An die RHEINPFALZ

Sehr geehrte Damen und Herren, in den Rheinpfalz-Ausgaben vom 15. und 17. September äußert sich Landtagsabgeordneter Rudolf Franzmann zur Forderung des Landespflegebeirates des Donnersbergkreises, keine weiteren sogenannten Windkraftanlagen mehr zu errichten (Landespflegebeirat kriegt Gegenwind). Dazu folgenden Leserbrief als Stellungnahme:

Der Kreistag Alzey beschließt einen Stop für Windräder, der Landespflegebeirat des Landkreises Mainz­Bingen wie auch der des Donnersbergkreises fordern ebenfalls für ihre Bereiche einen Stop für den weiteren Ausbau der Windkraft, weil sie in unserem dichtbesiedelten Industrieland die Zerstörung der verbleibenden Landschaft und des Heimatraumes der Bevölkerung befürchten. Und der hiesige Landtagsabgeordnete Rudolf Franzmann weiß trotz der fortschreitenden Vergitterung des Horizontes mit einem rotierenden Stacheldrahtverhau aus bis zu 130 Meter hohen Industrie-Anlagen von serienmäßiger Einförmigkeit aus Beton, Stahl und Plastik nichts mit dem Begriff der industriellen Überformung der Gegend anzufangen!

Franzmann ist offenbar auch nicht über das Leistungspotential der Windenergienutzung informiert und verweist statt dessen auf Weltuntergangsszenarien wie Klimakatastrophe und Atomkraftgefahren, redet von "Kindern und Kindeskindern". Das mag für demagogisierende Sektengurus und Geschäftemacher eine Methode sein, ist aber unzureichend, wo sachliche Abwägung und Angemessenheit gefragt ist. Laut Landesregierung produziert in Rheinland-Pfalz (Stand 2000) eine Zahl von 415 Windkraftanlagen 0,7 % des hier verbrauchten Stroms. Mit solchen Minimalprozenten einen Beitrag zur Ersetzung des Atomstroms leisten zu wollen, der ca. 30 % des Verbrauchs deckt, ist abwegig, Eine Reduzierung der Luftverschmutzung aufgrund des Windstroms läßt sich damit nicht einmal rechnerisch darstellen. Für die Bundesrepublik sieht die Gesamtbilanz so aus, daß trotz 10.000 Windrädern der Verkauf von Atomstrom im ersten Halbjahr um 4 % gestiegen ist und laut Bundesumweltministerium die Luftverschmutzung sich in 2000 hier noch verschlimmert hat.

Dafür sind in unserem Bundesland zuvor noch unverbaute Landschaften jetzt schon mit Windrädern "verspargelt". Die Landesregierung plant aber die Errichtung von insgesamt ca. 2.500 Windrädern, d. h. flächendeckend ca. alle drei Kilometer eine Anlage, Bei der notwendigen Beschränkung auf freie Flächen und der entsprechenden zusätzlichen Verdichtung bedeutet das, daß es in Rheinland-Pfalz keine offene Landschaft mehr geben wird. Bei einer Verwirklichung solcher Absichten würde der gesamte natürliche Lebens- und Heimatraum einer Stromerzeugungsform geopfert, die trotzdem auch ansatzweise nicht in der Lage ist, eine ausreichende, zuverlässige und umweltschonende Energieversorgung zu gewährleisten. Herr Franzmann leistet mit seiner extrem einseitigen Perspektive den Bürgern, für deren Wohl er sich als Landtagsabgeordneter verantwortlich fühlen sollte, keinen Dienst. Es ist auch fragwürdig, wenn jemand, der bis vor kurzem noch Müllverbrennungsöfen vertrieb, sich nun dem Klimaschutz verschrieben zu haben vorgibt.

Der Donnersbergkreis steht mit 30 Windrädern und 42 im Nachbarkreis Alzey-Worms, die man hier wegen ihrer Dinosaurier-Monstrosität ebenfalls zu ertragen hat, zudem mit an der Spitze der Belastung. Dagegen hat der Landkreis Bad Dürkheim nur 5 Anlagen, Südwestpfalz 4, Germersheim, Ludwigshafen, Südliche Weinstraße haben sogar überhaupt keine. Ihre politischen Vertreter sind offenbar besonnener und muten ihren Wählern solche Auswüchse eines ausschließlich subventionsfinanzierten und technisch ineffektiven Wirtschaftszweiges nicht zu.

Roland Ruffini, ortlicher Vertreter der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie in Rheinland-Pfalz und Mitglied des Landespflegebeirates des Donnersbergkreises