Nur sieben wollten die Biotonne
KIRCHHEIMBOLANDEN: Einführung 2002 gescheitert - Kreis: mehr kompostieren
Die Einführung der Biotonne ist im Donnersbergkreis zumindest auf absehbare Zeit kein Thema mehr. Die Akzeptanz bei den Bürgern für das zusätzliche Müllgefäß, das neben einem Mehraufwand beim Trennen des Mülls auch noch eine erhebliche finanzielle Belastung mit sich gebracht hätte, war verschwindend gering. Dies geht aus einer Mitteilung der Kreisverwaltung hervor. Der Kreistag hatte am 23. August beschlossen, die Biotonne im Kreis unter bestimmten Voraussetzungen auf freiwilliger Basis ab Januar 2002 in den Haushalten einzuführen.
Nur sieben Haushalte hätten sich bereit erklärt, die für organische Abfälle bestimmte Biotonne zu nutzen, heißt es in der Mitteilung. Um die Einführung des zusätzlichen Müllgefäßes realisieren zu können, hätten sich aber mindestens fünf Prozent der Haushalte im Kreis für die Biotonne entscheiden müssen. Was bedeutet, dass 1500 Haushalte freiwillig den Mehraufwand und die Zusatzkosten hätten auf sich nehmen müssen.
Rund 250 Mark mehr wären das beispielsweise für einen Vier-Personen-Haushalt pro Jahr gewesen, hatte die Kreisverwaltung errechnet. Da es sich bei der Biotonne um eine zusätzliche Leistung gehandelt hätte, wären die Mehrkosten von den Nutzern der Tonne zu tragen gewesen, so Albert Graf, Umweltdezernent der Kreisverwaltung. Erst wenn 50 Prozent aller Haushalte die Biotonne gewollt hätten, dann hätte die Chance bestanden, die Mehrkosten über die allgemeine Müllgebühr umzulegen. In der Kreistagssitzung am 23. August hatte sich Landrat Werner, der die "wenig erfreulichen" Ausschreibungsergebnisse für die Biotonne dargelegt hatte, bereits skeptisch gezeigt, ob überhaupt fünf Prozent erreicht würden.
Auf Nachfrage der RHEINPFALZ, ob beim Kreis jemand damit gerechnet habe, dass ein solches Angebot von den Bürgern angenommen werde, antwortete Graf: "Die Erwartung, dass viele darauf eingehen würden, war nicht sehr hoch." Trotzdem habe die Kreisverwaltung für die Biotonne die Werbetrommel gerührt, mit Anzeigen für deren Einführung geworben und den Bürgern die Möglichkeit gegeben, sich die Tonnen persönlich anzusehen, so Graf weiter.
Auf die Frage, ob das Thema Biotonne jetzt im Donnersbergkreis endgültig abgehakt sei, sagte er: "Sicher ist die Biotonne noch nicht endgültig vom Tisch, vielleicht werden wir in ein paar Jahren neu nachdenken müssen, aber bis zu diesem Zeitpunkt werden wir verstärkt auf das Angebot der Eigenkompostierung eingehen." Bislang nutzen laut Graf 54 Prozent der Haushalte diese Möglichkeit, die zudem hilft, Müllgebühren einzusparen. Informationen über die Kompostierung gebe bei der Kreisverwaltung Susanne Höbelt-Dejon unter Telefon 06352/710-110.
Auch Doris Hartelt, Kreistagsmitglied der Grünen, deren Fraktion sich als einzige für die Einführung der Biotonne stark gemacht hatte, ist vom Ergebnis dieses Angebots nicht überrascht. "Das war ganz klar abzusehen, dass kaum jemand freiwillig auf so etwas eingeht." Zugleich beleuchtete sie kritisch das Vorgehen in der Müllpolitik. Der Kreis habe sich vertraglich verpflichtet, Hausmüll nach Mainz zur Verbrennung zu liefern, 17- bis 18.000 Tonnen pro Jahr. Dafür werde offenbar auch das gebraucht, was ansonsten über die Biotonne in einen Recyclingkreislauf gehen würde. "Uns Grünen stellt sich da schon die Frage, wie der Kreis mit den Vorgaben des Scheffold-Gutachtens zur Abfallwirtschaft im Donnersbergkreis von 1997/1998 umgeht. Dieses besagt klar, dass die Biotonne eingeführt werden soll."
Alternativen müssten jetzt gefunden werden, damit auch Bewohner von Mehrfamilienhäusern sich an der Kompostierung beteiligen könnten, so Hartelt. Die Grünen wollen ihre Forderung, für das Kompostieren 30 Prozent Rabatt zu gewähren, im Kreistag erneut erheben. (jös) RON - RHEINPFALZ ONLINE, Samstag, 13. Okt , 03:45 Uhr
Kommentar: Von Gold und Geld
Das Experiment Biotonne im Donnersbergkreis ist - erwartungsgemäß - gescheitert, ehe es begann. Ganze sieben Haushalte haben bis zum Stichtag verbindliches Interesse bekundet. Rund 1500, anders gesagt: fünf Prozent der Haushalte hätten aber laut Kreistagsbeschluss die Tonne für organische Abfälle bestellen müssen, um deren Einführung zum Januar 2002 zu sichern. Das Ergebnis - mehr auf Lokalseite 6 - mutet kläglich an, kann am Ende aber auch nicht verwundern. Die Ausschreibungsresultate waren wenig verheißungsvoll, Quersubventionierungen nicht möglich, Kosten, die auf Nutzer zukommen sollten, folglich happig. Auch Umweltbewusste dürften sich da gefragt haben, ob sie ihr gutes Geld an anderer Stelle nicht sinnvoller vergolden können. Natürlich: Geworben hat die Kreisverwaltung zwar hier und da für die Tonne, aber eine richtige Lobby - die Grünen ausgenommen - hatte sie im Kreistag auch nicht. Da wurden von simplen Maden bis zu belasteten Stoffen in Zeiten der BSE-Ära, die in einer Biotonne verschwinden könnten, eher Schreckensszenarien beschworen. Sicher nicht unberechtigt, aber zur Akzeptanz des Versuchs trugen sie gewiss nicht bei - wie, aber das nur ganz am Rande, zuletzt ebensowenig Gestank und Beschaffenheit von Biokompost, der Kriegsfeld über Tage in Atem hielt. Unterm Strich halten also im Kreis, wo die Skeptiker überwogen, weiter Eigenkompostierer die Fahne der "organischen" Verwertungs-Fraktion hoch - mehr "Bio" war nicht drin.