Geschichtliches

 

Geographische Beschreibung der Kurpfalz

Von Goswin Widder

Band III., S. 117 (aus dem Jahr 1787)

 

33) Nieder-Flersheim, ein beträchtliches Dorf bei Dalsheim, kommt im VIII Jahrhundert mit dem Namen Flaridesheim, Fletersheim vor d).

K. Ludwig der Deutsche schenkte im J. 869 dem Stift Neuhaus in der Mark und Dorfe Flaridesheim einige Güter, und K. Konrad II. im J. 1026 gewisse Leibeigene theils Sift Worms, theils aber gedachtem Stift Neuhaus e). Das Prämonstratenserkloster Münsterdreisen hatte daselbst auch ein Hofgut, welches dessen Abt Jakob dem Kloster Wadgassen in Lothringen gleichen Ordens im J. 1317 verkaufet hat. Weil nun zweien Beguinen zu Worms X Malter jährlichen Korns darauf verschrieben waren, so sezte(!) das Kloster Münster andere Unterpfänder dafür ein, und der Abt Johann von Wadgassen wiese eben soviel im J. 1325 zum Behufe des Krankenhauses an f).

Das Dorf selbst samt dem Gerichte gehörte zum Theil gedachtem Domstift, welches im J. 1400 den halben Theil Pfalzgrafen Ruprecht III zu eigen eingegeben g); daher heiset es im Alzeier Saal- und Lagerbuche vom J. 1429: „Niederflersheim das Dorfe und Gericht sind halb mins Herrn des Pfalzgrafen.“

Das uralte Geschlecht der Herren von Flersheim scheinet seinen Ursprung und Namen davon herzuleiten. Es hat nämlich verschiedene Güter, vielleicht auch selbst die Vogtei darüber, von den Dynasten von Bolanden zu Lehen getragen. Als Johann Ritter von Guntheim ein Hofgut zu Niederflersheim dem Kloster Marienthal am Donnersberg übergeben, und der Prior deselben ohne Erlaubnis des Konvents, und dessen Kaiserlichen Schirmvogts einen Theil verkaufet, der folgende Prior aber die Sache bei dem von K. Friedrich II bestellten Kirchenvogt, Werner von Bolanden, zu Worms klagbar vorgestellet hatte, erkannte dieser den geschehen Verkauf im J. 1225 für ungültig, und sezte(!) das Kloster in den Besitz dieser Güter gegen Rückgabe des Kaufschillings h). In folgenden Zeiten kam ein anderes Lehenrecht an die Herren von Dune [Daun]. Wie dann Johann von Dune, Graf zu Falkenstein, annoch im Jahre 1548 Friedrichen von Flersheim zu Lehen gereichet: „Solchen Hof, und zugehörige güter, so die von Flersheim in Niederflersheimer Gemarken liegen haben, und ihr Eigentum gewesen sin, welchen Hof und Güter sie gegen den Wein- und Fruchtzehnten zu Heckstatt, so ihr Eltern bisher von den Grafen zu Lehen getragen, und mit ihrer Verwilligung verkaufet haben ec. I). Die Grafen von Leiningen hatten darin auch Leibeigene, die aber mit der Hessoischen Erbschaft [Graf Hessos Nachlaß] an die Pfalz übergegangen k). Der andere halbe Theil der Vogtei gehörte wahrscheinlich dem Stift Neuhaus, und ward bei Einziehung desselben dem Oberamt Alzei zugelget, wobei es auch noch verblieben ist.

Die von Alzei nach Mannheim führende Landstraße gehet durch den Ort, und eine andere, die von Frankfurt nach Lotharingen führet, neben vorbei.

Die Bevölkerung bestehet in 108 Familien, 587 Seelen. Die Gebäude in 1 Kirche, 1 Schule, 96 bürgerlichen und gemeinen Häusern. Die Gemarkung enthält 1537 Morgen Aecker, 35 M. Wingert, 32 M. Wiesen, 50 M. Weide und Wald ec.

Die in der Gemarkung befindlichen freie Güter besitzen das Domkapitel zu Worms, das Stift Neuhausen, der Freiherr von Sturmfeder, der Reformierte Pfarrer und Schulmeister.

Die Kirche zu Niederflersheim war dem heil. Johann dem Täufer geweihet, und der Pfarrsatz der Probstei zu Worms anklebig. Im J. 1234 übergab der damalige Domprobst Niebelung dieses Recht dem Dechant und Kapitel gedachten Domstiftes. In der Kirchentheilung fiel solche den Reformierten zu, die einen eigenen Prediger daselbst haben, der unter der Inspektion Osthofen stehet. Die anderen Religionsgenossen [Katholiken und Lutheraner] gehen nach Dalsheim zur Kirche.

Am großen Zehnten beziehet das Domkapitel zu Worms sieben, und das Stift Neuhaus zwei Neuntel, den kleinen aber hat der Reformierte Pfarrer und der Schulmeister.

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d) Cod. Lauresh. Tom II, num. 1130, 1405 sq.

e) Schannat histor. Episcopat. Wormat. Tom. II, Prob. N.9.

f) Diese beiden Urkunden befinden sich in dem Wadgasser Archiv, und heiset der Ort allda Niedervlersheim.

g) Acta Comprom. In causa Praetens. Aurel. Pag. 126. wo es aber irrig heiset: 1400 Pagus Felcksheim Roberto Eleâtori conceditur.

h) Diese Urkunde befindet sich in dem geistlichen Verwaltungsarchiv [Anm. tf-, vermutl. Güteradministration Heidelberg)

i) Geben uff Mittwoch nach Martini Episcopi, anno Domini 1548.

j) Leiningen-Westerburgische rechtliche Auszüge Beilage num. 29.

     
    Siehe auch:

regionalgeschichte.net

Nieder-Flörsheim in Rheinhessen

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde


 

tf-2021