Allgemeine Zeitung, 06.07.2001
Mit der Windenergie und deren Anlagen beschäftigt sich ein Leser aus Ober-Flörsheim.
Flügelschlag
Die Verbandsgemeinde hat der Windenergie für Ober-Flörsheim unter Auflagen zugestimmt. Die Argumente der Windenergiegegner kann ich nicht verstehen – gegen die Atomenergie zu sein und gleichzeitig die Windenergie abzulehnen. Natürlich werden die Atomenergiebetreiber noch Jahre den
Strompreis bestimmen wollen. Deshalb sollte man für Ersatz sorgen und Windenergie dort einsetzen, wo sie Nutzen bringt. Die Bedenken des Nabu über Vogelschutz teile ich nicht. Lässt man den Vögeln Nist- und Nahrungsmöglichkeiten, werden sie sich schnell auf Veränderungen in der Landschaft einstellen. Ein Grüngürtel aus Bäumen und Sträuchern um Ober-Flörsheim würde diesem Zweck dienen. Übrigens: Wussten Sie schon, dass ein großer Baum in einer Stunde zwei Kilogramm giftiges Kohlendioxyd schluckt und mehr als zwei Kilogramm lebensnotwendigen Sauerstoff spendet? Ich finde es unverantwortlich, wie im „Kornworm“ Nummer zwei vom 17. Mai geschehen, unser Neubaugebiet durch ein Phantombild zu entwerten. Sie schaden nicht nur sich selbst und den Neubürgern, die dort schon gebaut haben, sondern auch der Gemeinde. Die Windräder als Monster zu bezeichnen, ist Ansichtssache. Ich kann sogar etwas schönes daran finden, sie abends bei Sonnenuntergang mit ihrem sanften Flügelschlag beobachten zu können. Es wäre gut, auch über Fehler der Vergangenheit zu unterrichten. So wurde zum Beispiel durch den Ober-Flörsheimer Bürgermeister und Gemeinderat 1844 der Plan, die Stetter Straße auf geradem Weg in Richtung Westhofen zu bauen, abgelehnt. Bei richtiger Entscheidung wäre Flomborn der Lärm und die Gefahr des Schwerlastverkehrs erspart geblieben. Darum ein Appell an die Ober-Flörsheimer Ratsmitglieder: Gemeinnutz geht vor Eigennutz. Trefft die richtige Entscheidung für die Windenergie und bemüht Euch weiter um einen Einkaufsmarkt, damit Eure Enkel später stolz auf Euch sein können.
Arnold Schmitt, Heilighäuschenweg 14, Ober-Flörsheim


Strompreisdiktat:
Per Gesetz (EEG April 2000) dazu verdonnert muß das
EWR für den windigen Strom der Windradbetreiber dreimal so viel bezahlen (=17,8 Pf) wie für den im Mannheimer Großkraftwerk erzeugten Strom. Kein Wunder also, daß der "Grüne Naturstrom" in Gold zertifiziert den "Naturstrom-Kunden" mit einem Aufpreis von 8,12 Pf./kWh als ein besonders effektiver Einsatz ihrer Zahlungen angeboten wird. Da jedoch "Naturstrom-Kunden" ausgesprochen dünn gesät sind, bezahlen ausnahmslos ALLE Stromabnehmer den überteuerten Tand aus sogenannten "erneuerbaren Energiequellen". Wir ALLE, auch die Oma mit der kleinen Rente, bezahlen schon jetzt rund zwei Pfennig mehr für 1 kWh, ob wir "Naturstrom" wollen oder nicht. Pro Haushalt bedeutet dies eine jährliche Verteuerung des Stroms von rund 50.- DM plus rund 120.- DM Ökosteuer! "Den Löwenanteil macht dabei Strom aus Windkraft." Für die "Windmüller" kommt das Geld also aus der Steckdose ...


EU-Vogelschutzgebiet "SPA" = Special Protection Area" Laut beigefügtem Ergebnisprotokoll eines Expertengespräches vom 23.03.01 ist das fragliche Gebiet ein "faktisches Vogelschutzgebiet", dessen Meldung der europäischen Vogelschutzrichtlinie gemäß bevorsteht. In Hinblick auf europäische Vogelschutzgebiete wurde das sog. Santona-Urteil des EuGH vom 02.08.93 angeführt, nachdem ein Gebiet, das wegen seiner herausragenden Bedeutung für den europäischen Vogelschutz ohne jedes Auswahlermessen unter Schutz gestellt werden muß, und die strengen Schutzbestimmungen des Art.4 Abs.4 Vogelschutzrichtlinie unmittelbar gelten. Als ein "prinzipiell strikt zu beachtendes Planungsverbot" wirkt dieser Artikel in "faktischen Vogelschutzgebieten". Nur in ganz besonderen Ausnahmefällen könne dieses generelle Planungsverbot überwunden werden. Folglich sind Bauleitpläne, die im Sinne des Art.4 Abs.4 Vogelschutzrichtlinie die Lebensräume der Vögel beeinträchtigen können, stets unzulässig, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob die nach dem Bauleitplan zulässigen Vorhaben (z.B. ein Windpark) die Gebiete selbst oder deren Umgebung betroffen sind. -


Der Wald bzw. "Grüngürtel" gilt als "grüne Lunge". Bekanntlich atmen grüne Pflanzen CO2 ein und geben Sauerstoff frei. Für Fichten und andere Nadelbäume trifft das allerdings nicht zu. Bei Laubbäumen stimmt das, aber nicht immer. Sie gönnen sich nämlich einen langen Urlaub. Nur in der relativ kurzen Zeit von vier bis sechs Monaten, in denen sie frische Blätter tragen, liefern sie auch Sauerstoff. Jede Wiese, jedes Getreidefeld (z.B. auch Winterweizen) erfüllt die beim Wald gepriesene Lungenfunktion viel besser. Wenn man - was Biologen getan haben - die Oberflächen der Grashalme, die auf der Grundfläche, die ein Baum benötigt, mit der Blattoberfläche dieses Baumes vergleicht, bekommt man ein erstaunlich ähnliches Ergebnis. Aber ein Büschel Gras ist für uns eben noch kein Baum.
Auch als Luft- und Wasserfilter soll sich der Wald bewähren. So sagen es die Schlagworte. Im Schatten der Bäume ist es kühler, außerdem verbreiten sie gewisse ätherische Öle. Beides erweckt den Eindruck, daß hier die Luft frischer sei. Das ist alles. Und die Filterfunktion? Nichts anderes geschieht auf jeder Wiese, auf jedem bewachsenen Feld. Nüchtern gesehen unterscheidet den Wald nichts von einem Kartoffelacker - außer natürlich die Form des Ertrags.
Wolfgang Roeder
Die landwirtschaftliche Produktion beginnt mit dem Prozeß der Photosynthese in den Grünpflanzen, wobei Sonnenenergie, Wasser und Kohlendioxyd gebraucht werden. Diese Stoffe sind frei verfügbar. Man kann deshalb feststellen und definieren, daß Landwirtschaft ,,etwas aus nichts" produzieren könnte. Unter den wichtigen Kulturpflanzen hat die Zuckerrübe den höchsten Wirkungsgrad bei der Nutzung der Sonnenenergie; sie liefert die größte Menge an Sauerstoff und nimmt am meisten Kohlendioxyd auf. Vergleicht man einen Hektar Wald mit der gleichen Fläche Zuckerrüben, so sichert der Wald den jährlichen Sauerstoffbedarf von 23 Menschen, die Zuckerrüben von rund 80 Menschen.
Quelle


Giftgas: Kohlendioxyd ist derart "giftig", daß es als "Schutzgas" für Lebensmittel Verwendung findet! Salat oder Fleisch werden oft unter "Schutzatmosphäre" verpackt. Sauerstoff kann durch Oxidation bei empfindlichen Lebensmitteln zu einem schnelleren Verderb führen und begünstigt das Wachstum einiger Mikro-Organismen. In der Lebensmittelverpackung wird zunächst ein Vakuum erzeugt und somit der Sauerstoff entzogen. Anschließend wird die Packung mit einem neutralen Schutzgas wie Kohlendioxid (E290) oder Stickstoff (E941) gefüllt. Diese Schutzgase gelten als gesundheitlich unbedenklich.


Für den Schaden und einen schlechten Namen ist "die Gemeinde" derzeit in eigener Regie tätigt. Die Neubürger fanden das Phantombild herrlich. Was sie aufregt ist vielmehr die vom Gemeinderat ausdrücklich - des Geldes wegen - gewünschte Entwertung ihres Lebensumfeldes durch reale riesen Windrotor-Monster:
Eine Gemeinde braucht Geld. Aber muss das auf Kosten der Bürger, vor allem der Neubürger sein? Als wir das Grundstück in Ober-Flörsheim entdeckten, glaubten wir am Ziel zu sein: Unverbauter Blick auf den Donnersberg, eines der Wahrzeichen unserer Region. Natur pur, Ruhe, um Kraft für unseren Stress-Job tanken zu können - und das zu einem bezahlbaren Preis.

Auf unsere wiederholte Frage, ob noch etwas geplant sei, das uns diesen sensationellen Blick versperren könnte, hieß es: allerhöchstens noch eine Häuserreihe. Nun, dass sich ein Ort vergrößert, ist normal. Da wir gerne nette Nachbarn haben, war das für uns o.k. und wir kauften das Grundstück von der Gemeinde Ober-Flörsheim. Keiner der Verantwortlichen hielt es für nötig uns mitzuteilen, dass diese "Nachbarn" über 100m hohe Stahlriesen auf einem riesigen Betonfundament sein sollen. Erst Wochen nach dem Kauf wurden wir durch Dritte informiert. Nun erst erklärte Herr Vogt (Exbürgermeister), dass ein Windpark schon lange Thema im Ort sei.
Warum wurde uns das nicht gesagt und warum steht das nicht in der Ober-Flörsheimer Entwicklungsgeschichte, die wir auf Erfragen bei der Gemeindeverwaltung erhielten, wenn das ein so großer Fortschritt für den Ort werden soll? Viele störten diese Anlagen nicht, hieß es. Es ist aber ein Unterschied, ob man die Monster nur beim Spazierengehen sieht oder ob man mit ihnen tagein, tagaus leben, sie ansehen und anhören muss. Sich ständig wiederholende Lichteffekte durch die Rotoren und monotones Surren sind für uns unerträglich.
Wenn der Windpark kommt, werden wir gezwungen sein, dies lange ertragen zu müssen, denn unser Grundstück und das darauf gebaute Haus werden drastisch an Wert verlieren bzw. unverkäuflich sein und so eine Flucht unmöglich machen. Niemals hätten wir uns dort ein Grundstück gekauft, wenn wir von den Windparkplänen gewußt hätten – und viele Andere mit Sicherheit auch nicht!
Birgit Seitter, z.Z. noch Worms-Pfeddersheim, demnächst Ober-Flörsheim (Quelle: De Kornworm Nr. 4)


Die GRÜNEN (Landschafts-)ästhetischen Vorlieben - waren in der AZ - "Windräder schaden nicht" - nicht näher spezifiert, aber im Wochenblatt vom 21.06.01.
"Über Fakten könne man reden, doch über (Landschafts-)ästhetische Vorlieben solle man nicht streiten, so Grünen-Sprecher Neumann: "Ich finde das Motto 'Weg mit den Alpen - Freien Blick zum Mittelmeer!' ja irgendwie spitze, aber bei den Windrädern bleibt doch nur das Lamentieren 'Igitt, man kann sie ja sehen!'. Im Gegensatz zu unseren Industrie- und Neubaugebieten wirken die Windräder in der Landschaft wohltuend. Ich bin gern in ihrer Nähe und sehe gern aus der Ferne, wie sie sich drehen, sie sind Orientierungspunkte am Horizont." -
Wie sich zeigt weisen GRÜNE gelegentlich ein gestörtes ästhetisches Feingefühl auf. Die damit kaschierten Wissensdefizite gipfeln in einer völlig verqueren Argumentation, indem Neubaugebiete und Industriegebiete in einen Topf geworfen werden. Die unlogische  Diskrepanz des Vergleiches wird nicht wahrgenommen. Windindustriegebiete stehen Neubaugebieten entgegen, weil kein vernüftiger Mensch freiwillig und ohne Not sein teures neues Haus in die Nähe eines Wind-Industriegebietes bauen wird oder will! Besonders diese Art der Industriegebiete werden von "Durchschnittsbürgern" weder aus der Ferne noch aus der Nähe als "wohltuend" empfunden.


Hier was Gemeinderäte, die das Gemeinwohl vor die schnelle Mark stellen, davon halten: Die zum Schutzgut Landschaft vorgelegte Beurteilung ist "relativ knapp von insgesamt untergeordneter Bedeutung abgehandelt". Zur Bewertung von Eigenart und Naturnähe der Landschaft ist sogar der vorhandene Windpark als "positiv" bestimmendes Element herangezogen worden. Nicht ausreichend berücksichtigt ist, daß "die freie Landschaft ein an sich bereits schützenswertes Gut darstellt und als solches von verfremdenden und überformenden Elementen freizuhalten ist". Auch die Menge der verfremdenden und überformenden Elemente, und wie viele für die Landschaft und den Menschen überhaupt (v)erträglich sind, wird kontrovers diskutiert. Daher soll vorsorglich zugunsten der freien Landschaft und der darin lebenden Menschen entschieden werden.

"Gemeinnutz geht vor Eigennutz" ... dieser Spruch hat Tradition:
2. Die Propaganda
2.1 Der Wahlkampf
Schon zu Zeiten der Weimarer Republik führte Hitler erbittert seinen Wahlkampf. Hierzu nutzte er vor allem die Weltwirtschaftskrise ... Hitler wollte jedoch "legal" an die Macht kommen ... Auf seinen Wahlplakaten machte er von nun an jede Situation zum Thema. So auch sein Redeverbot durch einige Länder, hierzu war auf den Wahlplakaten zu lesen: "Warum darf Adolf Hitler nicht reden? Haben sie Angst entlarvt zu werden...?" Der wichtigste Wahlspruch der NSDAP war jedoch, "Gemeinnutz vor Eigennutz". Mit Hilfe dieses Grundsatzes erklärte Hitler später alle seine Taten, weil die Vernichtung eines Einzelnen schließlich "nur dem Volk" dienen sollte.