Zu dem rührenden NABU-Aufruf an Kinder, ihr Taschengeld dem NABU für Storchenprojekte zu spenden, um damit den Rückgang dieser Vögel zu bremsen reagiert der Vogelwart und Inselvogt von Memmert,  Reiner Schopf und schreibt:
Windenergie ist ökologisch verhängnisvoll
Weiß überhaupt noch jemand, dass Naturschutz eine staatliche Aufgabe ist und die rot-grüne Regierung ihre Verpflichtungen völlig vernachlässigt? Der Umweltrat hat im vorigen Jahr deshalb die Regierungen der Länder und des Bundes hart kritisiert. Eine der vordringlichsten Aufgaben der Naturschutzverbände wäre es, die Politiker aller Ebenen auf ihre gesetzlichen Verpflichtungen gegenüber der Natur hinzuweisen und ihre Umsetzung zu kontrollieren. Ebenso zwingend müssten sie auf die Behebung der Defizite drängen.

Aber während einzelne Ortsgruppen Geld sammeln, um kleine Flächen anzukaufen, versäumen es die Landes- und Bundesgeschäftsstellen des NABU und BUND nicht nur, die Öffentlichkeit zu mobilisieren, um Druck auf die Politiker auszuüben, sondern sie unterstützen sogar Naturzerstörung. Beispielsweise indem sie die ökologisch verhängnisvolle Windenergie befürworten. Im Namen der Windmüller werden ganze Landschaften in Industriegelände verwandelt. Von wegen storchenfreundliche Landschaft!

Die Hoffnung, dass die biologische Landwirtschaft den Artentod stoppen wird, ist Illusion. Der Bauernverband setzt sich vehement für die mit Milliardenbeträgen subventionierte Intensiv-Landwirtschaft ein. Dahinter steht auch die chemische Industrie, die ihre treuesten Kunden, die Bauern, nicht verlieren will. Selbst wenn das Ziel, 10 bis 20 Prozent der Flächen biologisch zu bewirtschaften, erreicht werden sollte, werden auf 80 bis 90 Prozent der Flächen die Gift-, Dünger-, Gülle- und Monokultureiferer das Sagen haben, gelenkt von der Agrarlobby.

Im Landkreis Aurich fordern die Bauern: Weg mit den Wallhecken! - die maschinengerechte Agrarsteppe lässt grüßen. Besteht da viel Hoffnung auf eine wildtierfreundliche Landschaft? Wo bleiben die NABU-Leute bei diesem grausigen Spiel? Sie haben oft anderes im Sinn, wie zum Beispiel der Ortsvereinsvorsitzende des NABU Esens, Axel Heinze, der die Einrichtung eines FKK-Geländes in einem Gebiet befürwortet, in dem bedrohte Vögel brüten. Oder sie engagieren sich halbherzig, reagieren zu spät oder gar nicht, wenn Politiker und wirtschaftliche Interessengruppen beschließen, den Naturschutz zurückzuschrauben. Siehe das neue Nationalparkgesetz! Sicher stehen gute Absichten hinter der Aufforderung, Geld für die Störche zu spenden, aber solche Aktionen lenken auch davon ab, dass die Verbände ihre wichtigsten Aufgaben dilletantisch ohne Nachdruck und mit wenig Engagement wahrnehmen.

Es ist eine Illusion, mit Patenschaften und der Hoffnung auf die Agrarreform und einem Bewusstseinswandel beim Umgang mit Natur viel zu erreichen, wenn sich die Verbände nicht professionell und offensiv für die Umsetzung geltender Naturschutzgesetze engagieren. Aber sie sind dafür bekannt, dass sie zu fast jedem Kompromiss bereit sind.
R. Schopf, Memmert, 26571 Juist  (16.08.01)