Dr. h.c. Hansjürgen Doss MdB

An den
Präsidenten des Bundesverbandes Windenergie
Herrn Dr. Peter Ahmels
Herrenteichsstraße 1
49074 Osnabrück

Sehr geehrter Herr Dr. Ahmels,
mit Interesse habe ich Ihre Mitteilung zum Rekordjahr der Windkraft-Branche gelesen und mich zunächst darüber gefreut, dass in der aktuellen Rezession der deutschen Wirtschaft es noch Branchen mit Zuwachsraten gibt. Dass es im Zuge des Höhenfluges der Windenergieindustrie 2001 zur Schaffung von 7.000 neuen Arbeitsplätzen gekommen ist, muss angesichts der Probleme auf dem Arbeitsmarkt doppelt freuen.

Zum besseren Verständnis wäre ich Ihnen für einige weitergehende Erläuterungen zu Ihren Ausführungen dankbar:

  1. Halten Sie es nicht für irreführend, im Zusammenhang mit Windrädern von "Gesamtleistung" zu sprechen?
  2. Trifft dieser Begriff auf ein herkömmliches Kraftwerk zu, wo eine bestimmte Menge Energie in Form von Kohle, Öl, Kernkraft etc. eingesetzt wird und daraus eine feste Menge Strom produziert wird, während bei einem Windrad eine in MW genannte Leistung ein nur theoretischer Wert ist?
  3. Ist es deshalb nicht verwegen zu behaupten, mit der installierten Leistung von 8.750 MW ließen sich 3,5 Prozent des deutschen Stromverbrauchs decken?
  4. Ist es nicht irreführend von einem "sauberen Energiemix" zu sprechen, wenn Strom aus Windkraft nur als ergänzender Faktor neben die herkömmliche Form der Stromgewinnung tritt, ohne diese partiell zu ersetzen?
  5. Ist es nicht ebenfalls irreführend, wenn Sie feststellen, eine einzige moderne Windkraftanlage der Megawatt-Klasse erzeuge genug Energie für 1.000 Vier-Personen-Haushalte, eine andere Anlage sogar für 5.000 Vier-Personen-Haushalte?
  6. Wenn Sie das nicht für irreführend halten, können Sie mir sicher ein Beispiel nennen, wo tatsächlich eine Windkraftanlage 1.000 oder 5.000 Haushalte mit Strom versorgt.
  7. Nicht verstanden habe ich Ihre Bemerkung, eine verstärkte Windkraft-Nutzung wäre aus umwelt- und klimaschutzpolischen Gründen dringend erforderlich und bitte Sie, mir zu erklären, warum das so sein soll. Ist ein umwelt- und klimaschutzpolitischer Effekt nicht erst dann erzielt, wenn z.B. ein Braunkohle- oder Kernkraftwerk heruntergefahren oder abgeschaltet wird?
  8. Wie viel CO2 wurde 2001 bei der Stromgewinnung tatsächlich weniger freigesetzt, weil es 11.500 aktive Windkraftanlagen gab?
  9. Wann wird Ihres Erachtens das erste Kohlekraftwerk stillgelegt, weil sein Produktionsvolumen von Windkraftanlagen übernommen wurde?
  10. Wie bewerten Sie als Unternehmer den wirtschaftlichen Erfolg der Windkraftindustrie, der auf einer per Gesetz den Kräften des Marktes entzogenen Kalkulation beruht?
  11. Halten Sie es für marktwirtschaftlich, Abnehmer per Gesetz zu einer Vergütung zu zwingen, die mehr als 70 Prozent über der Kostendeckung liegt und dieser Aufschlag von den Stromkunden bezahlt werden muss, ohne dass diese einen erkennbaren Vorteil haben?
  12. Halten Sie es darüber hinaus für marktwirtschaftlich, wenn eine Branche infolge einer massiven, vom Steuerzahler aufzubringenden Subventionierung in einem Jahr 3,5 Milliarden EUR Umsatz macht und Anleger dabei Renditen von über 50 Prozent erzielen?
  13. Halten Sie, da Sie den Zubau von 5.000 MW bis 2004 für realistisch halten, den Bau von weiteren rd. 4.800 Windkraftanlagen den Landschaften in Deutschland für zumutbar und wo sehen Sie hier überhaupt die Grenze?


Die Beantwortung dieser Fragen wäre für mich eine sehr hilfreiche Ergänzung Ihrer Ausführungen zur Präsentation der Aufstellungsstatistik. Ich darf mich dafür bereits vorab bedanken.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. h.c. Hansjürgen Doss MdB
Vorsitzender Parlamentskreis Mittelstand
21. Januar 2002
CDU/CSU-Fraktion
des Deutschen Bundestages
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