"Windräder kein Gewinn für die Landschaft"

Herren-Sulzbach: Aktion gegen Windkraft

Eine Aktion gegen Windkrafträder starteten am Samstag auf der Anhöhe oberhalb der Ortsgemeinde Herren-Sulzbach Rudi Neu, Karl Weinig, Martin Henning, Manfred Lang, Alfred Hess und Peter Edinger. Mit bunten Luftballons wollten sie den Bürgern deutlich machen, wie hoch die geplanten Windkrafträder in den Himmel.

120 Meter hoch stiegen die Ballons in die Lüfte. Geplant sind fünf oder sechs Windräder an zwei verschiedenen Standorten mit einer Narbenhöhe von jeweils 8o Meter und einem Rotordurchmesser von ebenfalls 8o Metern, was eine Gesamthöhe von 120 Metern ergibt. Im Vorfeld hatte Rudi Neu Genehmigungen für den Ballon, der mehrere Stunden in der Luft blieb, einholen müssen, unter anderem vom Luftfahrtamt Hahn, Kreis und Verbandsgemeinde sowie denGrundstückseigentümern.

Mit dem Megaphon forderte Alfred Hess die Bewohner auf, sich auf der Herren-Sulzbacher Höhe anstelle der Ballons Windräder vorzustellen. Rudi Neu, Sprecher der Windkraftgegner, hat sich in der Vergangenheit intensiv mit
der alternativen Energieerzeugung beschäftigt. Dabei sei ihm wichtig, dass er keinesfalls grundsätzlich gegen alternative Energien sei. Sein Haus heizt er mit Solarenergie und hat eine Regenrückgewinnungsanlage installiert. Die Windräder machen für ihn jedoch wenig Sinn, Einsparungen seien kaum möglich, daher ist er gegen den Bau des Windparks. Zur Zeit gebe es in Deutschland 9.5oo Windräder, geplant seien 4o.ooo bis 5o.ooo. Diese Windräder lieferten zur Zeit nur zwei Prozent des Stroms, und bislang sei noch nicht ein Kernkraftwerk abgeschaltet worden. Die großen Stromerzeuger seien verpflichtet, den Strom aus Windrädern zu einem Preis von 17,6 Pfennig/Kilowatt abzukaufen. Dabei, so Alfred Hess, könnte Deutschland sehr günstig, nämlich für vier Pfennige, Strom aus Norwegen kaufen, der dort mit Wasserkraft gewonnen werde.
Mit der Aktion will Rudi Neu bei den Bürgern ein Bewusstsein für die Schönheit der Landschaft wecken. Der Wohnwert in der Gegend werde durch mehr und mehr Windräder gemindert. Außerdem sei es für den Tourismus im Landkreis nicht förderlich, wenn Windräder die Aussicht versperrten.
Vor Ort war auch Ortsbürgermeister Theo Diehl aus Herren-Sulzbach. Der Ortsgemeinderat hat dem Bau des Windparks bereits zugestimmt. Allerdings, so Theo Diehl, sei noch nicht entschieden, wo genau die Windräder künftig ihren Standort haben werden. Außerdem könne man auch über die Höhe der Windräder noch verhandeln. (asi)
RHEINPFALZ, MONTAG, 21. MAI 2001 (gedruckte Ausgabe)

Fünfeinhalb Stunden im Namen der Zweifler
HERREN-SULZBACH: Informationsabend über geplante Windkraftanlagen ruft Gegner auf den Plan
In einer Veranstaltung am Donnerstag Abend im Bürgerhaus von Herren-Sulzbach trafen Windkraftanlagenbetreiber, Bürger aus Nachbargemeinden und Gutachter aufeinander. Im - dem Anschein nach - überwiegend mit Gegnern voll besetzten Haus blieb die zu erwartende kontroverse Debatte nicht aus, die aber längst nicht immer sachlich verlief.
Es war die Absicht der JuWi GmbH Mainz, über ihre Windanlagenpläne auf dem Gebiet der Gemeinde Herren-Sulzbach zu berichten. Fünf Anlagen möchte das Unternehmen dort errichten. Der Gemeinderat hat es in der Hand, über einen Bebauungsplan abzustimmen und damit auf die einzelnen Standorte Einfluss zu nehmen oder das Projekt abzulehnen. Doch zwischen den Erläuterungen des JuWi-Planers Dr. Ingo Ewald kochte die Erregung der Gegner immer wieder hoch.
Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Lauterecken, Hans Habermann, der zu Anfang in die Thematik einführte, über die Nachhaltigkeit des Wirtschaftens, Ressourcenschonung, baurechtliche Grundlagen und Bedenken gegen die Windkrafttechnik sprach, handelte sich im Verlauf des Abends von einer Zuhörerin den Vorwurf der Parteilichkeit ein. Er habe die Interessen der Bürger zu vertreten, davon aber spüre sie nichts.
Die Kritiker bezweifelten grundsätzlich die Korrektheit der vorgelegten Gutachten, ob es um Vogelschutz, Schall oder Schattenwurf ging. Von Gefälligkeitsgutachten und "Schlechtachten" war die Rede. So hatte eine Expertise Reichweite und Dauer von Schattenschlag durch drehende Rotoren nach mehreren Richtungen untersucht, beispielsweise nach Grumbach und zum Deimberger Höfchen, nicht aber in Richtung Schönborner Hof - in den Augen der Gegner eine bewusste Unterlassung, obwohl JuWi-Planer Dr. Ingo Ewald Nachbesserung anbot.
Insbesondere der Grumbacher Ortsbürgermeister Werner Kreischer hegte ärgste Befürchtungen, dass seine Bürger vom Schatten der Rotoren getroffen würden. Der Einbau sogenannter Schattensensoren, die eine Anlage vorübergehend stoppen, vermochte die Kritiker nicht milde zu stimmen, ebenso wenig das Angebot zu Besichtigungen vor Ort, um sich eine eigene Meinung bilden zu können.
Bestritten wurde auch die Aussage des Vogelgutachtens, nach der durch die geplanten Windanlagen keine gravierenden Auswirkungen auf die Vogelwelt zu befürchten sind. Zuhörer wollen hingegen einen Rastplatz für Wildgänse entdeckt haben, von dem im Gutachten keine Rede war. Auch hier wurde Nachbesserung angeboten. Anmerkung: Herr Gutschker ist kein Ornithologe sondern Landschaftsplaner. Er stellte wohlweislich seine "landespflegerische Beurteilung" nicht vor, sondern präsentierte mit dem "Vogelgutachten" eine Sache, von der er wenig versteht - wie er selbst einräumte.
Fehl schlug der Versuch eines Kritikers, den Gutachtern Unseriosität vorzuwerfen, weil sie systematisch Vogelschutzprobleme verneinten und behaupteten, alle Naturschutzverbände seien sich hierin grundsätzlich einig. Ein aktuelles Gutachten des Naturschutzbundes zur Situation in Otterberg hingegen zeige, dass die dortige Situation völlig neu bewertet worden sei. Die Kritik an einem Gefälligkeitsgutachten wies Ewald indes zurück, indem er darauf aufmerksam machte, dass für die Herren-Sulzbacher wie auch für die neue Otterberger Expertise derselbe Experte verantwortlich sei. Zwei Standorte mit unterschiedlicher Bewertung durch denselben Fachmann - wer wolle da von einseitiger Beurteilung reden? fragte Ewald. - Ouod errat demonstrandum! Immerhin fand der Ornithologie Raubwürger und andere geschützte Arten.
Von einem Verlust des Wohnwertes und einer wertmäßigen Beeinträchtigung der Immobilien durch Geräuschentwicklung sprach wiederum Grumbachs Ortsbürgermeister Werner Kreischer, obwohl der Schallgutachter belegte, dass alle gesetzlichen Richtwerte für Wohngebiete nicht erreicht werden.
Erheblicher Schaden für den Fremdenverkehr lautete ein weiteres Argument gegen die Errichtung von Windrädern. Dass jede Anlage einen Eingriff in die Natur bedeute und das Landschaftsbild verändere, verhehlte Ewald nicht. Dass der Tourismus allerdings nicht zwangsläufig negativ betroffen sein muss, versuchte Ewald mit steigenden Übernachtungszahlen im Donnersbergkreis zu erklären, wofür er Gelächter erntete.
Bezweifelt wurde ebenfalls, dass alle Anlagen nach der Nutzungsdauer wieder abgebaut werden. Den von Ewald genannten 50.000 Mark Entsorgungskosten für das Stahlbetonfundament (von JuWi eingeholte Angebote) hielten die Kritiker ein Beispiel aus Nordrhein-Westfalen entgegen, wo die Beseitigung zweier Anlagen 700.000 Mark verschlungen habe - ein, wie sich herausstellte, untaugliches Beispiel. Es habe sich dort um zwei Anlagen gehandelt, die aus rechtlichen Gründen hätten abgebaut werden müssen. Dann sei ein Transport an einen anderen Standort erfolgt, an dem sie wieder aufgebaut worden seien. Abbau, Transport und Wiederaufbau hätten diese Kosten verursacht, wusste Ewald. - Falsch - hier das Gerichtsurteil und die amtlichen Abrißkosten!
"Ein paar Leute machen sich auf unsere Kosten den Sack voll", polterte ein Zuhörer empört, worauf Ewald über den finanziellen Hintergrund aufklärte. Nutzen habe längst nicht nur JuWi, vielmehr kämen die Gemeinde, Grundstückseigentümer und private Investoren in den Genuss nicht unerheblicher Zahlungen.
Nicht zuletzt zogen die Kritiker die vorgelegten Bildsimulationen in Zweifel. Damit wollte JuWi zeigen, wie sich die Landschaft nach dem Bau der Anlagen darstellt. Den Zuschauern erschien die Projektion als zu klein. Grumbachs Ortsbürgermeister sprach in diesem Zusammenhang von einer "Methode", mit der Probleme unter den Tisch gekehrt werden sollen. Die potenziellen Betreiber spielten mit "gezinkten" Karten.
Nach fünfeinhalb Stunden schloss Bürgermeister Habermann die Versammlung. Kommentar
Von unserem Redakteur: Dietmar Fligg
RON - RHEINPFALZ ONLINE, Samstag, 30. Jun. 01, 03:45 Uhr

Kommentar: Halbe Wahrheit
Von Dietmar Fligg - Es gibt zurzeit wohl kein vergleichbares Thema im Landkreis, das die Gemüter so erregt, wie der Bau von Windkraftanlagen. Der Abend in Herren-Sulzbach hat deutlich werden lassen, wie unversöhnlich sich Meinungen gegenüber stehen können und wie unverrückbar Standpunkte sind.
Am Ende war dieser Abend ein verlorener.
Berufene Landschaftsschützer scheuten keine Entfernung, um Unheil von den Einheimischen abzuwenden. Auch am Donnerstag bestimmten sie die Diskussion mit. Die Fronten waren abgesteckt. Zwei von JuWi in Auftrag gegebene Gutachten zeigten sogleich Schwächen, weil sie offensichtlich diverse Effekte nicht berücksichtigten. Dies ist zwar kein Mangel, der nicht noch geheilt werden könnte - dennoch ein gefundenes Fessen für die Gegnerschaft.
Die Überzahl der Kritiker dominierte die Veranstaltung mit dem Ziel, Windkraftbetreiber als windige Geschäftemacher zu entlarven. Das ist ihr gutes Recht. Der Beweis für diese Behauptung bleibt indes geschuldet. Es mag durchaus Gründe geben, die gegen Windenergie sprechen, nicht fundierte Pauschalangriffe stellen allerdings ein untaugliches Mittel in der Diskussion dar.
Und wenn beispielsweise mit Halbwahrheiten über angeblich immense Abbaukosten von Windanlagen jongliert wird, müssen sich manche Gegner fragen lassen, welchen Anspruch sie an die eigene Seriosität stellen. - Ein seriöser Kommentator recherchiert Halbwahrheiten z. B. die um Abrißkosten bevor er mit gedruckten Worten jongliert ...
RON - RHEINPFALZ ONLINE, Samstag, 30. Jun. 01, 03:45 Uhr

GRUMBACH: Ortsbürgermeister zu Windkraft
In einer Stellungnahme gegenüber der RHEINPFALZ hat der Grumbacher Ortsbürgermeister Werner Kreischer die Berichterstattung über die Informationsveranstaltung zum geplanten Bau von fünf Windkraftanlagen in Herren-Sulzbach ("Fünfeinhalb Stunden im Namen der Zweifler", Ausgabe vom 30. Juni) teilweise kritisiert.
Seiner Meinung nach ist nicht deutlich genug zum Ausdruck gekommen, dass er ausschließlich im Interesse seiner Gemeinde gesprochen habe. Sein Vorwurf gegenüber der Windbetreiber GmbH JuWi, dass es sich um Methode handele, mögliche Auswirkungen auf Grumbach nicht zu untersuchen, sei ausschließlich im Hinblick auf seine Gemeinde zu sehen. In dem Artikel habe der Eindruck entstehen können, dass er auch aus der Sicht anderer Kritik geübt habe.
Außerdem kritisiert er, im Artikel sei nicht erwähnt, dass in den Schatten- und Geräuschgutachten Auswirkungen auf Grumbach nicht untersucht worden seien, Erwähnung habe nur der Schönbornerhof gefunden, der im Gutachten nicht berücksichtigt sei. Gefehlt habe auch der Hinweis, dass aus dem Blickwinkel seiner Gemeinde keine bildliche Projektion angefertigt worden sei, die zeige, ob und wie die Windkraftanlagen zu sehen sein könnten.
Wie eine Nachfrage der Redaktion bei JuWi ergab, wurde die Gemeinde Grumbach inzwischen in das Schattengutachten eingearbeitet. Nach Aussagen von JuWi-Planer Dr. Ingo Ewald ergibt sich für den östlichen Ortsrand eine Schattendauer von 34 Minuten pro Jahr, für den westlichen von null. Mittlerweile sei auch eine bildliche Projektion nachgeholt worden. Beide Bestandteile der Gutachtens seien auch an die VG weitergeleitet worden.
Dass für Grumbach kein Immissionspunkt für eine Geräuschmessung festgelegt worden sei, ergebe sich aus den Berechnungen des Schalldiagramms. Da sich lediglich ein Wert von 29 Dezibel im schlechtesten Fall errechnet habe, sei die Festlegung eines Messpultes unrelevant, erklärte Ewald auf Nachfrage. (rhp)
RON - RHEINPFALZ ONLINE, Donnerstag, 12. Jul , 03:45 Uhr

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Aus der RHEINPFALZ vom 28.04.01