Werkstatt für Landschafts-
und Freiraumentwicklung
Dr. Werner Nohl
Landschaftsarchitekt
Honorarprofessor (TU München)

Stockäckerring 17
D-85551 Kirchheim b. München
Tel. 089 - 903 83 46Fax 089 - 904 58 05
nohl@landschaftswerkstatt.de
www.landschaftswerkstatt.de

Mit welchen landschaftsästhetischen Schäden ist zu rechnen?


Landschaftsästhetische Beeinträchtigungen können konkret und in ihrer ganzen Tragweite immer nur im Zusammenhang mit dem konkret betroffenen Ort und seiner Umgebungslandschaft (oft bis 20 km und weiter) bestimmt werden. Die nachstehende Liste potentieller landschaftsästhetischer Beeinträchtigungen kann dabei als Suchraster dienen:

LANDSCHAFTS-
ÄSTHETISCHE BEEINTRÄCHTIGUNGS-
EFFEKTE


ERLÄUTERUNGEN

technische
Überfremdungen

Windparke geben Landschaften den Charakter von Industriegbieten, das Landschaftsbild wird in aggressiver Weise technisch überformt.

Naturerlebnisverluste

WKA erschweren den präferierten ästhetischen Genuss der landschaft als naturnahe Gegenwelt zu den urban überformten Siedlungsgebieten zu erleben, ist nicht mehr möglich.

Wahrnehmungserschwernisse

Aufgrund ihrer enormen visuellen Auffälligkeit (z.B. extreme Höhe, überschlanke Form, glatte Oberfläche) ziehen W KA die Aufmerksamkeit auf sich ("eye catchers") und erschweren damit die ganzheitliche Wahrnehmung der Landschaft.

Ausstrahlungsverluste

Wegen ihrer gigantischer Höhen wirken WKA nicht nur am Standort sondern "strahlen" visuell bis tief in die Umgebungslandschaften hinein (z.B. ist im Tiefland noch in 38 km Entfernung das obere Drittel einer 150 hohen WKA sichtbar).

perspektivische
Verunsicherungen

Für den Betrachter in Bewegung (z.B. Spaziergänger) führt eine Vielzahl von WKA durch ständige perspektivische Verschiebungen und Überlagerungen zu großer visuell-ästhetischer Beunruhigung.

Rotorbelastungen

Die Rotorbewegung der Flügel stellt eine ausgesprochen landschaftsfremde Bewegung dar und zieht damit hohe ästhetische Störungen des Landschaftsbildes nach sich.

Horizontbelastungen

Aufgrund ihrer Höhe heben sich WKA aus fast allen Betrachterpositionen dominant gegen die mehr oder weniger glatte Horizontlinie(n) ab. Auf diese Weise geht das ästhetisch wirksame Erlebnis des Georeliefs als Primärstruktur der Kulturlandschaft verloren.

Fernsichtbelastungen

WKA führen oft zur "Verschmutzung" der landschaftästhetisch besonders wirksamen Weite- und Ferneerlebnisse.

Sichtverriegelungen

(Windparks stellen sperrige Infrastrukturen dar, es kommt zu ästhetischen Sichtblockierungen. Bei hoher Windparkdichte (WKA-Dichte) fühlen sich Betrachter nicht selten ästhetisch-visuell eingesperrt.

Maßstabsverluste

In der Kulturlandschaft gibt i.A. keine Elemente, die den WKA in der Höhe vergleichbar wären (z.B. sind Dorfkirchtürme meist bis 30 m hoch). Damit sind die gewohnten ästhetischen Maßverhältnisse außer Kraft gesetzt.

Eigenartsverluste

Durch die Errichtung von WKA kommt es meist zur starken Beeinträchtigung des typischen, naturräumlich und kulturhistorisch bestimmten Landschaftscharakters. Dieser auch symbolisch wirksame Charakter (Heimaterlebnis) zieht meist hohe ästhetische Verlustrat

Zerstörungen
exponierter Standorte

Aus windtechnischen Gründen werden WKA auf exponierten Standorten errichtet. Dadurch werden ästhetisch besonders wertvolle Lagen wie Hänge, Kämme, Gipfel, zentrale Partien in Tallagen u.ä. zerstört.

visuelle Strukturbrüche

Durch die dominanten WKA werden oftmals vorgegebene landschaftliche Ordnungs- und Leitstrukturen werden eliminiert, überlagert, verfremdet usw., was hohe ästhetische Verluste nach sich zieht.

landschaftsfremde
Befeuerung

Die Befeuerung der hohen WKA zieht eine erhebliche Beeinträchtigung der typischen ländlichen "Nachtlandschaft" nach sich, und führt damit zur Aufhebung einer charakteristischen tageszeitlichen Facette des Landschaftsbildes.

Einzelheiten zu landschaftsästhetischen Präferenzen, ästhetischen Wirkungen, ästhetischen Belastungen, landschaftsästhetischen Kriterien usw. sind ausführlich dargestellt in:

Nohl, Werner (2001): Landschaftsplanung. Ästhetische und rekreative Aspekte.
__________________Patzer Verlag. Berlin-Hannover
URL: http://nohl.landschaftswerkstatt.bei.t-online.de/buch/index.html

Wissenschaftlich verlässlich lassen sich solche ästhetischen Beeinträchtigungseffekte sehr gut mit psychodiagnostischen Instrumenten, wie sie in der Umweltpsychologie Verwendung finden, darstellen und nachweisen. Liegen entsprechende Fotos, Fotosimulationen, Videos o.ä. repräsentatives Bildmaterial vor, lassen sich entsprechende Untersuchungen mit ver-tretbarem Aufwand (meist sind 25-30 Personen ausreichend) durchführen. Als Beispiel sei verwiesen auf:

Nohl, W. (2001):
Ästhetisches Erlebnis von Windkraftanlagen.
In: Naturschutz und Landschaftsplanung 33 (12), 365-372.


murl.nrw: Landschaftsbildbewertung
Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch mastenartige Eingriffe
Mastenartige Eingriffe, zu denen Antennenträger, Freileitungen und Windkraftanlagen zählen, zeichnen sich dadurch aus, dass sie - naturschutzfachlich betrachtet - vorrangig das Landschaftsbild beeinträchtigen. Als technische Elemente beträchtlicher Höhe wirken sie weit in die Landschaft hinein und mindern damit oftmals ganz erheblich und wegen ihrer Langlebigkeit zugleich nachhaltig den landschaftsästhetischen Wert ihrer Umgebung. - Materialien können heruntergeladen werden.