

Die Errichtung von Windparks auf See (Offshore-Windparks) birgt eine Reihe von Möglichkeiten für die Region Ostfriesland und das Land Niedersachsen. Darauf weist der tourismuspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Günter Peters, hin.
"Schon jetzt sind die niedersächsischen Windkraftanlagen-Hersteller bundesweit führend. Diese Position dürfen wir nicht aufgeben", sagte der Landtagsabgeordnete aus Friedeburg. In einer Reaktion auf die Bedenken gegenüber Offshore-Anlagen, gerade aus dem Tourismusbereich, erklärte Peters: "Wir dürfen uns einer wirtschaftlichen Entwicklungschance nicht widersetzen, sondern müssen Kompromisse schließen, um die riesige Chance im Gesamtinteresse unserer Region zu nutzen." Insbesondere die Inseln Borkum und Langeoog hegen nicht unerhebliche Bedenken, die in Sichtweite vom Inselstrand geplanten Anlagen könnten sich negativ auf den Fremdenverkehr auswirken. Auch Fischerei und Umweltverbände äußerten sich kritisch zu den Planungen.
Peters erinnert daran, dass Wirtschaftsverbände davon ausgingen, die Offshore-Technik werde bis zu 15.000 neue Arbeitsplätze an der Küste schaffen. Die Investitionskosten bis zum Jahr 2020 beliefen sich nach Schätzungen auf rund 20 Milliarden Euro. Schon heute arbeiteten von den 35.000 in der Windkraftindustrie beschäftigten Menschen etwa 10.000 in Niedersachsen.
Günter Peters fordert, dass Niedersachsen "seine natürlichen Standort- und Konkurrenzvorteile" in die Waagschale werfen solle. Angesichts der Tatsache, dass potenzielle Offshore-Standorte in der 12-Seemeilen-Zone liegen, also recht nah vor den Inseln, erklärte der SPD-Politiker, er werde
darauf drängen, "dass dabei ausreichend Rücksicht genommen wird auf die Belange der Schifffahrt, des Tourismus' und Naturschutzes sowie der Gefahren, die von Havarien und unfallbedingten Meeresverschmutzungen ausgehen können". Bei allen Bedenken sei die Förderung der Windenergie "ein
wichtiger Beitrag zur Strukturverbesserung an der niedersächsischen Nordseeküste". Zulieferfirmen und die maritime Wirtschaft würden von dieser Entwicklung profitieren.

Anzeiger für Harlingerland 18.07.2002 (S. 7)
Aussicht von oben genießen / Windmühle kann erklommen werden
-ah- Westerholt. Die Besteigung der Windenergieanlage mit Informationen zu Technik und Umweltschutz bietet die Biologische Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems (BSH) zusammen mit dem TK-Park Westerholt allen Interessierten am Sonnabend, dem 27. Juli, um 15 Uhr an.
Standort der Windenergieanlage ist der TK-Park bei Westerholt zwischen Aurich und Dornum, direkt am Linienweg. Dort stehen vier Windkraftanlagen in einer Reihe. Eine der Anlagen kann bestiegen
werden. Der 300-stufige Aufstieg zur Aussichtsplattform ist beschwerlich und eignet sich nur für Interessierte mit guter körperlicher Kondition. Von der Plattform wird bei guter Sicht der
Blick auf die Nordseeinseln möglich sein. Für weniger Trainierte wird alternativ ein Infofilm angeboten. Die Veranstaltung kostet pro Person drei Euro, eine Anmeldung bis zum 19. Juli, 12 Uhr, unter Telefon 04407/5111 ist erforderlich.
(Bildunterschrift: Haupts. die zu besteigende Windmühle in Westerholt) Auf Einladung der Biologischen Schutzgemeinschaft kann die Windmühle im Westerholter TK-Park am 27. Juli bestiegen werden.

FAZ, 17.7.2002, Rubrik „Natur und Wissenschaft“ (Druckausgabe)
Wendepunkt
Die Klimaforscher in Deutschland, die sich für politisch korrekt halten, haben vor geraumer Zeit eine bemerkenswerte Sprachregelung gefunden: In der Wissenschaft gibt es keine Klimadiskussion. Wir sind uns alle einig, heißt es, alle Ergebnisse sind solide abgesichert. Besonders energisch vertreten die Konformisten diesen Standpunkt, wenn es um die Aussagekraft ihrer Klimamodelle geht. Entsprechend sensibel reagieren sie auf Kritik. Denn wenn - was unbestritten der Fall ist - die Glaubwürdigkeit der Branche und die Brauchbarkeit der Forschungsergebnisse im politischen Alltag fast ausschließlich von der Zuverlässigkeit der Computersimulationen abhängt, dann muß dieser wissenschaftliche Gral auch hartnäckig verteidigt werden.
Zu denen, die von der Solidität der Klimamodelle nicht nur überzeugt sind, sondern auch jede aufkeimende Diskussion darüber in der Öffentlichkeit mit dem Hinweis vereiteln, die Klimaforscher seien sich einig, gehören Hans-Joachim Schellnhuber und Hartmut Grassl. Schellnhuber ist Direktor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und arbeitet mit Computern nicht nur an Klima-, sondern viel raumgreifender an „Erdsystemmodellen".
Graßl, Direktor am Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie, versorgt die internationale Politik mit den konsensuellen Botschaften der Klimaforschung. Beide Forscher sind außerdem im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung „Globale Umweltveränderungen". In der vergangenen Woche ist ihnen eine weitere, durchaus unerwartete Rolle zugefallen. Sie werden nämlich in einer geradezu revolutionären deutsch-israelischen Publikation angeführt, die unter Leitung des Gießener Physikers Armin Bunde in den angesehenen „Physical Review Letters" veröffentlicht worden ist. Unter der vielsagenden Überschrift „Klimamodelle schlechter als ihr Ruf" machten die Forscher ihre Studie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Ihre Analysen hätten gezeigt, daß die Superrechner die „tatsächlichen Entwicklungen nur unzulänglich widerspiegeln". Getestet wurde, wie die sieben weltweit rührenden, auch zur Prognose verwendeten Klimamodelle mit der Wetterpersistenz in sechs ausgewählten Klimazonen der Erde in Einklang stehen. Wie die Wissenschaftler fanden, wird der statistische Zusammenhang im Wettergeschehen in allen Modellen „deutlich unterschätzt", die Tendenz zur allgemeinen Erwärmung hingegen „überschätzt". Am schlechtesten schnitt bei alledem das Hamburger Modell ab.
Pikant daran ist freilich weniger das enttäuschende Ergebnis, denn unter Fachleuten ist man sich noch ganz anderer Schwächen der Modelle bewußt. Bemerkenswert ist vielmehr, daß Erdsystemexperte Schelinhuber zu den Autoren der Studie gehört und eine Danksagung der Gruppe für „wertvolle Kommentare" ausdrücklich dem Hamburger Obermodellierer Graßl gilt. Bei so viel wissenschaftlicher Prominenz darf man wohl vermuten, daß ab sofort wieder öffentlich über die Qualität von Klimamodellen debattiert werden kann. Die Diskussion ist eröffnet. jom

Hannoversche Allgemeine Zeitung, 17.07.02 (Niedersachsen - Nachrichten)
Riesenrotoren rücken auf die Küste zu
Land will Windparks auch nahe der Inseln zulassen / Inselgemeinden gehen auf die Barrikaden


An der Küste sind die besten Plätze bereits vergeben. Jetzt zieht es die Windenergieplaner hinaus aufs Meer. Der erste Offshore-Windpark 45 Kilometer nördlich von Borkum ist bereits genehmigt. Schon gegen dieses Vorhaben gibt es auf der Insel heftigen Widerstand. Doch jetzt sollen die riesigen Rotoren noch viel näher an die ostfriesischen Inseln heranrücken. Vor Borkum, Langeoog und östlich von Wangerooge sind Windparks geplant, die von den Inselstränden aus kaum zu übersehen sein werden. „Damit verlieren wir unser wichtigstes Gut, den weiten Blick aufs Meer", schimpft der Wangerooger Bürgermeister Holger Kohls.

Rund 15 Kilometer nordöstlich von Wangerooge will das Bremer Unternehmen Energiekontor den Windpark Nordergründe bauen. 76 bis zu 110 Meter hohe Windräder sollen sich von 2004 an in der Nähe der Leuchttürme „Alte Weser" und „Tegeler Plate" drehen. „Die haben wir von unserer Strandpromenade aus dann voll im Blick", sagt Kohls. „Und nachts gucken wir auf das Blitzlichtgewitter der Markierungsleuchten."

Nordergründe ist von den drei Projekten innerhalb der Zwölf-Seemeilen-Zone am weitesten fortgeschritten. Die zuständige Bezirksregierung Lüneburg will in Kürze entscheiden, ob das Raumordnungsverfahren beantragt werden kann. Auch die Cuxhavener Firma Plambeck hat dieses Gebiet im Visier, zehn Kilometer nördlich von Langeoog haben Plambeck und die Firma Innovent Windpark-Pläne. Das Unternehmen Enova aus Bunderhee will 15 Kilometer nordwestlich von Borkum Rotoren aufstellen.

Die Planer von Energiekontor sind optimistisch. Ihr Projekt komme voran, sagt Sprecher Christian Bredemeier. Nordergründe liege in einem von vier möglichen Gebieten, die die Landesregierung als besonders geeignet für die Windkraftnutzung ausgewiesen habe. „Für uns ist es vorteilhaft, dass das Land klar zur Windkraftnutzung steht – auch in der Zwölf-Seemeilen-Zone", sagt Bredemeier. Die Anlagen könnten in diesem Bereich kostengünstiger errichtet werden. Die Kabeltrassen für den Netzanschluss seien kürzer, und weil das Wasser flacher ist als auf hoher See, sei der Bau einfacher.

Die Ängste der Inselbewohner, die gigantischen Rotoren würden die Touristen vergraulen, teilt Bredemeier nicht. In Dänemark hätten sich zunächst umstrittene Windparks zu „echten Anziehungspunkten" entwickelt.

„Wir sind nicht grundsätzlich gegen Offshore-Parks", betont Langeoogs Bürgermeister Frerich Goeken. „Sie dürfen aber nicht in Sichtweite der Inseln entstehen." Schon die Rotoren auf dem Festland verstellten den Blick auf das Wattenmeer. Diesen Fehler dürfe man jetzt auf der Seeseite nicht wiederholen, sagt der Bürgermeister.

Langeoog hat indes gute Aussichten, von der befürchteten „Horizontverspargelung" verschont zu bleiben. Denn die Bezirksregierung schaut skeptisch auf das Windparkprojekt nahe der Insel, weil die Riesenrotoren auch die freie Sicht der Nachbarinseln beeinträchtigen würden.

Vor einem Wildwuchs von Windparks warnen auch Umweltgruppen, die dieser Energienutzung eigentlich freundlich gesonnen sind. WWF und Naturschutzbund schlagen vor, zunächst nur drei Pilotprojekte zuzulassen, an denen die Auswirkungen auf Vögel und Meeressäuger wie Schweinswale und Robben genau untersucht werden. Der Wattenrat Ost-Friesland will bei der EU in Brüssel Beschwerde erheben. „Das Wattenmeer soll Weltkulturerbe werden, gleichzeitig will das Land es mit tausenden Windanlagen zupflastern.", rügt Sprecher Manfred Knake: „Wie passt das zusammen?"
Dazu der Watten-Rat
Moin Frau Kautenburger,
habe Ihren heutigen Artikel "Riesenrotoren rücken auf die Küste zu" gelesen.Ein bisschen enttäuscht bin ich doch: Das "Aktionprogramm Offshore" der Landesregierung haben sie vom Wattenrat erhalten, da hätte ich zumindest einen kleinen Auszug aus unserer naturschutzfachlichen Bewertung (Stellungnahme) erwartet. Stattdessen zitieren Sie den Wattenrat mit "tausenden" von WKA im Watt. Das trifft natürlich nicht zu und wurde auch nie so gesagt und macht uns als "Übertreiber" zudem noch unglaubwürdig.
WWF und NABU haben sich bis heute nicht zum "Aktionsprogramm" öffentlich geäußert.

Ich bitte um Veröffentlichung einer Richtigstellung zu Ihrem Artikel "Riesenrotoren rücken auf die Küste zu". Sie haben mich darin fälschlich zitiert: „Das Wattenmeer soll Weltkulturerbe werden, gleichzeitig will das Land es mit tausenden Windanlagen zupflastern.", rügt Sprecher Manfred Knake: „Wie passt das zusammen?"
So habe ich mich nie geäußert. Es geht nicht um das UNESCO-Weltkulturerbe (richtig wäre in diesem Falle "Weltnaturerbe") und nicht um "tausende " von Windkraftanlagen im Wattenmeer.
Manfred Knake

DGM-Mitteilungen 1/2002, Seite 5 (Deutsche Gesellschaft für Meeresforschung)
Auswirkungen von Windparks auf die marine Umwelt
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
seit fast zwei Jahren laufen die Planungen für Offs-hore-Windparks in der deutschen Wirtschaftszone der Nord- und Ostsee. Auf der letzten Frühjahrssitzung der DWK hat Herr Becker kurz über den Stand der Planungen in der AWZ berichtet. Seitdem haben die Anträge weiter zugenommen, so dass die AWZ in der Nordsee weitgehend verplant ist. In welchem Ausmaße die Parks dann wirklich gebaut werden, vermag niemand zu sagen.
Fakt aber ist, dass Biologenteams aus mehreren Büros oder wiss. Einrichtungen und auf den verschiedensten Schiffen die vier Schutzgüter Benthos, Fische, Seesäuger und Vögel in Nord- und Ostsee untersuchen, um die Anforderungen einer UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) für jedes einzelne Antragsgebiet bzw. Pilotgebiet zu erfüllen. Ein Untersuchungskonzept bzw. ein Mindestanforderungskatalog wurde vom BSH unter Mitarbeit von mehreren Kolleginnen und Kollegen zusammengestellt, der jetzt von den Biologen auf See abgearbeitet wird.
Weiterhin hat ressort-übergreifend unter Führung des BMU eine Arbeitsgruppe zusätzlich Eignungsgebiete für Windparks ausgewiesen, die nach den gleichen Kriterien untersucht werden müssen. Dieses geschieht bevorzugt von staatlichen oder halbstaatlichen Forschungseinrichtungen.
Der Forschungsaufwand war im letzten halben Jahr und wird auch in den nächsten Jahren in der AWZ so hoch sein wie nie zuvor. Wir Wissenschaftler haben die einmalige Chance, eine große Datenmenge über die obengenannten Schutzgüter zu erhalten. Dafür sind meiner Meinung nach von unserer Seite folgende Leistungen zu erbringen:
Wir müssen das BSH bei der Weiterentwicklung des
Standarduntersuchungsprogramm weiterhin unterstützen. Das Ziel sollte ein ausgewogenes und allseits akzeptiertes Programm sein, dessen Methodiken nachvollziehbar und dessen Anforderungen unter normalen Bedingungen erfüllbar sind. Die Büros müssen bei der Durchführung der Arbeiten auf See unterstützt werden hinsichtlich einer standardisierten Probennahme bzw. Datenerhebung, damit ein Qualitätsstandard der Daten gewährleistet ist.
Für jedes Schutzgut sollte sich eine Institution bereit erklären, die Daten in einer eigens dafür vorgesehenen Datenbank zu sammeln. Personelle bzw. finanzielle Unterstützung durch BMU oder eigenes Ressort oder ????? Es muss gegenüber dem Betreiber, der die Untersuchung bezahlt hat, gewährleistet sein, dass die Rohdaten nicht weitergegeben werden, damit die Konkurrenz keinen Vorteil erhält.
Die DWK bietet sich meiner Meinung nach an, die Interessen aller involvierten Firmen, Büros, Dienststellen und Wissenschaftler aus übergeordneter wiss. Position zu bewerten bzw. zu vereinigen, mit dem Ziel, einen Datensatz zu schaffen, der zum einen die aktuelle Situation in der AWZ hinsichtlich der Schutzgüter beschreibt und mit dem mögliche Auswirkungen der Windparks auf die marine Umwelt (auch kumulativer Art) erkannt werden können.
Ich schlage daher als ersten Schritt vor, dass sich interessierte Wissenschaftler bei mir melden. In dieser Gruppe könnte die weitere Vorgehensweise diskutiert werden. Ich bin am l S.April zurück von einer Dienstreise und würde mich freuen, bis dahin schon einige positive Antworten vorliegen zu haben. - S. Ehrich
(Inzwischen hat eine Gruppe aus der DWK am 30.5.02 in Hamburg getroffen und etabliert (Chairman: Dr. R. Knust/A W!) mit dem Ziel, dass die Daten der Voruntersuchungen und des Monitorings nach einer entsprechenden Qualitätskontrolle der Wissenschaft zur Verfügung steht.)

Ostfriesen-Zeitung 16.07.2002 (S. 3)
Wetter spielt weltweit verrückt
Hamburger Klimaforscher warnt vor Treibhauseffekten - Hurrikan über Adriahalbinsel
Unwetter über Deutschland und Europa nehmen schlimmere Ausmaße an. Wissenschaftler sind sich inzwischen sicher, dass es Anzeichen für einen Klimawandel gibt.
dpa/ap Hamburg/Zagreb/ Athen. Viele Mittelmeerländer stöhnen in diesem Sommer unter großen Hitzewellen und verheerenden Unwettern. Nach den heftigen Gewittern und Regenfällen auf der spanischen Ferieninsel Mallorca hat sich die Lage gestern wieder beruhigt. Am Wochenende waren dort die schwersten Regenfälle eines Juli-Monats seit 50 Jahren niedergegangen.
Auch auf der kroatischen Adriahalbinsel Istrien kämpften Einsatzkräfte gestern gegen die Folgen eines Hurrikans, der auf einem Campingplatz in Porec ein Todesopfer forderte. Ein Österreicher wurde in seinem Campingwagen von einem umstürzenden Baum erschlagen. Die gesamte istrische Halbinsel war am Sonntagabend von dem schweren Sturm heimgesucht worden. In Pula, der größten Stadt Istriens, waren die Straßen überflutet.
In Griechenland begann gestern eine Hitzewelle, die den Menschen in den kommenden Tagen Temperaturen bis zu 42 Grad im Schatten bescheren wird. Bereits gestern zeigte das Quecksilber in Athen 39 Grad im Schatten. Die Behörden setzten Krankenhäuser in erhöhte Bereitschaft.
Taifune haben auf den Philippinen in den vergangenen Tagen mindestens 60 Tote gefordert. In Japan hat der Taifun "Halong" auf seinem Zug durch den Süden des Landes vier Verletzte hinterlassen und mehr als 300.000 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten.
Die Zunahme der extrem starken Unwetter ist nach Aussagen des Hamburger Klimaforschers Mojib Latif eindeutig auf den Treibhauseffekt zurückzuführen. "Was wir u. a. in Berlin und Brandenburg gesehen haben, ist noch nicht das Ende der Fahnenstange." Weit schlimmer werden die einzelnen Unwetter laut Latif, wenn es an Gewittertagen noch wärmer wird - etwa 40 statt 35 Grad in Brandenburg - und in einem solchen Gebiet dann eine Kaltfront kommt. In den vergangenen 100 Jahren habe sich die Durchschnittstemperatur in Deutschland um ein Grad erwärmt. "Wir rechnen mit zusätzlichen zwei bis drei Grad in den kommenden 100 Jahren."
Einziges Gegenmittel sei der Umstieg auf alternative Energien, und zwar weltweit. "Langfristig kann man das Problem nur lösen, wenn man komplett wegkommt von den fossilen Brennstoffen", sagte Latif.
Das Institut im Internet: www.mpimet.mpg.de

Ostfriesen-Zeitung 16.07.2002 (S. 9)
Riesen-Rotoren rücken näher
Planungen für Offshore-Windparks in der Zwölf-Seemeilen-Zone / Von den Inseln aus zu sehen
Der Windpark. vor Langeoog macht den Inseln die meisten Sorgen. Für das Projekt vor Borkum laufen Verhandlungen.
sr Ostfriesland. Die Offshore-Windparks kommen der Küste immer näher. Während die ostfriesischen Inseln mit dem ersten genehmigten Windpark Borkum-West wenig Probleme haben, weil die Anlagen von den Inseln aus nicht zu sehen sind, gibt es Planungen, die ihnen mehr Sorgen machen: An drei Stellen vor der ostfriesischen Halbinsel sind Projekte geplant, die kein Mensch an den Badestränden der ostfriesischen Inseln übersehen kann.

Es handelt sich dabei um Windparks in der Zwölf-Seemeilen-Zone. Damit ist nicht mehr das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg zuständig, sondern die Bezirksregierung. Die Oldenburger Behörde hat es mit Windpark-Anträgen an drei sensiblen Stellen zu tun: 15 Kilometer nordwestlich von Borkum plant die Firma Enova aus Bunderhee einen Windpark mit 27 Anlagen. Zwischen Enova und der Stadt Borkum laufen Verhandlungen. Dabei geht es darum, wie die Borkumer über einen Bürgerwindpark oder eine Betreibergesellschaft auf der Insel beteiligt werden können.
Die Firmen Plambeck und Innovent wollen zehn Kilometer vor Langeoog zwei Windparks errichten. Sie wären auch von Spiekeroog und Baltrum aus deutlich zu sehen.
Im Gebiet Nordergründe östlich von Wangerooge planen die Unternehmen Energiekontor und Plambeck Windparks.
Diese in der Zwölf-Seemeilen-Zone geplanten Windparks sind allesamt deutlich kleiner als die Großprojekte in der sich anschließenden "ausschließlichen Wirtschaftszone". Der Windpark Borkum West beispielsweise soll insgesamt aus über 200 Anlagen der 4,5-Megawatt-Klasse bestehen. Die Windparks vor den ostfriesischen Inseln würden zwar um ein Vielfaches kleiner sein. Aber auch sie würden aus Windenergieanlagen der neuen Klasse mit einer Höhe von 130 Metern und Rotoren mit einem Durchmesser von über 100 Metern bestehen.
Diese Projekte haben einen großen Vorteil: Sie können mit weniger Aufwand als weit draußen auf See in flacherem Wasser verwirklicht werden. Wenn die Verhandlungen mit der Insel Borkum erfolgreich sind, kann es daher durchaus sein, dass Enova schon im nächsten Jahr mit den Arbeiten beginnt.
Im Fall Langeoog wird es kaum das Einverständnis der Inseln geben. Für diesen Fall deutete ein Sprecher der Bezirksregierung gestern an: "Bei einer klaren Ablehnung können wir uns vorstellen, dass es nicht zum Bau der Windparks kommt."
Diese Windparks sind von den Badestränden der ostfriesischen Inseln aus zu sehen. Wenn sie denn gebaut werden. Im Fall Langeoog deutet sich schon jetzt an, dass die Anträge nicht genehmigt werden.

Ostfriesen-Zeitung 15.07.2002 (S. 9)
Ontijd: CDU ist weiter für Windenergie
Landtagsabgeordneter aus Aurich: Äußerungen von CDU-Bundespolitikern sind "schädlich"
sr Aurich. Als "nachhaltig schädlich" bezeichnet der CDU-Landtagsabgeordnete Wolfgang Ontijd Äußerungen von CDU-Bundespolitikern, die Förderung der Windenergie zu verringern. So stehe das auch nicht im Wahlprogramm, meinte Ontijd gestern in einem OZ-Interview.
OZ: Die CDU rückt auf Bundesebene von der Windenergie ab. Kann ein Landespolitiker wie Sie, der zudem noch am Standort von Europas größtem Windenergieanlagen-Hersteller Enercon wohnt, dieser Marschroute folgen?
Wolfgang Ontijd: Ein Abrücken von der Windenergie halte ich für nachhaltig schädlich. Im CDU-Wahlprogramm ist aber nicht direkt ein Abrücken beschrieben. Dort sagt die CDU wohl, dass die Kosten aus dem Einspeisegesetz langfristig nicht tragbar sind. Ähnlich hat sich übrigens auch SPD-Finanzminister Eichel geäußert. Ich bin der Auffassung, dass die CDU an der Windenergie-Förderung festhalten wird. Mit meinem Landesvorsitzenden Christian Wulff werde ich am Freitag über das Thema sprechen.
OZ: Der CDU-Umweltexperte Kurt-Dieter Grill fordert eine Verringerung der Windenergie-Förderung. Das bedeutet das Aus für viele Windparkbetreiber und auch das Ende der Pläne für Offshore-Windparks. Will das die CDU?
Ontijd: Ich teile nicht die Auffassung von Herrn Grill. Offshore-Windenergie ist schon deshalb sinnvoll, weil sie eine weitere Verdichtung im Binnenland verhindert. Ich jedenfalls bin grundsätzlich für die Offshore-Windparks.
OZ: Windenergie wird gefördert, indem die höhere Vergütung auf alle Stromkunden umgelegt wird. Ist das eine Subvention, die CDU-Politiker wie Grill so heftig kritisieren?
Ontijd: Nein. Denn die Mehrkosten werden von der Gemeinschaft der Stromkunden getragen und sind daher haushaltsunabhängig. Daher liegt auch Eichel mit seiner Kürzungsforderung schief. Ich meine allerdings, man muss darüber nachdenken, ob die Rendite der großen Stromunternehmen, die bei rund 17 Prozent liegt, wirklich so hoch bleiben muss.
OZ: Sind die kritischen Äußerungen auf Bundesebene nun CDU-Politik oder simple Abspracheschwächen?
Ontijd: Ich glaube, die Äußerungen sind ohne Absprache gemacht worden. Die CDU hat 1990 die Initiative für das Einspeisegesetz ergriffen, um Windenergie und Wasserkraft zu fördern. Weil Wasserkraft vor allem in Bayern ein Thema ist, gehe ich davon aus, dass Kanzlerkandidat Edmund Stoiber an der Förderung festhalten wird.

Financial Times Deutschland, 15.7.2002
RWE-Tochter Harpen kauft Windenergie-Unternehmen
Von Martin Rothenberger, Hamburg
Der RWE-Konzern hat seine bisher größte Investition in die erneuerbare Stromerzeugung abgeschlossen. Die Dortmunder RWE-Tochter Harpen kauft für rund 100 Mio. Euro das spanische Windenergie-Unternehmen Aersa.Die Firma aus Barcelona baut, finanziert und betreibt Windenergie-Anlagen. 28 Megawatt (MW) sind bereits in Betrieb, 250 MW sind projektiert. Bis Jahresende sollen Aersa-Windparks mit einer Leistung von 90 MW ans Netz gehen. Mit dem Kaufpreis investiert Harpen fast die Hälfte seines Umsatzes von 263,3 Mio. Euro (2001) in Spanien. Mit dem Segen von RWE-Beteiligungsvorstand Richard Klein kauft Harpen die Stromanlagen, "um sie in den operativen Betrieb zu integrieren", so Firmenchef Bernd Widera. Im ersten Halbjahr konnte Harpen die Leistung seiner 26 Wasserkraftwerke in Portugal, Frankreich, Italien und seiner zwei deutschen Windparks auf 210 Megawatt ausbauen. Binnen weniger Jahre sind 1000 Megawatt angepeilt. Die Investments in Ökostrom müssen sich bei Harpen selbst rechnen. © 2002 Financial Times Deutschland
URL des Artikels:  http://www.ftd.de/ub/in/1026639082721.html

"Sehr geehrte Damen und Herren,
wie Sie sicherlich aus den Veröffentlichungen in der Presse erfahren haben, kommt es seit dem Jahr 2000 infolge der Förderung von regenerativen Energien, insbesondere durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), zu einem massiven Ausbau von Kapazitäten zur Erzeugung regenerativer Energie. Vor diesem Hintergrund erhöhte sich die Quote der von den Übertragungsnetzbetreibern aufgenommenen Strommenge aus durch das EEG geförderten Anlagen bezogen auf die gesamte in Deutschland an Endverbraucher abgegebene Strommenge stetig von 2,9% in Jahr 2000 über 3,89% im Jahr 2001 auf 5,14% laut aktueller Prognose für das dritte Quartal 2002 (Quelle: Verband der Netzbetreiber). Derzeit weisen verlässliche Schätzungen auf eine Quote von nahe 6% zum Jahresende 2002 hin. Gleichzeitig erhöht sich die bundesweit einheitliche Durchschnittsvergütung für die einzelnen Energiearten laut EEG von 8,54 ct/kWh (2000) auf 8,82 ct/kWh (3. Quartal 2002). RWE Trading ist als Energieversorger von Endkunden dazu verpflichtet, den EEG-Strom vom Netzbetreiber entsprechend der jeweiligen Quote im Verhältnis zum Gesamtabsatz und zu der jeweiligen Durchschnittsvergütung abzunehmen.
Vor diesem Hintergrund sieht RWE Trading sich gezwungen, den Aufschlag zur anteiligen Deckung der Belastungen aus EEG mit Wirkung zum 01.07.2002 von derzeit 0,27 ct/kWh auf 0,37 ct/kWh zu erhöhen. Wir werden Ihnen diesen EEG-Aufschlag mit der Abrechnung für Juli 2002 erstmals in Rechnung stellen. Wir bedauern, Ihnen diese von RWE Trading nicht zu vertretende Strompreiserhöhung ankündigen zu müssen. Für Rückfragen... RWE Trading GmbH, Huyssenallee 2, 45128 Essen, den 1. Juli 2002."

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