Alles "privilegierte Vorhaben“ oder

Windräder-Boom überrollt Verbandsgemeinden Bodenheim und Nieder-Olm

VG BODENHEIM/VG NIEDER-OLM – „Keiner sagt, dass sie schön sind“, meint Erich Gröger. „Es ist eben Geschmackssache“, ist sich der Bürgermeister von Gau-Bischofsheim mit vielen Amtskollegen einig. Es geht um den Bau von Windrädern. Ein Markt, der sich entwickelt, auch in Rheinhessen. Ein Boom, von dem die beiden Verbandsgemeinden nicht verschont bleiben. Elf Anfragen zur Errichtung von Windkraftanlagen liegen bereits vor.

Von Klaus Kipper

So hat der Bodenheimer Gemeinderat bereits vor einigen Monaten zwei geplanten Windrädern im Bereich des "Silberbergs“ eine klare Absage erteilt. "Sie lassen sich nicht in das Ortsbild einbinden“, meint Bürgermeister Alfons Achatz. Und, so glaubt der Ortschef, sie sind nicht vereinbar mit der Rheintalschutzverordnung, die das Gebiet zwischen Bacharach und Worms als besonders sensibel einstuft. Ob die Argumente letztlich greifen, ist fraglich, denn Windräder gelten als "privilegierte Vorhaben“. Stehen die Anlagen nicht in direktem Widerpruch zu örtlichen Belangen, sind sie im Außenbereich der Kommune kaum zu verhindern. Das weiß auch Achatz.

Schwache Position

"Würden wir am Silberberg ein Freibad bauen, dann wäre die Errichtung von Windrädern in diesem Bereich nicht möglich“, nennt Achatz ein Beispiel. Eines allerdings, was nicht umzusetzen ist. Jedenfalls nicht, um ein Windrad zu verhindern. "Die Gemeinde ist in einer schwachen Position.“

Doch so geht es nicht nur den Bodenheimern. Weil im Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde keinerlei "Vorrangflächen“ für den Bau von Windrädern reserviert wurden, können sich die Investoren nahezu frei in der VG bewegen und Standorte auskundschaften. "Es wurden keine Flächen reserviert, weil die Windkraftanlagen nicht zu unseren Bemühungen um Fremdenverkehr und Naherholung passen“, unterstreicht Bürgermeisterin Ursula Knüpper-Heger. Auch in Harxheim hat der Gemeinderat den Windrädern – drei sind geplant – nicht zugestimmt. "Unsere Gemarkung ist einfach zu klein“, befürchtet die Ortschefin zudem eine Kollision mit dem Gewerbegebiet, das die Gemeinde links der Rheinhessenstraße, nahe Ebersheim, gerne ausweisen möchte. "Wir versuchen, die Windkraftanlagen bei uns zu verhindern“, weiß Ursula Knüpper-Heger allerdings nicht, ob dies gelingen wird.

Kleiner Windpark

Bürgermeister Gröger ist zwar nicht begeistert von der Idee, der Gemeinderat hatte jedoch bei einer früheren Abstimmung zunächst nichts gegen den Betrieb von Windrädern in der Gau-Bischofsheimer Gemarkung einzuwenden. Wenn Gröger jedoch die Pläne der Investoren in Harxheim einbezieht, gerät er schon ins Grübeln. "Zwei Anlagen bei uns und drei an der Harxheimer Grenze – das wäre dann schon ein Windpark.“

In der Verbandsgemeinde Nieder-Olm sieht die Situation ein wenig anders aus. Der VG-Rat hat im Bereich Zornheim, da wo sich bereits Windräder drehen, weitere Vorrangflächen ausgewiesen. Was die Interessenten nicht davon abgehalten hat, auch für andere Bereiche Bauvoranfragen zu stellen – zwei für Essenheim und zwei für Stadecken-Elsheim.

Reservierungsfrage

Der Bürgermeister der Doppelgemeinde, Johann Rehm, geht davon aus, dass seine Kommune verschont bleiben wird. Denn dort, wo es reservierte Flächen für die alternative Energiegewinnung gibt, ist zunächst kein anderer Standort denkbar. Dennoch sind die Bauvoranfragen formell nicht zurückgenommen worden, wundert sich Rehm. Das vorerst letzte Wort in Sachen Windräder hat übrigens die Kreisverwaltung Mainz-Bingen. Da eine Windkraftanlage als Bauvorhaben im üblichen Sinne gilt, wird in Ingelheim geprüft, was geht und was nicht. - AZ 30.05.2001