Wie gut, daß WKA unseren wildlebenden Tiere endlich ein artgerechtes Biotop & den notwendigen Schutz bieten ....

Fuchs und Hase stört das Rauschen nicht - 10.07.2001 (Hannoversche Allgemeine)
Krähen schätzen die gute Aussicht von Trafohäuschen auf freiem Feld Fuchs und Hase lassen sich von den Schlagschatten großer Windmühlen nicht erschrecken. Weniger empfindlich als manche Anwohner sind offenbar viele Wildtiere wenn es um ein Leben in der Nähe von Windkraftanlagen geht. Biologin Claudia Menzel vom Institut für Wildtierforschung der Tierärztlichen Hochschule (TiHo) Hannover hat sogar mehr Wild in der Umgebung großer Windräder ausgemacht als in Vergleichsgebieten ohne solche Anlagen. „Ich kann keinen Freibrief für Windenergieanlagen ausstellen“ sagt Menzel „aber nachhaltig gestört fühlen sich Wildtiere durch sie nicht.“ Besonders interessiert an dieser Frage sind die Jäger die befürchten dass die Geräusche und der Schattenwurf der Rotoren das Wild vertreiben. So mancher Waidmann der von seinem Hochsitz aus Rehe flüchten sieht führt dies auf einen benachbarten Windpark zurück. Die niedersächsische Landesjägerschaft wollte es ganz genau wissen und gab daher 1998 bei der TiHo eine Studie in Auftrag die sie sich rund 250000 Mark kosten ließ. Obwohl auch Windkraft-Betreiber großes Interesse an den Daten signalisierten gab es keinen der sich finanziell beteiligte. Ausgerüstet mit Taschenlampe und Fernglas begab sich Biologin Claudia Menzel im Jeep auf die Pirsch. Im Großraum Hannover und in Bremen nahm sie über drei Jahre insgesamt 36 Windkraftanlagen in vier verschiedenen Gebieten ins Visier. 800 Stunden verbrachte die Wissenschaftlerin in Feld und Flur um das Verhalten von insgesamt fünf Wildtierarten (Hase Fuchs Reh Krähe Rebhuhn) zu beobachten. Gleichzeitig untersuchte sie fünf anlagenfreie Kontrollgebiete. Wie weit trauen sich die Tiere an die Rotoren heran welche Gebiete meiden sie? Um dies herauszufinden griff Menzel in die biologische Trickkiste. Zunächst stand Zählen im Scheinwerferlicht auf dem Programm. Die Forscherin legte anschließend in den Untersuchungsgebieten alle 150 Meter Kunstnester mit Kneteiern aus um zu erkunden wie viele Füchse Marder oder Dachse die Gelege plündern. Auch der Kot der Tiere war von Interesse. Mit gelbem Segeltuch umwickelte Kunstoffstangen dienten als Anziehungspunkte an denen die Tiere bevorzugt ihre Losung absetzen. Kot und Wildspuren fand Menzel sogar in unmittelbarer Nähe der Rotoren. Die Kunstnester wurden öfter geplündert als in den Kontrollgebieten. „Dies beweist dass sich die Tiere an die Windanlagen in ihrem Lebensraum gewöhnen“ lautet Menzels Fazit. Besonders anpassungsfähig sind offenbar Rabenkrähen die sich mit ihren Nestern bis zu 40 Meter an die Rotoren heranwagen und sogar zwischen den Flügeln hindurchfliegen. Auch rufende Rebhähne habe sie oft gehört berichtet Menzel. Die Verständigung der Vögel werde durch das Rauschen offenbar nicht gestört. Rehe traf sie beim Äsen und Ruhen an nur selten sah sie die Tiere flüchten. „Ein gutes Nahrungsangebot macht Störungen wett“ vermutet Menzel. Wildtiere seien standorttreu ihr Revier wechselten sie nur wenn zu viele Stressfaktoren zusammenkämen. Die Jäger sind über diese unerwarteten Ergebnisse erleichtert. „Jetzt haben wir Gewissheit“ meint der Geschäftsführer der Landesjägerschaft Dirk Schulte-Frohlinde. Die Rotoren hätten sogar positive Auswirkungen. Weil Greifvögel die Nähe der Rotoren mieden könnten Bodenbrüter wie Rebhühner sich ungestört in ihrer Umgebung entwickeln. Ihre Ergebnisse könnten zwar nicht auf andere Gebiete oder andere Wildarten wie Zugvögel übertragen werden betont Biologin Menzel. Jäger die Windkraftanlagen ablehnen sollten aber redlich argumentieren: „Was den Menschen stört wirkt sich nicht unbedingt katastrophal auf die Natur aus.“ - Margit Kautenburger

HAZ, 20.07.01 (gedruckte Ausgabe)
Forschung an der Natur vorbei
Zu dem Bericht "Fuchs und Hase stört das Rauschen nicht" vom 11. Juli:
Das Fachgutachten der Tierärztlichen Hochschule über Lebensraumzerstörung von Wildtieren im Zusammenhang mit Windenergieanlagen hat wenig Aussagekraft. Dem Bundesjagdgesetz unterliegen 96 Wildarten, für die der Jäger verantwortlich ist, auch wenn sie nicht alle in Niedersachsen vorkommen. Tierarten, die unter einem besonderen Schutz stehen, sind in ihrer Anzahl noch einmal doppelt so hoch. Von dieser Artenfülle hat die Biologin für ihre Untersuchung fünf Arten ausgesucht, von denen zwei, Krähe und Fuchs, direkt von verunglückten Arten als Nahrung profitieren, was jeder Autofahrer an Straßen bei überfahrenem Wild beobachten kann. Rehe und Hasen können nicht nur gelegentlich unter Windenergieanlagen, sondern auch an Straßenböschungen beobachtet werden, wo sie zu Hunderttausenden überfahren werden. Von dem Vertreter der Landesjägerschaft hatte man mehr Sachkunde erwartet als die Erkenntnis, Bodenbrüter könnten sich besonders gut im Bereich der Windmühlen entwickeln, weil sie vor Greifvögeln geschützt wären. [Was ist mit den Greifvögeln, die selbst Bodenbrüter sind, suchen auch sie "Schutz" unter WKA?]
Schade um das gute Geld von 250.000 Mark für die Forschung an der Natur vorbei. Es wundert niemanden, dass Landesjagdverbände in ihren Programmen nicht mehr ernst genommen werden, Sachwalter der Natur zu sein. Richtig ist, dass Jäger für ihre Pachtreviere wertmindernde Nachlässe erhalten, zum Teil geben sie die Reviere auf, weil Jagd in erster Linie ein Naturerlebnis darstellt, was wohl kaum im Bereich eines Windparks möglich ist.
Windenergie ist keine Alternative; sie verbraucht Landschaft und zerstört Lebensräume von Wildtieren und Menschen. - Mechernich, Dieter Bertram, "Der grüne Ring"

Studie "wissenschaftlich?
Zu dem Bericht "Fuchs und Hase stört das Rauschen nicht" vom 11. Juli:
Die Diplombiologin Claudia Menzel vom Institut für Wildtierforschung hat mehrmals auf die Wissenschaftlichkeit ihrer Studie hingewiesen. Doch wie oft schon wurde die Wissenschaft bemüht, etwas zu beweisen, was die Finanziers der Order bestätigt? Ein Blick auf die deutsche (Zeit-)Geschichte genügt, um zu erkennen, wie schnell man auf der Grundlage erprobter und anerkannter Methoden wissenschaftlich danebenlag.
Biologin Menzel fordert die Jäger zur Redlichkeit auf und sagt: "Was den Menschen stört, wirkt sich nicht unbedingt katastrophal auf die Natur aus," Ich frage mich, was eine Naturkundlerin unter "Natur" versteht? Haben sich schon die Biologen die "Nomenklatura" der Windindustrie angeeignet, die Turbinen zu "Mühlen" oder Watt-Turbinenfelder zu "Seeparks" macht? - Winsen, Jochen Schmidt
Anmerkung: Willfährige "Gutachter" finden sich immer wieder ...

Seeadler- Opfer der Zivilisation - 29.03.2001 (Hannoversche Allgemeine)
Das tote Kaninchen auf dem Bahndamm verspricht eine leichte Beute. Also landet der Seeadler neben dem überfahrenen Tier, ohne die drohende Gefahr zu registrieren. Als er den heranrasenden Zug bemerkt, ist es zu spät - auch wenn der Adler noch die mächtigen Schwingen ausbreitet, um zu fliehen. Gerade seine mehr als zwei Meter Flügelspannweite werden Deutschlands größtem Greifvogel des …fteren zum Verhängnis. Sie bieten eine große Angriffsfläche für den Sog des vorbeifahrenden Zuges.
Bei Deutschlands Seeadlern sind derartige Kollisionen mit Bahnfahrzeugen die Todesursache Nummer eins. Das belegt eine jetzt veröffentlichte Studie des Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) des Forschungsverbunds Berlin. In Zusammenarbeit mit Naturschützern aus Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Brandenburg hatten die Mitarbeiter des IZW zwischen 1990 und 2000 insgesamt 120 tote Seeadler eingesammelt und tiefgefroren. Tierärzte haben die Kadaveranschließend geröntgt und seziert, Organe und Gewebeproben auf pathologische Veränderungen, Parasiten und Gifte untersucht. Bei 91 Vögeln konnten sie so die genaue Todesursache feststellen. Etwa siebzig Prozent davon sind Opfer der menschlichen Zivilisation.
Außer den Zugunfällen werden den Tieren vor allem Bleivergiftungen und Stromschläge zum Verhängnis. Oft ist es die Aussicht auf eine vermeintlich leichte Beute, die das Schicksal des Greifvogels besiegelt. Kein Adler lässt sich eine Gans oder Ente entgehen, die angesichts des Feindes nur noch matt aufflattert. Für den Adler ist schließlich nicht zu erkennen, dass das angeschossene Tier zwar den Jägern entkommen konnte, aber giftiges Bleischrot im Körper trägt. Mit dem Geflügelfleisch schlingen die Greifvögel auch das Schwermetall herunter, das sich im chemischen Milieu ihres Magens löst, ins Blut aufgenommen wird und sich im Körper verteilt. Dort schädigt es das Nervensystem, die Blutbildung und die glatte Muskulatur. Relativ häufig sind auch tödliche Unfälle an Stromleitungen. Die Seeadler sitzen gern auf den Querträgern von Mittelspannungsmasten. Erheben sie sich von dort aus wieder in die Lüfte, streifen sie mit ihren ausladenden Flügeln oft die Stromkabel und erleiden tödliche Schläge.
Natürliche Todesursachen kommen demgegenüber eher selten vor. Am häufigsten erliegen die Adler einem Befall mit Parasiten wie dem Leberegel. An Missbildungen und Nahrungsmangel scheint dagegen kaum ein Tier zu Grunde zu gehen - den meisten untersuchten Vogelkadavern bescheinigten die Tierärzte einen guten körperlichen Zustand. Auch Revierkämpfe zwischen erwachsenen Tieren spielen als Todesursache kaum eine Rolle.
Für den Schutz des Seeadlers in Mitteleuropa liefern die Ergebnisse der Studie wichtige Hinweise. Der große Greifvogel steht in Deutschland auf der Roten Liste der bedrohten Arten, auch wenn es den Beständen heute besser als noch vor hundert Jahren geht. Jäger und Fischer hatten die unliebsamen Konkurrenten dezimiert, wo sie nur konnten, Eiersammler ließen kaum einen Jungvogel schlüpfen. Seeadler gehörten zu den ersten Tierarten, die in Deutschland per Gesetz ganzjährig unter Schutz gestellt wurden. Dennoch wurden noch bis in die sechziger Jahre immer wieder Tiere abgeschossen.
Naturschützer begannen, die Nester der wenigen Überlebenden Tag und Nacht zu bewachen, bis die Jungen geschlüpft waren. Doch dann trat ein neuer Feind auf den Plan, der das Überleben der Adler auf viel subtilere Weise gefährdete als die Eiersammler: DDT. Bevor die Chemikalie 1972 verboten wurde, versprühten Landwirte das hochgiftige Insektizid auf den Feldern. Frösche und kleine Vögel fraßen vergiftete Insekten und wurden ihrerseits von den Adlern gefressen. Das im Fettgewebe eingelagerte DDT stört den Kalziumstoffwechsel der Vögel, so dass sie nur noch Eier mit sehr dünnen Schalen legen, die oft unter dem Gewicht der brütenden Weibchen zerbrechen.
DDT-Verbot und ein umfangreicher Schutz der Horste haben die Situation seit den achtziger Jahren verbessert, vielerorts erholen sich die Bestände. Etwa 360 Brutpaare gibt es derzeit in den Hauptverbreitungsgebieten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Konsequente Artenschutzmaßnahmen könnten die Bestände weiter stärken, glauben die Forscher des IZW. Sie fordern daher, Blei in der Jagdmunition durch andere Legierungen oder Kunststoffe zu ersetzen und Strommasten für die Vögel ungefährlicher zu gestalten. Um die Bahnunfälle zu reduzieren, müsste überfahrenes Wild konsequent von den Gleisen geräumt werden.
"Deutschland hat eine besondere Verantwortung für die Erhaltung der Seeadler", betont Oliver Krone, der die Untersuchung des IZW geleitet hat. Wenn sich die Bestände dank der vorgeschlagenen Schutzmaßnahmen weiter erholen, könnten sie zum Ausgangspunkt für eine Wiederbesiedlung von Lebensräumen in Dänemark und Holland werden.
29.03.2001 Kerstin Viering

Operation rettet verletzten Adler
Mit einer aufwändigen Operation wurde jetzt im Warener Müritz-Museum einem verletzten Seeadler geholfen. - Dem Seeadler wurde eine Windkraftanlage bei Anklam zum Verhängnis. Bei strahlendem Sonnenschein flog er in die Rotorblätter und verletzte sich. "Das gibt uns noch Rätsel auf. Denn eigentlich haben Seeadler gute Augen und übersehen normalerweise so ein großes Hindernis nicht"

Siehe auch: Vogeltotschlag & Windenergie und Vögel