Das Hochplateau zwischen Ober-Flörsheim, Flomborn, Flörsheim-Dalsheim, dem Zellertal und Ilbesheim

Beim Osterputz 2001 entdeckt: Weihnachtsgrüße der Ortsgemeinde Ober-Flörsheim vom 20.12.2000: "Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ein bewegtes kommunalpolitisches Jahr 2000 neigt sich dem Ende zu. Wir hatten mit unserer gemeinsamen Millenniumsfeier einen guten Start, wenn auch unsere finanzielle Lage damals nicht so günstig aussah. Im nachhinein erwirtschafteten wir im vergangenen Jahr dann doch 122TDM Überschuß, die dann zur Fehlbedarfsdeckung genutzt wurden. Wir werden sehen, wie sich unsere Finanzlage im Jahr 2001 entwickelt. Ich bin zuversichtlich! Positiv sehe ich auch die Turbulenzen in Sachen Windkraft. HessenEnergie hat hier im Frühjahr für einige Unruhe gesorgt, und wir hatten weit weniger Zeit als uns lieb war. Aus heutiger Sicht jedoch hätte die Sache nicht besser laufen können, und das ungestüme Vorgehen von HessenEnergie hat sich insbesondere für die Landwirte als günstig erwiesen. Das Verfahren läuft, die endgültigen Entscheidungen - ob gebaut wird oder nicht - liegen bei der Verbandsgemeinde und dem Kreis, sie stehen noch aus. ... Unser Neubaugebiet "Wasserriß" hat sich gemausert. Dort sind inzwischen rund 10 Häuser gebaut, ein Teil der Straßenlaternen wurde installiert und im kommenden Jahr sollen die öffentlichen Flächen begrünt werden...." (15.4.01, 07:30)

Eine mahnende Stimme zum Windindustriepark Flomborn - im Juni 2000. Nach wie vor hochaktuell!
Tanz um das goldene Kalb
Dies gilt allerdings nur für die Veranstalter des "Windradfestes" - auf Kosten der Allgemeinheit! 13 Flomborner Windturbinen vermögen nach der Behauptung der Windrad-Vertreter 8000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Die Angabe ist dazu angetan, in der Öffentlichkeit ein völlig falsches Bild von der Leistungsfähigkeit solcher Anlagen zu erzeugen.... Wenn man daher das Volk (das den ganzen Zauber bezahlen muß) bei "Brot und Spielen" um die Windräder tanzen lässt, so um das im wahrsten Sinne "goldene Kalb" der Windkraftlobby. Sie wirbt mit Renditen von bis zu 29 Prozent! Diese sind finanziert über staatliche Förderung und dreifach überhöhten eigentlichen Strompreis.
DER KOMPLETTE LESERBRIEF (15.4.01, 14:30)

Wo sind die von Windkraftunternehmer Matthias Willenbacher auf dem Ober-Flörsheimer Bürgerbeteiligungsverfahren vom 13.3.01 unrechtmäßig erworbenen Listen? Diese Frage konnte Ortsbürgermeister Vogt beim Besuch von vier Mitgliedern unserer Bürgerinitiative am 9. April nicht beantworten. Sie seien verschwunden. An einen Diebstahl aus seiner Wohnung glaube er nicht, vermutlich habe seine Frau sie weggeworfen. Wenig später erklärte Herr Vogt, er habe die Listen in seinem Büro im Rathaus verwahrt. Doch auch dort könne er sie nicht finden. (11.4.01, 07:00).

Leserbriefe aus Ober-Flörsheim und Umgebung, die Sie gelesen haben sollten ... (9.4.01)

Es ist noch nicht zu spät, Gestattungsverträge für die geplanten Windindustrieanlagen in Ober-Flörsheim zu widerrufen! Sensibilisiert durch Aufklärung der Bürgerinitiative "zwischen Rhein und Donnersberg" hat mit nachfolgendem Schreiben an die Firma JuWi ein Ober-Flörsheimer Bürger seine Einverständniserklärung zur Errichtung einer Windkraftanlage auf dem Nachbargrundstück rückgängig gemacht. ZUR NACHAHMUNG WÄRMSTENS EMPFOHLEN! (9.4.01, 13:30)

Wichtig! Lesen Sie unsere Beschwerde vom 4.4.2001 betr. "die zu bemängelnde Vorgehensweise bzgl. der Änderung des Flächennutzungsplans der Gemeinde Ober-Flörsheim und die Planung eines Windindustrieparks". Empfänger: Ministerpräsident Beck, Umweltministerin Martini, Innenminister Zuber, Minister Mittler, Landrat Schrader, Verbandsbürgermeister Görisch.

Ausführliche Informationen zur avifaunistischen Bedeutung der Ober-Flörsheimer Gemarkung sowie der Hochebene insgesamt

Rettet die Wiesenweihe und andere bedrohte Vogelarten auf dem Hochplateau zwischen Flomborn/Ober-Flörsheim und dem Zellertal! Das GNOR-Gutachten betont, daß gerade sogenannte "ausgeräumte Agrarlandschaften" (das Hochplateau war wie der größte Teil Rheinhessens seit der letzten Eiszeit nicht bewaldet) eine hohe, bislang wenig erkannte Rastplatzfunktion für (gefährdete) Zugvögel aufweisen. "Hier ist die innere Qualität der ansonsten intensiven landwirtschaftlichen Produktionsstandorte zu erkennen und ein neuer landschaftsplanerischer Bewertungsansatz für solche Flächen zu fordern. Gebiete mit dem Nachweis traditioneller Rastplätze verdeutlichen, daß Agrarlandschaften zu bestimmten Jahreszeiten besondere Funktionen (Rast-, Nahrungs-, Ruhe-, Sammel-, oder Mauserplatz) bieten und dann für Zugvögel höchst attraktiv sind. Der Verlust von Rastflächen bedeutet einen in seiner Auswirkung noch nicht abzuschätzenden erheblichen Eingriff in das endogen gesteuerte circannuelle Zugprogramm von wandernden Vogelarten." (GNOR = Gesellschaft für Naturschutz u. Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V.; im Auftrag des Landesumweltamtes erstellten Schrift, Materialien zum Konfliktfeld "Vogelschutz und Windenergie" in Rheinland-Pfalz).

Wormser Zeitung, 4.4.2001 Seltene Vögel sollen in Ruhe brüten können — Windkraftanlagen: Monsheimer VG-Rat belasse Negativ-Klausel im Flächennutzungsplan / Auf Gutachten warten -In der Verbandsgemeinde Monsheim dürfen auch künftig keine Windkraftanlagen gebaut werden. Der VG-Rat entschied im Rahmen der 2. Fortschreibung des Flächennutzungsplan die so genannte "Negativdarstellung" im Plan zu belassen. "Ich bin froh, dass wir nicht kritiklos in die Windkraft-Euphorie eingestimmt haben", bilanzierte Verbandsbürgermeister Michael Kissel (SPD) in der jüngsten Sitzung des VG-Rates (die WZ berichtete).
Im Rahmen der Anhörung der "Träger öffentlicher Belange" hatte die Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe gefordert, das in der VG für die Windkraftnutzung in Frage kommende Gebiet auf dem Mölsheimer Plateau "nachrichtlich" zu übernehmen. Eine Abwägung, ob die Nutzung des Gebietes als Fallschirmabsprungzone und die Existenz von Bodenbrütern die Aufstellung von Windkraftanlagen ausschließen, hält die Planungsgemeinschaft "derzeit weder für machbar noch rechtlich vertretbar".
Ein Gutachten zu den Brut- und Mausergebieten und dem Vogelschutz, das beim Landesamt für Umweltschutz in Auftrag gegeben worden sei, liege noch nicht vor. Die Ergebnisse des Gutachtens sollen laut Planungsgemeinschaft in die Gesamtfortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes einfließen; erst dann könne entschieden werden, "ob und in welcher räumlichen Abgrenzung die Windenergienutzung mit dem Vogelschutz vereinbar ist".
Die Fallschirmabsprungzonen beeinträchtigen die Eignung der Fläche für Windkraft und stellen einen hohen Konflikt dar", schreibt dagegen die VG in ihrer Stellungnahme. Auch die Kreisverwaltung sehe die Fläche als nicht gut geeignet für eine Windenergienutzung an.
Von einer Ausweisung wären hochgradig gefährdete Bodenbrüter der Arten Kornweihe, Wiesenweihe und Rohrweihe betroffen, die höchst störungsempfindlich seien, heißt es in der Stellungnahme weiter. Die beiden ersten Arten seien in Rheinland-Pfalz sogar vom Aussterben bedroht. Beim Bau von Windkraftanlagen könnten die erforderlichen Mindestabstände zu Brut- und Rastplätzen nicht eingehalten werden. Nach Aussagen von Windkraftanlagen-Planern seien aufgrund der Netzkapazitäten derzeit zudem gar keine weiteren Anlagen anschließbar.
Diese Argumente schließen nach Meinung der Verwaltung eine Windkraftnutzung im Westen der VG derzeit aus. Der Osten sei unter anderem wegen des fehlenden Windes sowieso nicht gut geeignet. Da sich die verschiedenen Träger öffentlicher Belange in ihren Aussagen teilweise widersprechen, will die VG nun ein "einheitliches Ergebnis" der Eignung abwarten. Solange soll die Negativdarstellung im Plan bestehen bleiben.

Wormser Zeitung, 4.4.2001
Der Konsens: Keine Windräder - Andrea Martin ist nun Zweite Beigeordnete
Von unserem Mitarbeiter Marcus Held
MÖLSHEIM – Zum ersten Mal in der Geschichte Mölsheims wird eine Frau die Geschicke der Gemeinde in der Verwaltungsspitze mitbestimmen: Der Rat wählte in seiner jüngsten Sitzung einstimmig Andrea Martin zur 2. Beigeordneten.
Die parteilose Bewerberin lebt erst seit zwei Jahren mit ihrer Familie in Mölsheim und kandidierte bei der letzten Kommunalwahl auf der Liste der Grünen. Nun wurde sie von Bürgermeister Helge Wilding (SPD) vereidigt.
Der Mölsheimer Rat sprach sich klar gegen die Ausweisung einer Sonderbaufläche „Windkraft“ in der Gemarkung Oberflörsheim aus. Im Zuge der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange musste Mölsheim als angrenzende Nachbargemeinde zum Flächennutzungsplan der VG Alzey-Land gehört werden. Grund für die ablehnende Haltung war „die Beeinträchtigung der Kulturlandschaft durch Windkraftanlagen und die negativen Auswirkungen auf den Fremdenverkehr“. Darüber hinaus würde der Geländebereich von den Streitkräften derzeit als Luftlanderaum benutzt.
„Auf dem Land der 1000 Hügel haben Windmühlen nichts zu suchen“, fand in der Diskussion Dirk Hagmaier (CDU). Auch Hans Mann (FWG) forderte eine „kompromisslose Ablehnung des beabsichtigten Projekts“. Die gleiche Zielrichtung verfolgten auch Daniel Körbel (SPD) und Ulrike Dickhaus (Grüne), die sich gegen eine Verbauung der Chancen als Fremdenverkehrsgemeinde aussprachen.
Auch die VG Monsheim äußert Bedenken gegenüber dem Vorhaben in der VG Alzey-Land. Gleichzeitig wird betont, keine Ausweisung von eigenen Flächen für die Windenergienutzung vornehmen zu wollen, da die Hochfläche zwischen dem Pfrimmtal und Ilbesheim von hoher ornithologischer Bedeutung sei. Das Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht in Oppenheim habe in einer Stellungnahme mitgeteilt, dass die bisherigen Genehmigungen zur Errichtung der Windkraftanlagen Kenntnisse zur Avifauna unberücksichtigt gelassen habe....

Allgemeine Zeitung, 27.3.2001
Mit dem geplanten Windpark setzt sich ein Leser aus Flörsheim-Dalsheim auseinander. Traurig: Nur der Gewinn zählt.

„Es sollte wohl die Pflicht eines jeden Ortsbürgermeisters sein, sich und alle Gemeindemitglieder über Sinn- oder Unsinn eines in Erwägung gezogenen Bauvorhabens geflissentlich zu informieren. Vor allem, wenn es sich hier um ein Projekt dieser Größenordnung – der geplante Windindustriepark soll von seinen Ausmaßen her einer der größten in Süddeutschland sein – dreht. Ist es nicht äußerst rücksichtslos, bei Überlegungen dieser Tragweite, sich nicht um Nachbarschaftsanliegen zu kümmern, sondern mittels Verwirrungstaktiken die Bürger Ober-Flörsheims, insbesondere die Neubürger, irrezuführen und eventuelle Streitigkeiten auf „Störenfriede“ aus Nachbargemeinden abzuwälzen? Durch: „Ich sehe nichts. Ich höre nichts“, zeichnet man sich nicht als Gemeindeoberhaupt aus. Als traurige Tatsache komme ich zu dem Schluss, dass Werte wie Naturschutz (auf der geplanten Baufläche leben vom Aussterben bedrohte Vögel!), die Suche nach anderen regenerativen Energiequellen und CO2-Vermeidung für die Windradbetreiber einen weitaus geringeren Stellenwert besitzen, als ihr Gewinn.
Markus Fuchs Rodensteiner Straße 13a 67592 Flörsheim-Dalsheim

Sind 1250 m Entfernung von der Ober-Flörsheimer Bebauungsgrenze für einen der größten geplanten Windindustrieparks in Süddeutschland ausreichend? Wohl kaum! Anderenorts werden WKA als so störend empfunden, daß man sie nicht einmal in kilometerweiter Entfernung dulden will. So wehrt sich - laut taz vom 1.3.01 - der Sylter Badeort Kampen mit Nachdruck gegen einen rund 30 Kilometer vor der Insel geplanten Offshore-Windpark. "Diese Windkraftanlagen in der Nordsee stoßen bei uns wegen des Tourismus, Umweltschutzes, der Zerstörung des Landschaftsbildes und Gefährdung des Schiffsverkehrs auf erheblichen Widerstand", veröffentlichte Bürgermeisterin Ruth Sönksen gestern einen Brief an den Sylter Landschaftszweckverband. Wo werden die vielen Sylter Touristen denn hinreisen, wenn die dortige Umwelt durch WKA entstellt wird? Bestimmt nicht nach Rheinhessen, wenn dort so munter "weiterverspargelt" wird ohne Rücksicht auf Mensch und Natur! (26.03.01, 15:30).

Sieht es demnächst so auf dem Hochplateau in der Toskana Deutschlands aus? Die Flomborner WKA sowie die 15 in der Gemarkung Ober-Flörsheim geplanten Windindustrieanlagen sind nur der Auftakt zum Vollpflastern des Gebietes zwischen Ober-Flörsheim, dem Pfrimmtal und Kirchheimbolanden mit vielen Dutzenden WKA! Zumindestens trägt man sich von Regierungsseite bereits mit diesem Gedanken (u.a. Freimersheim!), bereits 1999 wurde einem Mitglied unserer Bürgerinitiative vom Umweltministerium dergleichen mitgeteilt. Die FAZ schreibt am 26.3.01: "Selbst bei Windenergiefarmen bis zum Horizont kann der Energiehunger hochindustrialisierter Länder nicht annähernd gestillt werden." Man sieht ja, wie weit z. B. Kalifornien mit seiner verheerenden Energiepolitik gekommen ist - dort stellt man den Menschen mittlerweile stundenweise den Strom ab, trotz riesiger Windparks! Übrigens: Kalifornien ist - hätten Sie es gewußt? - 300mal so groß wie Rheinhessen (26.03.01, 07:30).

Am 18.3.2001 wurde in der Allgemeinen Zeitung Alzey und in der Wormser Zeitung über die Vorgänge in Ober-Flörsheim berichtet. Der Bericht enthält sachliche Unrichtigkeiten, die wir in unserer ausführlichen Pressemitteilung richtigstellen.

Bürgerbeteiligungsverfahren in Ober-Flörsheim endet mit Eklat! Auf einer Veranstaltung der Verbandsgemeindeverwaltung Alzey-Land am 13. März 2001 in der Gemeindehalle zu Ober-Flörsheim fiel Matthias Willenbacher von der Firma juwi Windenergie durch skandalöses Verhalten auf, das an arglistige Täuschung gegenüber den rund 50 Anwesenden grenzt. Zu Beginn der Versammlung ließ er zwei Teilnehmerlisten durch die Reihen gehen, die von den Bürgerinnen und Bürgern ausgefüllt wurden. Auf den Listen war der Name der Firma juwi nicht zu erkennen, auch kündigte Willenbacher sein Vorhaben nicht an. Alle Anwesenden gaben Auskunft zu ihren persönlichen Daten im Glauben, es handele sich um Unterlagen der Verbandsgemeindeverwaltung. Um 16:30 sammelte Willenbacher, der in Ober-Flörsheim mindestens 15 Windkraftanlagen errichten möchte und hierbei bisher die Unterstützung des Ortsvorstandes hatte, die Listen unauffällig ein und verließ damit den Saal. Dies fiel einigen Anwesenden auf, die sofort lauthals protestierten. Auf dem Weg zu seinem Fahrzeug wurden Willenbacher die Listen abgenommen und Ortsbürgermeister Vogt übergeben. Für diesen Vorfall gibt es zahlreiche Zeugen. Die anwesenden Bürgerinnen und Bürger zeigten sich schockiert von dem Verhalten des Unternehmers. Auch Bürgermeister Vogt und Herr Caspar von der Verbandsgemeindeverwaltung Alzey-Land erklärten ihre Betroffenheit über den Vorfall. (13. März 2001, 22:00)

"Mehr Lebensfreude für Alzey, Erbes-Büdesheim und Armsheim!" - Freut euch, ihr Bürger, denn jetzt gibt's 'nen Satz heiße Ohren! Informationen des Umweltbeauftragten des Evang. Dekanats Alzey, Herrn Pfarrer Engelbrecht/Flomborn und unserer Bürgerinitiative.

In seiner Sitzung am Freitag, dem 16.3.2001 um 20 Uhr im Rathaus beschäftigte sich der Gemeinderat Flomborn (Kreis Alzey-Worms) u. a. mit der Ausweisung einer Sonderbaufläche für Windkraft in der Gemarkung Ober-Flörsheim. Er erteilte dem Vorhaben in der geplanten Form eine Absage (15.3.2001, 01:20)

Am Dienstag, dem 13.3.2001 findet im Rathaus zu Ober-Flörsheim ein Bürgerbeteiligungsverfahren zum geplanten Windpark, der der größte Süddeutschlands sein wird, statt. Jeder (nicht nur Ober-Flörsheimer!) kann teilnehmen. Ob die wenig bürgerfreundliche Uhrzeit 14:00 - 16:00 Uhr in der Hoffnung angesetzt wurde, möglichst viele Berufstätige an der Teilnahme zu hindern? Vergessen Sie auch nicht, am 14.3.2001 zur Gemeinderatssitzung zu kommen, die im Amtsblatt ohne Tagesordnung angekündigt wurde, was unüblich ist!

Allgemeine Zeitung Alzey, 9.3.2000
Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Windparks
Pfannebecker kritisiert Baugenehmigung als voreilig erteilt / Kreisverwaltung bestreitet Vorwurf
Flomborn. - Ober-Flörsheims Antrag an die Verbandsgemeinde, Teile der Gemarkung als Sonderbaufläche auszuweisen, entfacht wieder die Diskussion zwischen Befürwortern und Gegnern der Windparks auf dem Hochplateau. Der Widerstand reicht so weit, dass die Rechtmäßigkeit der bestehenden Anlage in Flomborn angezweifelt wird.

"Die Bürger wurden vor vollendete Tatsachen gestellt", moniert der Flomborner Gerold Pfannebecker, weil seines Erachtens der Bau des Windparks von der Kreisverwaltung genehmigt worden ist, ohne die gesetzlich vorgeschriebene Rücksicht auf den Vogelschutz zu nehmen. Dr. Schmitt vom Bauamt weist dies von sich. Die Naturschutzverbände hätten seinerzeit keine Bedenken geäußert.
Es hätte nur einen vagen Hinweis gegen, dass in dem Dreieck Pfrimmtal, Bundesstraße 271 und Kaiserstraße seltene Vögel vorkämen. "Die vage Kenntnis reicht aber nicht aus", die Baugenehmigung zu verweigern, sagt Dr. Schmitt, von der Rechtschaffenheit des Verfahrens überzeugt: "Bisher ist von offizieller Seite noch kein Vorwurf an uns herangetragen worden."

Massiv beschwerte sich allerdings Gerold Pfannebecker. Bis zur Umweltministerin gingen Briefe, in denen er die Praxis der Verbandsgemeinde und der Kreisverwaltung kritisierte und sich für die Belange der Bodenbrüter Rohrweihe, Wiesenweihe und Kornweihe einsetzte. Martinis Mitarbeiter Matthias Schneider bestätigte im September vergangenen Jahres die Bedeutung der Flomborner Höhe, entsprechende Informationen hätten zum Zeitpunkt der Teilfortschreibung des regionalen Raumordnungsplans für den Bereich Windenergie aber "leider noch nicht vorgelegen". Ein vom Steuerzahler zu finanzierendes Gutachten sei in Auftrag gegeben und wird voraussichtlich noch in diesem Frühjahr veröffentlicht.
Dieses Gutachten hätte bereits vor Erteilung der Baugenehmigung am 8. Oktober 1998 eingeholt werden müssen, klagt indessen Pfannebecker ein. Er beruft sich auf eine
Broschüre der Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe vom Juni 1998, in dem das betreffende Gebiet für Zugvögel und die Bodenbrüter als bedeutsam eingestuft worden ist. "Diese Informationen musste die Kreisverwaltung doch haben", findet der Flomborner. Dem pflichtet Dr. Schmitt bei: "Wir haben das Heft gelesen, den Inhalt aber anders gewertet." Und zwar seines Erachtens so, dass es rechtlich einwandfrei ist.
Auf die Möglichkeit, gegen die Erteilung der Baugenehmigung Widerspruch einzulegen, verzichtete Pfannebecker, der bei einer Eingabe fünf Monate auf Antwort der Kreisverwaltung warten musste. Die entschuldigte sich damit, dass die Verbandsgemeindeverwaltung wegen einer fehlenden Stellungnahme angemahnt werden musste und die Vor- und Nachbereitung der Kommunal- und Europawahl eine frühere Reaktion verhinderten. Aus solchen Vorgängen folgert Pfannebecker, dass die
Verwaltung auf Zeit gespielt hat, Zeit, um in Sachen Windpark vollendete Tatsachen zu schaffen.
Derweil äußert sich der Ornithologe Simon vom Landesumweltamt in Oppenheim im Sinne von Pfannebecker. "Wenn man uns gefragt hätte, wir hätten den Windpark abgelehnt", sagt der Experte. Ob dies an der Entscheidung etwas geändert hätte, steht auf einem anderen Blatt. Das Umweltamt hat nur Gutachter-Funktion. Zwischenzeitlich hat es der Kreisverwaltung die Empfehlung gegeben, die Anlage nach der Abschreibungsfrist zurückzubauen. Pressesprecher Gerd Plachetka vom Umweltamt: "Aus Naturschutzsicht sind die Dinger verwerflich."


Wo Marschall Blücher seine Scharmützel organisierte
Ober-Flörsheim blickt auf bewegte Geschichte zurück / Alles für den täglichen Bedarf erhältlich / Guter Draht nach Flomborn

OBER-FLÖRSHEIM Regelmäßig stellen wir Gemeinden aus dem Verbreitungsgebiet unserer Zeitung vor. Diesmal ist Ober-Flörsheim an der Reihe - die Ortschaft in der Verbandsgemeinde Alzey-Land zählt rund 1200 Einwohner.
Von Anke Gersie
Von Mitte des 13. Jahrhunderts bis zur Ära Napoleons war Ober-Flörsheim Standort des deutschen Ritterordens. Die hiesige Kommenturei umfasste ein großes ummauertes Areal mit Zehntscheuern, Bauernhäusern sowie den heute noch erhaltenen Gebäuden. Das sind das inzwischen als Bürgerhaus genutzte ehemalige Herrenhaus sowie die Häuser in Privatbesitz: die Schaffnerei und das Torhaus. Der Ritterorden hat sich vermutlich wegen des hier reichlich zur Verfügung stehenden Messweins Ober-Flörsheim als Heimat gewählt. Etwa 560 Jahre lang bestimmten die Mönche das Geschehen am Ort und brachten es schließlich auf einen Grundbesitz von mehr als 1000 Morgen, was etwa 250 Hektar entspricht. In Kriegszeiten fand die Bevölkerung innerhalb der Mauern der Kommenturei Schutz.

In den letzten Tagen des Ritterordens gab sich im Herrenhaus kein geringerer als Feldmarschall Blücher, der legendäre "Marschall Vorwärts", die Ehre. Um einige Scharmützel in der Umgegend zu organisieren, verweilte er ein Vierteljahr in Ober-Flörsheim. Eine Bronzetafel weist hier heute noch auf den berühmten Gast hin. Und auch die Gemarkung Blücherpfad erinnert an ihn.

Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Ober-Flörsheim seine bevölkerungsstärkste Zeit, aber bald nicht mehr genug Arbeit für die vielen Menschen. Rund 200 von ihnen wanderten nach Amerika aus. Unter ihnen auch der Spengler Sebastian Walter, der in der Fremde Karriere machte. Er war als Mitinhaber einer Geschirrfabrik in Milwaukee maßgeblich an deren Erfolg beteiligt. In Erinnerung an seine Heimat stiftete er im Jahr 1901 die heute noch vor dem Rathaus zu bewundernde Soldatenstatue, die der Gefallenen des Krieges von 1870/71 gedenkt. Zur Einweihung kam er übrigens höchstpersönlich angereist, wie auf alten Fotografien, die neben anderen spannenden Exponaten im Heimatmuseum Ober-Flörsheims besichtigt werden können, zu sehen ist.

Ober-Flörsheim ist der südlichste Ort der Verbandsgemeinde Alzey-Land und liegt in direkter Nachbarschaft zu Ortschaften der Verbandsgemeinden Westhofen, Kirchheimbolanden und Monsheim. Außerdem befindet er sich auf einem 255 Metern hohen Plateau und ist damit einer der höchstgelegenen Rheinhessens. Was zur Folge hat, dass hier oben ein ordentlicher Wind weht. Das hat sich ein Windradbetreiber zunutze gemacht und bei Ober-Flörsheim einen Park mit acht Rädern realisiert. Die Gemeinde profitiert dabei von den jährlichen Gebühren für die Nutzung der Feldwege.

Einen Schutz vor den meist von Westen wehenden Winden wird demnächst ein etwa 30 Meter breiter Grünstreifen bieten, der als "Ökokonto" angelegt wird. Auf dem gemeindeeigenen Gelände einer in den 1930-er Jahren geplanten Umgehungsstraße, die aber nicht mehr zur Debatte steht, wird Ober-Flörsheim in einem ersten Bauabschnitt auf einer Länge von rund 500 Metern verschiedene heimische Gehölze und Büsche anpflanzen. Begonnen werden soll mit dieser Maßnahme noch im laufenden Jahr. Nach seiner Fertigstellung wird dieser Grünstreifen vom südlichen Ortsrand her entlang der westlichen Seite der Gemeinde bis auf die Höhe von Flomborn verlaufen. Walnussbäume, Hartriegel, Sommerlinden und Speierlinge sollen unter anderem angepflanzt werden.

Durch diese landschaftsverbessernde Maßnahme wird auch das Neubaugebiet "Im Wasserriss" windgeschützt. Etwa 55 Grundstücke stehen hier zur Verfügung, die vor allem für junge Familien interessant sind. Denn die Ansiedlung in Ober-Flörsheim macht nicht nur wegen der Historie des Ortes Sinn. Auch infrastrukturell hat die Gemeinde einiges zu bieten.

Es gibt 22 Vollerwerbslandwirte, von denen vier reine Winzerbetriebe führen, die anderen sind auch im Ackerbau tätig. Handwerker und Dienstleister vervollständigen das Angebot der Gewerbebetriebe. Friseur, Blumengeschäft, drei Hofläden, die landwirtschaftliche Erzeugnisse bieten, Bäcker und Metzger lassen Ober-Flörsheim auch hinsichtlich der Versorgungsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf gut aussehen. "Einen Supermarkt konnten wir aber leider nicht zur Ansiedlung überreden", bedauert Bürgermeister Adolf Gardt. Dafür gibt es zwei Speisegaststätten am Ort und im 1999 in Betrieb genommenen Kindergarten haben 50 Jungen und Mädchen in zwei Gruppen Platz. Sportplatz, Tennisplätze und die Gemeindehalle stehen neben dem Bürgerhaus für die zahlreichen Vereine und sportliche, öffentliche und familiäre Veranstaltungen zur Verfügung. Die Kinder besuchen die Grund- und Hauptschule in Flomborn.

Zur Nachbargemeinde besteht ohnehin ein guter Draht. Gemeinsame Aktionen wie der wechselweise ausgerichtete Neujahrsempfang oder die im Sommer vom Gewerbeverein - der übrigens von beiden Gemeinden ins Leben gerufen wurde - inszenierte Ausstellung gehören dazu. Andere weiterführende Schulen gibt es übrigens in Alzey.

Ober-Flörsheim nimmt wie viele andere vergleichbare Gemeinden am Dorferneuerungsprogramm teil und hat dadurch bereits viele auch private Gebäude sanieren sowie die 28 gemeindeeigenen Straßen ausbauen und pflastern können. Im Jahr 2001 hat sich außerdem der Heimat- und Kulturverein gegründet, der sich unter anderem um die Geschichte Ober-Flörsheims kümmert, aber auch die Gegenwart beleuchtet. Drei bis viermal im Jahr erscheint zum Beispiel eine eigene Zeitung. "De Kornworm" greift ortsinterne Themen auf und bringt sie sowohl Alteingesessenen als auch Neubürgern näher. Allgemeine Zeitung, 02.03.2004