Ostfriesen Zeitung
Lokales: Die Meldung in voller Länge
Aurich: Wieder Gegenwind für Ökostrom
Neuer Vorstoß der Europäischen Wettbewerbskommission
wit Aurich. Wenn sich neue Techniken gegen alte durchsetzen müssen,
so gelingt das kaum ohne Unterstützung des
Gemeinwesens. Allein schon die Tatsache, dass eine eingeführte
Technik immer auch mit älteren, abgeschriebenen Anlagen
arbeitet, verschafft ihr gegenüber der neuen einen Preisvorteil.
Das Gemeinwesen muss deshalb in diesem
Fall für einen gewissen Zeitraum die betriebswirtschaftlichen
Kalkulationen des freien Marktes außer Kraft setzen,
will es die volkswirtschaftlichen Nachteile ausgleichen.
Bei den regenerativen Energien besteht die Hilfe im
Erneuerbare-Energien-Gesetz, das die Stromversorgungsunternehmen
erstens zwingt, den Strom aus Wind, Wasser, Sonne und Biomasse
abzunehmen und den Erzeugern zweitens einen Preis garantiert.
Da ein solches Gesetz in das Spiel der freien Kräfte eingreift,
ist es ein gefundenes Fressen für alle Anhänger von
Marktwirtschaft pur, die deshalb das Gesetz auch vom Europäischen
Gerichtshof haben prüfen lassen und dabei unterlagen. Der
Gerichtshof hat anerkannt, dass die Politik, um bestimmte Ziele
zu erreichen, in dieses Spiel eingreifen kann. Er hat aber
ebenfalls festgestellt, dass die Hilfen nicht aus staatlichen
Mitteln kommen dürfe, was beim Erneuerbare-Energien-Gesetz ja
auch nicht der Fall ist, da die Stromerzeuger die Kosten auf die
Verbraucher umlegen.
Mit dieser Niederlage werden die Wettbewerbshüter und die, die
sie antreiben, nicht fertig, weshalb sie nun nach
Auskunft des Bundesverbandes Windenergie eine neue Attacke
gestartet haben. Nach der Argumentation der Wettbewerbshüter in
Brüssel sind Stadtwerke im Besitz des Staates. Die Gebühren,
die sie von ihren Kunden bekommen werden dadurch, so EU-Kommissar
Mario Monti in einem schreiben an den Bundesfinanzminister, zu
staatlichen Einnahmen, die nicht an die Betreiber zum Beispiel
von Strommühlen gezahlt werden dürfen.
Diese Argumentation hält der Bundesverband Windenergie für
absurd. Da Staatwerke wie private Unternehmen handelten und nicht
mehr quersubventioniert würden, seien ihre Einnahmen auch keine
staatlichen Mittel. Investoren im Bereich erneuerbare Energien
sollten sich deshalb von solchen Attacken auch nicht abschrecken
lassen.