Die Gemeinschaft zum Schutz vor Umwelt- und Gesundheitsschäden durch Windindustrieanlagen in Süddeutschland e.V. (gsgw) lehnt die Errichtung von Windkraftanlagen sowie deren Standortplanung in den Landkreisen der Region Stuttgart aus ökologischen, ökonomischen und sozialen Gründen ab.
Auch wenn die Satzung unseres Vereins nicht den Schutz der Investoren beinhaltet, so fühlen wir uns doch angesichts einer solchen, die gesamten Bürger betreffenden Fehlentwicklung aufgerufen, gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und unserer Heimat durch Wind"kraft"anlagen zu protestieren, deren "Effizienz" durch ihren Beitrag von gerade mal 1,6 Prozent zum gesamten Strombedarf im Jahre 2000 - bei rund 10.000 Windrädern! - überdeutlich wird. Nachzulesen im FISCHER WELTALMANACH 2002 auf den Seiten 1209 ff..... Ein Schreiben an die Verband Region Stuttgart


11.01.2001

AUFRUF
an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der heutigen BWE-/DNR-Tagung im Loccumer Hof, Hannover, über den ,landschaftsverträglichen' Ausbau der Windenergie

Als einer von vielen, als einer, der nur noch mit Kopfschütteln, ja mit Angst und Bangen vor weiteren Wucherungen, den um Hannover gelegten Gürtel von Riesen-Windkraftanlagen durchfährt, appelliere ich an Sie, bei Ihren Beschlüssen dem Grundsatz "Ratio statt Ideologie" zu folgen und den Mut zu haben, Irrtümer einzugestehen und nicht nach deutscher Eigenart den Krug so lange zum Brunnen zu tragen, bis er bricht.
Führen Sie sich die Größe unseres dicht besiedelten Landes innerhalb Euro-pas oder des Globus vor Augen und leiten Sie umgehend einen Prozess der Besinnung und des Nachdenkens darüber ein, ob mit einer "Windturbine im Zimmer" die Probleme unseres Kontinents oder gar der Welt bewältigt wer-den können.

Die Naturschutzverbände zeigen in der Regel eine gesunde Kritik gegenüber jeglichen Verkaufsprospekten. Die Distanz geht ihnen/Ihnen aber offenbar bei bestimmten Werbeschriften verloren. Gutgläubigen gehen die Leersätze des BWE "Lieber Windstrom als Atomstrom" oder "Windstrom = ,Natur'strom" fließend über die Lippen. Die Politik meint - noch -, dass Windkraft sozial, ökonomisch, ökologisch und logisch ist. Das Gegenteil ist der Fall. Allein die Proteste der Windindustrie sind logisch. Die Futter- und Tiermehlindustrie hat auch protestiert. Die britische Presse dazu bissig: The German Disease.

Erinnern Sie sich noch, als im Namen des Fortschritts die Pflastersteine in den Innenstädten mit Asphalt übergossen und später wieder von ihrer Teerdecke befreit wurden? Erinnern Sie sich noch, als vor 25 Jahren die Straßen im Namen des Fortschritts verbreitert, entgrünt und begradigt wurden? Seit kurzem nun das andere Extrem: Die Straßen werden zu Slalombahnen, und Bäume werden wie beim alpinen Skisport mitten auf die Piste gesetzt. Heute baut man Windkraftanlagen und reiht einen Wind"park" an den anderen. Und morgen...?

Der Aufruf an die Kopfdenker in Ihren Reihen sei mir erlaubt: Fallen Sie nicht bei Ihrem alpinen Torlauf auf die Nase! Stehen Sie am Ende nicht als Opfer einer Entwicklung da, die Sie in Gang gebracht haben, die anfangs auch Natur und Mensch genützt hat, jetzt aber zu Lasten von Umwelt und Bürgern geht. Sagen Sie nicht in wenigen Jahren: "Ich wollte nicht wissen, sondern glauben!" - so wie der Schweizer Schriftsteller Max Frisch am Ende seines Lebens über sich selbst schrieb.
Mit freundlichen Grüßen
Jochen Schmidt, Am Bruchfeld 26, 29308 Winsen/Aller


Bayerische Rundschau
Freitag, 29. Juni 2001

Argumente gegen den "Windpark"
Bürgerinitiative Fesselsdorf begründet in einer Stellungnahme ihre Ablehnung des geplanten Energieprojekts


WEISMAIN / FESSELSDORF Mit Enttäuschung hat die Energieagentur Oberfranken auf die Ablehnung des geplanten "Windparks" bei Fesselsdorf durch den Weismainer Stadtrat reagiert und in einer Stellungnahme ihre Gründe zugunsten der Errichtung von Windkraftanlagen dargelegt. Die Argumente der Befürworter sind allerdings nicht stich-haltig für die Bürgerinitiative, die ... nun ihrerseits die Gründe für ihre Ablehnung dar-legt. Nachfolgend ... die Stellungnahme der Bürgerinitiative im Wortlaut:

Es ist verständlich, dass sich die Energieagentur Oberfranken als Interessenverband der Windkraftseite sowohl für den Bau der Turbine in Fesselsdorf als auch für die Errichtung von weiteren Windkraftanlagen in Oberfranken ausspricht. Die Erklärung der Energieagentur fordert uns jedoch zu einer "Gegenstellungnahme" heraus, weil sie in wesentlichen Punkten unrichtig ist.

So wird behauptet, dass die in unserem Ort geplante 800-Kilowatt-Anlage 1.500.000 Kilowatt-stunden (kWh) in das öffentliche Stromnetz einspeisen werde. Das ist völlig unrealistisch. In die-sem Falle müsste die Turbine durchschnittlich zu 21 Prozent (bayerischer Durchschnitt zirka 12 Prozent) ausgelastet sein, was aber im windarmen Bayern nicht zu erreichen ist. Das heißt mit anderen Worten: Um 1,5 Millionen kWh Windstrom zu erzeugen, wären 1875 Volllaststunden (Mittelwert in Bayern rund 1000) erforderlich.

Da eine zu hohe Nutzung bzw. Auslastung unterstellt wird, entsprechen die Angaben über die Schadstoffeinsparungen (Treibhausgas CO2 "rund 1000000 Kilogramm pro Jahr") und über die Energierückgewinnung (in "eineinhalb Jahren") ebenfalls nicht den Tatsachen. Ein Fehler zieht einen anderen nach sich.

Richtig ist allerdings die Feststellung, dass auch künftig nicht der Strombedarf durch Wind-kraft und andere alternative Energien gedeckt werden kann (egal, mit wie vielen zigtausend An-lagen das Land zugestellt wird). Auf konventionelle Kraftwerke kann wegen des Stand-by-Betriebes (Parallelbetriebes) nicht verzichtet werden. Trotzdem mehr Windkraftanlagen zu for-dern - mit der Begründung, die Bayern dürften nicht nur Verbraucher, sondern müssten auch Produzenten des teuren Windstroms sein, ist sonderbar und abwegig. Sollen die Energiekosten noch höher werden? Der Hinweis auf Arbeitsplätze, die der Bau und Betrieb von Windkraftanla-gen in Oberfranken schaffe, ist eine unbewiesene Behauptung. Geradezu unsinnig ist aber die Argumentation, die "Windmüller" erhöhten die Steuereinnahmen der Gemeinde. Wo - unter anderem wegen der Abschreibungen - kein Gewinn gemacht wird, fällt auch keine Steuer an.

Es wird in der Stellungnahme der Energieagentur von eindeutigen politischen Signalen für einen Ausbau der Windkraft gesprochen. Was heute noch "eindeutig" ist, kann morgen schon bei einer anderen Koalition in Berlin überholt sein. Der Widerstand gegen die Überförderung der Windenergie und gegen die enormen Kosten, die das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) der Wirtschaft aufbürdet, ist beträchtlich.

Wenn die Energieagentur Oberfranken auf einen "langjährigen intensiven Planungs- und Ab-stimmungsprozess" bei den ausgewählten Vorbehalts- und Vorrangflächen hinweist, dann stellt sich für uns Fesselsdorfer die Frage, warum keine Windgutachten für unseren Standort erstellt worden sind. Gehören solche Gutachten nicht zum "Planungs- und Abstimmungsprozess"? Fer-ner grenzt es nach unserer Ansicht an Ignoranz und bewusster Irreführung, wenn behauptet wird, dass Windkraftanlagen auf dafür ausgewiesenen Flächen keine größere Beeinträchtigung des Landschaftsbildes als Strommasten darstellen. Soll hiermit das eine Auffällige mit dem anderen entschuldigt werden? Soll uns eingeredet werden, dass Windkraftanlagen Strommasten und Hochleitungen nicht benötigen? Warum wird die Tatsache verschwiegen, dass Windkraftanlagen die Zahl der Umspannwerke erhöht und wegen der geringen Auslastung das hässliche Leitungs-netz überproportional verlängern?

Angesichts dieser Fakten mutet die Schlussfolgerung der oberfränkischen Energieagentur na-hezu zynisch an, der Ausbau der Windkraft liefere einen entscheidenden, unverzichtbaren Bei-trag. Wir Fesselsdorfer sind uns mit anderen Gegen-Wind-Bürgerinitiativen einig, dass es nicht in unser aller Interesse und auch nicht im Interesse unserer Kinder liegt, mit einer Stromerzeugung, die nur dem Scheine nach ökologisch ist, unser schönes Oberfranken zu zerstören.

Die Vertreter der Energieagentur Oberfranken können es uns abnehmen: Wir, das sind 95 Prozent unseres Ortes, hätten nichts gegen die Windkraftplanung in Weismain, wenn die Wind-kraftwerke wirkliche Kraftwerke wären und tatsächlich fossile Energien einsparten. Doch lohnt es sich für einen Einsparungsbeitrag im Zehntel-Promille-Bereich (1999: 0,01 Prozent nach Aus-kunft der bayerischen Staatsregierung) unsere schöne fränkische Landschaft zu einer Industriere-gion zu machen, Urlaubsgäste zu vertreiben und uns Einheimischen hohe Immobilienwertverlus-te zuzumuten? Denn wer kauft schon gerne ein Haus oder ein Grundstück mit Terrassenblick auf einen Windpark in nur etwa 300 Metern Entfernung?