die
tageszeitung (taz), Ausgabe Bremen, 27.12.2000
Windkraft: das große
Flattern in der Nordsee
Windkraft an Land ist tot - es lebe die Windkraft auf
See! Planungen von Off-shore Windkraftanlagen boomen an
der deutschen Küste / Ob diese ökologisch und
wirtschaftlich sinnvoll sind - diese Antwort weiß ganz
allein der Wind - Zum vollständigen Artikel
"Windparks auf See sind ein sicheres
Geschäft", zumindest darüber ist sich Heinrich
Duden, Planer von Windkraftanlagen auf hoher See bei der
Bremer Firma Energiekontor, sicher. Über 400
Stahlgiganten von etwa 100 Meter Nabenhöhe und 110 Meter
Rotorendurchmesser mit einer Energieleistung von je 2,5
Megawatt will er vor die ostfriesische Nordseeinsel
Borkum und in die Wesermündung pflanzen. Für die
Leeraner Windanlagen-Planer Prokon sind das Peanuts.
Prokon kalkuliert mit über 200 Anlagen mit doppelter
Leistung ebenfalls vor Borkum.
Diese Anlagen gibt es zur Zeit nur in Form von zwei
unbrauchbaren Versuchsmühlen. Laut Bundesamt für
Seeschifffahrt und Hydrographie (BSA) in Hamburg liegen
acht Anträge für Windparks zwischen 200 und 600 Rotoren
allein für die Nordsee außerhalb der Zwölf-Meilenzone
vor. Projektplanungen gibt es aber weit mehr. Dagegen
warnt das Bundesamt für Naturschutz (BfN): "Da wird
vor die gesamte Nordseeküste eine Barriere von
Windmühlen gesetzt", so BfN-Mitarbeiter Thomas
Merk.
Die Gründe für den "Windrausch" liegen auf
der Hand: "Hohe Leistungsdichte, effiziente
Stromausbeute, bei gleicher Fläche größere Maschinen,
das bedeutet mehr Strom als an Land", erklärt Duden
vom Energiekontor. Argumente gegen Windanlagen an Land
- zu hoher Landschaftsverbrauch, zu hohe Lärmbelastung,
Zerstörung des Landschaftsbildes, zu wenig Effizienz -
entfallen weitgehend auf See, meint Duden.
"Off-shore-Windkraft ist ein Baustein, der unsere
Energieprobleme der Zukunft lösen kann", meint auch
Prokon-Geschäftsführer Ingo de Buhr aus Leer. Beide
liefern sich 45 Kilometer vor Borkum ein Wettrennen um
den ersten deutschen Off-shore-Windpark.
"Unser zukünftiges Energiekonzept setzt auf drei
Dinge: Energiesparen, bessere Energienutzung und
Förderung der regenerativen Energieproduktion",
gibt die grüne Staatssekretärin im Bundesministerium
für Umwelt, die Auricherin Gila Altmann, Rückendeckung.
Und weiter: "Wer für den Ausstieg aus der
Atomenergie ist, der muss klar sagen, woher der Strom
für unsere industriell hochentwickelte Gesellschaft
kommen soll." Trotz des Scheiterns der Haager
Umweltkonferenz im November hofft Altmann auf die
Reduzierung der Kohlenmonoxid-Emission in Deutschland.
Immerhin spart ein Windpark von 200 Zwei-Megawatt-Anlagen
jährlich sieben Millionen Tonnen des Ozonkillers.
Eine andere Rechnung geht dagegen
nicht auf. Anfangs frohlockten die Betreiber, ein
Off-shore Windpark mit 200 Anlagen von 4,5
Megawatt-Maschinen ersetze ein Atomkraftwerk. Dabei gehen
die kühnen Rechner von der tatsächlichen Leistung eines
AKWs aus (70 Prozent seiner installierten Leistung),
nehmen aber den Wert der installierten Leistung des
Off-shore Windparkes. Tatsächlich produzieren die
Meeresmühlen nur knapp 30 Prozent.
Nach Inkrafttreten des Erneuerbare-Energie-Gesetzes im
April 2000 ist Windenergie politisch gewollt und wird mit
einem garantierten Festabnahmepreis von 17,8 Pfennig pro
Kilowattstunde subventioniert. Trotz aller
Energiespar-Appelle und einem von Experten geschätzten
Energieeinsparungspotenzial von fast 40 Prozent steigt in
Deutschland der jährliche Stromverbrauch und der
Strompreis. Zur Zeit macht Windenergie in Deutschland
knapp zwei Prozent der gesamten Energieproduktion aus.
Bis 2010 soll der Windanteil auf sechs Prozent gepuscht
werden. Ohne Off-shore Anlagen ist das nicht zu schaffen.
Zum Vergleich: Dänemark will bis 2030 die Hälfte seines
Stromaufkommens durch Off-shore Anlagen decken.
Die Planung von Off-shore Windkraft in Deutschland
bedeutet technisches, biologisches, nautisches und
ökonomisches Neuland. Zwar exportiert die Bremer Firma
AN Windenergie gerade 20 Zwei-Megawatt-Windmühlen nach
Dänemark für einen Off-shore-Park vor Kopenhagen. Die
zur Zeit meist installierten Anlagen leisten 1,8
Megawatt. Stärkere Anlagen sind entweder in
Prototypen in der Testphase oder drehen sich in den
Träumen leidenschaftlicher Ingenieure. "Allein
der Transport dieser Mühlen ist eine technische
Herausforderung", meint Henry Seifert vom Deutschen
Institut für Windkraft in Wilhelmshaven.
Alle technischen Fragen von Montage bis Transport von
Fünf-Megawatt-Mühlen sind offen. Interpretiert man
Aloys Wobben, den Chef von Deutschlands größtem
Windanlagenbauer Enercon in Aurich richtig, dann wird
sich in der Jade 2002 ein Prototyp einer 4,5
Megawatt-Anlage dehen und 2003 die ersten zwölf
Pilotmühlen vor Borkum. Allerdings hält sich Enercon
mit detaillierten Auskünften gegenüber der taz bedeckt.
Zufällig decken sich die Pläne der Mühlenbauer mit dem
Antrag von Windparkplaner Prokon auf einen Pilotpark von
zwölf Anlagen vor Borkum. Eine Windehe?
Das Bremer Energiekontor möchte mit mindestens 160
2,5-Megawatt-Anlagen ebenfalls vor Borkum beginnen.
"Eine Pilotanlage baut man, um relevante Daten über
die Auswirkungen solcher Parks zu bekommen. Je kleiner
ich eine Pilotanlage baue, desto weniger Aussagekraft
haben die Forschungsergebnisse", stichelt Duden vom
Energiekontor. Duden spart sich Feldforschung vorab.
Anders dagegen Prokon. In ihrem Auftrag schippern
renommierte Institute vor Borkum und sammeln
Grundlagendaten über die Meeresfauna. Diese Daten sind
eigentlich für die Genehmigung eines Windparks auf See
unerlässlich. Es gibt sie aber in der notwendigen Breite
nicht.
"Ein Witz. Es gibt keine Raumplanung für die
Nordsee", schimpft Nadia Ziebarth von der
Aktionskonferenz Nordsee (AKN). "Kein Windpark ohne
vorherige Grundlagenforschung", fordern zwar
Naturschutzverbände wie WWF oder Greenpeace. Doch die
Umweltverbände sind sich nicht einig. Sven Teske von
Greenpeace: "Wir setzen auf Windanlagen in der
Nordsee."
"Wir können als Behörde die
Grundlagenforschungen in dem notwendigen Umfang aus
Kostengründen gar nicht machen", befürchtet
Thomas Merk vom Bundesamt für Naturschutz. So hat
Betreiber Prokon selbst Forscherteams auf See geschickt.
Die sammeln die Daten, die die Voraussetzung für die
Genehmigung ihrer eigenen Windparks sind.
"Unmöglich", schimpft Ziebarth von der Bremer
Aktionskonferenz.
Zu untersuchen gibt es eine Menge. "Wir müssen
davon ausgehen, dass die Windmühlen eine erhebliche
Beeinträchtigung der Natur zur Folge haben", so
Merk vom Bundesamt für Naturschutz. Werden die jährlich
etwa zehn Millionen Zugvögel von den Riesenmühlen
abgeschreckt? Wie reagieren die hier lebenden Vögel auf
die Mühlenbarriere? Macht der Schall und die Vibration,
die tief in den Meeresboden übertragen werden, Fische
und Meeresäuger orientierungslos? Verschwinden die
ohnehin lichten Fischschwärme? Nichts genaues weiß man
nicht.
Dirk Sander aus Neßmersiel, Sprecher der 110
Küstenfischer an der ostfriesischen Küste, krempelt die
Ärmel auf: "Was fällt euch eigentlich ein",
ging er Prokon auf einer Veranstaltung in Aurich an.
"Wie kommt ihr dazu, uns unsere Fischgründe
wegzunehmen", schimpfte der Fischer. Den Fischern
droht in der Tat Übles. In den Windparks ist Fischen
verboten. Immerhin belegt ein Windpark mit 200 Mühlen
100 Quadratkilometer. "Was
ist für die Fischer wichtig, Fläche oder Fisch",
hält Ingo de Buhr dagegen. "Nach unseren
Untersuchungen fischen die Küstenfischer gar nicht in
unserem Planungsgebiet", behauptet der Leeraner
Windparkplaner. Dirk Sander: "Natürlich sind wir
da. Wer weiß heute schon, wer alles wie viele Windparks
auf See bauen will. Jeder Park ist eine Gefahr für
unsere Sicherheit."
Damit berührt Sander ein heikles Thema. Für die
Sicherheit und den Seeschiffsverkehr an der
ostfriesischen Küste ist die Wasser- und
Schifffahrtsdirektion Nord-West in Aurich zuständig.
"Der Schiffsverkehr darf nicht beeinträchtigt
werden", heißt es aus Aurich. Immerhin verlaufen
vor der niedersächsischen Küste zwei der befahrensten
Verkehrstrennungsgebiete der Welt mit 60.000
Schiffsbewegungen pro Jahr. Zwar hat eine
interministerielle Arbeitsgruppe einen Abstand zwischen
Windparks und Wasserstraßen von zwei Seemeilen
festgelegt. Das sei aber zu wenig, meint die Bundeswehr.
"Die geplanten Windparks sind eine Bedrohung für
die Schifffahrt und provozieren Ölkatastrophen vor der
Küste", gutachtete Fregattenkapitän Holger
Nikoleisen für die Wehrbereichsverwaltung in Hannover
(vgl. taz vom 6.12.2000). All dies sollte eigentlich
durch eine Studie des Germanischen Lloyd schon längst
geklärt sein. Ist es aber nicht. Nach Aussage des Lloyd
wird die Studie erst Anfang 2001 vorliegen.
Auch die Inseln schimpfen mit den Off-Shore-Planern. "Unvorstellbar,
dass unsere Gäste statt des Sonnenuntergangs am weiten
Horizont plötzlich eine Kette von Windmühlen anstarren
müssen", wettert Ludwig Salverius,
stellvertretender Stadtdirektor von Norderney. Drei
Milliarden Mark will sich Prokon den endgültigen Ausbau
seines Parkes kosten lassen. Sollte die Nordsee als
Stromproduzent erschlossen werden, dann bahnt sich hier
die größte zivile Projektinvestition der Nachkriegszeit
an. Für die kleinen und mittleren Planerfirmen eine
Nummer zu groß, vermuten Branchenkenner. Große
Stromkonzerne halten sich mit Beteiligungen an dem
Energie-Projekt noch zurück. Zu unsicher sind die
technischen und rechtlichen Grundlagen. "Wir
engagieren uns nicht, wir beobachten nur", teilt ein
Sprecher des Stromriesen e-on lapidar der taz mit.
Schlucken können sie den Seewind ja auch später noch.
TAZ-Bericht Thomas Schumacher
Alle Gedanken und Überlegungen
zu alternativen oder erneuerbaren Energien sind positiv
und anerkennenswert, wenn es um den Schutz und die
Gesundheit der Menschen, der Natur und der Landschaft
geht. So sind auch alle Diskussionen, gleich ob sie
sachlich, fachlich, emotional oder bewusst, ob für oder
gegen geführt werden, zu würdigen, da sie dazu dienen,
den richtigen Weg, die Wahrheit für eine pragmatische
Lösung zu finden.
Nun sehen die Bewohner der norddeutschen
Küstengebiete, von Emden bis Rügen, dass ihr
Heimatbild, ihre Landschaft und Natur sich jetzt und für
die Zukunft, bei allem Wohlwollen für alternative
Energien, durch den Bau von tausenden von
Windkraftanlagen so rigoros deformiert, wie man es vorher
nie geahnt hätte. Und da liegen einzig und allein die
großen Widersprüche. Denn die Bewohner lieben ihre
Heimat, so wie sie sie seit Jahrzehnten (und darüber
hinaus) kennen.
Wo steht geschrieben, und wer will den lrrglauben
verbreiten, dass Klimaschutz vor dem Schutz von Natur,
Landschaft und deren Bewohner geht? Viele sind der
irrigen Meinung. So klingt es immer wieder durch. Es ist
ein grober Trugschluss, denn es kostet die Norddeutschen,
und überwiegend die, ihre alte Heimat.
Dass wir in der BRD einen boomenden Markt für
Windkraft-Kraft-Anlagen (WKA) haben, liegt mehr am EEG
(Erneuerbare Energien-Gesetz) als an einer vom Anfang an
bestehenden Nachfrage. Ohne dieses Gesetz mit den
gesetzlich geregelten hohen Beihilfen würde man kaum
Windkraft-Anlagen in Deutschland finden. Denn die
Windkraft ist heute noch extrem unrentabel. So wird das
große energiewirtschaftliche Handicap der Windkraft,
nämlich die ausgeprägte Divergenz zwischen der
Unzuverlässigkeit der Windenergie und den zeitlichen und
quantitativen Ansprüchen an den Strombedarf immer
großzügig verschwiegen. Für Energie-Fachleute ist
Windstrom deshalb nur "Strom zweiter Klasse".
Dieses Handicap lässt sich auch durch noch so
angestrengtes energie- und umweltpolitisches Wunschdenken
befriedigend nicht überbrücken. Remmer Deharde,
Terrasse 6, Jever (Quelle:
Naturstrom Euphorie)
Lizenz
zum Gelddrucken
Es stimmt: Die "Windenergie boomt" und mit ihr
die große Umverteilung von unten nach oben. Das erleben
hautnah zurzeit ungezählte Kunden der Stromversorger an
deren Rechnungen: Noch nie waren die Nachforderungen für
die letzten zwölf Monate so hoch wie jetzt, noch nie
waren die Strompreiserhöhungen so groß wie jetzt. Die
Stromversorger, hier zu Lande hauptsächlich die EWE,
wälzen ungeniert die Kosten, die ihnen durch die
Windindustrie und deren Stromeinspeisungsgesetze
entstehen, auf Otto Normalverbraucher ab. Und das, obwohl
die Stromversorger, wie z. B. die EWE, selbst eigene
"Windmühlen" besitzen und davon profitieren.
Was an dieser Umverteilung von unten nach oben
"sozialverträglich" sein soll, wie der
Geschäftsführer der Windenergie GmbH Oldenburg,
Reinhard Vöhringer, uns weismachen will, bleibt für
immer unerfindlich.
Unrichtig ist ebenso, dass die auf dem Gebiet der Stadt
Jever geplanten sechs "Windmühlen" 9000
Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgen könnten.
Diese Minikraftwerke können in Wahrheit keinen einzigen
Haushalt mit dem ununterbrochen gleichmäßigen Strom
versorgen, den ein heutiger Haushalt mit seinen
hochempfindlichen Fernsehgeräten, Gefriertruhen,
Waschmaschinen, Computern usw. benötigt. Unabhängige
und namhafte Wissenschaftler aller beteiligten
Fachrichtungen weisen überzeugend nach, dass die
Windlobby (Interessengruppe) keine einzige ihrer
Versprechungen halten kann. Das kann jeder, der lesen
kann und sich die Zeit dazu nimmt, selbst nachprüfen.
Die Windlobby selbst weiß das auch. Das zeigt sich
demjenigen in aller Deutlichkeit, der ihre Leserbriefe
sehr genau und kritisch liest: Ihr übereinstimmendes,
charakteristisches Merkmal ist die manipulative
Gedankenführung. Auch Herr Vöhringer pflegt in seinem
Leserbrief vom 31. Mai diesen Stil: Die Leserschaft und
Jevers Stadträte gedanklich geschickt beeinflussen und
in die von der Windlobby gewünschte Richtung lenken. Das
Ziel: An möglichst vielen Standorten "Die Lizenz
zum Gelddrucken", wie nach politischer Absegnung des
Windparks Funnens-Grimmens-Bassens so treffend gesagt
wurde.
Dabei interessiert die Windlobbyisten nicht im geringsten
die beispiellose Verschandelung unserer
Kulturlandschaften und ebenso wenig der notwendige
Naturschutz. Es interessiert sie auch nicht, dass ihr
fetter Gewinn großenteils aus den mageren Geldbeuteln
der kleinen Leute und sozial Schwachen stammt. Obendrein
genieren sie sich nicht, ihr Tun sittlich verdienstvoll
zu nennen. Nein, der Windenergie-Boom ist kein Grund,
"stolz zu sein", sondern Anlass, sich in Grund
und Boden zu schämen.
Wilfried Lose, Jever; Erika Eilers, Hohenkirchen, P.
Erfeling-Eickelberg, Schortens
Leserbriefe in Jeversches Wochenblatt vom 02.06.2001 S.4 (Quelle:
Naturstrom Euphorie)
Es
klingt toll: Eine Windkraftanlage versorgt 800 Vierpersonenhaushalte mit
Strom!
Unser Ort Rothenberg wurde auserkoren, Standort von 4
solchen WKAs zu werden. Das müßte reichen, um die
Gemeinde Rothenberg im Blick auf die Stromversorgung
unabhängig zu machen. Wir könnten uns damit vom Netz
der konventionellen Anbieter lösen. Diese Chance hätten
außer uns auch viele andere Gemeinden. Warum tun sie es
nicht? Stellen Sie sich vor, es ist morgens um 07.00 Uhr.
Der örtliche Zimmererbetrieb schaltet seine Maschinen
ein. Ebenso die beiden Schreinereien, die KFZ-Werkstatt
und der örtliche Schlosser. In 800 Häusern läuft die
Kaffeemaschine und der Toaster wird liefert frischen
Toast. Auf den Herden bruzzelt ein Spiegelei oder der
Eierkocher dampft...
Formulieren wir es besser im Konjunktiv: all das
könnte geschehen, aber nichts geschieht. Es ist leider
windstill. Jetzt könnte man ja in den Keller gehen und
frisch eingelagerte Kilowatts hoch holen. Kann man nicht.
Eventuelle Überproduktion kann nicht gespeichert werden.
Schwarzmalerei? Also gut. Gehen wir davon aus, der Wind
weht und die Rotoren drehen sich. Rechnerisch
gemessen an dem statistischen Jahresbedarf reicht
der Strom. Aber nicht morgens um 7.00 Uhr. Denn wenn die
Elektrogeräte angeschaltet werden, ziehen sie mehr
Energie als während des normalen Gebrauchs. Spitzenlast
muss von der WKA gefahren werden. Aber die kümmert sich
nicht darum, sondern nur darum ob der Wind weht oder
nicht.
Soweit mir bekannt ist, wurde bislang wegen der hohen
Energieversorgung durch WKAs noch kein
konventionelles Kraftwerk abschaltet. Irrwitzigerweise
funktionieren die WKAs nur, weil sie permanent und
ohne Leistungsminderung durch konventionelle Kraftwerke
unterstützt werden. Damit aber wird dieser
ökologische Strom zur reinen Augenwischerei.
Den Strom, der rein aus einer WKA käme, könnte
tatsächlich niemand nutzen. Computer und Druckmaschinen
sind auf Strom mit 50Hz angewiesen. Kein
WKA-Anlagebetreiber wird eine Garantie dafür geben
können, dass Sie Strom in der benötigten Stärke und
mit der benötigten Frequenz bekommen.
Wer braucht eigentlich WKAs? So weh es mir tut:
Die Grünen und ihre roten Regierungsgenossen
um ihr vermeintlich ökologisches Gesicht zu wahren.
Darum auch wirft die Windenergie so hohe Gewinne ab. Sie
wird nämlich staatlich subventioniert. Anleger in
Windenergie werden Gewinne machen. Damit aber wird die
Perversität und Sündhaftigkeit des heutigen
Geldgeschäfts nur um eine Blüte reicher. Die Anleger
interessiert einen feuchten Sch... ob Landschaften mit
100 Meter hohen Kolossen (so hoch wie ein 33stöckiges
Hochhaus!) verschandelt wird, ob Tiere den Infraschall
fliehen, ob Eisflug körperliche und der Hexentanz
(Lichtreflexionen der Rotoren) seelische Schäden
anrichten. Die Anleger interessiert auch nicht ob der
Fremdenverkehr in einem kleinen Dorf im Odenwald durch
die Errichtung solcher Anlagen an einem der schönsten
Spazierwege zerstört wird. Die Anleger interessiert nur
die Rendite. Die mag ja gut sein. Und nach uns die
Sintflut.
Um eines klarzustellen: Ich bin kein Freund der
AKWs und kein Anhänger der Kohlekraftwerke. Es
enttäuscht meine ökologische Ideologie, dass
alternative Energien zur Zeit noch Unsinn sind.
Photovoltaik hat eine katastrophale Ökobilanz. Die
Herstellung eine Photovoltaikanlage verschlingt zumindest
heute noch mehr Energie, als sie jemals während ihrer
Betriebszeit liefert. Schlimm, dass die Brennstoffzelle
den Treibhauseffekt noch verstärkt. Ich habe den
Eindruck dass die relativ konstante Wasserkraft der
Flüsse, eine gute nachhaltige Energie sein könnte.
So bitter es ist. Die Forderung der
Grünen nach einem Spritpreis von 5,- DM
macht Sinn. Allerdings nur dann, wenn die Ökosteuer dazu
genutzt würde, Energiesparmaßnahmen zu fördern, und
nicht dafür drauf geht, ökologischen Unsinn wie
Windenergie zu fördern. Damit machen sie sich zu
Handlangern eines kapitalistischen und naturverachtenden
Systems. Wenn mein Auto mit einem oder zwei Liter auf 100
Kilometer auskommt, bin ich gerne bereit, 5,- DM zu
zahlen. Aber hier zeigt sich wieder die Perversität der
freien Marktwirtschaft. Niemand will, dass Energie
gespart wird. Man lebt ja ganz gut davon, Energie zu
verkaufen. Das ist der wahre Grund, warum es das
1Liter-Auto noch nicht gibt.
Reinhold Hoffmann Odenwaldstraße 17, 64757 Rothenberg (Quelle:
Naturstrom Euphorie)
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