Eine Region dreht ab!

Emder Zeitung 13. Juli 2002
Mehr Voraussetzungen als andere Bewerber"
Eine Region zeigt Flagge: Betreiberfirma präsentierte sich auf Forschungsschiff "Aurelia".

Eigentlich sollte es die Einweihungsfeier des Forschungsschiffes "Aurelia" sein. Einladender war die Enova Energieanlagen GmbH aus Bunderhee. Doch die Veranstaltung gestern Vormittag am Terminal II der Emder Verkehrsgesellschaft AG (EVAG) geriet dann doch eher zu einer Werbeveranstaltung für den Standort Emden und den Energiedienstleister aus dem Rheiderland.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Reinhold Robbe aus Bunde ließ keinen Zweifel daran, worum es an diesem Tage ging: "Emden ist der ideale Standort als Basishafen für Windkraft-Offshore-Parks, denn Emden hat schon jetzt mehr Voraussetzungen vorzuweisen, als andere, die sich darum bemühen." Oberbürgermeister Alwin Brinkmann räumte ein, dass schon viele Interessenten für einen Basishafen "den Finger in den Wind gehalten haben". Dass Emden mit Verzögerung in dieses Geschäft eingestiegen ist, begründete der OB so: "Wir wollten qualitativ etwas vorzeigen können. Dieses Schiff, die "Aurelia", ist ein erstes Zeichen, das von Emden aus gesetzt wird." Die "Aurelia" gehört zur Bremer Research Shipping GmbH. Das Schiff führt Untersuchungen in der Nordsee durch, deren Ergebnisse in eine Umweltverträglichkeits-Untersuchung einfließen (die Emder Zeitung berichtete). Seit dem 3. Juli liegt die "Aurelia" am EVAG-Terminal II, in unmittelbarer Nähe der Emder Schiffsausrüstung, die die Versorgung der Besatzung übernommen hat.
Hafenwirtschaft, Kommunal-, Landes- und Bundespolitik, Banken und Hafenverwaltung waren gestern an Bord vertreten, als Enova-Geschäftsführer Helmuth A. Brümmer die Pläne seines Unternehmens vorstellte. Enova, neben Prokon Nord GmbH, Plambeck Neue Energien AG und Energiekontor AG einer der Antragsteller für Offshore-Windparks vor den Ostfriesischen Inseln, hat zwei Flächen im Visier: eine ist 200 Quadratkilometer groß und liegt nördlich von Juist zwischen den Verkehrstrennungs-Gebieten Terschelling-German Bight (Deutsche Bucht) und German Bight Western Approach. Dieser Windpark "North Sea Windpower" soll in der Pilotphase 37 bis 45 Anlagen auf 28 Quadratkilometern umfassen (Wassertiefe: 30 bis 33 Meter, Leistung: bis zu 810 000 Megawattstunden). Das andere Projekt ist am Riffgat vorgesehen, 15,8 Quadratkilometer groß und 15 Kilometer nordwestlich von Borkum gelegen (Wassertiefe: 16 bis 24 Meter, Leistung: 594 000 Megawattstunden). In beiden Gebieten werden Flora und Fauna von den Wissenschaftlern auf der "Aurelia" unter die Lupe genommen. Für den Plan Riffgat erwartet Brümmer die Baugenehmigung durch die Bezirksregierung bis zum Ende des Jahres. Baubeginn könnte dann das zweite Quartal 2005 sein. Wenn es dann los geht, sollen Transporte, Vormontage und Versorgung möglichst über den Emder Hafen abgewickelt werden. Alwin Brinkmann: "Wir müssen den Strick eng binden, damit am Ende ein so dickes Tau entsteht, dass keiner an Emden vorbeikommt." Offshore-Windparks liegen, wie Reinhold Robbe betonte, ganz auf der Linie der Bundesregierung, die sich die Stärkung der maritimen Wirtschaft auf die Fahnen geschrieben hat. "Maritime Dienstleistungsbereiche sollen zusammengeführt und die Standorte dadurch gesichert werden. Offshore-Windparks sind dabei eine wichtige Komponente", sagte Robbe.
Der Leiter einer regionalen Offshore-Arbeitsgruppe, IHK-Geschäftsführer Dr. Jan Amelsbarg, sprach gestern von einem "symbolischen Tag für eine energievolle Zukunft". Zugleich hege man in Emden die Hoffnung, dass hier "irgendwann auch ein Produktionsstandort entsteht", sagte Amelsbarg. Zwei Jahre lang wird die "Aurelia" den Istzustand von Tier- und Pflanzenwelt in den Plangebieten untersuchen. "Wir hoffen auf gute Ergebnisse", sagte Diplom-Physiker Brümmer.
Noch nicht endgültig begraben ist übrigens eine Idee von 1997: die Aufstellung von Windkraftanlagen an der Ems in Höhe des Südkais. Ursprünglich hatte Enova hier fünf "Mühlen" geplant. Brümmers Wunsch: ein bis zwei Offshore-Pilotanlagen an dieser Stelle. "Darüber sollten wir nachdenken", sagte Emdens FDP-Fraktionschef und Bürgermeister Erich Bolinius. "Das wäre ein weiteres wichtiges Signal, das von Emden ausginge." In der Offshore-Diskussion spielt die Reaktivierung der Bahnstrecke Aurich-Abelitz und damit eine Verbindung bis zum Emder Hafen weiter eine Rolle. Speziell aus der CDU hieß es dazu gestern, man müsse entsprechenden Wünschen von Enercon nachkommen. Landtagsabgeordneter Wolfgang Ontijd sieht für die Zukunft keine Alternative zu einem Bahntransport der Enercon-Teile. Der Emder Ratsherr Helmut Bongartz sagte: "Die Alternative wäre, weiterhin nächtliche Schwerlasttransporte auf der Straße durchzuführen." Man müsse "zumindest prüfen", ob sich nicht die Wiederbelebung der Bahnstrecke rechne. "Das sind wir High-Tech-Betrieben wie Enercon schuldig." axl

Die Jagd nach einem dicken Stück vom Kuchen
Basishäfen für Windparks auf See gesucht. Emden will ganz vorne mitspielen. Oberbürgermeister setzt auf Geschlossenheit der Region. von AXEL MILKERT
Emden muss Basishafen für die Errichtung und den Betrieb von Windparks auf See (Offshore-Windparks) werden. Darauf drängt Oberbürgermeister Alwin Brinkmann. Alle Beteiligten, sagte der OB der Emder Zeitung, müssten Geschlossenheit zeigen und sich anstrengen, das gesteckte Ziel zu erreichen. Vorläufiger Höhepunkt dieser Bemühungen sind eine Image-Broschüre und eine Offshore-Präsentation, die die Emder demnächst Niedersachsens Umweltminister Wolfgang Jüttner (SPD) vorführen wollen (Seite 1).
"Das Geschäft müssen letztlich die Unternehmer selbst machen", sagte der OB. Die Arbeitsgruppe schaffe dafür allerdings die Grundlagen. Das vorbereitende Gremium, geleitet von IHK-Geschäftsführer Dr. Jan Amelsbarg, setzt sich aus Vertretern folgender Firmen und Institutionen zusammen: Hafenamt, Anlagenhersteller Enercon, Prokon Nord (Offshore-Planer aus Leer), Industrie- und Handelskammer (IHK), Energieunternehmen EWE, Ingenieurgesellschaft für Energieprojekte (IfE in Emden), Stadt Emden, Strukturkonferenz Ostfriesland und Emder Hafenförderungs-Gesellschaft. Das Motto der Ostfriesen-Kampagne, in Anlehnung an die Pilotensprache: "Emden ready for take off(shore)!".
"Müssen uns rühren"
Federführend bei der Erstellung der Broschüre (den Auftrag erhielt eine Oldenburger Agentur) ist Dr. Jürgen Hinnendahl, Vorstand der Hafenförderungs-Gesellschaft. Der ehemalige Emder Oberstadtdirektor befasst sich intensiv mit allem, was in Emden in irgendeiner Form mit Offshore in Verbindung gebracht werden kann. Es gilt, all das herauszustellen, was Emden als Basishafen für Hochsee-Windparks attraktiv macht. Eine Computer-Präsentation hat Hinnendahl unlängst für die Messe "WindEnergy 2002" (18. bis 21. Juni) in Hamburg zusammengestellt. Dort war die Niedersächsische Hafenvertretung mit den Häfen Emden, Cuxhaven, Brake und Wilhelmshaven vertreten.
Speziell Cuxhaven rührt seit geraumer Zeit die Offshore-Werbetrommel. Längst haben auch Bremerhaven und Husum ihren Hut in den Ring geworfen. Emden hingegen blieb anfangs weitgehend passiv. Das hat sich geändert. Vor einigen Wochen wurde der Landtagsausschuss für Häfen und Schifffahrt bei einem Emden-Besuch über die Möglichkeiten des Hafens informiert. Dafür gab es aus den Reihen des Ausschusses dickes Lob. Zusätzlich forderte IfE-Chef Klaus van Ahrens mehr Engagement: "Wir müssen uns rühren." Und schließlich war es auch die Verwunderung einiger Landespolitiker in Hannover, die die Ostfriesen endgültig auf Touren brachte: "Cuxhaven trommelt kräftig - und Ihr?" Alwin Brinkmann will möglichst viele Ostfriesen mit ins Boot holen - auch die Kritiker, allen voran jene aus der Tourismusbranche. Der Basishafen ist für Brinkmann keine reine Emder Angelegenheit. "Wir haben eine Menge Firmen in der Region, die hier ein Stückchen vom großen Kuchen abbekommen können." Der OB denkt dabei an Unternehmen wie Bohlen & Doyen in Wiesmoor oder Rolf Janssen Elektrotechnische Werke in Aurich. In Emden sind viele notwendige Voraussetzungen bereits gegeben: mit mehreren Schiffsausrüstern, die Erfahrung in der Offshore-Versorgung haben, mit der Reederei AG Ems, die Helikopterflüge organisieren kann, mit Schiffsmaklern, Umschlagsunternehmen und mit Stahlbau-erfahrenen Firmen wie Klaas, Siemens, den Thyssen Nordseewerken und der Cassens Werft. Nur wenige Beispiel für eine intakte Infrastruktur, wie Hinnendahl und der OB betonen. Brinkmann betrachtet Ostfriesland mehr denn je als Wirtschaftseinheit, wenn es um die Bewerbung für einen Basishafen geht: die Landkreise Leer, Aurich und Wittmund sowie die Stadt Emden müssten zusammenstehen, sagt der OB. Und deshalb sollen am 14. August, wenn Jüttner im Rahmen des Hafengeburtstages nach Emden kommt, bis zu 20 Unternehmen zeigen, welche Aufgaben sie bei Bau, Wartung und Versorgung der Offshore-Parks übernehmen können. Klaus van Ahrens ist längst davon überzeugt, dass Emden alles hat, was ein Basishafen braucht: "Wir sind hier, was Windenergie anbelangt, absolut führend. Da spielen wir ganz vorne mit." Immerhin steht im Wybelsumer Polder Europas leistungsstärkster Windpark, werden am Nordkai mit Erfolg Enercon-Windkraftanlagen in alle Welt verschifft. Der 14. August soll zeigen, "dass Emden kompetent ist", sagt van Ahrens. Allzu viel Zeit bleibt eigentlich nicht mehr, will Emden erfolgreich in dieses Geschäft einsteigen. Denn 2004, rechnet Prokon Nord in Leer, wird wahrscheinlich mit dem Bau des ersten Offshore-Windparks in der Nordsee, westlich von Borkum, begonnen. Und Enova aus Bunderhee würde gern Mitte 2005 die ersten Anlagen im Meer errichten.
Eine Reihe von potenziellen Betreibern steht bereit. Die Antragsverfahren laufen.
Windkraftanlagen für den Export: Am Emder Nordkai gibt es schon jetzt große Lagerflächen der Firma Enercon.

Jeversches Wochenblatt, 13. Juli 2002
Wattenrat: Land entfernt sich von Schutzzielen
Umfassende Kritik an ,,Aktionsprogramm zur Planung von Windenergiestandorten im Offshore-Bereich" / EU-Kommission wird eingeschaltet
Friesland/Wangerooge. Heftige Kritik übt der Wattenrat Ost-Friesland in einer ersten Stellungnahme am ,,Aktionsprogramm zur Planung von Windenergiestandorten im Offshore-Bereich", über das das Wochenblatt gestern berichtete. Das Programm macht nach Auffassung Manfred Knakes vom Koordinierungsbüro des Wattenrates deutlich, dass sich das Land Niedersachsen in seiner Windkraft-Euphorie immer weiter von internationalen Vereinbarungen und Zielen des Wattenmeerschutzes verabschiedet und diese einfach ignoriert. Es würden im Aktionsprogramm ausdrücklich ,,Suchräume" im Wattenmeerbereich außerhalb des Nationalparks vorgestellt, wobei zu berücksichtigen sei, dass Wattenflächen außerhalb des formalen Schutzgebietes ,,Nationalpark" die selbe Wertigkeit für den Naturschutz hätten wie Nationalparkflächen in künstlich gezogenen Verwaltungsgrenzen. Als Beispiel nennt der Wattenrat das Beispiel Nordergründe östlich von Wangerooge zwischen den Vogelinseln Mellum und Scharhörn. Das Aktionsprogramm führe aus, dass der Standort grundsätzlich nur geeignet erscheine, ,,wenn im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsprüfung nachgewiesen wird, dass eine erhebliche Beeinträchtigung des Vogelflugs und des Nationalparks ausgeschlossen werden kann". Diese Untersuchung sei überflüssig, man könne nur vermuten, dass die Betreiber, die die Untersuchungen selbst in Auftrag gäben, in ihrem Sinne ,,weguntersuchen" ließen. Der an die Nordergründe angrenzende Knechtsand sei ein weltbekannter Mauserplatz der Brandgans, gibt Knake zu bedenken. In den ,,politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen" werde zunächst auf sehr fragwürdige Klimaschutzpläne eingegangen, obwohl bekannt sei, dass Windenergieanlagen, welchen Ausmaßes auch immer, auf das Klima überhaupt keinen Einfluss hätten und damit die rein wirtschaftlichen Gewinnerwartungen aus dem ,,Erneuerbaren Energien Gesetz" kaschiert werden sollten, kritisiert der Wattenrat. Es gehe nur um das Abschöpfen der Einspeisevergütung. Naturschutzrechtliche Vorgaben fänden sich in dem Papier überhaupt nicht. Durch den unmittelbar angrenzenden Nationalpark niedersächsisches Wattenmeer würden zweifellos EU-Vogelschutzgebiete beeinträchtigt, der Nationalpark sei gemeldetes FFH-Gebiet und EU-Vogelschutzgebiet, das ignoriere das Aktionsprogramm völlig und zeigt die Blindheit der niedersächsischen Wind-Aktionisten aus der Staatskanzlei vor diesen für alle Mitgliedsstaaten bindenden EU-Richtlinien. Beide Richtlinien verböten eine Beeinträchtigung oder Verschlechterung solcher Gebiete aus wirtschaftlichen Gründen. Bereits 1991 sei in Esbjerg auf der 6. trilaterale Regierungskonferenz zum Schutz des Wattenmeeres der Staaten Niederlande, Dänemark und Deutschlandbeschlossen worden, den Bau von Windkraftanlagen im (gesamten) Wattenmeer zu verbieten. Knake: ,,Eindeutiger geht's nicht." Dazu kämen Kollisionsgefahren mit Schiffen, da Windkraftanlagen wie künstliche Riffe in der Nähe des Hauptschifffahrtsweges vor den Inseln geplant seien. Es stehe zu befürchten, dass Niedersachsen , dessen Umweltminister Jüttner gerade von seinem Amtskollegen Trittin wegen unzureichender FFH-Gebietsmeldungen gerügt worden sei, stur und blind seine ehrgeizigen, aber fragwürdigen Windenergiepläne auf dem Rücken von nicht eingehaltenen Richtlinien, Vereinbarungen und Gesetzen auch im Wattenmeer durchpeitschen werde. Manfred Knake kündigt an: ,,Der Watten-Rat wird den Aktionsplan der Europäischen Kommission zuleiten. Aufgrund einer anderen Beschwerde des Wattenrates gegen den Windpark Wybelsum am Dollart läuft bereits ein Vertragsverletzungs-Verfahren der EU gegen Deutschland - wegen Nichteinhaltung der EU-Vogelschutzrichtlinie.

Ostsee Zeitung 12.07.2002
Auswirkungen der Windräder auf Vogelzug und Fischerei werden geprüft
Konfliktstoff Offshore-Anlage

Born (OZ) Mehrere hundert Stimmen gegen die geplante Offshore-Windanlage wenige Kilometer vor dem Darßer Ort und noch weniger von der Grenze des Nationalparks vorpommersche Boddenlandschaft gelegen hat die Bürgerinitiative gegen den Windpark bereits zusammengetragen. „Mit brachialer Gewalt muss etwas gegen das Vorhaben unternommen werden", meint auch der Geschäftsführer der Zingster Kur- und Tourismus GmbH, Peter Krüger.
Landesumweltminister Prof. Dr. Wolfgang Methling (PDS), auf einer Zusammenkunft von Bürgermeistern, Touristikern und Nationalparkamt danach befragt, erklärte zu den Windparkplänen: „Ich trage einen Konflikt in mir." Eine Offshoreanlage in der Ostsee habe Vor- und Nachteile. Die Ostsee könne zufrieren, die Auswirkungen auf Fischerei und Vogelzug wären unzureichend geklärt, Naturschutzuntersuchungen hätten noch nicht stattgefunden. „Die Vogelzüge werden jetzt erst erfasst und danach ausgewertet – das ist ein wichtiges Element. Ebenso die Aspekte der Meeres- und Fischereibiologie", erläuterte der Professor, der wissenschaftlich auf dem Gebiet der Tiergesundheitslehre gearbeitet hat. Darüber hinaus gebe es Zielkonflikte – eines davon seien mögliche Gefahren für die Schifffahrt. „Aber da hat die Verordnung über Seeanlagen Vorsorge zu treffen", meinte er. Ein Kostenproblem sei die Anlandung der erzeugten Energie. Klärungsbedarf gebe es auch für den Wartungsverkehr der Anlagen.
Andererseits habe aber auch das erklärte Bekenntnis zum Ausstieg aus der Kernkraft und zu regenerativen Energien Konsequenzen. Methling, der sich eindeutig für die Windenergie aussprach, zählte auf, dass 23 Prozent der im Land verbrauchten Energie derzeit aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden, 20 Prozent kommen aus der Windkraft. Es gäbe noch weitere Potenziale für Windräder auf dem Land.
Außerdem, so der Minister, gibt es im Moment noch nicht einmal einen Antrag auf ein Raumordnungsverfahren für die Pilotanlage, lediglich Voruntersuchungen, beispielsweise für die Umweltverträglichkeitsprüfung, hätten begonnen. 2003 werde die Entscheidung der Raumordnungsbehörde fallen. „Wir können uns der Prüfung nicht verweigern", betonte er.
Mit Sicherheit werde es eine Beteiligung der Träger öffentlicher Belange und der Kommunen geben, betonte der Umweltminister. „Selbst wenn diese Beteiligung in den Hoheitsgewässern des Landes rechtlich nicht vorgesehen ist, ist es politisch opportun, die Öffentlichkeit zu beteiligen." Ob das jedoch das Ergebnis des Genehmigungsverfahrens beeinträchtigt, könne er nicht abschätzen. - EVELYN KOEPKE

Anzeiger für Harlingerland 12.07.2002 (S. 1)
Riesige Windräder sollen sich vor den Inseln drehen
Programm der Landesregierung: Auch Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge und Mellum betroffen
-mh- Harlingerland. Die Pläne für Windenergieanlagen in der Nordsee (Offshore) nehmen konkrete Formen an. In einem "Aktionsprogramm zur Planung von Windenergiestandorten im Offshore-Bereich" skizziert die Landesregierung ihre strategischen Ziele einer niedersächsischen Offshore-Politik eindeutig. Demnach sollen sich die riesigen Windräder bis zu einem Durchmesser von 112 Metern nicht nur im Borkumriff, sondern auch bei Langeoog / Spiekeroog, selbst zwischen der Vogelschutzinsel Mellum und Scharhörn drehen.
Die Landesregierung nennt damit konkret die potenziellen Standorte in der Zwölf-Seemeilen-Zone. Sie sagt: "Niedersachsen bewertet die Offshore-Entwicklung der Windkraft als große wirtschaftliche Chance insbesondere für die strukturschwache Küstenregion." Das weitere Wachstum der Windenergie werde aus klimaschutz- und wirtschaftspolitischen Gründen begrüßt. Zusätzlich zur niedersächsischen Windkraftindustrie mit zahlreichen Zulieferfirmen profitiere die maritime Wirtschaft im Bereich der Werften und Häfen stark von der kommenden Entwicklung.
Aus dem Papier wird deutlich, dass etwa für das Hafengebiet Wilhelmshaven, Borkumriff und Langeoog schon konkrete Antragsverfahren laufen. So will die Plambeck AG ein Gebiet etwa zehn Kilometer nördlich von Langeoog/Spiekeroog nutzen. Oberhalb dieser Fläche hat die Firma "Innovent" einen Antrag zur Errichtung eines 180-Megawatt-Windparks gestellt. Die Plambeck AG möchte auch Anlagen bei Mellum bauen, insgesamt hat sie die Genehmigung für 30 Windmühlen beantragt. Bisher wurden zwölf Anlagen der Firma Prokon Nord im Borkumer Riffgrund genehmigt.
In der niedersächsischen Zwölf-Meilen-Zone sind grundsätzlich nur Standorte möglich, die sich nicht im Nationalpark befinden. Als Vorteile für diese Standorte listet die Landesregierung auf: 1. Geringe Wassertiefe - leichtere Gründung; 2. Höhere Wirtschaftlichkeit von Pilotparks; 3. Verbesserte Wartungsmöglichkeiten; 4. Kalkulierbares Genehmigungsverfahren; 5. Möglichkeit der Angebotsplanung; 6. Optimales Schaufenster für Hersteller.
Die Staatskanzlei will nach eigenem Bekunden noch Gespräche mit den Inselgemeinden führen. Dies betrifft insbesondere die Anträge vor Langeoog.
Im Wittmunder Kreishaus ist die Expertise zu den Standorten nicht bekannt. Erster Kreisrat Wilhelm Frerichs weiß aber, dass schon Gespräche mit einem Staatssekretär auf Langeoog stattgefunden haben. "Die Insel lehnt den Standort ab", so Frerichs. Der Gemeinderat hat das inzwischen auch offiziell getan.
o Mehr dazu auf Seite 5.

Anzeiger für Harlingerland 12.07.2002 (S. 5)
Wattenrat: Land entfernt sich von Zielen
Umfassende Kritik an "Aktionsprogramm zur Planung von Windenergiestandorten im Offshore-Bereich"
-ah- Esens / Langeoog . Heftige Kritik übt der Wattenrat OstFriesland in einer ersten Stellungnahme zum "Aktionsprogramm zur Planung von Windenergiestandorten im Offshore Bereich" (siehe Seite 1). Das Aktionsprogramm mache deutlich, so Manfred Knake vom Koordinierungsbüro, dass sich das Land Niedersachsen in seiner Windkraft-Euphorie immer weiter von internationalen Vereinbarungen und Zielen des Wattenmeerschutzes verabschiede und diese einfach ignorier.
Es würden in dem Aktionsprogramm ausdrücklich "Suchräume" im Wattenmeerbereich außerhalb des Nationalparks vorgestellt, wobei zu berücksichtigen sei, dass Wattenflächen außerhalb des formalen Schutzgebietes Nationalpark die selbe Wertigkeit für den Naturschutz hätten wie Nationalparkflächen in künstlich gezogenen Verwaltungsgrenzen.
Als Beispiel nennt der Wattenrat den Standort Nordergründe östlich Wangerooge zwischen den Vogelinseln Mellum und Scharhörn. Das Aktionsprogramm führe aus, dass der Standort grundsätzlich nur geeignet erscheine, "wenn im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsprüfung nachgewiesen wird, dass eine erhebliche Beeinträchtigung des Vogelflugs und des Nationalparks ausgeschlossen werden kann". Diese Untersuchung sei überflüssig, man könne nur vermuten, dass die Betreiber, die die Untersuchungen selbst durchführen lassen, in ihrem Sinne "weguntersuchen" ließen, so der Wattenrat. Der angrenzende Knechtsand sei weltbekannter Mauserplatz der Brandgans.
In den "Politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen" werde zunächst auf sehr fragwürdige Klimaschutzpläne eingegangen, obwohl bekannt sei, dass Windenergieanlagen welchen Ausmaßes auch immer auf das Klima überhaupt keinen Einfluss hätten und damit die rein wirtschaftlichen Gewinnerwartungen aus dem "Erneuerbaren Energien Gesetz" kaschiert werden sollten, kritisiert der Wattenrat. Es gehe nur um das Abschöpfen der Einspeisevergütung. Naturschutzrechtliche Vorgaben fände man in dem Papier überhaupt nicht.
Durch Nationalpark nahe Bereiche würden zweifellos EU-Vogelschutzgebiete oder "Important Bird Areas" beeinträchtigt, der angrenzende Nationalpark sei gemeldetes FFH-Gebiet und EU-Vogelschutzgebiet, das ignoriere das Aktionsprogramm völlig und zeige die Blindheit der niedersächsischen Wind-Aktionisten aus der Staatskanzlei vor diesen für alle Mitgliedsstaaten bindenden EU-Richtlinien, so die Kritik der Naturschützer. Beide Richtlinien verböten eine Beeinträchtigung oder Verschlechterung solcher Gebiete aus wirtschaftlichen Gründen.
Der Wattenrat befürchtet, dass Niedersachsen, dessen Umweltminister Jüttner gerade von seinem Amtskollegen Trittin wegen unzureichender FFH-Gebietsmeldungen gerügt worden sei, "stur und blind seine ehrgeizigen, aber fragwürdigen Windenergiepläne auf dem Rücken von nicht eingehaltenen Richtlinien, Vereinbarungen und Gesetzen durchpeitschen" werde.
Der Inselrat Langeoog hat in seiner vorletzten Sitzung bereits eine Reihe Forderungen an eine Genehmigung von Offshore- und Nearshore-Windkraftanlagen erhoben (wir berichteten).
Bildunterschrift: Landkarte Wattenmeer von Baltrum bis Spiekeroog) Die Skizze macht deutlich, dass die beantragten Standorte für Windkraftanlagen auf See kaum weiter von den Inseln als diese vom Festland entfernt sind. Die von den Gegnern befürchtete "Horizont-Verschmutzung" wäre damit programmiert.

Jeversches Wochenblatt 12.07.2002 (S. 5)
Wangerooge wehrt sich gegen Windpark
Gefahren durch Nearshore-Projekt befürchtet

-nc/mh- Friesland/Wangerooge. Die Euphorie der Landesregierung im Hinblick auf Windparks im Meer, so genannte Offshore-Anlagen, können die sieben Inselgemeinden, die vom Fremdenverkehr leben, nicht teilen. "Wir sind grundsätzlich für Windenergie, aber gegen riesige Masten in Sichtweite der Strände, also Nearshore-Anlagen", sagt Holger Kohls, Bürgermeister auf Wangerooge, das ebenfalls von den Plänen betroffen ist und sich dagegen wehrt.
Die Landesregierung begrüßt das weitere Wachstum der Windenergie aus klimaschutz- und wirtschaftspolitischen Gründen, heißt es im Aktionsprogramm zur Planung von Offshore-Standorten. Zusätzlich zur niedersächsischen Windkraftindustrie mit zahlreichen Zulieferfirmen profitiere die maritime Wirtschaft im Bereich der Werften und Häfen stark von der kommenden Entwicklung.
Aus dem Papier wird deutlich, dass etwa für das Hafengebiet Wilhelmshaven, Borkumriff und Langeoog schon konkrete Antragsverfahren laufen. So will die Plambeck AG ein Gebiet etwa zehn Kilometer vor Langeoog nutzen. Oberhalb dieser Fläche hat die Firma "Innovent" einen Antrag zur Errichtung eines 180-Megawatt-Windparks gestellt. Laut Bürgermeister Kohls ist obendrein im Bereich Nordergründe, rund zwölf Kilometer nordöstlich von Wangerooge, ein Windpark geplant. "Zwischen den Leuchtfeuern Alte Weser und Tegeler Plate, die können wir gut sehen." Das Energiekontor Bremen wolle dort entweder 76 Anlagen der 2,5-Megawatt-Klasse errichten oder 53 der Fünf-Megawatt-Klasse - "letztere wären 125 Meter hoch und mit Blinklichtern markiert".
Die Insel, die negative Auswirkungen auf den Tourismus befürchtet, lehnt das Projekt nicht nur wegen der zu erwartetenden "Disko-Effekte" durch die Blinklichter ab. Der Wangerooger Bürgermeister nennt aus seiner Sicht triftige Gründe: erhöhte Gefahr von Schiffskollisionen, nicht geklärte Folgen für Fauna und Flora des Meeres, Beeinträchtigung des Landschaftsbildes ("Horizontverschmutzung").
In der niedersächsischen Zwölf-Meilen-Zone sind grundsätzlich nur Standorte möglich, die sich nicht im Nationalpark befinden. Als Vorteile für diese Standorte listet die Landesregierung auf: 1. geringe Wassertiefe - leichtere Gründung; 2. höhere Wirtschaftlichkeit von Pilotparks; 3. verbesserte Wartungsmöglichkeiten; 4. kalkulierbares Genehmigungsverfahren; 5. Möglichkeit der Angebotsplanung; 6. optimales Schaufenster für Hersteller.
Bisher wurden zwölf Pilot-Anlagen der Firma Prokon Nord bei Borkum genehmigt, die Stadt Borkum hat dagegen Widerspruch eingelegt. "Die anderen Inseln unterstützen sie dabei, notfalls auch auf dem Klageweg", betont Holger Kohls.

Ostfriesen-Zeitung 12.07.2002 (S. 7)
Offensive für den Offshore-Hafen
Emden sieht sich gut positioniert beim Geschäft mit Windkraftanlagen auf hoher See / Baureife Grundstücke vorhanden
"Ready for take offshore" lautet die Unterzeile der neuen Infobroschüre der Emder Hafenwirtschaft.
jan Emden. Die Emder Hafenwirtschaft geht bei der Windkraft auf hoher See in die Offensive. "Ready for take offshore" lautet der Unterzeile auf der neuen Infobroschüre. Damit hat Dr. Jürgen Hinnendahl, Vorstand der Emder Hafenfördergesellschaft, bereits auf der Windmesse in Hamburg im Juni fleißig geworben: Klar ist für ihn: "Wir brauchen kein Kompetenzzentrum, um uns in Sachen Windkraft zu profilieren. Wir sind in Ostfriesland und Emden seit Jahren ein Kompetenzzentrum." Dieser kleine Seitenhieb geht in Richtung Cuxhaven.
Dort betonen die Verantwortlichen seit Monaten, dass sie als Basishafen für Offshore-Anlagen die Nummer eins seien. Die Niedersächsische Landesregierung hat sich jedoch mit ihrem Aktionsprogramm zu Offshore-Windkraftanlagen vom Mai nicht ausdrücklich für einen Standort ausgesprochen. So werden sich Emden und Cuxhaven das lukrative Offshore-Geschäft wohl teilen. Für den Herbst ist aus Hannover ein umfassendes Planungskonzept dazu angekündigt worden.
Planung für zwei E-112-Anlagen läuft
Die Vorzüge Emdens werden der Windanlagenhersteller Enercon aus Aurich, beteiligte Hafenlogistiker sowie Maschinenbau- und Baufirmen am 14. August bei einer Veranstaltung in Emden mit dem Niedersächsischen Umweltminister Wolfgang Jüttner herausstellen. "Wir haben baureife Grundstücke, die Offshore-Windparks liegen vor der Haustür, die logistische Anbindung ist gut, die sind Firmen kompetent", sagt Hinnendahl. Dies sei auch bei Gesprächen auf der Messe gegenüber interessierten Windanlagenbauer und Planern deutlich gemacht worden. "Die Resonanz war durchaus positiv."
Weit gediehen sind zudem die Pläne für den Bau der E112-Windräder von Enercon im Larrelter Polder. Betreiber der zwei 4;5-Megawatt-Anlagen, die für den Offshore-Einsatz entwickelt werden, sind die EWE in Oldenburg und die Stadtwerke Emden. "In der vergangenen Woche sind erste Schritte zur Baugenehmigung eingeleitet worden", sagt Klaus van Ahrens von der Ingenieurgesellschaft für Energieprojekte (ITE) in Emden. Die IfE plant die Anlagen.
Van Ahrens rechnet mit der Aufstellung Ende 2003. Die ersten beiden E-112 stellt Enercon als Pilotanlagen in Magdeburg und Wilhelmshaven auf. "Die von uns geplanten E112 sind somit die ersten von Betreibern finanzierte Anlagen", sagt van Ahrens und lobt das Engagement der Energieversorger.
Bei der Zusammenarbeit mit Emden sind aber auch weitere Windanlagenbauer denkbar. "Wir haben zahlreiche Anfragen von verschiedenen Herstellern", sagt Dr. Hans-Dieter Clasmeier vom Niedersächsischen Hafenamt in Emden. Auch die Prokon Nord GmbH in Leer, die den ersten genehmigten Offshore-Windpark Borkum-West plant, spricht nach eigenen Angaben mit verschiedenen Windanlagenbauern. Dazu zählt auch die deutsch-amerikanische General Electric Wind Energy (GE) im emsländischen Salzbergen (ehemals Enron). GE hat vor kurzem seine erste 3,6-Megawatt-Anlage nahe Madrid/Spanien aufgestellt, die für den Offshore-Betrieb entwickelt wurde.
(Bildunterschrift: Viele große Windmühlen, kaum noch erkennbare "Küste") Die Windräder im Wybelsumer und Larrelter Polder stehen schon dicht am Wasser. Dort werden auch die für den Offshore-Einsatz entwickelten E-1 12-Anlagen der 4,5-Megawatt-Klasse der Firma Enercon aufgestellt werden. Foto: Doden

Ostfriesen-Zeitung 12.07.2002 (S. AW 22)
15 Meter hohe Säule soll die Stadt beflügeln / Infos über Nutzung natürlicher Energiequellen
Der Flügel einer Windenergie-Anlage wird zum Umwelt-Info-Terminal. hro Emden. Die Stadt Emden will verstärkt mit den Pfunden, die sie hat, wuchern. Ein Pfund ist die Produktion von Energie aus Wind und Sonne. Allein der Wybelsumer Windpark könnte die komplette Stadt einschließlich aller Industrie-Betriebe mit Strom versorgen. Er produziert 180 Millionen Kilowattstunden im Jahr, betont Klaus van Ahrens von der Ingenieurgesellschaft für Energieprojekte (IFE). Es gebe viele weitere Beispiele in der Stadt, sagt Oberbürgermeister Alwin Brinkmann. Das Ergebnis der Produktion solle für alle sichtbar gemacht werden und zwar in Form eines Umwelt-Info-Terminals.
Ein Entwurf dafür liegt jetzt vor. Danach könnte ein etwa 15 Meter hoher Flügel einer Windenergie-Anlage in der Innenstadt aufgestellt werden mit Anzeige-Feldern, die zum Beispiel über Windrichtung, Windstärke und den Umfang der Nutzung natürlicher Energiequellen in Emden informieren. Vor allem aber soll die erreichte Reduktion von Kohlendioxid (C02) sichtbar gemacht werden. "Emden hat da schon 50 Prozent geschafft", sagt van Ahrens.
Darüber hinaus ist vorgesehen einen Bildschirm zu integrieren, an dem viele weitere Informationen über die Stadt abgerufen werden können. Die Idee zum Umwelt-InfoTerminal wird von der Fachhochschule in Emden umgesetzt. Lars Milde und Tim Cortsen studieren Produktentwicklung und Design. Sie entwarfen den Plan, einen Flügel zu nutzen. Schließlich wird die meiste Energie in Emden aus Wind gewonnen. In der Malschule der Kunsthalle arbeiten indes viele an Ideen, den Flügel farblich zu gestalten.
Die Fachhochschule stellte jetzt Foto-Montagen vor, die den Flügel zum Beispiel beim Hafentor oder am Taxenstand zeigen. Die Standortfrage sei noch nicht geklärt, sagt Brinkmann. "Da wünsche ich mir noch ein Meinungsbild der Emder", fügt er hinzu. Ein Platz direkt vor dem Rathaus ist für ihn allerdings tabu.
Der Oberbürgermeister wird dem Rat vorschlagen, die Info-Säule in der Innenstadt aufzustellen. Träger wären die EWE, die Stadtwerke und Enercon. "Wir wollen zeigen, dass wir in Emden viel regenerative Energie produzieren."