"Zweites Standbein für Landwirte"

Durch eine verfehlte Agararpolitik gebeutelte Landwirte gehen von Geldversprechungen verblendet windigen Geschäftemachern auf den Leim. Schon für geringe Beträge sind sie bereit, einen "Standort" zur Verfügung zu stellen.

Landwirte in Flomborn (Kreis Alzey-Worms, Rheinland-Pfalz) wollten dies 1998 schon für 1.500 DM tun. Dem Widerstand haben sie zu verdanken, daß noch ein Tausender drauf gelegt wurde. Verärgert müssen sie erkennen, daß Ober-Flörsheimer Grundstückseigentümer der Firma juwi 7000 DM wert sind, während juwi für Unkenbacher Bauern (Donnersbergkreis) nur 3.700 DM übrig hat ...

Ganz andere Summen bekommen Landwirte in Nordrhein-Westfalen. Unterstützt von Gemeinderäten verkaufen sie für einen Judaslohn von 20.000 DM pro Windrad eine Landschaft, die ihnen nicht gehört. Ob sie aber klüger sind als die rheinland-pfälzischen Kollegen und sich die hohen Abrißkosten von über 350.000 DM pro Windrad vertraglich sicherstellen lassen, darf bezweifelt werden. Das Stahlbetonfundament vom Volumen eines Einfamilienhauses im Boden wird - hier wie dort - auf keinen Fall "entsorgt" werden.

Wind im Kopf (oder besser gesagt: das schnelle Geld) haben vielerorts auch Bürgermeister und Gemeinderäte. Neben der Zusicherung, alle anfallenden Kosten (wie bspw. die Änderung des Flächennutzungsplanes u. dgl.) zu übernehmen, werden ihnen Gewerbesteuereinnahmen, ein neues Feuerwehrhaus (Niedermoschel) und vieles mehr versprochen. Gestützt auf windige "Studien" und falsche Propheten verkaufen Gemeindevertreter bereitwillig - "der Umwelt zuliebe" - die Lebensqualität ihrer eigenen Mit- und Neubürger und verhunzen das Lebensumfele der Menschen aller umliegenden Gemeinden =/p


juwi Windenergie

Bürgerbeteiligungsverfahren in Ober-Flörsheim endet mit Eklat! Auf einer Veranstaltung der Verbandsgemeindeverwaltung Alzey-Land am 13. März 2001 in der Gemeindehalle zu Ober-Flörsheim fiel Matthias Willenbacher von der Firma juwi Windenergie durch skandalöses Verhalten auf, das an arglistige Täuschung gegenüber den rund 50 Anwesenden grenzt. Zu Beginn der Versammlung ließ er zwei Teilnehmerlisten durch die Reihen gehen, die von den Bürgerinnen und Bürgern ausgefüllt wurden. Auf den Listen war der Name der Firma juwi nicht zu erkennen, auch kündigte Willenbacher sein Vorhaben nicht an. Alle Anwesenden gaben Auskunft zu ihren persönlichen Daten im Glauben, es handele sich um Unterlagen der Verbandsgemeindeverwaltung. Um 16:30 sammelte Willenbacher, der in Ober-Flörsheim mindestens 15 Windkraftanlagen errichten möchte und hierbei bisher die Unterstützung des Ortsvorstandes hatte, die Listen unauffällig ein und verließ damit den Saal. Dies fiel einigen Anwesenden auf, die sofort lauthals protestierten. Auf dem Weg zu seinem Fahrzeug wurden Willenbacher die Listen abgenommen und Ortsbürgermeister Vogt übergeben. Für diesen Vorfall gibt es zahlreiche Zeugen. Die anwesenden Bürgerinnen und Bürger zeigten sich schockiert von dem Verhalten des Unternehmers. Auch Bürgermeister Vogt und Herr Caspar von der Verbandsgemeindeverwaltung Alzey-Land erklärten ihre Betroffenheit über den Vorfall. (Huegelland-Meldung vom 13. März 2001, 22:00)

Nachstehend bringen wir die ungekürzte Berichterstattung der Allgemeinen Zeitung Alzey und der Wormser Zeitung in ihrer Wochenendausgabe vom 17.3.2001. Lesen Sie auch unsere Presseerklärung mit Richtigstellung von Willenbachers Behauptungen.

Allgemeine Zeitung Alzey und Wormser Zeitung 17. März 2001
Windparkbetreiber muss Prügel einstecken - „Anwesenheitslisten“ gewaltsam entrissen
"Als arglistige Täuschung" bezeichnet Trude Fuchs von der Bürgerinitiative gegen Windkraft die Vorgehensweise des Windpark-Unternehmers, Matthias Willenbacher. Er hatte in der Bürgerbeteiligung in Ober-Flörsheim "Anwesenheitslisten" herumgereicht. Die Windkraftgegner behaupten, er wollte die Anschriften und Daten der Widerspruchsführer.
Von unserem Redaktionsmitglied Armin Burkart

Die Vorgeschichte: Willenbacher ist als erfolgreicher Windparkbetreiber in Flomborn. Dort stehen 12 Windräder. Sein Plan ist es, 10 bis 15 weitere in Ober-Flörsheim zu erstellen. Vereinbart war zunächst ein Windpark "in gleicher Größe wie in Flomborn", räumt Willenbacher im Gespräch mit der AZ ein. Ein Mitarbeiter der Verbandsgemeinde muss sich beim Nachzählen in Flomborn vertan haben. Auf Vorschlag Willenbachers hatte die Gemeinde Flomborn auch keine Einwendungen gegen 15 Windkrafträder, damit ging man nun vor die Bürger.

Der Windkraftunternehmer sieht kein Problem für die Einrichtung des Parks. Grundstücke für 15 Generatoren hat er, denn er zahlt hohe Pachten, für 1000 Quadratmeter 7500 Mark im Jahr. Die Gemeinde steht dem Vorhaben nicht abgeneigt gegenüber, denn pro Windrad kassiert sie im Jahr 6500 Mark an Durchleitungsabgabe und Wegebenutzungsgebühren. Macht pro Jahr für die Gemeindekasse in Ober-Flörsheim 97500 Mark. Selbst das von Willenbacher in Auftrag gegebene ornithologische Gutachten hat keine Einwendungen gegen den Windpark.

Gegenwind kommt von einzelnen Ober-Flörsheimern und von der Bürgerinitiative gegen Windkraft. "Das in Ober-Flörsheim geplante Vorhaben wird alle Dimensionen des gesetzwidrigen Flomborner Windindustrieparks sprengen: Mehr und bedeutend größere Windrotoren sollen viel näher bei dem Ort errichtet werden."

"Alles gelogen", kontert Willenbacher, "ich muss mich nur gegen Unwahrheiten wehren." Die Höhe der Windräder in Ober-Flörsheim werde 100 Meter nicht übersteigen und der Durchmesser der Rotoren werde nicht größer sein, als der der "Windmühlen" in Flomborn. Die kürzeste Entfernung zur Ortsbebauung betrage 1250 Meter.

Der Kampf tobt: Ober-Flörsheimer Grundstückseigentümer haben anonyme Briefe bekommen, in denen Willenbacher der Korruption beschuldigt wird. Das Gutachten des Ornithologen - so steht es in dem Brief - habe er gekauft, das sei aus "sicherster Quelle" bekannt.

Dass Willenbacher eine Anwesenheitsliste bei der Bürgeranhörung herumgehen ließ, bestreitet er gegenüber der AZ nicht. "Ich wollte Schriftproben, um sie mit den anonymen Briefen zu vergleichen." Daraus wurde nicht viel. Denn beim Einsammeln der Listen erkannt man ihn und auf dem Weg in sein Auto wurden sie ihm gewaltsam abgenommen. "Die haben mich brutal an die Wand gestoßen und verprügelt", schimpft Willenbacher.

Wo sind die von Windkraftunternehmer Matthias Willenbacher auf dem Ober-Flörsheimer Bürgerbeteiligungsverfahren vom 13.3.01 unrechtmäßig erworbenen Listen? Diese Frage konnte Ortsbürgermeister Vogt beim Besuch von vier Mitgliedern unserer Bürgerinitiative am 9. April nicht beantworten. Sie seien verschwunden. An einen Diebstahl aus seiner Wohnung glaube er nicht, vermutlich habe seine Frau sie weggeworfen. Wenig später erklärte Herr Vogt, er habe die Listen in seinem Büro im Rathaus verwahrt. Doch auch dort könne er sie nicht finden. (Huegelland-Meldung 11.4.01, 07:00).


Räumungsverkauf mit Sonderrabatt für Lebensraumzerstörung!

Die Alzeyer Zeitung meldete am 26.09.2000:

Windparkbetreiber finanzieren Alleenstraße: Ein neues Finanzierungsmodell für Neupflanzungen entlang des rheinland-pfälzischen Abschnitts der Deutschen Alleenstraße ist nach Angaben des Verkehrsministeriums gestartet worden. Ein Windparkbetreiber aus Mainz werde Eingriffe in das Landschaftsbild, die durch seine Anlagen bei Flomborn (Kreis Alzey-Worms) hervorgerufen würden, mit Baumpflanzungen an der Alleenstraße ausgleichen. Das Projekt werde von der Firma mit insgesamt mehr als 150.000 Mark finanziert.

Egal wo entlang des rheinland-pfälzischen Abschnitts der Deutschen Alleenstraße man neue Bäume pflanzen wird, die Verunstaltung des Landschaftsbildes durch den Flomborner Windpark wird nach wie vor vom Kreuznacher Kuhberg aus zu sehen sein. Einen freien Blick auf den Donnersberg werden die Flomborner erst wieder nach dem Verschrotten der Monster haben, deren halbe Höhe die neu zu pflanzenden Bäume niemals erreichen werden. Der Eingriff in Natur und Landschaft ist NICHT ausgleichbar. – Räumungsverkauf mit Sonderrabatt für Lebensraumzerstörung! - Brav soll der Windparkbetreiber sein bescheidenes Scherflein zur Verbesserung dieser ach so hässlichen Welt beitragen. Das Verkehrsministeriums hat eine neue Variante des altbekannten Ablasshandels entdeckt, wie der Deal mit dem Mainzer Windparker zeigt. Das Umweltministerium scheint aus dem Rennen zu sein und zu einem Schattenkabinett zu verkommen. - Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den siebenten grünen Ökohimmel springt! (tf-)