Ostfriesen-Zeitung 27.07.2002 (S. 9)
Wulff: Wir bauen Windenergie aus
CDU-Landeschef zur Kritik aus eigenen Reihen
sr Leer. CDU-Landeschef Christian Wulff hat gestern bei
einem Besuch der Ostfriesen-Zeitung in Leer die Debatte
um die zukünftige Förderung der Windenergie in seiner
Partei für beendet erklärt. "Wir werden am Ausbau
der regenerativen Energien festhalten", sagte Wulff.
Er zeigte sich verärgert darüber, "dass aus der
CDU heraus der Eindruck erweckt wird, wir seien nicht
Förderer der Windenergie."
Die Windenergie sichere Einkommen im ländlichen Raum und
sei für Niedersachsen ein "gewaltiger
Wirtschaftsfaktor." Sicher gebe es in gewissen
Regionen eine Sättigung, auch müsse man die Effizienz
der Windenergieanlagen steigern und die Kosten im Auge
behalten. Aber Wulff ist sicher, "dass sich die
Offshore-Windenergie durchsetzt." Niedersachsen habe
dabei durch die Verbreitung der Windenergie und den
Auricher Hersteller Enercon einen "Standortvorteil,
den wir uns nicht kaputtmachen lassen dürfen."
Die Aussage zur Förderung erneuerbarer Energien sei im
CDU-Wahlprogramm, an dem er als stellvertretender
CDU-Bundesvorsitzender mitgearbeitet habe, eindeutig
formuliert. Die Kritik der CDU-Bundespolitiker Matthias
Wissmann und Kurt-Dieter Grill bezeichnete Wulff als
"Einzelmeinungen". Sie hatten in Interviews von
den Grenzen der Windenergie gesprochen und ein Einfrieren
oder gar eine Verringerung der Förderung gefordert.
OZ-Kommentar: CDU und Windenergie - Aufklärung
Von Heiner Schröder
Ein Wahlkampf-Schnitzer. Während alle Parteien in
Niedersachsen auf eine goldene Zukunft mit der
Offshore-Windenergie setzen, reden CDU-Bundespolitiker
von den Grenzen der Windenergie. CDU-Landeschef Christian
Wulff beeilte sich, die Windenergie-Kritik aus den
eigenen Reihen im Keim zu ersticken (Bericht Seite 9).
Hinter der Kritik steckt mehr als nur Unwissenheit. Denn
den großen Nutzen zieht der Norden aus der Windenergie,
die Wasserkraft bald von der Spitze er erneuerbaren
Energiequellen schubst.
Ob das Thema mit Wulffs klaren Worten durch ist, bleibt
abzuwarten. Die staatliche Förderung der Windenergie
bezahlen alle Deutschen mit einem höheren Strompreis.
Bei Geld wirken ökologische Argumente selten.
Wulff wird seine Parteifreunde darüber aufklären
müssen, dass Windenergie eine achstumsbranche mit jetzt
schon 30.000 Beschäftigten ist. Das wirkt meistens.
Ostfriesen-Zeitung 27.07.2002 (S. 10) D2Anzeiger für Harlingerland
26.07.2002 (S. 8)
Jüttner: Industrie nicht stark belastet -
"Emissionsrechtehandel kein Problem"
lni Hannover. Der geplante Handel mit Emissionsrechten
für Treibhausgase wird nach Ansicht von Niedersachsens
Umweltminister Wolfgang Jüttner (SPD) die deutsche
Industrie nicht zusätzlich belasten. "Teile der
Wirtschaft polemisieren aus nicht sehr sachgerechten
Gründen dagegen", sagte er am Donnerstag in
Hannover. Ihr Ansinnen, dieses neue
Klimaschutz-Instrument zu Fall zu bringen,sei
"vergebliche Liebesmüh". In Niedersachsen
werden nach Jüttners Angaben rund 360 Industrieanlagen
betroffen sein.
Das Handelssystem für Klimakiller wie Kohlendioxid (C02)
oder Methan soll in der EU von 2005 an eingeführt
werden. Die Mitglieder sollen ihren Unternehmen dann
Emissionsrechte für sechs Luftschadstoffe zuteilen, also
feste Ausstoßmengen genehmigen. Die Unternehmen dürfen
mit den zugeteilten Emissionsrechten an einer Börse
handeln. So können sie genehmigte Ausstoßmengen, die
sie nicht benötigen, weil ihre Emissionen niedriger
liegen, verkaufen. Wer dagegen einen höheren
Schadstoffausstoß als zugelassen hat, muss sich
Emissionsrechte zukaufen. 2012 sollen EU-weit neue Rechte
vergeben werden. Dann soll das Volumen geringer als jetzt
ausfallen, um die Gesamtemissionsmenge zu verringern.
Ostfriesen-Zeitung 26.07.2002 (S.
7)
Enercon baut Riesen-Windrad in Magdeburg auf
Mitte August beginnen die Arbeiten am ersten Prototyp der
seetauglichen Anlage E-112 / Es dauert drei Wochen
sr Aurich/Magdeburg. Der Countdown für die geplanten
Offshore-Parks in der Nordsee läuft: Europas größter
Hersteller von Windenergieanlagen, Enercon aus Aurich,
baut Mitte August den ersten Prototyp der
offshore-tauglichen 4,5 Megawatt-Anlage E-112 in
Magdeburg auf. Drei Wochen dauern die Arbeiten. Dann geht
der Prototyp in Betrieb, teilte das Unternehmen gestern
mit.
An den Aufbau schließen sich umfangreiche Tests an, die
nach Angaben Enercons rund ein Jahr dauern. Die
Erfahrungen daraus fließen in der Bau eines zweiten
Prototyps ein, der Mitte 2003 vor Wilhelmshaven in die
Jade gestellt werden soll. Das Hannoveraner Unternehmen
Winkra hat jetzt die Erlaubnis von der Bezirksregierung
bekommen, die Baugenehmigung zu beantragen.
Aus dem Betrieb dieses zweiten Prototyps entstehen neue
Windenergieanlagen des Typs E-112. Zwei davon sollen in
Emden getestet werden. Und zwar nahe der Stelle im
Wybelsumer Polder, an der nach vorläufigen Planungen die
schweren und großen Teile für die Windenergieanlagen
des Windparks Borkum-West gefertigt werden sollen. Der
Emder Hafen will, wie berichtet, Basis für den Bau der
Offshore-Windparks werden. Wenn alles klappt, kann sich
Enercon den Start der Serienfertigung im Jahr 2005
vorstellen. Der Bau des Windparks Borkum-West mit zwölf
Anlagen in der Pilotphase würde sich dann leicht
verschieben. Eine E-112 liefert Strom für 15.000
Menschen. Die Entwicklung der Anlage wurde vom
Bundeswirtschaftsministerium und vom Forschungszentrum
Jülich gefördert.
Anzeiger für Harlingerland 24.07.2002
(S. 4), Leserbrief zum Artikel "Fischer- und
Tourismusort durch Offshore-Windparks gefährdet" im
"Harlinger" vom 18. Juli.
Ein schlechter Krimi
Hoffentlich wachen die Neuharlingersieler oder besser die
ganzen Ostfriesen jetzt endlich auf und lassen sich nicht
noch einmal von den "Windmüllern" auf den Arm
nehmen wie bei der "Verspargelung" der gesamten
Küste. Wo sollen die Touristen noch den weiten Blick
genießen - an der Küste geht es nicht mehr, von den
Inseln zur Küste geht es auch nicht mehr, bald ist auch
der Blick von den Inseln übers Meer verbaut. Was sind
schon die hochsubventionierten (nach Aussagen von
Wirtschaftminister Müller dreimal so hoch wie im
Steinkohlebergbau) Arbeitsplätze in der Windindustrie
gegen die vielen Arbeitsplätze im Tourismus und in der
Fischerei.
Das "Niedersächsische Aktionsprogramm zur Planung
von Windenergiestandorten im Offshore-Bereich" liest
sich wie ein schlechter Krimi. Ostfriesen und Friesen
wehrt Euch! - Gerd Janßen, Conneforde
Jeversches Wochenblatt
24.07.2002 (S. 4) Leserbrief
Industrie statt Naturerbe
Betr: "Windpark Nordergründe kommt gut voran"
vom 17. Juli, Seite 5
Es ist verblüffend, wie perfekt die
Untersuchungsergebnisse für den Windenergie-Standort
"Nordergründe" mit den Erwartungen der
Betreiber übereinstimmen. Passend zum Bautermin wurde in
kürzester Zeit ein Untersuchungsergebnis vorgelegt, das
sich völlig mit den Wünschen der Betreiber deckt,
obwohl die ökologischen Parameter nur in einer
Langzeitstudie zu ermitteln wären. Die Frage drängt
sich auf, ob es überhaupt seriös sein kann, 170 m hohe
Windturbinen in der ausschließlich horizontal
gegliederten Wattlandschaft, welche die Drehscheibe des
ostatlantischen Vogelzugs ist, im Eilverfahren für
unbedenklich zu erklären. Der Mix aus
Energiewende-Suggestion und hohen Gewinnen hat zu einer
unheiligen Allianz zwischen Windindustrie, Betreibern und
der Landesregierung geführt. Berechtigte Zweifel am
ökologischen und wirtschaftlichen Sinn der Windenergie
werden unter den Teppich gekehrt, obwohl alle wissen
(müssten), dass der Glaube an "das Gute der
Windenergie" eine windige Sache ist. Wie viel Natur
und Landschaft diesem windigen Glauben geopfert wird,
bestimmen die Windmüller. Geht es mit rechten Dingen zu,
wenn sie dabei durch die Landesregierung unterstützt
werden, obwohl die potenziellen Standorte in einem Gebiet
liegen, das durch EU-Recht geschützt ist und das laut
trilateralen Umweltministerbeschlüssen mehr Schutz
nötig hat als bisher?
Statt "Weltnaturerbe" wird mal wieder nur ein
neuer Industriestandort herauskommen. Mit grünlichem
Anstrich versteht sich, denn der Glaube an die
"Umweltfreundlichkeit" der Windrotoren ist
offenbar auch nicht durch Fakten zu erschüttern. Ob
überall, wo Ökologie drauf steht, auch Ökologie
"drin ist", fragt keiner mehr. - Rainer Schopf,
Memmert. Der Autor ist seit fast 30 Jahren Vogelwart auf
der sonst unbewohnten Insel Memmert bei Juist.
Ostfriesen-Zeitung,
23.07.2002 (S. 9)
"Wattenmeer wartet auf seine Krönung"
Umweltminister Wolfgang Jüttner (SPD) zur Anerkennung
als Weltnaturerbe - Land startet Werbekampagne
Von Heinz-Josef Laing, Redaktion Hannover
Hannover. Das Wattenmeer in einer Reihe mit dem Grand
Canyon oder dem Great Barrier Reef: Niedersachsens
Umweltminister Wolfgang Jüttner sieht viele touristische
Vorteile.
Frage: Jenseits von Wangerooge soll in
Sichtweite der Insel ein Windpark entstehen. Wie
vertragen sich solche Planungen mit Ihrem Ziel, den
Nationalpark Wattenmeer zum Weltnaturerbe zu erheben?
Jüttner: Die Planungen für
Offshore-Windparks werden von uns selbstverständlich so
gestaltet, dass sie nicht im Widerspruch dazu stehen. Die
Anforderungen an ein Weltnaturerbe sind im Detail
geregelt - welche Qualität die jeweiligen Flächen haben
müssen, wie diese Qualität auf Dauer gesichert wird und
wie ein Managementplan im Einzelnen aussieht.
Frage: Was regelt der Managementplan?
Jüttner: 1997 haben die
Niederlande, Deutschland und Dänemark einen solchen Plan
festgelegt. Darin ist genau geregelt, wie der trilaterale
Wattenmeerraum als Großschutzgebiet in den nächsten
Jahren behandelt, entwickelt und geschützt wird.
Frage: Welche Einschränkungen sind für
die touristische Nutzung zu erwarten?
Jüttner: Keine. Mit den
vorhandenen Schutzgebietsbestimmungen haben wir bereits
die rechtlichen Voraussetzungen für die Anerkennung als
Weltnaturerbe erfüllt. Es sind sogar
Nutzungsentwicklungen möglich, wenn sie mit dem Geist
des Weltnaturerbes in Einklang stehen.
Frage: Sehen Sie Vorteile für den
Tourismus?
Jüttner: Aber ja, man darf
die Werbewirksamkeit einer Anerkennung als Weltnaturerbe
nicht unterschätzen. Einzigartige Naturlandschaften wie
der Grand Canyon in den USA, die Pyramiden oder das Great
Barrier Reef vor Australien kennt eigentlich jeder. In
diese Reihe aufgenommen zu werden, ist unter
Marketinggesichtspunkten die Krönung.
Frage: Widerstand gegen eine
Heraufstufung der Schutzfunktion des Nationalparks gibt
es vor allen Dingen auf den Inseln. Mit welchen
Argumenten wollen Sie die Menschen überzeugen?
Jüttner: Es wird keine
Heraufstufung geben, das sind unberechtigte Sorgen. Mit
unserem Nationalparkgesetz haben wir die rechtlichen
Bewirtschaftungsbestimmungen abschließend geregelt. Und
die Voraussetzungen zur Anerkennung als Weltnaturerbe
sind mit den heute geltenden Schutzbestimmungen schon
hinreichend abgebildet. Es gibt keine Einschränkungen
sondern die Chance, neben der Fossilienfundstätte Messel
bei Darmstadt als zweites deutsches und als eines der
wenigen europäischen Projekte Weltnaturerbe zu werden.
Das Wattenmeer steht dann in der Reihe weltweit
herausragender Naturprojekte, ohne dass weitere Auflagen
damit verbunden sind.
Frage: Die Unesco lehnt eine Anerkennung
ab, wenn die Bewohner der Region das Konzept nicht
mittragen. Sie haben vor Monaten eine Image- und
Werbekampagne bei der Küstenbevölkerung angekündigt.
Was haben Sie erreicht?
Jüttner: Wir wollen den
Diskussionsprozess in der Region in diesem Jahr
abschließen und starten dort in diesen Tagen eine große
Plakataktion. Die Kommunen werde ich zudem noch einmal
schriftlich um Unterstützung bitten. In ersten
Reaktionen haben sich schon die Landkreise Friesland und
Cuxhaven abschließend positiv geäußert. Auch von den
Inseln gibt es positive Signale. Ich hoffe, dass es
gelingt, restliche Bedenken zu zerstreuen. Das Ergebnis
werden wir dann am 28. Oktober in Wilhelmshaven
zusammenfassen.
Frage: Wann rechnen Sie mit der
Anerkennung?
Jüttner: In den
Niederlanden ist der Diskussionsprozess so weit gediehen
wie in Deutschland. Dänemark wartet diese Entwicklung
noch ab. Hamburg hat schon zugestimmt. Alle 35 Bewohner
von Neuwerk sind dafür. Die Anmeldung bei Unesco soll
2003 erfolgen, 2004 könnte das Wattenmeer dann als
Weltnaturerbe anerkannt sein.
taz, 23.07.02
Nicht der Fleißigste unter den Politikern - Nun
hat das Stoibersche Schattenkabinett auch einen
Landwirtschaftsminister: Ein aus der Art geschlagener
Friese
"Die CDU-Landtagsfraktion freut sich auf die
Zusammenarbeit mit dem zukünftigen
Landwirtschaftsminister Peter-Harry Carstensen."
Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) beruft das Nordlicht
Carstensen in sein Kompetenzteam. ....
Dass Castensen ein ausgewiesener Fachmann ist, bestreitet
ernsthaft niemand. Der Diplomagraringenieur und einstige
Lehrer an der Landwirtschaftsschule Bredstedt sitzt seit
1983 im Bundestag und leitet seit acht Jahren den
Agrarausschuss. Als solcher profilierte er sich als
Gegner der Künastschen Agrarwende - nicht weil Bio
schlecht, sondern weil es zu teuer sei. Carstensen
errechnete, dass die Künastsche Zielvorgabe - 20 Prozent
Ökolandbau bis 2010 - nur durch fünf Millarden Euro
Steuersubventionen zu erreichen ist.
Dieses "unfinanzierbare Subventionsloch"
(Carstensen) bestätigte indirekt die Fachebenen des
Bundesverbraucherministeriums. ... Carstensen hat
angekündigt, Künast mit der Frage "Woher soll das
Geld kommen?" durchs Dorf treiben zu wollen.
Carstensen stammt von der Insel Nordstrand, einem
Landstrich also, der nicht unbedingt als Nährboden für
Fröhlichkeit, Lebensfreude und Offenheit gilt. ... Der
55-Jährige räumt schon mal ein, nicht eben der
Fleißigste unter den Politikern zu sein.
Carstensen betreibt als Windkraftfan einerseits auf
Nordstrand Windmühlen. Andererseits weist ihn die
Burschenschaft "Landsmannschaft Troglodytia
Kiel" als Mitglied aus. Einerseits ist Carsensen
Vorstandsmitglied des Forums Natur. Andererseits ist er
Träger des Hamburger Preises für Jagdpolitik.
Einerseits ist Carstensen Präsident der Deutschen
Gesellschaft für Agrar- und Umweltpolitik. Andererseits
Aufsichtsrat der Nordfleisch AG. ... Mit über 90 Prozent
der Stimmen wurde Carstensen Anfang Juni zum neuen
Landeschef gewählt. Als solcher konnter er allerdings -
und das lässt die Freunde der Agrarwende hoffen -
bislang keinerlei Akzente setzen. taz vom 23.7.2002, Seite 11
DEU028
4 wi 242 DEU /AFP-GN73, 23.07.02
Union will Ausbau erneuerbarer Energien kürzen
Einschnitte werden vor allem bei Wind und
Solaranlagen
Hamburg, 23. Juli (AFP) - Die CDU will im Falle eines
Wahlsiegs den von Rot-Grün geplanten Ausbau erneuerbarer
Energien zusammenstreichen. "Wir werden gezwungen
sein, die Förderung erneuerbarer Energien Zug um Zug
umzustellen", sagte der wirtschaftspolitische
Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Matthias
Wissmann, der "Financial Times Deutschland"
(Dienstagausgabe). "Die Stromkunden können sich die
Fortsetzung der bisherigen Politik nicht leisten."
Während die rot-grüne Regierung beabsichtigt, den
Anteil der erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren
zu verdoppeln, kündigt Wissmann an, die Förderung etwa
auf heutigem Niveau festzuschreiben: "Ich behaupte,
wir können mit 2,5 bis drei Milliarden Euro im Jahr
einen wesentlich besseren Nutzwert erreichen, wenn wir
stärker auf ökonomische Effizienz setzen."
Die Fortsetzung des Ausbaus von Wind- und Sonnenenergie
nach dem Konzept der amtierenden Bundesregierung
erfordere im Jahr 2010 etwa 13 Milliarden Euro, betonte
Wissmann. Dies gehe aus einer Studie von Deutsche Bank
Research hervor. "Das heißt, die derzeitige
Energiepolitik kann auf Dauer so nicht fortgesetzt
werden." Sie mache die Vorteile der Liberalisierung
der Energiemärkte zunichte.
"Wir müssen aufpassen, dass keine Dauersubventionen
entstehen und dass die Effizienz verbessert wird",
forderte Wissmann: "Wir wollen stärker auf
Techniken setzen, die an der Grenze zur
Wirtschaftlichkeit stehen, zum Beispiel Biomasse."
Damit würden der Zeitung zufolge unter den
angekündigten Kürzungen würden vor allem die Betreiber
von Photovoltaik-Anlagen und Windenergieanlagen leiden,
die Strom noch deutlich über Marktpreisen produzieren.
Vor allem die Förderung von Windenergieanlagen an
windschwachen Binnenlandstandorten wolle die Union
einschränken. - mt/nau - AFP - 230843 JUL 02
netzeitung 23.07.02
Union will Förderung von Windenergie
und Solaranlagen einschränken
Die Regierung will den Anteil der erneuerbaren Energien
verdoppeln. Die Union kündigt dagegen an, deren
Förderung nach der Wahl einzuschränken. Sie störe die
Liberalisierung der Energiemärkte.
Die Union will im Falle eines Wahlsiegs die Förderungen
für erneuerbare Energien einschränken. Der
wirtschaftspolitische Sprecher der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Matthias Wissmann, kündigte
in der «Financial Times Deutschland» an, vor allem bei
Windenergie und Solaranlagen solle
gespart werden. Wissmann begründete die Ankündigung mit
der seiner Ansicht nach zweifelhaften Wirkung der
Subventionen. Die Fortsetzung des Ausbaus von Wind- und
Sonnenenergie nach dem Regierungskonzept erfordere im
Jahr 2010 etwa 13 Milliarden Euro, betonte Wissmann.
«Das heißt, die derzeitige Energiepolitik kann auf
Dauer so nicht fortgesetzt werden.» Sie mache die
Vorteile der Liberalisierung der Energiemärkte zunichte.
Die Stromkunden könnten sich die bisherige Politik nicht
leisten, warnte Wissmann. Deshalb werde die CDU bei einem
Unions-Wahlsieg die Förderung etwa auf heutigem Niveau
festzuschreiben: «Ich behaupte, wir können mit 2,5 bis
drei Milliarden Euro im Jahr einen wesentlich besseren
Nutzwert
erreichen, wenn wir stärker auf ökonomische Effizienz
setzen.» Die Union werde die Förderung erneuerbarer
Energien «Zug um Zug umzustellen».
Unter den Kürzungen würden vor allem die Betreiber von
Photovoltaik-Anlagen und Windenergieanlagen leiden, da
sie Strom derzeit noch deutlich über dem Marktpreis
produzieren. Wissmann sagte dazu, «wir wollen stärker
auf Techniken setzen, die an der Grenze zur
Wirtschaftlichkeit stehen, zum Beispiel Biomasse.» (nz)
taz, 22.07.02
Grüner in der Grauzone
Auch Cem Özdemir hat Geld vom Rüstungslobbyisten
Hunzinger erhalten. Und Thierse wundert sich, warum
Rudolf Scharping seine Hunzinger-Honorare nicht
ordnungsgemäß deklariert hat
BERLIN taz Cem Özdemir ist zerknirscht: "Das war
sicherlich ein Fehler, dass ich nicht zu einer ganz
normalen Bank gegangen bin", sagte der
innenpolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion
gestern zur taz.
Özdemir hat 1999 einen Kredit von 80.000 Mark zu 5,5
Prozent Zinsen vom PR-Berater und Rüstungslobbyisten
Moritz Hunzinger bekommen. Üblich wäre ein Zinssatz von
rund 9 Prozent gewesen. Seine Schulden stottere er
seither in Raten ab, wolle den restlichen Ausstand nun
aber sofort begleichen. Gegenleistungen habe er keine
erbracht, erklärte Özdemir.
Und so wie der mittlerweile entlassene
Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) hat auch
Özdemir ein Honorar für die Teilnahme an
Hunzinger-Veranstaltungen bekommen: Für 2.000 Euro saß
Özdemir bei Microsoft auf einem Podium. Am Wochenende
wurde erstmals bekannt, dass die Firma Hunzingers auch
Beziehungen zu Mitgliedern der grünen Bundestagsfraktion
pflegte. Diese wurden vor allem von Hunzingers Vertreter
in Berlin, Johannes Altincioglu, vermittelt. Hunzinger
handelt mit Kontakten zwischen Wirtschaft und Politikern
und berät sie in Sachen Medien und Public Relations.
Scharping verlor vergangene Woche sein Amt, nachdem
bekannt wurde, dass er von Hunzinger 140.000 Mark
bekommen hatte. Gestern verlangte Bundestagspräsident
Wolfgang Thierse von Scharping eine Erklärung, warum er
diese Zahlungen dem Bundestag nicht als
"Sondereinkünfte" gemeldet habe. Dies hätte
er laut Geschäftsordnung des Bundestags tun müssen.
Thierse forderte "den Abgeordneten Scharping"
auf, sich bis zum 14. August schriftlich zu äußern.
Seine grünen Fraktionskollegen nahmen Özdemir gestern
in Schutz. "Das war nicht geschickt, aber es
verstößt gegen keine Regel", sagte der
Rechtspolitiker Volker Beck zur taz: Özdemir habe
"das Richtige gemacht", indem er für
Aufklärung gesorgt habe. Für den Wahlkampf sei
Özdemirs Verhalten unwichtig, sagte Beck: "Wenn es
nicht diese Parallele zwischen Scharping und Özdemir
gäbe, würde sich niemand dafür interessieren."
Auch Hans-Christian Ströbele, als unnachsichtiger
Ankläger "politischer Korruption" im
Spendenuntersuchungsausschuss bekannt, sagte zur taz:
"Es kommt darauf an, warum und wofür Herr Özdemir
das Geld von Herrn Hunziger genommen hat." Das werde
man Donnerstag auf einer Fraktionssitzung klären.
Hunzinger sei in der Tat eine "zwielichte
Lobbying-Figur". Ein Schaden entstehe den Grünen
"hoffentlich nicht": "Die Grünen bleiben
die Antikorruptionspartei, die sie bislang waren. Dafür
stehe ich zum Beispiel."
Die Opposition beschränkte sich gestern auf ironische
Nachfragen. Wolfgang Bosbach, Innenpolitiker der Union,
erklärte gegenüber der taz: "Ich verstehe erstens
nicht, warum man sich von einem PR-Berater Geld leiht.
Und zweitens interessiert mich, warum Herr Özdemir einen
Zinssatz von 5,5 Prozent für ,marktüblich' hält."
Da Herr Hunzinger aber "keine Persona non
grata" sei, hätten die Grünen keinen Imageschaden
zu befürchten. "Beziehungen mit Herrn Hunzinger
sind schließlich nicht vorwerfbar." ULRIKE
WINKELMANN, taz Nr. 6806 vom 22.7.2002
Leserbriefe in der FAZ
vom 22.07.02 (Druckausgabe)
Griff in die Tasche des Strom-Kunden
Leser Rainer Heinsohns Zuschrift 12.000 Windräder
und 280.000 Strommasten" (F.A.Z. vom 13. Juli) zeigt
einmal mehr, wie leicht man grüner Demagogie aufsitzen
kann. Die 12.000 Windräder können selbst bei starkem
Wind nicht einmal fünf Prozent des Energiebedarfs
erzeugen, während die 280.000 Strommasten für die
Verteilung der gesamten Energieerzeugung - also 100
Prozent - da sind. Von den Masten würde aber auch dann
kein einziger entbehrlich, wenn 100 Prozent des
Energiebedarfs mit den dann erforderlichen mehr als
240.000 Windrädern erzeugt würden, da der erzeugte
Strom ja nach wie vor verteilt werden müßte. Die
Subvention bei Kohle beträgt drei Cent je Kilowattstunde
(gezahlt vom Steuerzahler), bei Windenergie etwa sechs
Cent je Kilowattstunde (gezahlt von allen Stromkunden mit
der Stromrechnung), bei Sonnenenergie sogar 49 Cent je
Kilowattstunde. Nach EU-Recht gilt nur ein staatlicher
Zuschuß als Subvention", also nur der für
die Kohle. Der Verpackungskünstler" Jürgen
Trittin greift deshalb mit Hilfe des
Erneuerbare-Energien-Gesetzes dem Stromkunden über den
Lieferanten direkt in die Tasche und umgeht somit
trickreich den möglichen EU-Vorwurf einer unerlaubten
Subvention - und nur das hat die EU-Kommission
bestätigt. Es handelt sich also um zwar dem Bürger
abgezwungene, aber dennoch nicht staatliche Zuschüsse
und somit nicht um Subventionen nach EU-Recht. Und genau
auf diesen Verpackungstrick ist Leser Heinsohn
hereingefallen.
Die Behauptung, die Windkraft sei bereits heute in der
Lage, konventionelle Kraftwerke zu ersetzen, wäre nur
dann richtig, wenn Windstille auszuschließen wäre.
Selbst wenn die Windkraftkapazität den Gesamtbedarf
decken könnte, müßten alle Kraftwerke im
Stand-by-Betrieb" weiterlaufen, um bei
großräumiger Windstille die Energieversorgung
sicherzustellen. Sonst kommt eben nicht immer Strom aus
der Steckdose. - Dr.-Ing. Horst Bechthold, Erftstadt
Betonierte
Ungetüme
Die Zuschriften auf Ihre Leitglosse
Verpackungskünstler" (F.A.Z. vom 3. Juli)
beschäftigen sich bisher nur damit, was der Landschaft
mit den Windrädern an der Oberfläche angetan wird.
Welche Schäden werden jedoch im Untergrund angerichtet?
Wie tief reichen jeweils die Fundamente dieser Ungetüme
in der bis dato unberührten beziehungsweise nur
landwirtschaftlich genutzten Fläche? Wie viele
Kubikmeter Beton sind erforderlich? Wie wirken sich die
Fundamente auf das Grundwasser aus? Sonstige
Auswirkungen? Wie viele Strommasten mußten für die
Einspeisung und den Transport der Windenergie zusätzlich
errichtet werden? Kann man davon ausgehen, daß
Bundesminister Jürgen Trittin bei seiner Angabe der auf
dem Sektor Windenergie geschaffenen 130.000
Arbeitsplätze die Arbeiter der Zementindustrie und die
Fahrer der Betontransport-Unternehmen mitgezählt hat? -
Detlef Schlichting, Wentorf
F.A.Z.
WEEKLY. Friday, July 19, 2002 [Übers. v. R.
Ruffini]
(Published by the Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH
Publishing Group)
BUNDES-ANREIZE IN
STURMSTÄRKE LASSEN STROM-GEBÜHREN STEIGEN
Windkraft-Subventionen treten an die Stelle nicht
verfassungsmäßiger Kohle-Steuern
Von J. Skye Clifford
Frankfurt. Zwei von nur vier Aktienemissionen bisher in
diesem Jahr, nach 16 im letzten Jahr und 152 in 2000,
betreffen Gesellschaften, die Ausrüstungen für Solar-
und Windstromgewinnung herstellen.
Windkraft ist zweifellos eine reiche und weithin
ungenutzte Energiequelle, aber sie verblaßt neben der
Kraft von Subventionen der Regierung, die Milliarden in
vergleichsweise teure alternative Energieformen bläst,
seit die Koalition von Sozialdemokraten und
Umwelt-Grünen 1998 im Bund an die Macht kam.
Diese noch junge Industrie beansprucht, 35.000
Arbeitsplätze geschaffen zu haben. Wirtschaftsminister
Müller sagte, es gebe etwa 4.500 Stellen in der
Produktion von Windkraftanlagen, und jede werde mit
150.000 Euro ($ 151.000) pro Jahr subventioniert. Georg
Menzen von der Geschäftstelle für erneuerbare Energien,
einer Unterabteilung von Müllers Ministerium, sagt, der
Windenergiesektor habe 2001 weitere 950 Mill. Euro in
Form von Preisgarantien erhalten, was die
Gesamtsubventionen auf einen Betrag von 1, 6 Mrd. bringe.
Trotzdem sprießen Windfarmen wie die Pilze aus dem
Boden. Deutschland hat jetzt mehr als 11.500 installierte
Windturbinen, die schon 3,5 Prozent des Energiebedarfs
des Landes decken. Deutschland ist in der Herstellung von
Windkraftausrüstungen auch zur Nummer eins in der Welt
aufgerückt; Repower und Solar-Fabrik, die zwei
erfolgreichen Wind-Neuemissionen in einem ansonsten
nachgebenden Aktienmarkt, gehören zu diesem
Wirtschaftsbereich.
Erneuerbare Energie sind teuer. Aber das ist der Preis,
den Deutschland zu zahlen bereit ist für das Auslaufen
der Atomkraft und die Reduktion der Verbrennnung von
fossilen Brennstoffen. Die populärste und erfolgreichste
aller erneuerbaren Energiequellen in Deutschland ist
bisher der Wind. Die installierte Leistung von
Windmühlen ist in Deutschland auf 8.754 Megawatt
gestiegen von 108 Megawatt vor zehn Jahren. 2001 wurden
2.079 Windmühlen errichtet mit einer installierten
Leistung von 2, 7 Megawatt, 60 Prozent mehr als im
vorangehenden Jahr.
Jedoch könnten Probleme mit dem Verfassungsgericht den
Wind aus den Segeln der Windindustrie nehmen, wie sie das
im Falle der subventionierten Kohle-Industrie getan
haben. Bis 1995 tropfernährte die Regierung den
Kohlebergbau mit den Einnahmen aus einer Steuer auf
elektrischen Strom von 7,5 Prozent, aber Deutschlands
Verfassungsgerichtshof entschied, daß die
Subventionen illegal waren. Um zu verhindern, daß die
Subventionen für Windenergie das gleiche Schicksal
erleiden, hat die Regierung vage Versprechungen gemacht,
die Preisgarantien für Betreiber bestehender Windparks
im Jahre 2006 zu reduzieren.
Mit der Öffnung des Strommarktes 1998 hätte der
Wettbewerb sich verschärfen und den Preis, den die
Verbraucher für Energie zahlen, verringern sollen.
Deutschlands Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aus dem
Jahre 2000 setzt jedoch eine Mischung von Anreizen ein,
wie zum Beispiel einen Gebührenplan, der den Erzeugern
von erneuerbaren Energien bis zu 90 Prozent des
Wiederkaufspreises für elektrischen Strom garantiert.
Für Windenergie beläuft sich der auf 9,1 Euro Cents
für die Kilowatt-Stunde. Zum Vergleich: Die Herstellung
konventionell erzeugter Energie kostet nur 1,5 2,5
Cent die Kilowatt-Stunde. Das EEG verpflichtet außerdem
die Netzwerk-Betreiber, die Kosten für die
Stromleitungen zu tragen, die benötigt werden, um den
Windstrom in das Netz einzuleiten. Die Verbraucher von
Elektrizität bezahlen den Unterschied in Form höherer
Gebühren.
Für Windfarmen, die 2002 den Betrieb aufnehmen, werden
sich die Garantien bis zum Ende ihres fünften
Betriebsjahres auf 6,1 Cent verringern. Beginnend in
2006, werden die Subventionen für viele Standorte, die
in den letzten Jahren den Betrieb aufnahmen, fallen, und
Subventionen für neue Windmühlen werden Jahr für Jahr
geringer werden. Wenn die oppositionellen
Christdemokraten die Bundestagswahlen im September
gewinnen, würden die Windgeneratoren keine
subventionierten Gebührensätze mehr erhalten. Die CDU
will, daß Windgeneratoren-Anlagen im Preis mit anderen
Quellen konkurrieren. Aber die Arbeitsplätze in der
Wind-Industrie kommen von den Subventionen, die am Ende
die Stromverbraucher und Steuerzahler bezahlen. Die
Technologie, die für effektive und wirtschaftliche
Offshore-Windfarmen gebraucht wird, ist erst in der
Entwicklung. Und Gesell-schaften müßten Zulassungen und
Lizenzen erwerben, um vor der Küste bauen zu dürfen,
was Jahre dauern könnte. Schließlich könnten
Offshore-Farmen verschiedene Probleme lösen. Sie würden
auch Bewohner und Umweltgruppen nicht so sehr verärgern,
die den Anblick und den Lärm der Windturbinen an Land
als ein ungeheueres Ärgernis ansehen.
Ostfriesen-Zeitung
18.07.2002 (S. 11) Redaktion@ostfriesen-zeitung.de
"Wirtschaft ist nicht
nur Tourismus"
Windparks in der Zwölf-Seemeilen-Zone: SPD-Küstenmann
Peters setzt sich von den Insel- und Küstengemeinden ab.
Wird der Windpark verwirklicht, nimmt das Land vielen
Bürgern die Lebensgrundlage, meint die Gemeinde
Neuharlingersiel.
sr Neuharlingersiel. Im Streit um die geplanten
Offshore-Windparks in der Zwölf-Seemeilen-Zone vor der
ostfriesischen Küste haben sich zwei Lager gebildet:
Küstenorte, Inseln und Umweltverbände lehnen die von
den Stränden aus sichtbaren Windparks ab, die Landes-SPD
sieht dagegen eine große Entwicklungschance für die
Wirtschaft. "Grundsätzlich bin ich ein Befürworter
der Offshore-Technologie, auch in der
Zwölf-Seemeilen-Zone", sagte gestern der
SPD-Landtagsabgeordnete Günter Peters aus Wiesede.
>Er setzt sich damit von Gemeinden wie Langeoog oder
Neuharlingersiel ab. In einer Pressemitteilung verwies
die Gemeinde Neuharlingersiel darauf, dass vielen
Bürgern des Tourismusorts die Lebensgrundlage entzogen
werde, wenn die Windparks rund zehn Kilometer vor
Langeoog verwirklicht würden.
Die Neuharlingersieler argumentieren in erster Linie mit
den Nachteilen für die Fischerei, die durch die
Windparks ihre wichtigsten Fanggründe verliere und
langfristig eingestellt werden müsse. "Ohne
Kutterhafen würde Neuharlingersiel starke Einbrüche im
Tourismusgeschäft erleiden", heißt es in der
Pressemitteilung. Unterm Strich würden durch die
Windparks mehr Arbeitsplätze vernichtet als geschaffen.
Das bezweifelt Peters. "Wirtschaft ist nicht nur
Tourismus, sondern alles." Namentlich nennt er den
Windenergieanlagen-Hersteller Enercon in Aurich und den
Emder Hafen. Die Bedenken der Insel- und Küstenorte
seien ernst zu nehmen. "Im Verfahren wird doch
geklärt, ob Fischerei und Tourismus wirklich mit
schweren Nachteilen zu rechnen haben." Es sei auch
die Frage, wer in erster Linie an den Windparks verdiene.
Man müsse unter Umständen überlegen, wie die
Betroffenen von den Windparks profitieren könnten. Im
Übrigen, so Peters, habe es bei den Windenergieanlagen
an Land anfangs ähnliche Diskussionen gegeben. Die
damals geäußerten Befürchtungen hätten sich
größtenteils nicht bewahrheitet.
"Führende Position nicht
aufgeben"
Tourismuspolitischer Sprecher der
SPD-Landtagsfraktion verweist auf Chancen
durch Windparks auf See.
Die Errichtung von Windparks auf See (Offshore-Windparks)
birgt eine Reihe von Möglichkeiten für die Region
Ostfriesland und das Land Niedersachsen. Darauf weist der
tourismuspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion,
Günter Peters, hin.
"Schon jetzt sind die niedersächsischen
Windkraftanlagen-Hersteller bundesweit führend. Diese
Position dürfen wir nicht aufgeben", sagte der
Landtagsabgeordnete aus Friedeburg. In einer Reaktion auf
die Bedenken gegenüber Offshore-Anlagen, gerade aus dem
Tourismusbereich, erklärte Peters: "Wir dürfen uns
einer wirtschaftlichen Entwicklungschance nicht
widersetzen, sondern müssen Kompromisse schließen, um
die riesige Chance im Gesamtinteresse unserer Region zu
nutzen." Insbesondere die Inseln Borkum und Langeoog
hegen nicht unerhebliche Bedenken, die in Sichtweite vom
Inselstrand geplanten Anlagen könnten sich negativ auf
den Fremdenverkehr auswirken. Auch Fischerei und
Umweltverbände äußerten sich kritisch zu den
Planungen.
Peters erinnert daran, dass Wirtschaftsverbände davon
ausgingen, die Offshore-Technik werde bis zu 15.000 neue
Arbeitsplätze an der Küste schaffen. Die
Investitionskosten bis zum Jahr 2020 beliefen sich nach
Schätzungen auf rund 20 Milliarden Euro. Schon
heute arbeiteten von den 35.000 in der Windkraftindustrie
beschäftigten Menschen etwa 10.000
in Niedersachsen.
Günter Peters fordert, dass Niedersachsen "seine
natürlichen Standort- und Konkurrenzvorteile" in
die Waagschale werfen solle. Angesichts der Tatsache,
dass potenzielle Offshore-Standorte in der
12-Seemeilen-Zone liegen, also recht nah vor den Inseln,
erklärte der SPD-Politiker, er werde
darauf drängen, "dass dabei ausreichend Rücksicht
genommen wird auf die Belange der Schifffahrt, des
Tourismus' und Naturschutzes sowie der Gefahren, die von
Havarien und unfallbedingten Meeresverschmutzungen
ausgehen können". Bei allen Bedenken sei die
Förderung der Windenergie "ein
wichtiger Beitrag zur Strukturverbesserung an der
niedersächsischen Nordseeküste". Zulieferfirmen
und die maritime Wirtschaft würden von dieser
Entwicklung profitieren.
Anzeiger
für Harlingerland 18.07.2002 (S. 7)
Aussicht von oben genießen / Windmühle kann
erklommen werden
-ah- Westerholt. Die Besteigung der Windenergieanlage mit
Informationen zu Technik und Umweltschutz bietet die
Biologische Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems (BSH)
zusammen mit dem TK-Park Westerholt allen Interessierten
am Sonnabend, dem 27. Juli, um 15 Uhr an.
Standort der Windenergieanlage ist der TK-Park bei
Westerholt zwischen Aurich und Dornum, direkt am
Linienweg. Dort stehen vier Windkraftanlagen in einer
Reihe. Eine der Anlagen kann bestiegen
werden. Der 300-stufige Aufstieg zur Aussichtsplattform
ist beschwerlich und eignet sich nur für Interessierte
mit guter körperlicher Kondition. Von der Plattform wird
bei guter Sicht der
Blick auf die Nordseeinseln möglich sein. Für weniger
Trainierte wird alternativ ein Infofilm angeboten. Die
Veranstaltung kostet pro Person drei Euro, eine Anmeldung
bis zum 19. Juli, 12 Uhr, unter Telefon 04407/5111 ist
erforderlich.
(Bildunterschrift: Haupts. die zu besteigende Windmühle
in Westerholt) Auf Einladung der Biologischen
Schutzgemeinschaft kann die Windmühle im Westerholter
TK-Park am 27. Juli bestiegen werden.
FAZ,
17.7.2002, Rubrik Natur und
Wissenschaft (Druckausgabe)
Wendepunkt
Die Klimaforscher in Deutschland, die sich für politisch
korrekt halten, haben vor geraumer Zeit eine
bemerkenswerte Sprachregelung gefunden: In der
Wissenschaft gibt es keine Klimadiskussion. Wir sind uns
alle einig, heißt es, alle Ergebnisse sind solide
abgesichert. Besonders energisch vertreten die
Konformisten diesen Standpunkt, wenn es um die
Aussagekraft ihrer Klimamodelle geht. Entsprechend
sensibel reagieren sie auf Kritik. Denn wenn - was
unbestritten der Fall ist - die Glaubwürdigkeit der
Branche und die Brauchbarkeit der Forschungsergebnisse im
politischen Alltag fast ausschließlich von der
Zuverlässigkeit der Computersimulationen abhängt, dann
muß dieser wissenschaftliche Gral auch hartnäckig
verteidigt werden.
Zu denen, die von der Solidität der Klimamodelle nicht
nur überzeugt sind, sondern auch jede aufkeimende
Diskussion darüber in der Öffentlichkeit mit dem
Hinweis vereiteln, die Klimaforscher seien sich einig,
gehören Hans-Joachim Schellnhuber und Hartmut Grassl.
Schellnhuber ist Direktor am Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung und arbeitet mit Computern nicht nur
an Klima-, sondern viel raumgreifender an
Erdsystemmodellen".
Graßl, Direktor am Hamburger Max-Planck-Institut für
Meteorologie, versorgt die internationale Politik mit den
konsensuellen Botschaften der Klimaforschung. Beide
Forscher sind außerdem im Wissenschaftlichen Beirat der
Bundesregierung Globale Umweltveränderungen".
In der vergangenen Woche ist ihnen eine weitere, durchaus
unerwartete Rolle zugefallen. Sie werden nämlich in
einer geradezu revolutionären deutsch-israelischen
Publikation angeführt, die unter Leitung des Gießener
Physikers Armin Bunde in den angesehenen Physical
Review Letters" veröffentlicht worden ist. Unter
der vielsagenden Überschrift Klimamodelle
schlechter als ihr Ruf" machten die Forscher ihre
Studie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Ihre
Analysen hätten gezeigt, daß die Superrechner die
tatsächlichen Entwicklungen nur unzulänglich
widerspiegeln". Getestet wurde, wie die sieben
weltweit rührenden, auch zur Prognose verwendeten
Klimamodelle mit der Wetterpersistenz in sechs
ausgewählten Klimazonen der Erde in Einklang stehen. Wie
die Wissenschaftler fanden, wird der statistische
Zusammenhang im Wettergeschehen in allen Modellen
deutlich unterschätzt", die Tendenz zur
allgemeinen Erwärmung hingegen
überschätzt". Am schlechtesten schnitt bei
alledem das Hamburger Modell ab.
Pikant daran ist freilich weniger das enttäuschende
Ergebnis, denn unter Fachleuten ist man sich noch ganz
anderer Schwächen der Modelle bewußt. Bemerkenswert ist
vielmehr, daß Erdsystemexperte Schelinhuber zu den
Autoren der Studie gehört und eine Danksagung der Gruppe
für wertvolle Kommentare" ausdrücklich dem
Hamburger Obermodellierer Graßl gilt. Bei so viel
wissenschaftlicher Prominenz darf man wohl vermuten, daß
ab sofort wieder öffentlich über die Qualität von
Klimamodellen debattiert werden kann. Die Diskussion ist
eröffnet. jom
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 17.07.02
(Niedersachsen - Nachrichten)
Riesenrotoren rücken auf die Küste zu
Land will Windparks auch nahe der Inseln zulassen /
Inselgemeinden gehen auf die Barrikaden
An der Küste sind die besten Plätze bereits vergeben.
Jetzt zieht es die Windenergieplaner hinaus aufs Meer.
Der erste Offshore-Windpark 45 Kilometer nördlich von
Borkum ist bereits genehmigt. Schon gegen dieses Vorhaben
gibt es auf der Insel heftigen Widerstand. Doch jetzt
sollen die riesigen Rotoren noch viel näher an die
ostfriesischen Inseln heranrücken. Vor Borkum, Langeoog
und östlich von Wangerooge sind Windparks geplant, die
von den Inselstränden aus kaum zu übersehen sein
werden. Damit verlieren wir unser wichtigstes Gut,
den weiten Blick aufs Meer", schimpft der
Wangerooger Bürgermeister Holger Kohls.
Rund 15 Kilometer nordöstlich von Wangerooge will das
Bremer Unternehmen Energiekontor den Windpark
Nordergründe bauen. 76 bis zu 110 Meter hohe Windräder
sollen sich von 2004 an in der Nähe der Leuchttürme
Alte Weser" und Tegeler Plate"
drehen. Die haben wir von unserer Strandpromenade
aus dann voll im Blick", sagt Kohls. Und
nachts gucken wir auf das Blitzlichtgewitter der
Markierungsleuchten."
Nordergründe ist von den drei Projekten innerhalb der
Zwölf-Seemeilen-Zone am weitesten fortgeschritten. Die
zuständige Bezirksregierung Lüneburg will in Kürze
entscheiden, ob das Raumordnungsverfahren beantragt
werden kann. Auch die Cuxhavener Firma Plambeck hat
dieses Gebiet im Visier, zehn Kilometer nördlich von
Langeoog haben Plambeck und die Firma Innovent
Windpark-Pläne. Das Unternehmen Enova aus Bunderhee will
15 Kilometer nordwestlich von Borkum Rotoren aufstellen.
Die Planer von Energiekontor sind optimistisch. Ihr
Projekt komme voran, sagt Sprecher Christian Bredemeier.
Nordergründe liege in einem von vier möglichen
Gebieten, die die Landesregierung als besonders geeignet
für die Windkraftnutzung ausgewiesen habe. Für
uns ist es vorteilhaft, dass das Land klar zur
Windkraftnutzung steht auch in der
Zwölf-Seemeilen-Zone", sagt Bredemeier. Die Anlagen
könnten in diesem Bereich kostengünstiger errichtet
werden. Die Kabeltrassen für den Netzanschluss seien
kürzer, und weil das Wasser flacher ist als auf hoher
See, sei der Bau einfacher.
Die Ängste der Inselbewohner, die gigantischen Rotoren
würden die Touristen vergraulen, teilt Bredemeier nicht.
In Dänemark hätten sich zunächst umstrittene Windparks
zu echten Anziehungspunkten" entwickelt.
Wir sind nicht grundsätzlich gegen
Offshore-Parks", betont Langeoogs Bürgermeister
Frerich Goeken. Sie dürfen aber nicht in
Sichtweite der Inseln entstehen." Schon die Rotoren
auf dem Festland verstellten den Blick auf das
Wattenmeer. Diesen Fehler dürfe man jetzt auf der
Seeseite nicht wiederholen, sagt der Bürgermeister.
Langeoog hat indes gute Aussichten, von der befürchteten
Horizontverspargelung" verschont zu bleiben.
Denn die Bezirksregierung schaut skeptisch auf das
Windparkprojekt nahe der Insel, weil die Riesenrotoren
auch die freie Sicht der Nachbarinseln beeinträchtigen
würden.
Vor einem Wildwuchs von Windparks warnen auch
Umweltgruppen, die dieser Energienutzung eigentlich
freundlich gesonnen sind. WWF und Naturschutzbund
schlagen vor, zunächst nur drei Pilotprojekte
zuzulassen, an denen die Auswirkungen auf Vögel und
Meeressäuger wie Schweinswale und Robben genau
untersucht werden. Der Wattenrat Ost-Friesland will bei
der EU in Brüssel Beschwerde erheben. Das
Wattenmeer soll Weltkulturerbe werden, gleichzeitig will
das Land es mit tausenden Windanlagen zupflastern.",
rügt Sprecher Manfred Knake: Wie passt das
zusammen?"
Dazu der Watten-Rat
Moin Frau Kautenburger,
habe Ihren heutigen Artikel "Riesenrotoren rücken
auf die Küste zu" gelesen.Ein bisschen enttäuscht
bin ich doch: Das "Aktionprogramm Offshore" der
Landesregierung haben sie vom Wattenrat erhalten, da
hätte ich zumindest einen kleinen Auszug aus unserer
naturschutzfachlichen Bewertung (Stellungnahme) erwartet.
Stattdessen zitieren Sie den Wattenrat mit
"tausenden" von WKA im Watt. Das trifft
natürlich nicht zu und wurde auch nie so gesagt und
macht uns als "Übertreiber" zudem noch
unglaubwürdig.
WWF und NABU haben sich bis heute nicht zum
"Aktionsprogramm" öffentlich geäußert.
Ich bitte um Veröffentlichung einer Richtigstellung
zu Ihrem Artikel "Riesenrotoren rücken auf die
Küste zu". Sie haben mich darin fälschlich
zitiert: Das Wattenmeer soll Weltkulturerbe werden,
gleichzeitig will das Land es mit tausenden Windanlagen
zupflastern.", rügt Sprecher Manfred Knake:
Wie passt das zusammen?"
So habe ich mich nie geäußert. Es geht nicht um
das UNESCO-Weltkulturerbe (richtig wäre in diesem Falle
"Weltnaturerbe") und nicht um "tausende
" von Windkraftanlagen im Wattenmeer.
Manfred Knake
DGM-Mitteilungen
1/2002, Seite 5 (Deutsche Gesellschaft für
Meeresforschung)
Auswirkungen von Windparks auf die marine Umwelt
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
seit fast zwei Jahren laufen die Planungen für
Offs-hore-Windparks in der deutschen Wirtschaftszone der
Nord- und Ostsee. Auf der letzten Frühjahrssitzung der
DWK hat Herr Becker kurz über den Stand der Planungen in
der AWZ berichtet. Seitdem haben die Anträge weiter
zugenommen, so dass die AWZ in der Nordsee weitgehend
verplant ist. In welchem Ausmaße die Parks dann wirklich
gebaut werden, vermag niemand zu sagen.
Fakt aber ist, dass Biologenteams aus mehreren Büros
oder wiss. Einrichtungen und auf den verschiedensten
Schiffen die vier Schutzgüter Benthos, Fische,
Seesäuger und Vögel in Nord- und Ostsee untersuchen, um
die Anforderungen einer UVP
(Umweltverträglichkeitsprüfung) für jedes einzelne
Antragsgebiet bzw. Pilotgebiet zu erfüllen. Ein
Untersuchungskonzept bzw. ein Mindestanforderungskatalog
wurde vom BSH unter Mitarbeit von mehreren Kolleginnen
und Kollegen zusammengestellt, der jetzt von den Biologen
auf See abgearbeitet wird.
Weiterhin hat ressort-übergreifend unter Führung des
BMU eine Arbeitsgruppe zusätzlich Eignungsgebiete für
Windparks ausgewiesen, die nach den gleichen Kriterien
untersucht werden müssen. Dieses geschieht bevorzugt von
staatlichen oder halbstaatlichen Forschungseinrichtungen.
Der Forschungsaufwand war im letzten halben Jahr und wird
auch in den nächsten Jahren in der AWZ so hoch sein wie
nie zuvor. Wir Wissenschaftler haben die einmalige
Chance, eine große Datenmenge über die obengenannten
Schutzgüter zu erhalten. Dafür sind meiner Meinung nach
von unserer Seite folgende Leistungen zu erbringen:
Wir müssen das BSH bei der Weiterentwicklung des
Standarduntersuchungsprogramm weiterhin unterstützen.
Das Ziel sollte ein ausgewogenes und allseits
akzeptiertes Programm sein, dessen Methodiken
nachvollziehbar und dessen Anforderungen unter normalen
Bedingungen erfüllbar sind. Die Büros müssen bei der
Durchführung der Arbeiten auf See unterstützt werden
hinsichtlich einer standardisierten Probennahme bzw.
Datenerhebung, damit ein Qualitätsstandard der Daten
gewährleistet ist.
Für jedes Schutzgut sollte sich eine Institution bereit
erklären, die Daten in einer eigens dafür vorgesehenen
Datenbank zu sammeln. Personelle bzw. finanzielle
Unterstützung durch BMU oder eigenes Ressort oder ?????
Es muss gegenüber dem Betreiber, der die Untersuchung
bezahlt hat, gewährleistet sein, dass die Rohdaten nicht
weitergegeben werden, damit die Konkurrenz keinen Vorteil
erhält.
Die DWK bietet sich meiner Meinung nach an, die
Interessen aller involvierten Firmen, Büros,
Dienststellen und Wissenschaftler aus übergeordneter
wiss. Position zu bewerten bzw. zu vereinigen, mit dem
Ziel, einen Datensatz zu schaffen, der zum einen die
aktuelle Situation in der AWZ hinsichtlich der
Schutzgüter beschreibt und mit dem mögliche
Auswirkungen der Windparks auf die marine Umwelt (auch
kumulativer Art) erkannt werden können.
Ich schlage daher als ersten Schritt vor, dass sich
interessierte Wissenschaftler bei mir melden. In dieser
Gruppe könnte die weitere Vorgehensweise diskutiert
werden. Ich bin am l S.April zurück von einer
Dienstreise und würde mich freuen, bis dahin schon
einige positive Antworten vorliegen zu haben. - S. Ehrich
(Inzwischen hat eine Gruppe aus der DWK am 30.5.02 in
Hamburg getroffen und etabliert (Chairman: Dr. R. Knust/A
W!) mit dem Ziel, dass die Daten der Voruntersuchungen
und des Monitorings nach einer entsprechenden
Qualitätskontrolle der Wissenschaft zur Verfügung
steht.)
Ostfriesen-Zeitung
16.07.2002 (S. 3)
Wetter spielt weltweit verrückt
Hamburger Klimaforscher warnt vor Treibhauseffekten -
Hurrikan über Adriahalbinsel
Unwetter über Deutschland und Europa nehmen schlimmere
Ausmaße an. Wissenschaftler sind sich inzwischen sicher,
dass es Anzeichen für einen Klimawandel gibt.
dpa/ap Hamburg/Zagreb/ Athen. Viele Mittelmeerländer
stöhnen in diesem Sommer unter großen Hitzewellen und
verheerenden Unwettern. Nach den heftigen Gewittern und
Regenfällen auf der spanischen Ferieninsel Mallorca hat
sich die Lage gestern wieder beruhigt. Am Wochenende
waren dort die schwersten Regenfälle eines Juli-Monats
seit 50 Jahren niedergegangen.
Auch auf der kroatischen Adriahalbinsel Istrien kämpften
Einsatzkräfte gestern gegen die Folgen eines Hurrikans,
der auf einem Campingplatz in Porec ein Todesopfer
forderte. Ein Österreicher wurde in seinem Campingwagen
von einem umstürzenden Baum erschlagen. Die gesamte
istrische Halbinsel war am Sonntagabend von dem schweren
Sturm heimgesucht worden. In Pula, der größten Stadt
Istriens, waren die Straßen überflutet.
In Griechenland begann gestern eine Hitzewelle, die den
Menschen in den kommenden Tagen Temperaturen bis zu 42
Grad im Schatten bescheren wird. Bereits gestern zeigte
das Quecksilber in Athen 39 Grad im Schatten. Die
Behörden setzten Krankenhäuser in erhöhte
Bereitschaft.
Taifune haben auf den Philippinen in den vergangenen
Tagen mindestens 60 Tote gefordert. In Japan hat der
Taifun "Halong" auf seinem Zug durch den Süden
des Landes vier Verletzte hinterlassen und mehr als
300.000 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten.
Die Zunahme der extrem starken Unwetter ist nach Aussagen
des Hamburger Klimaforschers Mojib Latif eindeutig auf
den Treibhauseffekt zurückzuführen. "Was wir u. a.
in Berlin und Brandenburg gesehen haben, ist noch nicht
das Ende der Fahnenstange." Weit schlimmer werden
die einzelnen Unwetter laut Latif, wenn es an
Gewittertagen noch wärmer wird - etwa 40 statt 35 Grad
in Brandenburg - und in einem solchen Gebiet dann eine
Kaltfront kommt. In den vergangenen 100 Jahren habe sich
die Durchschnittstemperatur in Deutschland um ein Grad
erwärmt. "Wir rechnen mit zusätzlichen zwei bis
drei Grad in den kommenden 100 Jahren."
Einziges Gegenmittel sei der Umstieg auf alternative
Energien, und zwar weltweit. "Langfristig kann man
das Problem nur lösen, wenn man komplett wegkommt von
den fossilen Brennstoffen", sagte Latif.
Das Institut im Internet: www.mpimet.mpg.de
Ostfriesen-Zeitung 16.07.2002
(S. 9)
Riesen-Rotoren rücken näher
Planungen für Offshore-Windparks in der
Zwölf-Seemeilen-Zone / Von den Inseln aus zu sehen
Der Windpark. vor Langeoog macht den Inseln die meisten
Sorgen. Für das Projekt vor Borkum laufen Verhandlungen.
sr Ostfriesland. Die Offshore-Windparks kommen der Küste
immer näher. Während die ostfriesischen Inseln mit dem
ersten genehmigten Windpark Borkum-West wenig Probleme
haben, weil die Anlagen von den Inseln aus nicht zu sehen
sind, gibt es Planungen, die ihnen mehr Sorgen machen: An
drei Stellen vor der ostfriesischen Halbinsel sind
Projekte geplant, die kein Mensch an den Badestränden
der ostfriesischen Inseln übersehen kann.
Es handelt sich dabei um Windparks in der
Zwölf-Seemeilen-Zone. Damit ist nicht mehr das Bundesamt
für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg
zuständig, sondern die Bezirksregierung. Die Oldenburger
Behörde hat es mit Windpark-Anträgen an drei sensiblen
Stellen zu tun: 15 Kilometer nordwestlich von Borkum
plant die Firma Enova aus Bunderhee einen Windpark mit 27
Anlagen. Zwischen Enova und der Stadt Borkum laufen
Verhandlungen. Dabei geht es darum, wie die Borkumer
über einen Bürgerwindpark oder eine
Betreibergesellschaft auf der Insel beteiligt werden
können.
Die Firmen Plambeck und Innovent wollen zehn Kilometer
vor Langeoog zwei Windparks errichten. Sie wären auch
von Spiekeroog und Baltrum aus deutlich zu sehen.
Im Gebiet Nordergründe östlich von Wangerooge planen
die Unternehmen Energiekontor und Plambeck Windparks.
Diese in der Zwölf-Seemeilen-Zone geplanten Windparks
sind allesamt deutlich kleiner als die Großprojekte in
der sich anschließenden "ausschließlichen
Wirtschaftszone". Der Windpark Borkum West
beispielsweise soll insgesamt aus über 200 Anlagen der
4,5-Megawatt-Klasse bestehen. Die Windparks vor den
ostfriesischen Inseln würden zwar um ein Vielfaches
kleiner sein. Aber auch sie würden aus
Windenergieanlagen der neuen Klasse mit einer Höhe von
130 Metern und Rotoren mit einem Durchmesser von über
100 Metern bestehen.
Diese Projekte haben einen großen Vorteil: Sie können
mit weniger Aufwand als weit draußen auf See in
flacherem Wasser verwirklicht werden. Wenn die
Verhandlungen mit der Insel Borkum erfolgreich sind, kann
es daher durchaus sein, dass Enova schon im nächsten
Jahr mit den Arbeiten beginnt.
Im Fall Langeoog wird es kaum das Einverständnis der
Inseln geben. Für diesen Fall deutete ein Sprecher der
Bezirksregierung gestern an: "Bei einer klaren
Ablehnung können wir uns vorstellen, dass es nicht zum
Bau der Windparks kommt."
Diese Windparks sind von den Badestränden der
ostfriesischen Inseln aus zu sehen. Wenn sie denn gebaut
werden. Im Fall Langeoog deutet sich schon jetzt an, dass
die Anträge nicht genehmigt werden.
Ostfriesen-Zeitung
15.07.2002 (S. 9)
Ontijd: CDU ist weiter für Windenergie
Landtagsabgeordneter aus Aurich: Äußerungen von
CDU-Bundespolitikern sind "schädlich"
sr Aurich. Als "nachhaltig schädlich"
bezeichnet der CDU-Landtagsabgeordnete Wolfgang Ontijd
Äußerungen von CDU-Bundespolitikern, die Förderung der
Windenergie zu verringern. So stehe das auch nicht im
Wahlprogramm, meinte Ontijd gestern in einem
OZ-Interview.
OZ: Die CDU
rückt auf Bundesebene von der Windenergie ab. Kann ein
Landespolitiker wie Sie, der zudem noch am Standort von
Europas größtem Windenergieanlagen-Hersteller Enercon
wohnt, dieser Marschroute folgen?
Wolfgang Ontijd: Ein Abrücken von der
Windenergie halte ich für nachhaltig schädlich. Im
CDU-Wahlprogramm ist aber nicht direkt ein Abrücken
beschrieben. Dort sagt die CDU wohl, dass die Kosten aus
dem Einspeisegesetz langfristig nicht tragbar sind.
Ähnlich hat sich übrigens auch SPD-Finanzminister
Eichel geäußert. Ich bin der Auffassung, dass die CDU
an der Windenergie-Förderung festhalten wird. Mit meinem
Landesvorsitzenden Christian Wulff werde ich am Freitag
über das Thema sprechen.
OZ: Der
CDU-Umweltexperte Kurt-Dieter Grill fordert eine
Verringerung der Windenergie-Förderung. Das bedeutet das
Aus für viele Windparkbetreiber und auch das Ende der
Pläne für Offshore-Windparks. Will das die CDU?
Ontijd: Ich teile nicht die Auffassung
von Herrn Grill. Offshore-Windenergie ist schon deshalb
sinnvoll, weil sie eine weitere Verdichtung im Binnenland
verhindert. Ich jedenfalls bin grundsätzlich für die
Offshore-Windparks.
OZ:
Windenergie wird gefördert, indem die höhere Vergütung
auf alle Stromkunden umgelegt wird. Ist das eine
Subvention, die CDU-Politiker wie Grill so heftig
kritisieren?
Ontijd: Nein. Denn die Mehrkosten werden
von der Gemeinschaft der Stromkunden getragen und sind
daher haushaltsunabhängig. Daher liegt auch Eichel mit
seiner Kürzungsforderung schief. Ich meine allerdings,
man muss darüber nachdenken, ob die Rendite der großen
Stromunternehmen, die bei rund 17 Prozent liegt, wirklich
so hoch bleiben muss.
OZ: Sind
die kritischen Äußerungen auf Bundesebene nun
CDU-Politik oder simple Abspracheschwächen?
Ontijd: Ich glaube, die Äußerungen
sind ohne Absprache gemacht worden. Die CDU hat 1990 die
Initiative für das Einspeisegesetz ergriffen, um
Windenergie und Wasserkraft zu fördern. Weil Wasserkraft
vor allem in Bayern ein Thema ist, gehe ich davon aus,
dass Kanzlerkandidat Edmund Stoiber an der Förderung
festhalten wird.
Financial Times Deutschland,
15.7.2002
RWE-Tochter Harpen kauft Windenergie-Unternehmen
Von Martin Rothenberger, Hamburg
Der RWE-Konzern hat seine bisher größte Investition in
die erneuerbare Stromerzeugung abgeschlossen. Die
Dortmunder RWE-Tochter Harpen kauft für rund 100 Mio.
Euro das spanische Windenergie-Unternehmen Aersa.Die
Firma aus Barcelona baut, finanziert und betreibt
Windenergie-Anlagen. 28 Megawatt (MW) sind bereits in
Betrieb, 250 MW sind projektiert. Bis Jahresende sollen
Aersa-Windparks mit einer Leistung von 90 MW ans Netz
gehen. Mit dem Kaufpreis investiert Harpen fast die
Hälfte seines Umsatzes von 263,3 Mio. Euro (2001) in
Spanien. Mit dem Segen von RWE-Beteiligungsvorstand
Richard Klein kauft Harpen die Stromanlagen, "um sie
in den operativen Betrieb zu integrieren", so
Firmenchef Bernd Widera. Im ersten Halbjahr konnte Harpen
die Leistung seiner 26 Wasserkraftwerke in Portugal,
Frankreich, Italien und seiner zwei deutschen Windparks
auf 210 Megawatt ausbauen. Binnen weniger Jahre sind 1000
Megawatt angepeilt. Die Investments in Ökostrom müssen
sich bei Harpen selbst rechnen. © 2002 Financial Times
Deutschland
URL des Artikels: http://www.ftd.de/ub/in/1026639082721.html
"Sehr geehrte Damen und
Herren,
wie Sie sicherlich aus den Veröffentlichungen in der
Presse erfahren haben, kommt es seit dem Jahr 2000
infolge der Förderung von regenerativen Energien,
insbesondere durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG),
zu einem massiven Ausbau von Kapazitäten zur Erzeugung
regenerativer Energie. Vor diesem Hintergrund erhöhte
sich die Quote der von den Übertragungsnetzbetreibern
aufgenommenen Strommenge aus durch das EEG geförderten
Anlagen bezogen auf die gesamte in Deutschland an
Endverbraucher abgegebene Strommenge stetig von 2,9% in
Jahr 2000 über 3,89% im Jahr 2001 auf 5,14% laut
aktueller Prognose für das dritte Quartal 2002 (Quelle:
Verband der Netzbetreiber). Derzeit weisen verlässliche
Schätzungen auf eine Quote von nahe 6% zum Jahresende
2002 hin. Gleichzeitig erhöht sich die bundesweit
einheitliche Durchschnittsvergütung für die einzelnen
Energiearten laut EEG von 8,54 ct/kWh (2000) auf 8,82
ct/kWh (3. Quartal 2002). RWE Trading ist als
Energieversorger von Endkunden dazu verpflichtet, den
EEG-Strom vom Netzbetreiber entsprechend der jeweiligen
Quote im Verhältnis zum Gesamtabsatz und zu der
jeweiligen Durchschnittsvergütung abzunehmen.
Vor diesem Hintergrund sieht RWE Trading sich gezwungen,
den Aufschlag zur anteiligen Deckung der Belastungen aus
EEG mit Wirkung zum 01.07.2002 von derzeit 0,27 ct/kWh
auf 0,37 ct/kWh zu erhöhen. Wir werden Ihnen diesen
EEG-Aufschlag mit der Abrechnung für Juli 2002 erstmals
in Rechnung stellen. Wir bedauern, Ihnen diese von RWE
Trading nicht zu vertretende Strompreiserhöhung
ankündigen zu müssen. Für Rückfragen... RWE Trading
GmbH, Huyssenallee 2, 45128 Essen, den 1. Juli
2002."
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