Nachlese des Johannesburger Welt-Klimagipfels

Umweltschutz: "VERRAT DER REGIERUNGEN"
von Wolfgang Thüne


Er hatte viele Namen und wurde in den schillerndsten Farben gezeichnet, der Erd-, Klima-, Nachhaltigkeits- oder Weltgipfel von Johannesburg in Südafrika. Unabhängig von seinen eher mageren Ergebnissen, er war die wohl größte, luxuriöseste und teuerste UN-Konferenz aller Zeiten, und das in ärmster Umgebung! Bis zu 65.000 Experten aus 190 Staaten sollen ihn besucht haben, um das "Weltklima" zu retten und den globalen "Klimawandel" zu stoppen.

War das magere Ergebnis der Grund, warum der künstlich vor dem Gipfel erzeugte publizistische Wind sich danach so schnell wieder legte? Jens Nissen in der Mainzer Allgemeinen Zeitung urteilte dann auch, "daß auf Mega-Gipfel dieser Art künftig getrost verzichtet werden kann". Ricardo Navarra, Präsident der Organisation "Friends of the Earth", ging noch weiter: "Dieser Gipfel ist ein Verbrechen. Sechs Milliarden Menschen werden heute von ihren Regierungen verraten!"

Doch dieses vernichtende Urteil teilen nicht alle, insbesondere die betroffenen Politiker und Experten. Hört man Klaus Töpfer, der sich gerne als "Held von Rio" titulieren und als "Vorreiter" in Sachen Klimaschutz feiern läßt, oder aber Jürgen Trittin als amtierenden Umweltminister, dann wird der UN-Gipfel eher als Erfolg angesehen und jegliche Kritik daran barsch zurückgewiesen. Während die Unionsparteien der Regierung vorwarfen, "politische Luftschlösser" zu errichten, räumte Bundeskanzler Gerhard Schröder ein, daß sich zwar nicht alle Erwartungen Deutschlands erfüllt hätten, es aber international seine "Vorreiterrolle" unverändert wahrnehmen werde. Schröder sagte für die nächsten fünf Jahre den Ent- wicklungsländern rund eine Milliarde Euro für den Ausbau "erneuerbarer Energien" sowie für "bessere Energieeffizienz" zu. Seinen Ernst unterstreichend lud er zu einer diesbezüglichen Weltenergie-Konferenz ins "reiche" Deutschland ein.

"Energie" und "Klima" waren die zwei Schlüsselthemen in Johannesburg. Insbesondere ging es um die Unterzeichnung des im Jahre 1997 in Japan vereinbarten Kyoto-Protokolls. Seine Ratifizierung soll der Meilenstein zum Schutz des Globalklimas sein. Da die USA die Unterzeichnung verweigern, wurde der US-Außenminister Colin Powell mit Schmährufen überschüttet und von Um- weltschützern mit Zwischenrufen wie "Schande über Bush" nachhaltig gestört. Das Kyoto-Protokoll von 1997 forderte auf Basis des Jahres 1990 eine Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen um 5,2 Prozent bis zum Jahr 2012. Am Ende der UN-Konferenz wurde ein insgesamt 152 Punkte umfassender Aktionsplan verabschiedet. Darin heißt es: Der Klimawandel und seine schädlichen Folgen werden als "gemeinsame Sorge der Menschheit" bezeichnet. Weiter wird die Bedeutung der Klimarahmenkonvention von Rio de Janeiro (1992) hervorgehoben. Staaten, die 2001 in Marrakesch das "halbierte" Kyoto-Protokoll bereits ratifiziert haben, rufen "nachdrücklich" die anderen Staaten auf, "in absehbarer Zeit" zu folgen.

Im Kapitel "Energie" wird betont, daß der Anteil der erneuerbaren Energiequellen - wie Sonne, Wind oder Biomasse - "dringend" und "substantiell" erhöht werden solle. Die "dritte Welt" soll per "ökologischem" Quantensprung direkt in eine Wind-, Solar- oder Biomasse-Gesellschaft überführt werden. Ein konkretes Zeitziel ist nicht vorgesehen. Preiswertere, sauberere, effizientere Energietechnologien sollen entwickelt werden, doch niemand sagt diesen Staaten, daß elektrische Energie nur dann erzeugt werden und Strom nur dann fließen kann, wenn der Wind weht und/oder die Sonne scheint. Niemand sagt ihnen, daß in der subtropischen "Kalmenzone" Wind eine absolute Mangelware ist und keineswegs "herbeisubventioniert" werden kann, zumal im Energiesektor Subventionen, "wo es geboten ist", abgebaut werden sollen. Ausgerechnet im "Vorreiterland" Deutschland werden die "erneuerbaren Energien" wie Sonne und Wind massiv subventioniert, wider alle Gesetze einer frei-en und sozialen Marktwirtschaft, zum einen über das "Stromeinspeisungsgesetz" und zum anderen über das "Erneuerbare Energiegesetz" (EEG).

Doch wer, wie die Entwick-lungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek- Zeul, den USA eine "verheerende Kurzsichtigkeit" und "Dinosaurier-Denken" vorwirft, sollte sich an die eigene Brust klopfen und nicht mit Steinen im "Treibhaus" werfen. Es könnte sich sehr rasch als Luftschloß oder ideologisches Traumgebilde erweisen. Und dies ist es in der Tat! So schön die Analogie zum gärtnerischen Gewächshaus auch scheinen mag, der Vergleich ist nur ein trügerischer Schein. Die Erde ist von einer extrem beweglichen Gashülle, der Atmosphäre, umgeben, die nichts, aber auch gar nichts mit der Glashülle eines Gewächshauses zu tun hat. Die Funktion des Gewächshauses ist, erwärmte Luft vorübergehend einzusperren. Dies ist unter freiem Himmel unmöglich! Kühlt sich die Luft am Boden ab, dann bildet sich eine Bodeninversion oder Temperaturumkehrschicht. Wird Luft über den Bodenkontakt erwärmt, dann erhält sie automatisch thermischen Auftrieb, Konvektion und Haufenwolken erzeugend. Warme Luft kann nichts anderes tun als aufzusteigen, das wußte schon Archimedes! In den Thermikblasen wird auch das schwere Kohlendioxid mit in die Höhe gerissen, im Extremfall bis zur Tropopause in acht bis zwölf Kilometern Höhe. Sie dient als "natürliche Sperrschicht" zwischen Troposphäre und Stratosphäre, an der auch die gewaltigsten Gewitterwolken anstoßen und den "Amboß" bilden.

Nirgends trifft das Bild zu, das unentwegt über die Medien von den "Klimaexperten" in unsere Gehirne eingetrichtert wird, daß die Erde ein "Treibhaus" mit einer "Glasscheibe" in sechs Kilometern Höhe sei. In einer Greenpeace-Publikation aus dem Jahre 1992 heißt es: "Weil die Spurengase wie eine riesige Glasscheibe zwischen Sonne und Erdoberfläche sitzen, werden sie mit dem gläsernen Treibhaus des Gärtners verglichen." Wenn das böse, ja klimakillende "Treibhausgas" Kohlendioxid tatsächlich in sechs Kilometern Höhe konzentriert wäre, um wie eine "Glasscheibe" zu wirken, die im Boden wurzelnden grünen Pflanzen wären als erste verhungert und mit ihnen alles Leben auf der Erde zugrunde gegangen. Hätten sich die in Johannesburg versammelte Klima-Karawane mit ihrem journalistischen Begleittroß der Mühe unterzogen und einen naturkundlichen Fußmarsch auf den höchsten Berg Afrikas, den circa 6.000 Meter hohen Kilimandscharo, gemacht, sie hätten folgendes festgestellt: Luftdichte, Luftdruck und auch der CO2-Gehalt nehmen mit der Höhe ab. Auch die Temperatur nimmt stetig ab, obgleich die Intensität der Sonnenstrahlung stark ansteigt. Wider alle "Treibhauspsychose" hat der Kilimandscharo eine permanente Schneehaube, obgleich in dieser Höhe die Wärmestrahlung des tropisch heißen Erdbodens abgefangen (absorbiert) und zur Erde zurückgestrahlt werden soll. Dieser natürliche Anschauungsun-terricht hätte die Illusion von der Erde als "Treibhaus" wie eine Seifenblase zerplatzen lassen. Diese Erfahrung hätten die Klimagipfelbesucher schon vor zehn Jahren beim 1. Weltklimagipfel 1992 in Rio de Janeiro in den wohltemperierten bzw. klimatisierten Düsenjets sammeln können.

Doch einmal im Unterbewußtsein der Weltöffentlichkeit fest verankerte Bilder sind einer rationalen Kritik schwer zugänglich und haben ein zähes Eigenleben. So freut sich schon heute die internationale "Klimaschutzgemeinde" auf den nächsten Klima-Gipfel, für den im September 2003 das wunderschöne mexikanische Cancun ausgesucht wurde. Doch auch diese teure Lustreise wird den "Klimawandel" nicht stoppen, solange der Mensch nicht in der Lage ist, das Wetter sich untertan zu "machen".

Wer, wie die Weltorganisation für Meteorologie der Vereinten Nationen, "Klima" als die "Synthese des Wetters" einer 30jährigen Periode definiert, sollte wissen, was Realität und was Fiktion ist. Es ist einzig das Wetter an einem Ort, das bestimmt, was der Mensch an "Klima" errechnet. Die Wettervielfalt bestimmt die Klimavielfalt der Erde, nicht umgekehrt! Der Handel mit Emissionsrechten mag zwar riesige Geldströme in Bewegung versetzen, aber auch diese werden nichts am Wetter und damit auch nichts an seinem statistischen Folgekonstrukt "Klima" ändern. Allein der Gedanke an "Klimaschutz" erweist sich bei logischer Betrachtung als völlig absurd. Das Ostpreußenblatt 28.September 2002


Johannesburg-Konferenz
Wasser wird wieder Thema Nummer eins
Eines der in den Massenmedien kaum beachteten Ergebnisse der Mammut-Konferenz von Johannesburg ist die Verschiebung des Brennpunktes. Nicht mehr der globale Kohlenstoffkreislauf, sondern die Versorgung der Armen mit sauberem Trinkwasser steht nun wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Nach dem Abschluss der UN-Weltkonferenz über Nachhaltige Entwicklung am 4. September beklagten viele europäische Teilnehmer dessen dürftige Ergebnisse. Vertreter von Umwelt- und Entwicklungshilfe-Organisationen sprachen gar von einer Katastrophe. Doch enthält der in Johannesburg nach zähen Verhandlungen verabschiedete Aktionsplan zumindest in einem Punkt Konkretes, und zwar die Verpflichtung der Weltgemeinschaft, den Anteil der Weltbevölkerung, der keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hat (zur Zeit 1,2 Milliarden Menschen), und der sogar doppelt so großen Zahl von Menschen ohne sanitäre Grundversorgung bis zum Jahre 2015 zu halbieren.

Nur in diesem Punkt gibt es auch finanzielle Zusagen seitens der wohlhabenden Industrieländer. Und zwar stellt die Europäische Union jährlich 1,4 Milliarden Euro für Afrika und Zentralasien zur Verfügung. Die USA haben Investitionen von etwa einer Milliarde Dollar zugesagt und die Entwicklungsbank für Asien vergibt im Rahmen des Programms "Wasser für asiatische Städte" Kredite von umgerechnet 500 Millionen Euro. Hinzu kommen Zusagen geringeren Umfangs von insgesamt 21 weiteren Wasser-Initiativen und Selbstverpflichtungen in armen Ländern operierender internationaler Konzerne.

Da diese Festlegungen ausdrücklich in Form eines Kuhhandels als Gegenleistung für den Verzicht der EU auf ihre hauptsächlich gegen die US-Delegation gewandte "Klimaschutz"-Forderung einer verbindlichen Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien auf 15 Prozent bis zum Jahre 2010 erfolgten, sahen viele Beobachter darin nicht mehr als den konkreten Ausdruck des Scheiterns des Gipfels von Johannesburg. Doch kann man die Einigung, die die Rettung der aufwändigen Veranstaltung in letzter Minute ermöglichte, auch ganz anders sehen.

In seinem vor dem Johannesburg-Gipfel erschienen Buch "The Sceptical Environmentalist" (Cambridge University Press, vor kurzem unter dem Titel "Apocalypse No!" auf deutsch im Lüneburger Verlag zu Klampen erschienen) hat der dänische Statistiker Bj?rn Lomborg vorgerechnet, dass die Umsetzung des Kyoto-Protokolls bis zu 350 Milliarden Dollar im Jahr kosten wird (siebenmal mehr als die gesamte Entwicklungshilfe, was immer auch darunter zu verstehen sein mag), ohne dadurch in den nächsten 50 bis 100 Jahren zu messbaren Ergebnissen gelangen zu können. "Was Kyoto in einem einzigen Jahr kostet, würde bequem ausreichen, um das größte Problem aller armen Länder zu lösen: die Versorgung mit sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen", forderte Lomborg stattdessen.

Da das Geld nur einmal ausgegeben werden kann, so Lomborg weiter, müsse man eben Prioritäten setzen. Das aber falle schwer, wenn man die von Berufspolitikern, Bürokraten und Massenmedien gebetsmühlenartig wiederholten Katastrophenszenarien für bare Münze nehme. Die Unfähigkeit, vernünftige Prioritäten zu setzen, sei vielleicht unser größtes Problem. Da in Johannesburg schlussendlich dennoch Prioritäten gesetzt wurden, wenn auch vielleicht nicht aufgrund rationaler Einsicht, können sich Lomborg und seine Anhänger zu recht als Sieger fühlen.

Der Ausgang des Johannesburg-Gipfels bietet gleichzeitig die Chance, zu einer Weltsicht zurückzukehren, die weder den Erkenntnissen der Naturwissenschaften noch dem praktischen Alltagsverstand widerspricht. Denn bevor sich das Weltbild der "Klimapolitiker" durchsetzte, herrschte Einvernehmen darüber, dass die Ökologie unseres blauen Planeten nicht in erster Linie vom Kreislauf des Kohlenstoffs geprägt wird, sondern vom Wasser in allen seinen Aggregatzuständen: Ozeane, Wasserdampf, Wolken, Regen, Schnee, Eis. An zweiter Stelle kommt der Kreislauf des Sauerstoffs. Und erst dann kommt der Kohlenstoffkreislaufs. Wie die Ökologie und damit auch das Klima der Erde durch Eingriffe in einen drittrangigen Stoffkreislauf gesteuert werden kann, bleibt das Geheimnis der "Klimapolitik".

Die komplexen Kreisläufe des Wassers und die Übergänge von einem Aggregatzustand in den andern wie auch die nachrangigen Stoffkreisläufe sind bis heute nur sehr lückenhaft quantitativ erfasst und werden sich global nie steuern lassen. Aber auf lokaler und regionaler Ebene können die Menschen ihren Wasserhaushalt zumindest so weit kontrollieren und regulieren, dass sie ihre elementaren Lebensbedürfnisse befriedigen können. Um das zu bewerkstelligen brauchen sie weder eine Weltregierung noch Mammut-Palaver in festungsartig abgeriegelten Kongresszentren. Was sie brauchen, ist etwas Geld und die Möglichkeit, ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen zu können. - Edgar Gärtner