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04.07. - 05.07.01

ECHO ONLINE, 05.07.01
Firma aus Mainz macht Wind in Lindenfels
Unternehmen will vier Windräder rund um Winterkasten bauen: Gelände bereits gepachtet
LINDENFELS (mam). An der Nordseeküste gehören sie mittlerweile bereits zum Landschaftsbild, die weißen Riesenspargel der Windkraft-Anlagen. Doch im Odenwald sind die Windräder noch rar. Drei Anlagen mit 1,8 Megawatt Gesamtleistung rotieren seit vielen Jahren auf der Neutscher Höhe, und auch bei Groß-Umstadt stehen zwei Windräder auf dem Binselberg. Drei kleine rote Kreise auf dem Regionalen Raumordnungsplan könnten nun auch für Lindenfels den Start in die Windkraftnutzung bedeuten.
Denn in dem kürzlich neu aufgestellten Regionalplan Südhessen hat die Planungsversammlung rund um Winterkasten drei Standorte für die Windenergie-Nutzung ausgewiesen. Das hat die Mainzer Firma Juwi (Jung & Willenbacher) Windenergie GmbH gesehen und gleich Nägel mit Köpfen gemacht: Pachtverträge über eine Laufzeit von 30 Jahren für 1200 Quadratmeter große Flächen sind bereits mit Landwirten geschlossen, das Einverständnis der Nachbarn eingeholt, erläuterte Dr. Ingo Ewald, bei Juwi zuständig für Planung und Projektierung. Weil Windkraftanlagen im so genannten Außenbereich, also außerhalb geschlossener Ortschaften, laut Baugesetzbuch privilegiert zu behandeln seien, sieht Ewald gute Chancen, das Projekt zu verwirklichen – notfalls auch ohne das Einverständnis der städtischen Gremien. Bevor Juwi die offizielle Bauvoranfrage einreicht, war jedoch am Dienstagabend im Kolmbacher Dorfgemeinschaftshaus zunächst ein Informationstermin mit dem Lindenfelser Bauausschuss anberaumt, zu dem auch die Magistratsmitglieder, die Fraktionsvorsitzenden, der Stadtverordnetenvorsteher und die Ortsbeiräte von Kolmbach, Winkel und Winterkasten geladen waren.
Juwi-Mitarbeiter Shashikant Warerkar stellte den Stand der Planung dar: Danach ist die Mainzer Firma vorrangig an zwei der drei Standorte interessiert, an denen sie vier Windräder der Firma Enercon mit je 1,8 Megawatt Nennleistung bauen will.
Jedes Rad hat eine Nabenhöhe von 65 Meter, erreicht aber mit seiner Blattspitze knapp unter hundert Meter Höhe. Da jedes Windrad 1000 Haushalte versorgen kann, wären damit nach Rechnung von Juwi – ohne Berücksichtigung der Gewerbebetriebe – alle 5500 Einwohner von Lindenfels plus 2500 weitere mit Strom versorgt. Als weitere Vorteile könne die Stadt mit Abgaben für Wegenutzung und verlegte Kabel rechnen, etwa ab dem fünften Jahr mit Gewerbesteuer, führte Warerkar aus. Dafür werde eine eigene Betreiberfirma mit Sitz in Winterkasten gegründet.
Der favorisierte Standort der jungen Firma mit 25 Mitarbeitern, die 1996 von Mainzer Studenten gegründet wurde und mittlerweile 62 Anlagen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland gebaut hat, liegt in 490 Metern Höhe an der Kreisstraße vom Parkplatz „Schöne Aussicht“ nach Winterkasten. Dort könnten rechts und links der Straße „Zum Raupenstein“ zwei Anlagen entstehen. Von dort zum ersten Haus von Winterkasten, dem Gewerbebetrieb Kopp Schleiftechnik, sind es 500 Meter, 600 Meter bis zum Gasthaus „Raupenstein“ und 800 Meter bis Winkel.
Zwei weitere Anlagen wollen die Pfälzer ebenfalls in 490 Metern Höhe auf den Höhenzug „Breite Irr“, östlich der Hauptstraße in Winterkasten setzen. Von dort sind es 500 Meter nach Winterkasten, über 600 Meter zur Eleonorenklinik und 1000 Meter nach Laudenau. Allerdings wehe dort weniger Wind als an der Straße „Zum Raupenstein“, wo der Deutsche Wetterdienst eine mittlere jährliche Windgeschwindigkeit von 5,8 bis 5,9 Meter pro Sekunde gemessen hat. Der dritte ausgewiesene Standort auf der so genannten Schleichhöhe, südlich der Neunkircher Höhe, liege zu nahe am Waldrand.
Vor allem um mögliche Lärmbelästigungen und Effizienz der Anlage drehten sich die Fragen der Mandatsträger. Doch nach Angaben Ewalds müssen in Wohngebieten Höchstwerte von 35 bis maximal 45 Dezibel eingehalten werden, was leisem Flüstern oder Blätterrauschen entspreche. An der Anlage selbst seien in Nabenhöhe 1001 Dezibel zu erwarten – „das entspricht einem Traktor im ersten Gang“, erläuterte der Physiker. Nun will Juwi zunächst eine Bauvoranfrage beim Kreisbauamt stellen. Nach der Sommerpause trifft sich der Bauausschuss dann wohl für eine Ortsbesichtigung und Exkursion zu einer vergleichbaren Anlage in der Pfalz, wie Bürgermeister Peter C. Woitge erläuterte.
Da ist Abtsteinach einen Schritt weiter. Auch dort ist im Regionalplan östlich der Straße von Mackenheim nach Ober-Abtsteinach ein Standort für Windenergie ausgewiesen. Und auch in Abtsteinach tritt seit Anfang des Jahres die rührige Firma Juwi – neben der Darmstädter Heag – als Interessent auf. Mittlerweile habe sich bereits Gemeindevorstand und Gemeindevertretung mit der Thematik befasst, erläutert Bürgermeister Rolf Reinhardt. Am Samstag trifft sich die Gemeindevertretung zur Windrad-Exkursion, im August ist eine Bürgerversammlung geplant. Er persönlich stehe den modernen Anlagen aber aufgeschlossen gegenüber, betonte Reinhardt, und er sei überzeugt, dass sie effizient betrieben werden könnten, „auch wenn wir damit die Welt nicht verändern.“

Allgemeine Zeitung, 05.07.2001
Windräder auf Butterberg?
Pläne stoßen auf Skepsis
vz. GUTENBERG – Den Butterberg nordwestlich der Burgruine hat die Firma GEDEA als Standort für zwei Windkraftanlagen in die engere Wahl gezogen. Sowohl vom Rat als auch vom VG-Beigeordneten Egon Mecking wurden dem Vorhaben kaum Chancen eingeräumt.
Im Gemeinderat informierte Firmensprecher Dieter Schäfer über die Gründe für die Wahl und die Ziele der Gesellschaft, die auf dem Kandrich bei Daxweiler bereits zwei Anlagen betreibt. Schäfer räumte ein, dass das Landschaftsbild durch die „Windräder“ beeinträchtigt werde, vor allem aber gehe es darum, den Ausstoß von umweltbelastendem Kohlendioxidgas bei der Stromerzeugung zu verringern.
VG-Beigeordneter Mecking wies darauf hin, dass die Verbandsgemeinde Rüdesheim in ihrem derzeit geltenden Flächennutzungsplan keinen Standort für Windkraftanlagen ausgewiesen habe. Dennoch warb Schäfer für eine solche Anlage und lud Rat und Bürger ein, sich die Anlagen auf dem Kandrich anzusehen. Zur Finanzierung könne eine eigene Betreibergesellschaft für Gutenberg gegründet werden, von der die Bürger profitierten.

AAR-BOTE, 05.07.2001
 Leserbrief
Energisch widerspricht der Orlener Ortsvorsteher der Darstellung eines Leserbriefschreibers, die SPD wolle Orlen alle Belastungen zuschieben.
Gegen Windräder bei Orlen
Der Leserbrief von Herrn Rotter
in dieser Zeitung (27. Juni) bedarf etlicher Klarstellungen. Dass Windkraftanlagen in solcher Nähe zu den Siedlungsgebieten von Orlen und Neuhof nicht hinzunehmen sind, ist einvernehmlich. Aber warum Herr Rotter nicht die angeht, die uns diese Situation in einer Überraschungsaktion eingebrockt hat, nämlich die Regionalversammlung Südhessen, sondern Bürgermeister und Magistrat beschimpft, ist unerfindlich, denn diese haben längst aktiv gegen den Beschluss der Regionalversammlung Einwand erhoben und gehen mit fachlichem und juristischem Beistand dagegen vor.
Der Ortsbeirat Orlen hat Windkraftanlagen in seiner Gemarkung nie auf der Tagesordnung gehabt, da dieser Standort nach Fachgutachten als so wenig geeignet galt. Auf der nächsten Ortsbeiratssitzung wird das Thema jetzt aber bestimmt behandelt werden! Der Vorwurf, nicht rechtzeitig geeignete Flächen für Windkraftanlagen in Taunusstein ausgewiesen zu haben, zieht nicht, da nach einem Fachgutachten nicht eine einzige wirklich geeignete, auch allen Richtlinien entsprechende Fläche im ganzen Stadtgebiet dafür gefunden werden konnte. Vom Standort Orlen/Neuhof hatte übrigens selbst das Verwaltungsorgan des Regierungspräsidiums, die Regionalplanung, vor dem unseligen Beschluss der Regionalversammlung wegen der Nähe zu den Siedlungsgebieten abgeraten.
Herrn Rotter empfehle ich, aufmerksamer die Zeitung zu lesen und die Kommunalpolitik zu verfolgen, denn längst haben wir eine neue Legislaturperiode, in der Paul Degenhardt, Bürgermeisterkandidat der SPD, nicht mehr Fraktionsvorsitzender ist, sondern als Stadtrat im Magistrat der Stadt Taunusstein mitarbeitet. Er, ehemaliger Bürger Orlens und seitdem mit unserem Stadtteil verbunden, hat sich unverzüglich des Orlen-Neuhofer Windkraftarealproblems angenommen (siehe Zeitung am 7. Juni). Ich bin gewiss, auch als Bürgermeister ist uns künftig seine tätige Unterstützung sicher.
Gleichermaßen ist der Rückgriff Herrn Rotters auf das Drama der einmal geplanten Umsiedlung der Müllentsorgungsfirma Beck nach Orlen deplatziert; denn auch in dieser kritischen Situation hielt Herr Degenhardt zu uns, folgte der Einladung zu einer Versammlung der ILO (Interessengemeinschaft lebenswertes Orlen) am 8. Dezember 2000 und erklärte hier offen unter dem Beifall der Orlener Bürger, dass ein solches Unternehmen nicht nach Orlen gehöre. Das werden Orlener Bürgerinnen und Bürger auch bei der Bürgermeisterwahl im September nicht vergessen!
Dr. Rolf Graeve, Zugmantelstraße 4, Taunusstein-Orlen
Die an dieser Stelle veröffentlichten Briefe stellen stets die Meinung des jeweiligen Einsenders dar. Angesichts der Fülle von täglichen Einsendungen unserer Leser behalten wir uns in jedem Fall das Recht einer Kürzung vor. Die Zuschriften sollten die Länge von 30 Zeilen à 60 Anschläge keinesfalls überschreiten.Die Redaktion


mehr von Orlen

Allgemeine Zeitung, 04.07.2001
Weitere Schutzgebiete für die Vögel
red. ALZEY-WORMS – Wie die Kreisverwaltung Alzey-Worms mitteilt, besteht aufgrund der Verpflichtung der Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) aus dem Jahre 1979 das Erfordernis, weitere nach fachlichen Kriterien ausgewählte Gebietsteile der Bundesrepublik Deutschland, das heißt auch von Rheinland-Pfalz, als Vogelschutzgebiete zu melden. Dieses muss im Sommer erfolgt sein.
Rheinland-Pfalz hat bislang nur sechs Gebiete benannt. Aufgrund einschlägiger Rechtssprechung sind zusätzliche Gebiete in weit größerem Umfang als Vogelschutzgebiete zu qualifizieren. Vogelschutzgebiete sind Räume, in denen entweder bedeutende Vorkommen von in der Richtlinie genannten Arten bestehen, oder denen Bedeutung als Rast-, Überwinterungs-, Vermehrungs- beziehungsweise Mauserplatz für Zugvögel zukommt. In den Gebieten soll die derzeitige Situation erhalten bleiben oder für die Vogelwelt günstigere Verhältnisse geschaffen werden. Vorhandene Nutzungen werden dadurch gestützt, da diese in der Regel die Grundlage für die zu schützende Vogelart darstellen. Vogelschutzgebiete müssen einem Schutzstatus unterstellt werden. Auf welche Weise dies erfolgt ist noch nicht eindeutig festgelegt. Alle förmlichen Unterschutzstellungen -etwa nach dem Landespflegegesetz- unterfallen den derzeit gültigen Verfahrensvorschriften. Pläne und Projekte, die sich nachteilig beeinträchtigend auswirken können, unterliegen nun einer gesonderten Verträglichkeitsprüfung, jedoch unterscheidet sich diese nicht wesentlich von der seit Jahren eingeführten Umweltverträglichkeitsprüfung. Die Klassifizierung als Vogelschutzgebiet eröffnet Chancen im Blick auf Fördermittel der EU. Die vom Landesamt für Umweltschutz erarbeiteten Gebietsvorschläge sollen im Rahmen einer Informationsveranstaltung am Donnerstag, 12. Juli, von 16 Uhr bis 18 Uhr im Sitzungssaal der Kreisverwaltung vorgestellt werden.

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