Die Janßens 

An den BUND
Bundesgeschäftsstelle
Am Köllnischen Park 1
z. Hd. Frau Dr. Zahrnt

10179 Berlin

Sehr geehrte Frau Dr. Zahrnt,

vor einigen Tagen schickten Sie meiner Frau einen Brief, in dem Sie um Spenden für den Erhalt der Diepholzer Moorniederung bitten. Meine Frau bat mich, diesen Brief zu beantworten.

Mir ist die Kinnlade heruntergefallen, daß gerade der BUND als starker Windkraftbefürworter zu dieser Zeit um Spenden für den Erhalt der Diepholzer Moorniederung bitten mag. Gerade in diesen Tagen wird in unmittelbarer Nähe (3 bis 4 km) dieser erhaltenswerten Diepholzer Moorniederung ein Windindustriegebiet mit 20 Anlagen je 140 m Gesamthöhe aufgebaut. Der BUND sieht schweigend zu bzw. schreit laut "Hurra".

Was nützt ein mit unseren Spendengeldern geschützer Vogel, wenn er demnächst an den Rotoren der Windanlagen sein Leben verliert, oder ist 4 km eine Entfernung für einen Vogel?
In Jever, Kreisstadt von Friesland wird in diesen Tagen ein Windindustriegebiet gebaut - genau auf dieser Fläche hat Herr Lose aus Jever direkt vor Beginn der Bauarbeiten noch 500 Kibitze gezählt!

Kibitze stehen auf der "Roten Liste" - warum schweigt der BUND? Entlang der ostfriesischen Nordseeküste stehen mehrere Windindustriegebiete nachweislich auf früheren Vogelrastflächen - die Bedeutung der Flächen war lange vor Planung und Baubeginn der Anlagen bekannt (Gutachten Dr. Schreiber für das NLÖ Niedersachsen) - der BUND schwieg! In Wybelsum am Dollart wurde jetzt in unmittelbarer Nachbarschaft riesiger Vogelrastgebiete das größte Windindustriegebiet Europas gebaut (trotz eines laufenden Verfahrens vor dem Europäischen Gerichtshof) - der BUND sieht zu! Direkt vor unserer Haustür - nördliches Ammerland / Nähe Jadebusen - wurden Windindustrieanlagen aufgebaut. Bis zum Bau der Anlagen rasteten bei uns Schwäne, Gänse, Enten usw.; jetzt machen alle Vögel (bei guten Sichtverhältnissen) einen großen Bogen um diese Turbinen. Rastvögel gibt es bei uns nicht mehr!

Menschenschutz ist zwar kein Anliegen des BUND, aber auch wir werden, wenn möglich, bald unser Haus in der Nähe der Windturbinen verkaufen und uns ein ruhigeres Plätzchen suchen.

Windindustrieanlagen nützen nur den Investoren, einigen wenigen Landeigentümern, den Herstellern der Anlagen und den unzähligen Planungsbüros. Die Energieausbeute ist nur sehr gering, an guten Küstenstandorten bis 25 %, im Binnenland eher 10 - 15 % der Nennleistung der Anlagen. Da der Wind nur sehr unregelmäßig bläst, müssen immer herkömmliche Kraftwerke mitlaufen, um das Netz stabil zu halten. Kaum ein elektrisches Gerät funktioniert, wenn Spannung oder Frequenz nicht stabil sind. Auch die PC's in Ihrem Büro, Heizung usw. würden den Dienst versagen, wenn sie nur von Windstrom gespeist würden. Die "Windmüller" bedienen sich der öffentlichen Stromversorgung und sahnen dank EEG und fetter Steuervorteile kräftig ab.

Erst wenn der BUND grundsätzlich seine Meinung zur großflächigen Industriealisierung Deutschlands durch Windturbinen ändert, werden wir Ihrer Bitte nach Unterstützung des BUND nachkommen.

Gerd Janßen

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Gloria u.Gerd Janßen Conneforde, den
4. November 2001
Klattenhofstraße 5
26215 Wiefelstede
Tel. 04456-9181-03 Fax -05
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