Brennende Windrad-Teile flogen bis zu 300 Meter weit - KLICK hier

Bundesdatei Windradunfälle

Bild am Sonntag, 16.12.01
Risiko Riesen-Rotor

Immer wieder gibt es Unfälle bei den Riesen-Rotoren, zuletzt in Emden.
Und auch die geplanten Anlagen im Meer bergen Risiken.

Von SILKE SPERLING

Mit einem gewaltigen Rauschen donnerte der Koloss in die Tiefe: Das vier Tonnen schwere und 33 Meter lange Rotorblatt knickte um und stürzte aus 67 Meter Höhe ab. Das Unglück geschah am 22. November im Wybelsumer Windpark in Niedersachsen, die Ursache ist noch nicht geklärt. Der letzte Unfall einer Windkraftanlage - kein Einzelfall. Immer wieder kommt es zu schweren Unfällen bei den Riesenrotoren.
Im Sommer schlug in eine Windkraftanlage bei Littdorf (Sachsen) der Blitz ein. Ein Rotorblatt explodierte, weitere Anlagen des Windparks an der B 169 wurden schwer beschädigt.

Offiziell gibt es keine Unfallstatistik. "Ein abgebrochenes Rotorblatt ist eine Ausnahme", beschwichtigt Jochen Twele (43) vom Bundesverband WindEnergie in Berlin. Das sieht Dieter Krämer (66) vom Bundesverband Landschaftsschutz (BLS), Anlaufstelle von über 600 Bürgerinitiativen gegen Windkraft, ganz anders: "In den letzten zwei Jahren haben wir mindestens 38 Unfälle dokumentiert, davon 26 Flügelabstürze, 6 Blitzeinschläge, 4 Brände, 2 komplette Gondelabstürze." Sowie 22 Unfälle wegen Vereisung allein im vergangenen Winter. Viktoria Roloff aus Diepholz (Niedersachsen) wäre beim Spaziergang fast von einem armlangen Eisklotz getroffen worden, der von einem Rotor aus 70 Meter Höhe herabfiel. "Ich konnte gerade noch zur Seite springen, sonst hätte er mich am Kopf erwischt. "

10.500 Windräder sind bundesweit in Betrieb. Die Branche boomt, denn Windstrom wird subventioniert. Ein lukratives Geschäft, das nach Meinung von Kritikern aber Risiken birgt.

Risiko 1: der Standort. "Wir fordern einen Sicherheitsabstand von 600 Metern zu allen Verkehrswegen", sagt Dieter Krämer. Denn Windkraftanlagen stehen nicht nur in der Nähe von Wohngebieten - einen einheitlichen Mindestabstand gibt es nicht -, sondern auch an Autobahnen und Eisenbahngleisen.

Risiko 2: mangelnde Kontrolle. "Die Gefahr von Unfällen ist groß, weil keine regelmäßigen Kontrollen der Anlagen durch unabhängige Gutachter - etwa durch den TÜV - gesetzlich vorgeschrieben sind", warnt Krämer. Fundament und Bauwerk der Anlage werden vom Bauamt genehmigt. Ob eine Maschine aufgestellt wird, entscheidet eine Typprüfung. "Sie ist die baurechtliche Zulassung für den Aufbau einer Anlage", erklärt Jürgen Kröning von der Zertifizierungsstelle Windenergie beim TÜV Nord in Hamburg. Gleichzeitig werden Auflagen zur regelmäßigen Kontrolle gemacht, die in der Baugenehmigung festgeschrieben sein sollten und damit für den Betreiber verbindlich sind. "Leider nehmen nicht alle Baubehörden die Auflagen ernst", bedauert Kröning. Seine Forderung: "Die regelmäßige Überprüfung sollte in allen Baugenehmigungen festgeschrieben sein. Rotorblätter sollten alle zwei, Maschine, Turm und Bauwerk alle vier Jahre kontrolliert werden."

Risiko 3: fehlende Sicherheitsstandards. Die Anlagen haben zwar eine zweijährige Garantie vom Hersteller, aber einen TÜV, der die Sicherheitsstandards regelmäßig überprüft, gibt es nicht. "Wir würden es begrüßen, wenn es endlich eine bundeseinheitliche Regelung gäbe", meint Windkraftexperte Walter Bracht vom TÜV Nord in Paderborn.

80 Prozent der für Windkraftanlagen in Deutschland ausgeschriebenen Flächen sind inzwischen verbaut. Deshalb weichen die Betreiber aufs Meer aus. Am 9. November wurde der erste Hochsee-Windkraftpark in der Nordsee genehmigt. Doch auch auf dem Wasser bleiben Risiken: "Die Anlage ist in einem Verkehrstrennungsgebiet geplant, den Verkehrsstraßen der Seeschifffahrt", kritisiert Ingo Ludwichowski (40) vom Naturschutzbund Schleswig-Holstein "Das ist so, als würde man eine Windkraftanlage auf den Mittelstreifen einer Autobahn setzen."

Nordemey

Bei Marlis (54) und Lothar Zilles (55) von der Insel Nordemey krachte im Mai 2000 ein Rotorblatt der 120 Meter entfernen Windkraftanlage in den Garten. "Alles war voll Trümmer, ein Stahlrohr hatte die 36 Zentimeter dicke Hauswand durchschlagen", erzählt Tochter Silke (30). "Gleich am nächsten Morgen hat der Betreiber die Überreste entfernt, die Anlage wurde kurz darauf abgebaut. So konnte sich kein Gutachter den Schaden ansehen", meint Lothar Zilles. Per Gerichtsbeschluss erreichten Zilles im August 2000 die Stilllegung der verbliebenen drei Anlagen - die nächste war nur 50 Meter vom Haus entfernt. "Bis heute haben wir keine Entschuldigung und kein Geld bekommen", empört sich Marlis Zilles. "Für den Schaden ist schließlich unsere Versicherung aufgekommen." Tragisch: Nach einem Monat Warten wollte Malermeister Zilles endlich das Loch in seiner Hauswand reparieren, fiel dabei vom Baugerüst und ist seitdem berufsunfähig.

36.000 Jobs durch Windkraft

Moderne Windkraftanlagen wurden bereits in den 40er Jahren entwickelt, aber erst die Ölkrisen in den 70er-Jahren führten zur Realisierung der Pläne. 1981 wurde in Schleswig-Holstein eine Pilot-Windkraftanlage errichtet, 1991 begann die flächendeckende Bebauung. Seitdem entwickelte sich Windkraftenergie zum Industriezweig. Derzeit sind über 36.000 Menschen in der Branche beschäftigt - fast so viele wie in der Atomindustrie. Nach Schätzung des Bundesverbandes WindEnergie entstehen durch die geplanten Hochsee-Windparks in Nord- und Ostsee in den nächsten Jahren 25 000 neue Arbeitsplätze. [Vgl. FAZ vom 20.12.01]

In Deutschland gibt es rund 10.500 Windräder mit einer Gesamtleistung von 7.500 Megawatt. Drei Prozent des Strombedarfs in Deutschland werden derzeit mit Windkraft gedeckt.

Eine moderne Windkraftanlage hat eine Leistung von 1 Megawatt, einen Rotordurchmesser von 70 Metern und eine Nabenhöhe von bis zu 100 Metern. Sie erzeugt im Jahr rund 3,5 Millionen Kilowattstunden Strom - genug Energie für 1000 Vier-Personen-Haushalte.

Eine Windkraftturbine für Hochseenutzung mit einer Leistung von bis zu fünf Megawatt wird derzeit entwickelt. Eine solche Anlage könnte durch starke Winde im Jahr rund 17,5 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren - ausreichend Energie für rund 5.000 Vier-Personen-Haushalte.

Emden
Gigant verlor seinen Flügel

Bereits zum zweiten Mal innerhalb nur eines halben Jahres machte ein Rotorblatt in Wybelsum schlapp. Der 33 Meter lange, vier Tonnen schwere Flügel der Windkraftanlage knickte in Sekunden ab, krachte anschließend aus 67 Meter Höhe auf den Boden und blieb direkt neben der Windkraftanlage liegen (großes Foto). "Die Ursache ist noch nicht geklärt, sagt Klaus van Ahrens, Geschäftsführer beim Betreiber Windpark Wybelsumer Polder GmbH, der das Unglückswindrad gehört und die mehrere Anlagen im Windpark betreibt. Der Unfall geschah am 22. November, im April war schon einmal ein Rotorblatt einer baugleichen Anlageabgebrochen. Die jetzt betroffene Windkraftanlage ist erst zwei Jahre alt. Der Rotor, der aus einer Glas-Kohlefaser-Mischung besteht, wurde regelrecht zerfetzt, "Wir haben sämtliche Windkraftanlagen sofort überprüft," erklärt van Ahrens.

In Husum Windrad umgerissen - Im schleswig-holsteinischen Husum wurde am Abend ein etwa 50 Meter hohes Windrad vom Sturm umgerissen. Wegen umgestürzter Bäume mussten zudem in Schleswig-Holstein viele Straßen und wegen der Orkanböen besonders die Hochbrücken über den Nord-Ostsee-Kanal sowie zur Insel Fehmarn vorübergehend gesperrt werden. Ab Mitternacht flaute der Wind ab. (NDR, 29.01.02)

„. . . dass ganz Schlimmes passiert“ 
Immer wieder Unfälle mit Windkraftanlagen – Institut: Mängel nie vollends auszuschließen Kompakt
Das Wilhelmshavener Windenergie-Institut bescheinigt den Anlagen „hohe Betriebssicherheit“. Der Bundesverband Landschaftsschutz sieht das völlig anders.

Oldenburg/Wilhelmshaven. Johann Tjarks ist so geknickt wie das Rotorblatt seiner Windkraftlage, das zerschmettert in einem matschigen Acker in Wangerland (Kreis Friesland) steckt: „Können Sie sich vorstellen, wie mir zumute ist?“ Mit unvorstellbarer Wucht hatte ein „Schlagwind“ am Dienstag das Generatorgehäuse einer seiner beiden 250-Kilowatt-Anlagen komplett weggerissen und einen Teil des 27 Meter Durchmesser zählenden Rotors mehr als 100 Meter fort gewirbelt. Weil keine Straße in der...


Pressemitteilung vom 26. Februar 2002
Bundesverband Landschaftsschutz (BLS)
In der Nacht zum Freitag, 22. Februar 2002, schleuderte in Huppenbroich im Kreis Aachen der Sturm einen 7,50 Meter langen Flügel einer Windkraftanlage 40 Meter weit. Darüber berichteten die Ingenbroich-Nachrichten von heute. Ursache sei ein "unentdeckter Fertigungsfehler", so der Betreiber.

Weil seit Jahren Windkraftteile und Eisbrocken über 400 Meter geschleudert werden und nach mathematischen Berechnungen noch deutlich weiter, fordert der BLS von allen Verkehrswegen einen Abstand von mindestens 600 Metern.

Erst am 18. Februar 2002 flog in Javenloch bei Jever ein 27 Meter langer Flügel 235 Meter weit und das Generatorgehäuse flog auf das Trafohäuschen. Schaden: 200 000 bis 250 000 Euro.

Allein innerhalb eines Monats seien 5 Fälle bekannt geworden, außer den unbekannten. Daneben gebe es ständig Eiswurf, wie zum Beispiel anläßlich des Besuchs eines Windparks durch Landtagsabgeordnete der CDU aus Rheinland-Pfalz in Sefferweich, Eifel.
"Wir haben doch gerade gesehen, wie es herunter gefallen ist", sagte eine Abgeordnete, als der Betreiber meinte, die Eisscholle sei nicht vom Windrad.
(Trierischer Volksfreund von heute, 26.2.2002). Fotos von Eiswurf können geliefert werden.

Am 25. Februar 2002 setzte der Blitz eine Windkraftanlage in der Nähe von Großhabersdorf im Landkreis Fürth in Brand. Die Feuerwehr musste machtlos zusehen, wie der 24 Meter lange Flügel in 70 Meter Höhe abbrannte. Schaden: 50 000 Euro.

Am 28. Januar 2002 knickte bei Husum, Schleswig-Holstein, ein Windrad im Sturm am Sockel um. "Zum Glück ist das Windrad auf ein freies Feld  gefallen", sagte Betreiber der Zeitung. Deshalb sei niemand verletzt worden. Schaden: 250 000 Euro.
Beinahe hätte der Stahl-Koloss einen Mechaniker, der beim Sturm technische Probleme beheben wollte, getroffen. "Er war gerade auf dem Weg, als das Windrad mit kreisendem Propeller wie eine Bahnschranke zu Boden ging", so die Hamburger Morgenpost vom 30. Januar 2002.

Am 27. Januar 2002 sah der Samtgemeindebürgermeister von Wolfenbüttel höchstpersönlich wie ein Fiberglasflügel im Remlinger Windpark in Tausende von Einzelteilen zersplitterte. Da die Windkraftanlage rund 500 Meter vom Ortskern entfernt sei, habe keine Gefahr für die Bevölkerung bestanden, sagte der Betreiber der Wolfenbütteler Zeitung (29. 2. 2002).

Unfallberichte finden Sie in [1] und [2], und in
[3] eine (pdf) Fotodokumentation zum Eiswurf/-abfall
Excel-Berechnungstabelle - Wie weit fliegen Eis- oder andere WKA-Brocken bei Defekten?

dazu - anstatt
Windrotoranlagen und die von ihnen ausgehenden Belästigungen und Gefahren kommen zu den von den Kernkraftwerken ausgehenden Gefahren noch DAZU.
Windkraftanlagen sind Additive. Sie fungieren nicht anstatt (Kern)Kraftwerken sondern zusätzlich - nur im Zusammenspiel - mit ihnen. Deshalb beeinträchtigen und gefährden sie auch zusätzlich die Umwelt von Mensch und Tier. So sollen z.B. laut Hersteller-Handbuch bei Gewitter folgende Vorkehrungen getroffen werden:
Entfernen Sie sich von einer WKA. In der Nähe von WKA besteht nach einem Blitzeinschlag die Gefahr von abstürzenden Rotorteilen. Nach dem Verzug des Gewitters empfiehlt der Hersteller, die Nähe von WKA mindestens eine Stunde zu meiden. Wenn die regennassen Rotorblätter weiterhin "knistern und zischen" (also weiterhin elektrisch aufgeladen sind), darf man sich der Anlage nicht nähern oder diese berühren.
Sollte es bei Ausfall der Bremsen zu einem Durchgehen des Rotors kommen, so ist die WKA umgehend zu evakuieren und eine Absperrung im Umkreis der WKA herzustellen. Versuchen Sie nicht die WEA zu stoppen oder zu "retten". Die WKA kann ersetzt werden, ein Menschenleben nicht.
Stehen Sie nicht unterhalb der Rotorblätter oder in der Nähe der WKA, wenn die Rotorblätter vereist sind.
Das von den Grünen zur Tourismusförderung propagierte Windmill-Climbing empfehlen Hersteller nicht. Zum Betreten und Besteigen des Turm geben Sie Sicherheitsvorschriften heraus:
Vor dem Aufstieg muß die WKA unbedingt abgeschaltet werden. Wenn die WKA nicht vor dem Aufstieg in den Turm am Bedienpult abgeschaltet wurde, so schaltet sich die WKA automatisch ab, wenn die Luke zur Plattform beim Aufsteigen geöffnet wird.
Zur Vermeidung unvorhergesehener Einschaltungen per Fernbedienung muß das Fernbedienungssystem vor dem Aufstieg bzw. vor einer Inspektion des Turms verriegelt und das Stationsleitsystem in den Wartungmodus versetzt werden.
Abertausende WKA schaffen natürlich auch zusätzliche, aber energetisch ineffiziente Arbeitsplätze:
Aus Sicherheitsgründen müssen grundsätzlich mindestens zwei Personen bei jeder Form der Arbeit in der WKA anwesend sein.
Sicherheitsschilder und Anweisungen in der WKA müssen beachtet werden. Ein beschädigtes oder unleserliches Schild muß erneuert werden.


Bundesverband Landschaftsschutz (BLS) e. V.
Vorsitzender: Ferdinand Fürst zu Hohenlohe-Bartenstein, Schloß, 74575
Schrozberg, 07936 289/272, Fax 765. Email: 07936272-0001@t-online.de.
Stellvertr. Vorsitzender: Raymond Dequin, Fehrbelliner Straße 83, 10119 Berlin,
Tel./Fax 030 28047647.
Schriftführer: Dieter Krämer, Friedrich-Ebert-Str. 13, 57577 Hamm, 02682 4354,
Fax 969618. Email: dieterkraemer@t-online.de
Kassenwartin: Gerda Ackermann, Oberer Hirnberg 15, 55767 Oberbrombach, 06787
8567, Fax 8603. Email: ackermannudo@hotmail.com

http://wilfriedheck.tripod.com