Warum der Vogelsberg seinen Namen nicht verdient und was dem Hügelland droht, schildert ein im Magazin des Naturschutzbundes (NABU) nicht publizierter Leserbrief:

Thema Vogelsbergteiche ("Haubentauchers Heimat" in Heft 1/2001) - Windkraft gefährdet Vogelwelt

Bei der Beschreibung der Vogelsbergteiche ist die Erwähnung eines landschaftsprägenden Elementes vergessen worden: Im Vogelsberg zerreißen, beunruhigen und dominieren bereits rund 120 gewaltige Windrotoren das Land, weitere 70 sind geplant.

Eine vormals intakte Mittelgebirgslandschaft wird mit riesigen Industriebauten zersiedelt, deren nervöse, zudringliche Drehbewegungen keinen Blick mehr ruhen lassen, deren Fauchen und Heulen die letzten Rückzugsgebiete für Tier und Mensch zerstören. Sie bilden Sperrriegel quer zu einem Hauptzugkorridor der Kraniche, zerstören beweisbar Reviere und Brutplätze von Schwarzstorch, Rotmilan und Raubwürger, entwerten in ihrer Umgebung große Flächen als Brut-, Rast- und Nahrungsgebiet. Neun dieser Anlagen umstehen den Obermooser Teich in einer Entfernung von 900 bis 2.000 Metern.

Wir Aktivisten an der Basis beobachten die negativen Auswirkungen nicht nur auf die Vogelwelt seit Jahren. Bestätigt werden wir von verschiedenen Gutachten. Die "Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz" etwa stellt im August 2000 fest: "Nachgewiesenermaßen gehen von Windindustrieanlagen erhebliche Beeinträchtigungen für Brut-, Rast- und Zugvögel aus."

Möglich ist diese beispiellose Zersiedlung der Landschaft, weil eine seltsame Koalition aus "grüner" Ideologie und knallhartem Profitinteresse es geschafft hat, eine kritische Debatte zu tabuisieren. Offenbar wird sogar unser Vizepräsident Michael Succow zensiert. In Naturschutz heute habe ich noch niemals etwas über seine scharfe Kritik am hemmungslosen Ausbau der Windindustrie gelesen. Immer mehr aktive NABU-Mitglieder erwarten auch von ihrem eigenem Verband eine sachliche, vor allem ideologiefreie Auseinandersetzung mit dem Thema. Michael Schier, 36341 Lauterbach