Fürfeld

Öffentlicher Anzeiger (Bad Kreuznach), 8.2.2001
Wird Wiesenweihe von Windrad bedroht? Fürfelder Rat erteilte sein Einvernehmen zum Bau eines weiteren Windrades auf dem "Köpfchen"
FÜRFELD. Das Einvernehmen zum Bau eines weiteren Windrades auf dem Köpfchen hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung erteilt. Auf Grund der positiv beschiedenen Bauvoranfrage habe der Rat keine andere Möglichkeit gehabt, erklärte Bürgermeister Peter Frey. Die Entscheidung wurde in nichtöffentlicher Sitzung gefällt, ich darf deshalb keine Aussagen zu diesem Thema treffen", teilte Ortsbürgermeister Kurt Schmitt auf Anfrage mit. Auch zum von Gegnern der Windkraftanlage vorgelegten Vogelschutzgutachten wolle er nichts sagen. Mit Hilfe eines solchen Gutachtens hatten Anwohner versucht, den Bau eines weiteren Windrades zu verhindern (wir berichteten). "Dieses Gutachten haben nur als die Hofbewohner wohl nur als Joker eingesetzt", meinte Bürgermeister Peter Frey dazu." Laut Gutachten könnte die Wiesenweihe, ein auf der Roten Liste stehender Greifvogel, durch die Windräder eventuell gefährdet werden. Die Wiesenweihe biete wohl genügend Ausweichmöglichkeiten und sei durch die Windräder nicht gefährdet. Nach seiner privaten Einschätzung stellen Windkraftanlagen keine größeren Einschnitte in die Natur dar als Hochspannungsleitungen. Nach einer Vereinbarung zwischen den benachbarten Landkreisen, in dessen Geltungsgebiet, das "Köpfchen" falle, werde es dort nicht mehr als insgesamt fünf Windräder geben. Hätte der Gemeinderat sein Einvernehmen verweigert, so wäre dies ohnehin durch die Kreisverwaltung ersetzt worden", so Frey. Da Schwager der Hofbewohner, Markus Keber, vertrat die Auffassung, dass die Gemeinde den Bau eines weiteren Windrades durch die Verweigerung des Wegerechtes durchaus hätte verhindern können. Keber legte ein ärztliches Attest vor, nach dem wegen der gesundheitlichen Verfassung einer Hofbewohnerin die Aufstellung von weiteren Windrädern strikt abzulehnen sei. (gb)

 

Öffentlicher Anzeiger (Bad Kreuznach), 6.2.2001
Stimmt der Rat dem dritten Windrad zu? Fürfelder Familie beruft sich auf GNOR-Gutachten
FÜRFELD. Gegen den Bau eines dritten Windrades auf dem "Köpfchen" wehren sich die Bewohner des Biedenthaler Hofes bei Fürfeld erneut. Die Familie argumentiert mit dem Vogelschutz. Rückblick: Vor zwei Jahren waren auf dem "Köpfchen" nahe des Hofs die ersten beiden Windräder errichtet worden. Dagegen wehrten sich die Hofbewohner damals vehement (wir berichteten). Daraufhin ließ Betreiber Matthias Pravetz seine Windräder in größerem Abstand zum Hof aufstellen: "Das hat mich damals 200 000 Mark gekostet." Vom Hofbesitzer habe er damals nicht einmal ein Dankeschön bekommen, ärgert sich Pravetz. Das dritte Rad soll noch weiter vom Hof entfernt aufgestellt werden. Ein schreckliches, mahlendes Geräusch geht von den Rotoren aus", meint Eckhardt Matthern vom Biedenthaler Hof. Er fürchtet, dass sich dieses Geräusch durch den dritten Rotor noch verstärkt. Damals wurde als Argument gegen die Räder die vermutete Gesundheitsgefährdung durch Infraschallwellen genannt. Markus Keber, der sich für die Interessen seines Schwagers Matthern einsetzt, legte nun ein ornithologisches Gutachten vor. "Hätte dieses Gutachten vor zwei Jahren schon existiert, wären die Windräder nie gebaut worden", ist sich Keber sicher. Im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht hat die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie (GNOR) "Materialien zu Vogelschutz und Windenergie" gesammelt. Gegenstand der Untersuchungen sind die Folgen von Windrädern auf Zug- und Brutvögel. Die Flugschneisen der Zugvögel werden laut Gutachten durch die Räder umgeleitet, was sich negativ auf die Vögel auswirke. Die GNOR will, dass bei der Planung neuer Anlagen Korridore in Nord-Süd-Richtung für die Vögel freigehalten werden, erklärt Tom Schulte von der GNOR. Das von Matthias Pravetz geplante dritte Rad soll jedoch nicht in einem solchen Korridor gebaut werden. Verschiedene Weihenarten brüteten in dieser Umgebung, die Wiesenweihe auch in der Nähe des Köpfchens. Das Gutachten rät, im Abstand von zwei Kilometern von Brutplätzen der Wiesenweihe keine Räder zu bauen. Das Gutachten sagt jedoch nicht, ob die Wiesenweihe tatsächlich von den Rädern gestört wird. Soll er doch auf seinem Gutachten vor Gericht gehen." Investor Pravetz ist sicher, dass die Gegenseite damit keine Chance hat. "Das Gutachten hat keine Rechtsverbindlichkeit und ist nur eine Empfehlung", sagt GNOR-Mann Tom Schulte. Kebers Aussage, dass Windräder doch nicht hätten gebaut werde dürfen, stimme nicht. Am Montag wird im Fürfelder Rat entschieden, ob die Gemeinde dem dritten Rad zustimmt "Wenn wir ohne Grund kein Einvernehmen erteilen, könnte die Gemeinde mit Schadensersatzklagen konfrontiert werden", sagte Ortsbürgermeister Kurt Schmitt. (gb)

Wir stellen hierzu fest:

Die Menschen wie Natur und Umwelt verachtende Aussage des nachfolgenden Satzes scheint weder dem Fürfelder Ortsoberhaupt noch den Gemeinderäten bewußt zu sein: "Wenn wir ohne Grund kein Einvernehmen erteilen, könnte die Gemeinde mit Schadensersatzklagen konfrontiert werden", sagte Ortsbürgermeister Kurt Schmitt.

Auf der ganzen Linie uninformiert und sich ihrer Verantwortung nicht bewußt zeigen sich die von den Bürgern Fürfelds gewählten Volksvertreter. Zu den beiden Windrädern auf Fürfelder Boden sollen sich mindestens drei weitere Anlagen in der angrenzenden Winterborner Gemarkung gesellen, und der "Windpark" ist perfekt! Vermutlich schauen weder der Donnersbergkreis noch die Kreisverwaltung Bad Kreuznach über den eigenen Tellerrand, in der Absicht, die seit Januar 2001 zwingend durchzuführende Umweltverträglichkeitsprüfung ausfallen zu lassen. Dafür "bemüht" man sich das "Einvernehmen" mit der jeweils betroffenen Gemeinde herzustellen.

Demnach sind für die Gemeindevertreter Fürfelds die Gesundheit der auf dem Hof wohnenden Menschen und die vom Aussterben bedrohten Vögel KEIN "Grund". Wie kann man unter diesen Umständen erwarten, daß sie die Verunstaltung der Rheinhessischen Schweiz als "Grund" erkennen!?

Interessant scheint die Beantwortung der Fragen: Wem nutzen die Windräder eigentlich? Wer droht mit "Schadensersatzklagen"?

Es wird höchste Zeit, daß sich die Bezirksregierung dieses Windparks annimmt.