Zur Erinnerung:   Am Dienstag dieser Woche brachte der Bauausschuß der Gemeinde Wiefelstede einstimmig das Bauvorhaben "Energiefeld Conneforde" auf den Weg.  Der Investor Herfried Brumund saß im Zuschauerraum und wurde hochgelobt als mutiger Investor. Am Montag war eine SPD-Delegation des Wiefelsteder Rates, Staatssekretär Müller (BMU), Gesine Multhaupt (SPD) und weitere . .  . in Conneforde vor Ort um sich über das zukunftsweisende "Energiefeld" zu informieren. Niemand, auch nicht die ortskundigen Wiefelsteder Ratsleute haben bemerkt, das auf - oder direkt neben dem Gelände der geplanten Windkraftanlage Enercon E 82 / 2 MW - Nabenhöhe 108 m + 41 m Rotoradius = 149 m eine "schwarz gebaute" Freizeitanlage entsteht. Die "Hindernisse" auf der entstehenden Anlage sind von der Straße aus deutlich zu sehen! Auf diesen 40 000 Quadratmetern werden jedenfalls keine Wiesenbrüter mehr nachzuweisen sein, wenn für die Genehmigung der Windkraftanlage ein avifaunistisches Gutachten erstellt werden sollte.

Nordwest-Zeitung, 05.03.2009

Projekt ins Verfahren geschubst

FERIENPARK „Energiefeld“ vorgestellt – „Gefahr eines Präzedenzfalls besteht“

DER BAUAUSSCHUSS SCHUBSTE DAS PROJEKT EINSTIMMIG IN DIE ENTSPRECHENDEN BAULEITPLANVERFAHREN. KNACKPUNKT DES ENERGIEFELDS KÖNNTE ABER DIE GEPLANTE WINDKRAFTANLAGE SEIN.

VON CLAUS STÖLTING

Der Ferienpark Bernsteinsee: Mit Millionenaufwand soll dort ein „Pilotprojekt“ in Sachen dezentrale Energieversorgung entstehen – das „Energiefeld Conneforde“. BILD: PRIVAT

WIEFELSTEDE/CONNEFORDE - Mit Millionenaufwand soll im Bereich des Ferienparks Bernsteinsee in Conneforde rechts der Dorfstraße ein so genanntes Energiefeld geschaffen werden. Photovoltaikanlagen, eine völlig neuartige Strohvergasungsanlage und eine Windkraftanlage mit maximaler Nabenhöhe von 108 Metern sollen dabei auch den Ferienpark mit Energie versorgen – ein Projekt, dem die Antragsteller auch „bundesweit Pilotcharakter“ in Sachen dezentraler Energieversorgung bescheinigen.

Der Wiefelsteder Rechtsanwalt Dirk Schröder, dessen Frau Lydia Projektleiterin für das Energiefeld ist, stellte die Absichten von Ferienpark-Betreiber Herfried Brumund am Dienstagabend im Bauausschuss vor – und der empfahl einstimmig, die entsprechenden Bauleitplanverfahren einzuleiten.

Schröder betonte bei der Vorstellung des Projekts, dass es derzeit nicht darum gehe, den Ferienpark von der zentralen Energieversorgung abzukoppeln. Das sei technisch auch gar nicht machbar, da entsprechende Speichermedien nicht existierten, die nötig wären, um den übers Jahr sehr unterschiedlichen Energiebedarf zu decken, sagte Schröder. Es handele sich also um ein „virtuelles Energiefeld“, das rein rechnerisch geeignet sei, genügend Energie zu produzieren.

Während Photovoltaik- und Windkraftanlagen bereits technisch ausgereift seien, stelle die Strohvergasungsanlage derzeit ein Novum dar, für das ein Patent im Jahr 2008 eingereicht worden sei, erklärte Schröder. In der Anlage würden Abfallprodukte der Landwirtschaft bei unter 800 Grad vergast und das Gas einem Blockheizkraftwerk zugeführt. Die zurückbleibende Asche könne gepresst und verfeuert werden. Erprobt sei das Verfahren aber noch nicht, machte Schröder deutlich, „das wir mit Sicherheit noch einige Rückschläge hinnehmen müssen“.

Im Vorfeld der Bauausschusssitzung nutzten die Antragsteller bereits am Montag die Gelegenheit, das Projekt Michael Müller (SPD), Staatssekretär im Bundesumweltministerium, in Conneforde vorzustellen. Auch die Oldenburger SPD-Bundestagsabgeordnete Gesine Multhaupt und die Edewechter Landtagsabgeordnete Sigrid Rakow nahmen teil. Müller wurde gebeten, die Projektunterlagen einer Prüfung zuzuleiten, um eventuelle Fördermöglichkeiten auch seitens des Bundes auszuloten – wobei Schröder deutlich machte, dass die Voraussetzungen für das Energiefeld natürlich zunächst in den Gremien der Gemeinde und beim Landkreis geschaffen werden müssen.

Knackpunkt wird dabei sicherlich die Windkraftanlage sein. Bekanntlich stehen in Conneforde bereits drei Anlagen – und der Flächennutzungsplan lässt derzeit weder weitere Windparks noch Einzelanlagen in der Gemeinde zu. Die Gefahr, dass ein Präzedenzfall für die Zulassung weitere Windenergieanlagen geschaffen wird, bestehe, machte auch Bauamtsleiter Bernd von Drehle deutlich.

Jann Lübben (CDU) betonte denn auch, dass seine Fraktion die geplante Anlage als „einmalig“ ansehe und davon ausgehe, dass auch keine weiteren Windparks in der Gemeinde eingerichtet würden. Die Planung hielt er für „sehr gelungen“.

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In der Druckausgabe der NWZ 05.03.09 ein weiteres Bild mit der Unterschrift: Ortstermin „Energiefeld“ (von links): Lydia und Dirk Schröder, Gesine Multhaupt, Herfried Brumund, Michael Müller, Jörg Weden, und hans-dieter Schneider (beide Wiefelsteder SPD-Fraktion).

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Anmerkung Gerd Janßen:

nach meinem Verständnis muß Herfried Brumund nur für die Genehmigung der WKA (§ 35 BauGB / "dienende Funktion") 50 % der von der WKA erzeugten Energie selbst verbrauchen.

Das wird er locker schaffen. Laut http://www.ferienpark-bernsteinsee.de/ hat er auf dem Campingplatz 400 Dauerstellplätze, dazu mindestens 150 weitere Stellplätze, einige Sanitärgebäude, eine aufwändige Beleuchtung (brennt die gesamte Nacht) des Platzes usw., auch Restaurant u. Hotel werden evtl. über seinen Zähler laufen. Die festen Ferien-Häuser und die (geduldeten) Dauerbewohner haben nach meinen Erkenntnissen einen eigenen EWE-Anschluß.

Wenn man bei der geplanten Enercon E 82 / 2 MW von einer real erbrachten Leistung von 15 % der Nennleistung ausgeht, wären von Brumund 300 /2 = 150 kW zu verbrauchen. Das wird er gemittelt übers Jahr (alles  "virtuell" - Zitat Schröder) locker schaffen. Laut seiner Homepage verkauft er die kWh an seine Camper für 50 Eurocent, das wären dann 40,8 Cent mehr als nach EEG für den Windstrom bekommt.

Wenn er seinen Campern im Sommer dann noch selbst erzeugten Strom aus den Photovoltaikanlagen verkauft, sahnt er noch besser ab. Für jede selbst verbrauchte kWh bekommt er 25 Eurocent dazu, bekommt also 50+25 = 75 Cent! siehe http://www.eeg-aktuell.de/.

Gewundert habe ich mich bei der Präsentation von RA Dirk Schröder darüber, daß die mit Photovoltaik bestückten Carports auf dem Parkplatz nicht mehr erwähnt wurden. Eigenartig auch die nachgeführten PV-Anlagen jetzt direkt unter der E 82-WKA (Gesamthöhe 149 m). Kein vernünftiger Planer würde PV-Anlagen unter eine WKA bauen, da man immer mit Eisabwurf rechnen muß. Auch wenn Rotoren mit einer Heizung ausgerüstet sind, wird meines Wissens nie präventiv geheizt, sondern immer erst nach Eisansatz, um die Anlage möglichst schnell wieder einsatzfähig zu machen.

In der Pot.Studie der Gem. Wiefelstede (INGWA) von ca. 1997 liegt der geplante Standort der E 82 in etwa in der Pot.-Fläche 14 d - dort heißt es:

Die konkrete Heranziehung dieses Standortes für die Windenergienutzung erschweren nach derzeitigem Kenntnisstand folgende Faktoren:

Die Teilflächen a, c und d liegen innerhalb eines avifaunistisch wertvollen Bereiches (lokale Bedeutung für Brutvögeö), die Teilfläche b und e innerhalb der einzuhaltenden Pufferzone von 500 m zu diesen Gebieten.

Hochmoorlandschaft mit Grünlandflächen und z.T. mit typ. Elementen; großfl. zus. hängende Grünland-Graben-Areale von bes.

Bedeutung für das Landschaftsbild und damit auch für die Erholungseignung.

Die Teilflächen a - d liegen innerhalb eines Gebietes zur Erhaltung und Entwicklung als Wiesenvogellebensraum (LRP)

Die Teilfläche d sowie e liegen z.T. im Randbereich eines Gebietes, das eine besondere Bedeutung für die Erholung hat (RROP)

Die Teilflächen a- d liegen innerhalb eines Gebietes, das als Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft (RROP) eingestuft ist.
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Nach all diesen Kriterien dürfte hier niemals eine Windanlage gebaut werden. Doch schon Adenauer sagte:"Was stört mich mein Geschwätz von gestern" - die Pot.-Studie ist über 10 Jahre alt.

Ich persönlich bin überzeugt davon, dass das ganze Geschwätz von einem „Energiefeld Conneforde“ nur der Sache dient, ein Baugenehmigung für eine 149 m hohe Windkraftanlage durchzudrücken.

Die angedachten Photovoltaikanlagen hätte Herfried Brumund ohnehin gebaut, da er die Dachflächen auf seinen Flugzeughallen zur Verfügung hat und nutzen kann. Die nachführbaren PV-Anlagen kommen evtl. hinzu.

Die so laut hervorgehobene Strohvergasungsanlage gibt es zur Zeit in der Größenordnung noch nicht, kann deshalb frühestens in 2 bis 3 Jahren gebaut werden, dann sicherlich mit vielen Zuschüssen.

Rat und Verwaltung der Gemeinde Wiefelstede und auch der Kreis Ammerland werden einknicken, allein durch den Druck, der auch durch die Einschaltung des Staatssekretärs Müller (BMU), Gesine Multhaupt (MdB/ SPD

http://www.gesine-multhaupt.de/cms/front_content.php?idcat=2 und Sigrid Rakow (MdL/SPD)

http://www.sigrid-rakow.de/ (mit WKA auf der Homepage) entstanden ist.

Die Gemeinde Wiefelstede hat einen gültigen FNP, der schon mehrfach von Windmüllern angegriffen wurde, bisher aber bis zum OVG Lüneburg Bestand hatte. Bei der jetzt vorgesehenen Änderung des FNP steht für die Gemeinde viel auf dem Spiel!

Der Bauausschuß der Gemeinde Wiefelstede hat jedenfalls die Planung auf den Weg gebracht.

Gerd Janßen